Globalisierung als Ordnungsaufgabe - Die Sicht des ... - Ordo Socialis
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Alfred Schüller<br />
<strong>Globalisierung</strong> <strong>als</strong> <strong>Ordnungsaufgabe</strong> –<br />
<strong>Die</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> Ordnungsökomomen<br />
gesagt – beruht jede wirtschaftliche Handlung auf Annahmen (Hypothesen oder<br />
Vermutungen), zumal die Preise, auf die sie sich stützen, stets der Vergangenheit angehören.<br />
Fünftens: Kurzfristige Kapitaltransaktionen werden <strong>als</strong> unerwünscht angesehen, weil sie zu<br />
kurzfristigen Schwankungen der Preise (Wechselkurse und Zinsen) führen können.<br />
Kurzfristige Preisausschläge und rasche Gegenbewegungen werden dabei für die<br />
Erwartungsbildung <strong>als</strong> überflüssig betrachtet. Wer kann aber beurteilen, welche<br />
Preisbewegung für die Erwartungsbildung hilfreich ist und welche nicht? Bislang bieten<br />
ökonomische Modelle, die sich auf vermeintliche Fundamentalfaktoren stützen, hierfür keine<br />
hinreichende Erklärungskraft. Ob sich solche Modelle überhaupt entwickeln lassen, ist<br />
fraglich, denn Modelle können bestenfalls ein Erklärungsmuster liefern, aber keine in die<br />
Zukunft weisenden Prozesse der tatsächlichen Marktpreisbildung abbilden.<br />
Sechstens: Auch die Annahme, nach der kurzfristige Kapitalbewegungen keine Verbindungen<br />
zum realen Sektor aufweisen, ist normalerweise nicht begründet, wenn der Staat . <strong>Die</strong><br />
Trennung real und finanziell scheint im traditionellen Glauben gefangen, dass das Geld ein<br />
Schleier <strong>des</strong> realen Sektors ist. <strong>Die</strong>se Auffassung verkennt, dass Kapitalmärkte und<br />
Gütermärkte in vielfältiger Weise miteinander verknüpft sind, dass erhebliche Teile <strong>des</strong><br />
realwirtschaftlichen Sektors nur dadurch existieren, dass eine Finanzierungsgrundlage hierfür<br />
geschaffen werden konnte. Unzählige Investitionsobjekte mit langfristiger Nutzungs- und<br />
Ertragsdauer werden immer wieder auch über kurzfristige Kredite aus dem In- und Ausland<br />
(zwischen-)finanziert. In dieser Fristentransformation liegt ein großes Problem, das schon<br />
Adam Smith erkannt hat und bis heute nicht gelöst ist. <strong>Die</strong> Methode der Verbriefung von<br />
traditionellen festverzinslichen Hypotheken in den USA ist hierfür ein Beispiel, das in<br />
Verbindung mit der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise eine unrühmliche Rolle spielt.<br />
Durch die Finanzinnovation der sog. Subprime-Kredite wurden nach 2001 auf Initiative der<br />
amerikanischen Regierung billigere Hypotheken mit kürzerer Laufzeit, aber höheren, wenn<br />
auch weltweit gestreuten Risiken geschaffen. <strong>Die</strong> Methode der verbilligten<br />
Immobilienfinanzierung, bewusst begünstigt durch eine Niedrigzinspolitik der USamerikanischen<br />
Zentralbank, soll entscheidend dazu beigetragen haben, dass in den USA der<br />
Anteil der Hausbesitzer von 65 % im Jahre 1995 auf 69 % im Jahre 2006 angestiegen ist<br />
(Illing, 2007, S. 19).<br />
Der amerikanische Notenbankpräsident hat im Februar 2004 das Bankensystem aufgefordert,<br />
von dieser Finanzinnovation im Interesse der Konsumenten verstärkten Gebrauch zu machen.<br />
Dabei hat er übersehen, dass das neue Instrument dazu verführt, immer mehr Kredite zu<br />
vergeben, ohne die zugrunde liegenden Risiken und die Wertgrundlage der kreditierten<br />
Vermögen ernsthaft zu prüfen. <strong>Die</strong>se wurden in dem Augenblick sichtbar, in dem immer mehr<br />
Hausbesitzer mit der Einlösung der inzwischen weltweit gestreuten Subprime-Kredite bei<br />
fallenden Preisen der Sicherheitsobjekte in Zahlungsnot gerieten. Der Preisverfall für die<br />
verbrieften, weltweit gestreuten Subprime-Kredite löste in dem Maße eine weltweite<br />
Liquiditätskrise aus, wie die extrem hohe Beteiligung deutscher und französischer<br />
Staatsbanken an entsprechenden Finanzinstituten bekannt wurde. <strong>Die</strong>s führte unter der<br />
Bedingungen der Internationalisierung <strong>des</strong> Finanzmarktgeschehens zu krisenhaften<br />
Entwicklungen in anderen Teilen <strong>des</strong> weltoffenen Marktsystems – bis hin zu einer verstärkten<br />
Volatilität der Wechselkurse. Vor einer allzu großzügigen Niedrigzinspolitik der<br />
Zentralbankführung, schlecht funktionierenden Bankenaufsicht, eklatanten<br />
Risikofehleinschätzung von Finanzinstituten und einer offenkundigen Sorglosigkeit von<br />
Kreditgebern und –nehmern hätte eine Tobin-Steuer nichts ausrichten können. Das<br />
Aufkommen <strong>des</strong> Subprime-Marktes im Bereich der US-amerikanischen<br />
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