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Globalisierung als Ordnungsaufgabe - Die Sicht des ... - Ordo Socialis

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Alfred Schüller<br />

<strong>Globalisierung</strong> <strong>als</strong> <strong>Ordnungsaufgabe</strong> –<br />

<strong>Die</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> Ordnungsökomomen<br />

Währungsreserven <strong>als</strong> Quelle der Geldschöpfung und der Inflation. Wenn aber die Gefahr <strong>des</strong><br />

Inflationsimports annähernd gebannt ist, kann sich auch eine vom Ausland ausgehende<br />

Inflation nicht ausbreiten, wie es im Bretton Woods-System unter dem Einfluss der<br />

inflationstreibenden amerikanischen Wirtschaftspolitik seit Anfang der 60er Jahre <strong>des</strong> vorigen<br />

Jahrhunderts der Fall war (siehe Kapitel V, 2).<br />

Bei wirtschaftspolitischen Inkonsistenzen und Zielkonflikten, die bei einer Vielzahl<br />

unterschiedlich geordneter und entwickelter Länder auftreten, die von den Vorteilen einer<br />

weitgehender handels- und währungspolitischer Öffnung profitieren wollen, zugleich aber im<br />

Bereich der inneren Ordnungs- und Wirtschaftspolitik Defizite aufweisen, vermögen flexible<br />

Wechselkurse von den extrem hohen Anforderungen, die der feste Wechselkurs hinsichtlich<br />

der institutionellen Ausformung auf der nationalen Ordnungsebene stellt, zu entlasten.<br />

Flexible Wechselkurse erleichtern die außenwirtschaftliche Flankierung von Reform- und<br />

Aufholprozessen und die Absicherung der geld- und fiskalpolitischen Stabilisierung. Sie<br />

unterstützen die notwendige Entstaatlichung und Entpolitisierung <strong>des</strong> Unternehmenssektors,<br />

dienen <strong>als</strong> marktkonformer Wettbewerbsschutz und sind Voraussetzung für eine effektive<br />

Notenbankautonomie. Flexible Wechselkurse mögen politisch unbequem sein, ökonomisch<br />

stellen sie jedoch die günstigste Lösung auf dem Weg zur Marktwirtschaft dar. Sie tragen in<br />

jedem Fall dem Umstand Rechnung, dass es für die weltwirtschaftliche Integration<br />

aufholender Länder auf realistische, d. h. von den Marktkräften bestätigte Wechselkurse<br />

ankommt. Realistische Wechselkurse erfordern aber die Freizügigkeit <strong>des</strong> internationalen<br />

Handels- und Zahlungsverkehrs, <strong>als</strong>o die realwirtschaftliche und monetäre Konvertibilität.<br />

<strong>Die</strong>se hat <strong>des</strong>halb einen höheren Wert <strong>als</strong> der feste Wechselkurs. Deshalb bleibt festzuhalten<br />

(Willgerodt, 1978, S. 252): „Wer monetäre Disziplin, Marktwirtschaft mit effektiver<br />

Staatstätigkeit, den Rechtsstaat und eine klug dosierte Strategie wählt, wird den Erfolg sehen,<br />

auch wenn ihn internationale Organe dafür diskriminieren“, das Urteil der internationalen<br />

Kapitalmärkte wird normalerweise um so günstiger und hilfreicher für die weltwirtschaftliche<br />

Integration sein.<br />

4. Zwischen festen und beweglichen Wechselkursen: <strong>Die</strong> Suche<br />

nach einem Mischsystem<br />

a. Der Wunsch nach wirtschaftspolitischer Souveränität<br />

Bereits in den sechziger Jahren wurde - noch innerhalb <strong>des</strong> Systems von Bretton Woods - die<br />

Frage nach Reformmöglichkeiten gestellt. Denn die in diesem System spürbaren Konflikte<br />

resultierten aus unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Zielen, die schließlich 1973<br />

zahlreiche Länder veranlassten, den Wechselkurs ihrer Währungen freizugeben. Andere<br />

Länder verknüpften das Floating mit einer regionalen Währungskooperation – wie das<br />

Europäischen Währungsabkommen (EWA), das 1979 zum Europäischen Währungssystem<br />

(EWS) führte, das ebenfalls an Zielkonflikten zwischen den Teilnehmerländern gescheitert<br />

ist.<br />

Mit der Freigabe der Wechselkurse wurde eine Erkenntnis bestätigt, die schon in den frühen<br />

50er Jahren von weitsichtigen Wissenschaftlern vertreten wurde 50 : Wechselkurse lassen sich<br />

nur in engen Grenzen stabilisieren, wenn die beteiligten Länder auf wirtschafts- und<br />

währungspolitische Alleingänge verzichten und sich von einem wirtschafts- und<br />

währungspolitischen Konsens leiten lassen. Schon in der Nachkriegszeit waren die<br />

wirtschaftspolitischen Prioritäten sehr unterschiedlich. Eine verbreitete Rückkehr zum Primat<br />

der Währungspolitik konnte nicht erwartet werden. Unter dieser Bedingung gibt es nur<br />

50 Meyer (1951); Friedman (1962); Sohmen (1973).<br />

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