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Globalisierung als Ordnungsaufgabe - Die Sicht des ... - Ordo Socialis

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Alfred Schüller<br />

<strong>Globalisierung</strong> <strong>als</strong> <strong>Ordnungsaufgabe</strong> –<br />

<strong>Die</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> Ordnungsökomomen<br />

Gründung von Unternehmen und der Schaffung von Arbeitsplätzen, behindert werden. Für<br />

eine Weltwirtschaft im <strong>Die</strong>nst der Freiheit und <strong>des</strong> Wohlstands aus der hier eingenommenen<br />

<strong>Sicht</strong> scheinen die Perspektiven günstiger, wenn auf der Ebene der WTO keine<br />

Vereinbarungen getroffen werden, die dem Anspruch einer internationalen Verfassung der<br />

Wettbewerbsfreiheit zuwiderlaufen. Damit kann auch der Systemwettbewerb offen gehalten<br />

werden, der die politischen Parteien herausfordert, ihr Wissen um international<br />

wettbewerbsfähige Ordnungen zu verbessern und sich auf dem Wählerstimmenmarkt um die<br />

Zustimmung für entsprechende Reformen zu bemühen. Hierbei wird vor allem die Anmaßung<br />

staatlicher Allzuständigkeit im Verständnis einer schrankenlosen Majoritätsdemokratie, die<br />

zum ökologischen und ethischen Protektionismus neigt, auf den Prüfstand kommen (Kapitel<br />

XV).<br />

XII. <strong>Globalisierung</strong> und Weltwährungsordnung<br />

<strong>Die</strong> weltweite Wirtschaftsverflechtung löst vielfältige Transaktionen zwischen einer Vielzahl<br />

verschiedener Länder aus, die eines gemeinsam haben: Es sind Zahlungen zwischen<br />

verschiedenen Währungsgebieten zu leisten. Eine Globalbetrachtung der internationalen<br />

Wirtschaftsbeziehungen spitzt sich <strong>als</strong>o zu auf die Frage nach dem Ausgleich der<br />

internationalen Zahlungen. Aus Gründen niedriger Transaktionskosten kann in einer<br />

geldwirtschaftlichen Regelkonstellation, die unter den Bedingungen der freien<br />

Umtauschbarkeit (Konvertibilität) von Währungen permanent fixe Wechselkurse ermöglicht,<br />

eine ideale internationale Währungsordnung gesehen werden.<br />

1. <strong>Die</strong> währungspolitischen Voraussetzungen der <strong>Globalisierung</strong> im<br />

19. Jahrhundert – Lehren für heute<br />

<strong>Die</strong>sem Ideal kam im 19. Jahrhundert die entwickelte Goldwährung nahe. <strong>Die</strong>se<br />

Währungsordnung kann bis heute <strong>als</strong> Maßstab und Prüfstein für die internationale<br />

Kooperationsbereitschaft und –fähigkeit von Regierungen angesehen werden. Hierbei wird<br />

die Wechselkursbildung <strong>als</strong> Mittel der Währungsverknüpfung nicht per Beschluss oder Dekret<br />

von oben organisiert, sondern <strong>als</strong> Ergebnis der gemeinsamen Beachtung bestimmter Regeln<br />

und Funktionsprinzipien erreicht (siehe Lutz, 1935, S. 244 f.). <strong>Die</strong> selbstbindende und sich<br />

selbst durchsetzende Kraft dieser quasi-rechtsstaatlichen Regeln war so stark und<br />

selbstverständlich, dass es weder eines internationalen Abkommens, einer Delegation von<br />

nationalen Kompetenzen an supranationale Organisationen, noch einer dominierenden<br />

Währungsautorität bedurfte. Das Problem der Wechselkursanpassung und der Finanzierung<br />

durch Kredite im Verlauf <strong>des</strong> Ausgleichs der internationalen Zahlungen wird im Rahmen<br />

dieser Regeln marktmäßig gelöst – und nebenbei entsteht beim Ausgleich der internationalen<br />

Zahlungen ein System prinzipiell fester Wechselkurse.<br />

Allerdings sind die genannten Selbstbindungen der Regierungen sehr anspruchsvoll: 47<br />

Verzicht auf autonome Konjunktur- und Beschäftigungspolitik, auf Handelsprotektionismus,<br />

Gewährleistung beweglicher Faktor- und Güterpreise, internationale Wanderungsfreiheit für<br />

Human-, Sach- und Finanzvermögen, Regeltreue und Vertrauenssicherung. <strong>Die</strong>se<br />

47 <strong>Die</strong>se Bedingungen hat Lutz (1935 wie folgt zusammengefasst: Verzicht auf autonome Beschäftigungs- und<br />

Konjunkturpolitik (das schließt notwendigerweise die Trennung von Geld- und Fiskalpolitik ein), auf<br />

Handelsprotektionismus, Sicherung einer hohen Preisflexibilität, internationales Vertrauen in die<br />

Wirtschaftspolitik <strong>des</strong> Fixkurslan<strong>des</strong>. Insgesamt erfordern verlässliche feste Wechselkurse Länder, in denen<br />

Wettbewerbsordnungen bestehen, und eine gemeinsame Währungsordnung, „in der gleichsam ein Gesetz der<br />

Erhaltung der Kaufkraft wirksam ist“ (Fritz W. Meyer). Zur Frage feste oder bewegliche Wechselkurs im<br />

Zusammenhang mit aufholenden Ländern siehe Weber (1995, S. 235) und Wentzel (1995, S. 153 ff.).<br />

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