Globalisierung als Ordnungsaufgabe - Die Sicht des ... - Ordo Socialis
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Alfred Schüller<br />
<strong>Globalisierung</strong> <strong>als</strong> <strong>Ordnungsaufgabe</strong> –<br />
<strong>Die</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> Ordnungsökomomen<br />
Entstehung und Wandel <strong>des</strong> IWF sind das Ergebnis von politischen und wirtschaftlichen<br />
Konstellationen, die eindrucksvoll zeigen, wie die weltwirtschaftliche Vormachtstellung eines<br />
großen Lan<strong>des</strong>, nämlich der USA, eine vergleichsweise stabile internationale<br />
Währungsordnung begründen, bei einer anderen Regelauslegung aber auch an den Rand <strong>des</strong><br />
Abgrunds bringen kann. So haben die USA unter dem Einfluss der Wirtschaftspolitik der<br />
Kennedy- und Johnson-Administration seit Anfang der 60er Jahre ihre in den 40er Jahren<br />
begründete führende währungspolitische Autorität in der Welt verspielt. <strong>Die</strong>s geschah in dem<br />
Maße, wie die USA das Regelwerk <strong>des</strong> IWF für nationale Zwecke missbrauchten. Seitdem ist<br />
die integrierende Frieden stiftende und die Kooperation Kraft der Regeln der Goldwährung,<br />
die ohnehin von Beginn an im Fonds eine schwache Verankerung gefunden hatten, völlig<br />
ausgeschaltet worden.<br />
Der Anfang der 60er Jahre von den USA begonnene Missbrauch <strong>des</strong> Finanzierungsprivilegs<br />
<strong>des</strong> Leitwährungslan<strong>des</strong> wurde in der Folge nachgeahmt, gleichsam globalisiert. <strong>Die</strong><br />
Stabilisierungsaufgabe wurde in der willfährigen Befriedigung eines rasch zunehmenden<br />
dubiosen Finanzierungsbedarfs von Ländern gesehen, die dem Grundsatz „Internationalism<br />
like charity begins at home“ zuwiderhandelten. So nahm der Fonds schließlich seit der<br />
Wechselkursfreigabe im Jahre 1973 immer mehr – in Konkurrenz zu seinem<br />
Schwesterinstitut, der Weltbank - den Charakter einer Entwicklungsbank an, nachdem er mit<br />
dem neuen Wechselkursregime eigentlich seine eigentliche Aufgabe verloren hatte. Um so<br />
stärker versucht der Fonds seitdem – im Wettbewerb mit dem Aufgabenfeld der Weltbank –<br />
sich auf dem Gebiet der Finanzierung der Entwicklungs- und Transformationsländer zu<br />
profilieren. Seit 2009 widmet er sich verstärkt der Bekämpfung der internationalen<br />
Finanzkrise, wobei er in allen drei Aufgabengebieten seine Kredite – anders <strong>als</strong> die Weltbank<br />
– nicht marktmäßig aufbringen muss. Es liegt <strong>des</strong>halb die Annahme nahe, dass er seinen<br />
diskretionären Handlungsspielraum durchaus für eigene bürokratische<br />
Expansionsbestrebungen nutzen kann und nutzt. Dem kommt entgegen, dass die<br />
Mitgliedsländer vom IWF eine binnen- und außenpolitisch möglichst reibungslose Erledigung<br />
unerfreulicher nationaler Aufgaben erwarten. Hierzu zählt seine Bereitschaft, sich für<br />
Kreditauflagen, die – mögen sie noch so weich sind - von den Kreditnehmern regelmäßig <strong>als</strong><br />
unangenehm empfunden werden, <strong>als</strong> Sündenbock an den Pranger stellen zu lassen.<br />
3. Feste oder bewegliche Wechselkurse?<br />
a. Historische Erfahrungen<br />
Es gibt drei Arten <strong>des</strong> Ausgleichs der internationalen Zahlungen: <strong>Die</strong> Devisenbewirtschaftung<br />
<strong>als</strong> nicht-marktwirtschaftliches (dirigistisch-bürokratisches) Verfahren. Sie herrschte in<br />
Europa seit den 30er Jahren bis in die 50er Jahre <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts vor – in den Ländern<br />
<strong>des</strong> Ostblocks bis 1989. Auf dieses Verfahren wird hier nicht näher eingegangen; es handelt<br />
sich um mehr oder weniger drastische Beschränkungen der Währungskonvertibiliät, sind<br />
<strong>des</strong>halb Ausdruck einer Anti-<strong>Globalisierung</strong>spolitik. <strong>Die</strong> beiden marktwirtschaftlichen<br />
Varianten beruhen auf festen Paritäten oder flexiblen Wechselkursen, dem sog. Floating.<br />
Welches System verdient in der Anwendung und im Hinblick auf bestimmte Konstellationen<br />
und Ziele den Vorzug? (siehe Meyer, 1951, S. 345 ff.). Was zeigen die Erfahrungen?<br />
Bis 1914 erschien es selbstverständlich, dass die Wechselkurse stabil zu halten sind.<br />
Jahrhunderte lang herrschten metallische Währungen vor. <strong>Die</strong> Währungsgleichungen waren<br />
fixiert, damit auch die Wechselkurse. <strong>Die</strong>ser Sachverhalt kann auch folgendermaßen<br />
ausgedrückt werden: Von den drei Zielen, die mit der Währungspolitik verfolgt werden<br />
können (Ausgleich der internationalen Zahlungen bei unverändertem Bestand an<br />
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