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Globalisierung als Ordnungsaufgabe - Die Sicht des ... - Ordo Socialis

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Alfred Schüller<br />

<strong>Globalisierung</strong> <strong>als</strong> <strong>Ordnungsaufgabe</strong> –<br />

<strong>Die</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> Ordnungsökomomen<br />

Nachahmung. Auf der Ebene der Internationalen Finanzorganisationen IWF und Weltbank<br />

setzten die USA auf eine Politik <strong>des</strong> billigen Gel<strong>des</strong> im <strong>Die</strong>nste von Wachstums- und<br />

Entwicklungszielen, die sich bald schon <strong>als</strong> unrealistisch herausstellten, zugleich aber eine<br />

weltweite Inflation mit starken Neigungen auslösten, Gläubigerpositionen zu diskriminieren<br />

und die Binnen- und Außenwirtschaftspolitik interventionistisch zu gestalten. Damit rückte<br />

der Niedergang <strong>des</strong> Weltwährungssystems von Bretton Woods näher (siehe Kapitel XIII). <strong>Die</strong><br />

vordringenden Regulierungen <strong>des</strong> internationalen Zahlungsverkehrs boten zugleich Anreize<br />

für Innovationsprozesse im monetären Sektor, die es erlaubten, die nationalen Regulierungen<br />

<strong>des</strong> Devisenmarktgeschehens zu umgehen. Das Ergebnis war unter anderem die Entstehung<br />

der Euro-Märkte. Es zeigte sich, dass nationale Regulierungen – freilich bei grundsätzlicher<br />

Offenheit der Volkswirtschaften – schon dam<strong>als</strong> einer spürbaren Sanktionierung ausgesetzt<br />

waren. Ähnlich wie die Euromärkte sind Entstehung und Verbreitung von Finanzinnovationen<br />

vielfach Reaktionen auf Regulierungen der nationalen Finanzmärkte. So entstanden parallel<br />

zur zunehmenden Irrealität <strong>des</strong> Fixkurssystems von Bretton Woods und zu wachsenden<br />

politischen Neigungen, den Kapitalverkehr zu beschränken, Wünsche der Marktteilnehmer,<br />

ihre Währungspositionen effektiv abzusichern. <strong>Die</strong> Expansion der neuen Finanzierungs-,<br />

Anlage- und Arbitragefazilitäten wurde hierbei durch die Entwicklung der<br />

<strong>Globalisierung</strong>stechnik erheblich begünstigt.<br />

VI. Ordnungspolitische Triebkräfte auf dem Weg der<br />

<strong>Globalisierung</strong><br />

Zusammen mit der ungewöhnlichen Ansammlung von nationalen und weltweiten<br />

ordnungspolitischen Fehlentwicklungen und Enttäuschungen war eine Konstellation<br />

entstandn, die für die wirtschaftspolitische Neuorientierung in Großbritannien und in den<br />

USA eine im Vergleich zum Liberalisierungsprozess der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

günstigere Ausgangslage bot – und damit für die Entstehung <strong>des</strong>sen, was <strong>als</strong> wirtschaftliche<br />

<strong>Globalisierung</strong> bezeichnet wird. Margaret Thatcher ab 1979 25 und Ronald Reagan seit 1980<br />

(Hasse, 1990, S. 363 ff.) vollzogen eine grundlegende Wende in der Wirtschaftspolitik, die<br />

mit den Begriffen monetäre Stabilisierung, Deregulierung, Privatisierung und Revitalisierung<br />

der Marktkräfte nur grob umrissen werden kann. <strong>Die</strong>s geschah mehr oder weniger direkt unter<br />

Berufung auf das Gedankengut von Adam Smith, Friedrich A. von Hayek, von Milton<br />

Friedman und von anderen liberalen Ordnungsökonomen. In Großbritannien haben die<br />

weitgreifenden wirtschaftspolitischen Reformen und die Entwicklung der<br />

Kapitalmarktordnung nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit britischer Unternehmen auf den<br />

Güter- und Faktormärkten, sondern auch die Attraktivität Großbritanniens <strong>als</strong> Finanzplatz und<br />

Produktionsstandort wiederbelebt. Andere westliche Industriestaaten sowie eine Reihe von<br />

Entwicklungsländern haben sich diesem Politikwechsel angeschlossen und ebenfalls davon<br />

profitiert.<br />

<strong>Die</strong> damit ausgelöste Innovations- und Wachstumsdynamik ging einher mit einer sprunghaft<br />

zunehmenden Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit und der Finanzmärkte, mit<br />

dem raschen Vordringen <strong>des</strong> substitutiven (intra-industriellen) gegenüber dem<br />

komplementären (inter-industriellen) Güteraustausch, mit dem Aufkommen neuer<br />

25 Der Politikwechsel folgte - hier wie meist auch sonst - einer tiefen Krise: In England verursachte die<br />

Streikwelle zwischen November 1978 und März 1979 („Winter of Discontent“) einen Zusammenbruch <strong>des</strong><br />

öffentlichen Verkehrs, die Schließung der Schulen, einen Aufnahmestopp in den Krankenhäusern, riesige<br />

Müllberge auf den Straßen und die Einschränkung der Versorgung mit Energie und Nahrungsmitteln. <strong>Die</strong>se<br />

Beeinträchtigung der Lebensqualität beantworteten die Wähler im Mai 1979 durch ein mehrheitliches Votum für<br />

Margaret Thatcher (siehe Strätling, 2000, S. 113).<br />

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