Globalisierung als Ordnungsaufgabe - Die Sicht des ... - Ordo Socialis
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Alfred Schüller<br />
<strong>Globalisierung</strong> <strong>als</strong> <strong>Ordnungsaufgabe</strong> –<br />
<strong>Die</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> Ordnungsökomomen<br />
Reichtums“, die „Vergesellschaftung“ von Grund und Boden, der Naturschätze, der<br />
Schlüsselindustrien und Banken, eine weitreichende staatliche Investitionslenkung und<br />
Strukturpolitik, die Verstaatlichung der sozialen Sicherheits-, Bildungs-, Gesundheits- und<br />
Kultureinrichtungen, ein Recht auf Arbeit, das substantiell nur mit einer Pflicht zur Arbeit<br />
nach staatlichen Vorgaben zu realisieren ist. Mit Hilfe internationaler Vereinbarungen und<br />
Organisationen sollen darüber hinaus weltweit verbindliche Arbeits-, Sozial-, Bildungs- und<br />
Umweltstandards zur Vereinheitlichung („Harmonisierung“) von Kosten, Preisen, Steuern,<br />
Beschäftigungsbedingungen und unternehmerischen Handlungsspielräumen durchgesetzt<br />
werden. Das Ziel ist die Herstellung von „Wettbewerbsgleichheit“ <strong>als</strong> Ergebnis einer<br />
politischen Anordnung.<br />
Ausgangspunkt ist hierbei die zutreffende Annahme: Das Kooperationsmodell, das auf den<br />
Regeln der Gerechtigkeit beruht, versagt bei der Aufgabe, eine egalitäre Vermögens- und<br />
Einkommenspolitik im Verständnis <strong>des</strong> nationalen und internationalen Wohlfahrtsstaates zum<br />
Maßstab nationaler und internationaler Ordnungspolitik zu machen. Unbegründet ist dagegen<br />
die Annahme, dass freie Marktkräfte dahin tendieren, die nationalen und internationalen<br />
Ungleichheiten kumulativ zu vergrößern, wie es die Dualismus-These und die These von der<br />
strukturellen Heterogenität behaupten (siehe Myrdal, 1974, S. 62 ff. und Schüller, 1989, S.<br />
411 ff.).<br />
Dagegen stellt die Weltbank (2002) fest, dass zwischen 1960 und 1980 im Gefolge der<br />
Liberalisierungen, die auf der Grundlage <strong>des</strong> Kooperationsmodells im Rahmen <strong>des</strong> GATT<br />
vereinbart worden sind, das Handelsvolumen erheblich angestiegen ist, der Großteil der<br />
Entwicklungsländer dam<strong>als</strong> aber noch davon und von der gleichzeitigen weltwirtschaftlichen<br />
Wohlstandssteigerung ausgeschlossen geblieben ist – meistens im Gefolge ihrer Präferenz für<br />
eine Importsubstitutionspolitik. 23 Dagegen haben die Länder, die seit Ende der 70er Jahre auf<br />
marktwirtschaftliche Reformen im Innern gesetzt und sich für die Welt mehr oder weniger<br />
weitgehend geöffnet haben, gegenüber den Industriestaaten aufgeholt. <strong>Die</strong>jenigen, die dies<br />
nicht getan haben, sind dagegen relativ und auch absolut zurückgefallen. <strong>Die</strong> Folgerungen, die<br />
aus empirischen Studien dieser Art gezogen werden können, bestätigen die allgemeine<br />
ordnungsökonomische Erkenntnis, nach der Einkommensungleichheiten zwischen Ländern<br />
vom Ausmaß ihrer binnen- und aussenwirtschaftlichen Reformen bestimmt sind. Für die<br />
Ungleichheit innerhalb der Länder lässt sich kein systematischer Zusammenhang zwischen<br />
dem Öffnungsgrad und dem Einkommenswachstum feststellen. Inwieweit die erzielten<br />
Wachstumserfolge stärker auf die außenwirtschaftliche Liberalisierung zurückgehen oder<br />
mehr auf die nationale Ordnungspolitik zurückzuführen sind, ist nahe liegender Weise damit<br />
zu beantworten, dass der Erfolg einer Politik der weltwirtschaftlichen Integration von der<br />
Bereitschaft abhängt, die grundlegenden Bedingungen hierfür zu Hause zu schaffen (siehe<br />
Kapitel VIII).<br />
In wirtschaftlichen Krisenzeiten erhalten Elemente <strong>des</strong> Konfliktmodells zusätzlichen Auftrieb<br />
in der Politik und in der Öffentlichkeit. Dabei wird häufig übersehen, dass die diesem Modell<br />
entsprechende dirigistisch-protektionistische Binnen- und Außenwirtschaftspolitik zum<br />
Scheitern verurteilt ist. <strong>Die</strong>s gilt auch für Vorstellungen, mit Hilfe einer Art von<br />
Weltregierung das Finanzmarktgeschehen zentral zu ordnen, entsprechende Regeln für den<br />
23 Systematisch wurde diese in den RGW-Ländern <strong>des</strong> Ostblocks praktiziert – aus Gründen der wirtschaftlichen<br />
und politischen „Störfreimachung“.<br />
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