Globalisierung als Ordnungsaufgabe - Die Sicht des ... - Ordo Socialis
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Alfred Schüller<br />
<strong>Globalisierung</strong> <strong>als</strong> <strong>Ordnungsaufgabe</strong> –<br />
<strong>Die</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> Ordnungsökomomen<br />
gegenüber der D-Mark und gegenüber dem japanischen Yen korrigieren wollten. <strong>Die</strong>se<br />
Interventionsphase wird <strong>als</strong> die Phase der Plaza-Louvre-Interventionsakkord bezeichnet. 54<br />
Das Ergebnis der Devisenmarkteingriffe war enttäuschend. Zwar konnte die Dollarabwertung<br />
erreicht werden, doch um den Preis einer Schwankung <strong>des</strong> Dollarkurses um eine Bandbreite<br />
von insgesamt 26 %. <strong>Die</strong> Volatilität der Wechselkurse war in dieser Zeit kaum geringer <strong>als</strong> in<br />
anderen Phasen <strong>des</strong> freien Floating.<br />
Flexible Wechselkurse verteuern aber die internationalen Wirtschaftsbeziehungen<br />
vornehmlich durch ihre Schwankungen, nicht durch ihre generellen Trend. Allein mit der<br />
Ankündigung von Interventionen werden mehr oder weniger hektische<br />
Devisenmarkttransaktionen ausgelöst. Im Falle <strong>des</strong> US-Dollars sollte ja eine Abwertung<br />
erreicht werden, deren Ausmaß den Devisenmärkten aber nicht mitgeteilt wurde. <strong>Die</strong><br />
Spekulation um das Wechselkursziel wurde so zu einem eigenen Motiv der<br />
Devisenmarkttransaktionen. Weil man sich weder über das Wechselkursziel noch über<br />
entsprechende Interventionen einig werden konnte, wurden schnell Milliarden ohne Wirkung<br />
verpulvert. <strong>Die</strong> Kontrolle über die Geldmenge und die Sicherung der Geldwertstabilität<br />
gerieten hierbei immer wieder in Gefahr.<br />
In der Wissenschaft haben die negativen Erfahrungen mit hoheitlichen<br />
Devisenmarktinterventionen zu Überlegungen geführt, wie man die Wechselkurse<br />
systematisch in einem Korridor halten könnte, ohne das Gegenteil zu bewirken und ohne mit<br />
dem Ausmaß einer den nationalen Handlungsspielraum einengenden wirtschaftspolitischen<br />
Kooperation zu weit zu gehen. Das Ergebnis ist einmal das sog. Zielzonen-System, in dem der<br />
Wechselkurs verlässlich um einen bestimmten Mittelwert schwankt, zum anderen die Tobin-<br />
Steuer.<br />
c. Stabilisierung der Wechselkurse durch ein geregeltes Zielzonenkonzept<br />
Das Zielzonen-Konzept 55 geht davon aus, dass vollkommen feste wie auch vollkommen<br />
flexible Wechselkurs Vor- und Nachteile aufweisen. Für vollkommen feste Wechselkurse<br />
sprechen die geringen Transaktionskosten, gegen sie sprechen die genannten hohen<br />
Anforderungen an die Bereitschaft, auf wirtschaftspolitische Souveränität zu verzichten.<br />
Flexible Wechselkurse kommen umgekehrt dem Wunsch nach wirtschaftspolitischer<br />
Autonomie entgegen, gehen aber mit hohen Transaktionskosten aus dem Umgang <strong>des</strong><br />
Wirtschaftsverkehrs mit Wechselkursschwankungen einher. Sinnvoll erscheint daher das<br />
Zielzonen-Konzept <strong>als</strong> streng geregeltes Mischsystem, das die Vorteile miteinander verbindet,<br />
zugleich aber die Nachteile minimiert. In der Zeit <strong>des</strong> Goldstandards gab es einen<br />
Wechselkurskorridor, der durch die Goldversendungskosten bestimmt ist. Ohne Gold <strong>als</strong><br />
Steuerungsgröße aber muss ein solcher Korridor andere Konstruktionselemente enthalten.<br />
Entscheidend für die Zielzone ist die Geldmenge <strong>als</strong> Steuergröße: Wird der Wechselkurs<br />
fixiert, so müssen sich die Zentralbanken zu symmetrischen geldpolitischen Interventionen<br />
verpflichten: Wird die Währung (Euro) von Land A abgewertet, muss es seine Geldmenge<br />
reduzieren, die Aufwertungsländer müssen geldpolitisch expansiv handeln, damit beiderseits<br />
eine Aufwertungstendenz der A-Währung und eine Abwertung der B-Währung entstehen<br />
kann.<br />
<strong>Die</strong> Kräfte gegen die Abwertungsbewegung der A-Währung werden durch die<br />
Devisenspekulation unterstützt: Je näher sich der Wechselkurs z. B. an den oberen Rand <strong>des</strong><br />
54<br />
Nach den Treffen der Finanzminister am 22.9.1985 im Plaza-Hotel New York und dem G 7 Treffen im<br />
Februar 1987 im Louvre (Paris).<br />
55<br />
Siehe Williamson (1989); Streit (1990); Gutowski (1988).<br />
51