Globalisierung als Ordnungsaufgabe - Die Sicht des ... - Ordo Socialis
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Alfred Schüller<br />
<strong>Globalisierung</strong> <strong>als</strong> <strong>Ordnungsaufgabe</strong> –<br />
<strong>Die</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> Ordnungsökomomen<br />
Und weil die Angst begründet ist, dass nationale gesinnungsethische Handlungskonzepte im<br />
internationalen Wettbewerb an Einfluss verlieren können, liegt in der Denktradition von<br />
Myrdal die Forderung nahe 15 , die „bislang weitgehend ungezügelte Dynamik der globalen<br />
wirtschaftlichen Entwicklung“ unter wirtschaftspolitische, soziale und ökologische Leitlinien<br />
einer „Global Governance“ zu unterwerfen. Wirtschaftlich aufstrebende Gesellschaften<br />
werden dagegen Vorbehalte haben. Denn bei der internationalen Ex ante-Harmonisierung von<br />
Sozi<strong>als</strong>tandards werden starke politische Kräfte darauf hinwirken, nach dem<br />
Höchstwertprinzip zu verfahren. <strong>Die</strong>se Richtwerte würden die aufholenden Länder daran<br />
hindern, ihre komparativen Kostenvorteile im internationalen Wettbewerb wahrzunehmen.<br />
Dort aber, wo im globalen Wettbewerb zu Hause angemessene Anstrengungen unterbleiben,<br />
um ertragsgünstige Innovations-, Investitions- und Finanzierungsmöglichkeiten zu nutzen,<br />
werden sich auch die Einkommens- und Wohlstandsperspektiven der immobilen Faktoren in<br />
dem Maße verschlechtern, wie sich die Kluft der Erwägungen zwischen wirtschaftlicher und<br />
politischer Rationalität vergrößert. Davon werden die Menschen, die gerne im gewohnten<br />
Umfeld leben und arbeiten möchten, besonders benachteiligt sein. <strong>Die</strong>s ist die Konsequenz<br />
einer veränderten Souveränitätssituation, vor die sich die Regierungen und supranationale<br />
Organisationen wie die EU in der globalisierten Wirtschaft gestellt sehen – vor allem<br />
hinsichtlich ihrer herkömmlichen Möglichkeiten, immobile Unternehmen und deren<br />
Mitarbeiter durch Handelsbeschränkungen und Subventionen vor dem äußeren Wettbewerb<br />
zu schützen.<br />
b. Politische Angstgemeinschaften<br />
<strong>Die</strong> weltwirtschaftliche Öffnung stößt dort auf Widerstand und bisweilen auf schroffe<br />
Ablehnung, wo statt Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit Intoleranz, freiheitsfeindlicher<br />
Doktrinarismus, dämonische Leidenschaften und totalitaristische Instinkte vorherrschen. Das<br />
gilt für Staaten wie Nordkorea, Kuba und neuerdings Bolivien und Venezuela, Teile Afrikas,<br />
einige Teile Asiens und die Gebiete, die von den radikal-islamischen Taliban beherrscht sind.<br />
Hier wird versucht, die Bevölkerung in den Zustand einer „Angstgemeinschaft“ 16 zu<br />
versetzen, zu Fehlurteilen zu verleiten und für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. <strong>Die</strong>s<br />
geschieht häufig unter Berufung auf kulturelle, vor allem religiöse Traditionen. Bei<br />
genauerem Hinsehen bestehen die stärksten Blockaden nicht in der Bevölkerung, schon gar<br />
nicht bei den Bürgern <strong>als</strong> Konsumenten, sondern in der Interessenlage politisch<br />
einflussreicher Gruppen sowie religiöser Kräfte und wirtschaftlicher Verbände, die sich selbst<br />
und ihre Mitglieder durch ein „Zuviel“ an außenwirtschaftlicher Öffnung um Machtfülle,<br />
Einkommenssicherheit und Bereicherungsmöglichkeiten auf Kosten anderer gebracht sehen.<br />
Gleichwohl nutzen solche Regierungen, die sich meist auf korrupte politische Eliten,<br />
Einparteien- und Militärregime und vielfach auf eine verhängnisvolle Entwicklungshilfe<br />
stützen 17 , die <strong>Globalisierung</strong>stechnik und die Vorteile weltoffener Märkte. Freilich geschieht<br />
das selektiv mit Hilfe einer die Meinungsfreiheit beschränkenden Staatsgewalt – nicht zuletzt<br />
im <strong>Die</strong>nste einer kostengünstigen Gestaltung und Sicherung <strong>des</strong> geistig-kulturellen und<br />
15 Enquete-Kommission <strong>des</strong> Deutschen Bun<strong>des</strong>tages „<strong>Globalisierung</strong> der Weltwirtschaft – Herausforderungen<br />
und Antworten (2001), Zwischenbericht, Bun<strong>des</strong>tagsdrucksache 14/6910, Berlin, S. 12.<br />
16 Siehe Schefczyk (2007, S. 27) mit Hinweis auf Sunstein (2007).<br />
17 So gibt es empirische Anhaltspunkte dafür, dass Entwicklungshilfeprogramme, die blind für Erwägungen<br />
wirtschaftlicher Rationalität sind, Anreize von politischen Gruppierungen verstärken, mit Putschversuchen an die<br />
Macht zu kommen. Siehe Oechslin (2006, S. 13).<br />
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