Globalisierung als Ordnungsaufgabe - Die Sicht des ... - Ordo Socialis
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Alfred Schüller<br />
<strong>Globalisierung</strong> <strong>als</strong> <strong>Ordnungsaufgabe</strong> –<br />
<strong>Die</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> Ordnungsökomomen<br />
politischen Autonomieanspruchs, ideologischer und propagandistischer Kampagnen und<br />
internationaler Missionsaktivitäten sowie für die Durchsetzung theokratischer Lebens- und<br />
Staatsformen - bis hin zu Versuchen, die <strong>Globalisierung</strong>stechnik für Zwecke der anonymen<br />
Erpressung und Einschüchterung oder der geheimen Kommunikation von kriminellen und<br />
terroristischen Organisationen zu missbrauchen. <strong>Die</strong> <strong>Globalisierung</strong>stechnik dient in diesen<br />
Fällen der Bekämpfung jener Wertgrundlagen und Normen <strong>des</strong> freiheitlichen<br />
Verfassungsstaates, die Meinungsfreiheit, Eigentumsschutz, Toleranz und<br />
Wettbewerbsfreiheit im Sinne der Regeln gerechten Verhaltens ermöglichen.<br />
c. <strong>Die</strong> Angst vor negativen Selbstverstärkungen im <strong>Globalisierung</strong>sprozess<br />
Gegnerschaft zur <strong>Globalisierung</strong> erwächst vielfach aus enttäuschten Anleger- und<br />
Beschäftigungserwartungen. Wer ohnehin zum Pessimismus neigt, wird neue<br />
Entwicklungsperspektiven, etwa die fortschreitende Verbreitung immer leistungsfähigerer<br />
Informations- und Kommunikationstechnologien, kritisch beurteilen. Er wird sich durch die<br />
Beobachtung bestätigt sehen, dass es immer wieder zu übertriebenen Erwartungen kommt,<br />
wie die Spekulationsblasen der „New Economy“, der Internet-Ökonomie und vor allem die<br />
jüngste Finanz- und Wirtschaftskrise zeigen. Tatsächlich folgen der Euphorie 18 der<br />
Gewinnerwartungen häufig Ernüchterung und Enttäuschung. 19 Auch viele historische<br />
Beispiele bestätigen immer wieder, dass wirtschaftliches Neuland auf Vermutungswissen<br />
beruht und sich erst in einem Prozess von Versuchen und Irrtümern erschließt - verbunden mit<br />
Über- und Untertreibungen 20 , die zum Teil auf ordnungspolitisch vermeidbaren, zum Teil<br />
aber auch auf unvermeidlich unsicheren Erwartungen beruhen, in aller Regel aber nach einer<br />
Marktbereinigung während der Zeit <strong>des</strong> Experimentierens, Spekulierens und Imitierens in<br />
eine hohe rasch fortschreitende Innovations- und Investitionsdynamik einmünden können, wie<br />
Entwicklung und Expansion der Anwendungsmöglichkeiten für die modernen<br />
Kommunikations- und Informationstechnologien zeigen.<br />
Vorgänge dieser Art mahnen bei der Bewertung der Potentiale neuer Produktentwicklungen<br />
und vollmundiger Gewinnversprechungen auf allen Märkten auch <strong>des</strong>halb zur Vorsicht, weil<br />
aus der Interdependenz der Märkte Ansteckungseffekte entstehen können, wie sie nach 2003<br />
von bestimmten amerikanischen Immobilienmärkten ihren Ausgang genommen haben.<br />
Erscheinungen dieser Art unterstreichen in der Perspektive <strong>des</strong> Kooperationsmodells die<br />
Bedeutung der Aufgabe, die Funktionsfähigkeit <strong>des</strong> Finanzsektors zu verbessern, was nur<br />
18<br />
Anfang der 90er Jahre meinte Bill Gates: „The Sky is the limit“.<br />
19<br />
Allein der Nemax-Index, der sich in Deutschland von 1998 bis 2000 verachtfachte, büßte bis Ende <strong>des</strong> Jahre<br />
2001 ca. 90 % seines Wertes ein<br />
20<br />
<strong>Die</strong> finanziellen Voraussetzungen für das Geschehen auf den Gütermärkten müssen von den Finanzmärkten im<br />
allgemein, dem Kapital- und Devisenmarkt im besonderen sichergestellt werden. <strong>Die</strong> Märkte sind<br />
interdependent. Deshalb lässt sich die Liberalisierung der Gütermärkte nicht von der Liberalisierung der Kapitalund<br />
Devisenmärkte abkoppeln. Und <strong>des</strong>halb sind auch die Kapital- und Devisenmarkttransaktionen unter<br />
unsicheren Zukunftsbedingungen letztlich von Renditeerwartungen bestimmt. <strong>Die</strong>se können je nach<br />
unternehmerischer Findigkeit und Risikoeinschätzung der Akteure (private Haushalte, private und staatliche<br />
Unternehmen, Banken, Versicherungen, Investment- und Kapitalbeteiligungsgesellschaften, Börsen,<br />
Finanzmakler <strong>als</strong> Finanzintermediäre) erfüllt, aber auch enttäuscht werden. <strong>Die</strong> Bedeutung der<br />
ordnungspolitischen Aufgabe, Funktionsstörungen <strong>des</strong> Finanz- und Devisenmarktgeschehens zu verhindern,<br />
wird durch die Beobachtung unterstrichen, dass der Grad der Finanzmarktnähe <strong>des</strong> wirtschaftlichen Geschehens<br />
mit dem Entwicklungsstand, gemessen am Bruttoinlandsprodukt oder am Pro-Kopf-Einkommen, steigt. Siehe<br />
Fey (2006).<br />
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