Globalisierung als Ordnungsaufgabe - Die Sicht des ... - Ordo Socialis
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Alfred Schüller<br />
<strong>Globalisierung</strong> <strong>als</strong> <strong>Ordnungsaufgabe</strong> –<br />
<strong>Die</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> Ordnungsökomomen<br />
weiterentwickeln, wettbewerbsfeindlichen Marktstrukturen entgegenwirken.<br />
Direktinvestitionen haben gegenüber anderen unternehmerischen Auslandsengagements den<br />
Vorteil, in den Zielländern Finanzierungsmittel, Sachinvestitionen, unternehmerisches<br />
Entscheiden und Haften in einer standortspezifischen Kombination wirksam werden zu<br />
lassen. Längerfristige Bindungen und ständige Austauschbeziehungen der<br />
Kooperationspartner ermöglichen aus sich heraus ein dem Frieden dienen<strong>des</strong> Verständnis<br />
zwischen In- und Ausländern und ein praktisches Erleben der produktiven Bedeutung von<br />
Rechtssicherheit.<br />
Vielfach besteht die Auffassung, dass der sich selbst überlassene Wettbewerb auf weltweit<br />
integrierten Märkten weniger zur Selbstauflösung neigt <strong>als</strong> auf nationalen Märkten. Hier wird<br />
angenommen, dass Marktfreiheit und Wettbewerb auch im <strong>Globalisierung</strong>sprozess ein<br />
öffentliches Gut bleiben, weil die Nachfrage nach den Vorzügen <strong>des</strong> Wettbewerbs strukturell<br />
größer ist <strong>als</strong> die Bereitschaft, bewusst zu seiner Sicherung beizutragen:<br />
- So passen sich international tätige Unternehmen den staatlich gesetzten<br />
Ordnungsbedingungen an, <strong>als</strong>o auch den Wettbewerbsregeln der Zielländer. <strong>Die</strong><br />
Wettbewerbswirkungen von Direktinvestitionen hängen <strong>des</strong>halb von einer widerspruchsfreien<br />
Wirtschaftsverfassung <strong>des</strong> Wettbewerbs insgesamt ab. So können z. B. in den Gastländern die<br />
Preise nicht knappheitsgerecht sein, weil der Staat, um Inflation zu bekämpfen, nicht die<br />
Ursache einer zu reichlichen Geldversorgung, sondern mit der Preisregulierung die Symptome<br />
bekämpft und marktwidrige, <strong>als</strong>o unrealistische Wechselkurse vorschreibt. Dann kann auch<br />
die Kalkulationsgrundlage für Investitions- und Produktionsentscheidungen nicht<br />
knappheitsgerecht sein. Aus diesem Blickwinkel liegt es nahe, in einer<br />
wettbewerbskonformen Wirtschaftspolitik und in ökonomischer Sozialethik zwei<br />
Bezeichnungen für denselben Sachverhalt zu sehen. Ein Versagen der Wirtschaftspolitik kann<br />
durch ein noch so gut gemeintes sozialethisches Bemühen der Direktinvestoren und Politiker<br />
nicht beseitigt werden.<br />
- Bei Direktinvestitionen, die unter wettbewerbswidrigen Bedingungen 36 getroffen werden,<br />
sind Gewinnerwartungen kein angemessener Erfolgsausweis für einen volkswirtschaftlich<br />
wünschenswerten Ressourceneinsatz.<br />
<strong>Die</strong> nationalen oder – wie im Falle der EU und anderer Integrationsräume – regionalen<br />
Maßstäbe für die Beurteilung privatwirtschaftlicher Marktmacht können mit der<br />
<strong>Globalisierung</strong> vielfältiger und widersprüchlicher werden. <strong>Die</strong> nachstehenden Sachverhalte<br />
werden hierdurch komplizierter:<br />
- Marktmacht durch kartellartige Wettbewerbsbeschränkungen: 37 <strong>Die</strong>se haben das Ziel,<br />
Konkurrenten, Marktteilnehmer auf vor- und nachgelagerten Wirtschaftsstufen bis hin zu<br />
den Käufern zu behindern oder auszubeuten.<br />
- Marktmacht durch Unternehmenswachstum: Der durch internes Unternehmenswachstum<br />
gewonnene Markteinfluss kann meist <strong>als</strong> Ausdruck eines volkswirtschaftlich erwünschten<br />
Leistungserfolgs aus eigener Kraft und <strong>des</strong>halb auch global <strong>als</strong> wettbewerbspolitisch<br />
unbedenklich angesehen werden. Marktmachttendenzen durch externes<br />
36 Zum Beispiel mit Hilfe von monopolistischen, protektionistischen oder mit anderen Privilegien geschützte<br />
Angebotspositionen wie Subventionen, Kartellabsprachen, staatlichen Lieferaufträgen oder Beteiligungen, Preisund<br />
Absatzgarantien oder Verlustübernahmen durch den Staat.<br />
37 Preisabreden, mengen- und gebietsmäßige Marktaufteilungen, Import- und Exportkartelle, diskriminierende<br />
Preisdifferenzierungen, Ausschließlichkeitsbindungen, Koppelungsgeschäfte, Vertriebs- und<br />
Verwendungsbeschränkungen, internationale Marktaufteilungen mit Hilfe von wettbewerbsbeschränkend<br />
eingesetzten gewerblichen Schutzrechten, der Poolung von Patenten, rabattspezifischen Auftragskonzentrationen<br />
usw.<br />
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