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Globalisierung als Ordnungsaufgabe - Die Sicht des ... - Ordo Socialis

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Alfred Schüller<br />

<strong>Globalisierung</strong> <strong>als</strong> <strong>Ordnungsaufgabe</strong> –<br />

<strong>Die</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> Ordnungsökomomen<br />

Verantwortungsethisch handelnde Regerungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht<br />

versuchen, mit <strong>Globalisierung</strong>sängsten der Menschen ein politisches Geschäft zu machen und<br />

deren Anfälligkeit für hysterische Reaktionen auf <strong>Globalisierung</strong>srisiken zu nutzen, um die<br />

Wiederwahlchance zu verbessern. Verantwortungsethische Regierungen sind fähig und bereit,<br />

bei den Wählern erfolgreich für einen nüchternen Vergleich der Vor- und Nachteile der<br />

<strong>Globalisierung</strong>schancen unter Hinweis auf die Kosten und Gefahren einer<br />

Antiglobalisierungsstrategie zu werben. Das wird dadurch erleichtert, dass mit der<br />

Marktausdehnung und multimedialen Vernetzung der Welt die Nachteile geradezu mit den<br />

Händen zu greifen sind, die in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht mit einer<br />

protektionistischen und autarkistischen Wirtschafts-, Währungs- und Finanzpolitik verbunden<br />

sind. Entgegen einer landläufigen Auffassung spielen staatliche bzw. im Falle der EU<br />

suprastaatliche Grenzen für globale ökonomische Transaktionen auf den Güter- und<br />

Faktormärkten (einschließlich der Arbeits-, Währungs- und Finanzmärkte) nach wie vor eine<br />

entscheidende Rolle. Aus der beispiellosen Entwicklung der <strong>Globalisierung</strong>stechnik und den<br />

hierdurch ermöglichten dynamischen Wettbewerbs- und Wachstumsprozessen folgen<br />

keineswegs zwingend nationale Identitäts- und Autoritätskrisen bzw. das Ende nationaler<br />

Politik und der Demokratie. Wer freilich dazu neigt, die gegenwärtig praktizierte<br />

„unbeschränkte“ Demokratie, die einem übermäßigen Anspruchsdenken förderlich ist, für<br />

angemessen zu halten und die damit verbundenen Anpassungsschwächen im internationalen<br />

Wettbewerb – besonders auch in Krisenzeiten – in Kauf zu nehmen, wird dies anders sehen.<br />

2. Gegner und Benachteiligte<br />

<strong>Die</strong> Gegner orientieren sich am Konfrontationsmodell unter Berufung auf unterschiedliche<br />

Annahmen und Zielsetzungen:<br />

a. Anhänger <strong>des</strong> Wohlfahrtsstaates<br />

Im politischen Prozess der Majoritäts-Demokratie ist mit machtvollen Erwartungen und<br />

Bemühungen zu rechnen, die auf ganz bestimmte wirtschaftliche und soziale Ergebnisse<br />

gerichtet sind, mag die Finalität dieses Begehrens auch im Widerspruch zur Rationalität<br />

weltoffener Märkte und zu den wohlstandsfördernden Potenzen einer entsprechenden<br />

Wettbewerbsordnung stehen und nur um den Preis erheblicher Kollektivschädigungen<br />

erreichbar sein. Parteien und Regierungen, die dem wohlfahrtsstaatlichen Fürsorgedenken<br />

anhängen, verfolgen auf dem Wählerstimmenmarkt eine politische Rationalität, die sich von<br />

unter Umständen maßlosen sozialen Gefälligkeiten nährt. Weil dies auf weltoffenen Märkten<br />

nicht ohne Wohlfahrtseinbußen der Bürger möglich ist, werden die darin liegenden<br />

Herausforderungen gerne <strong>als</strong> Ausdruck staatlicher Identitäts- und Autoritätskrisen interpretiert<br />

und <strong>als</strong> inakzeptable Gefährdung staatlicher Handlungsspielräume und der Demokratie<br />

kritisiert. 14 <strong>Die</strong> vermeidbar Benachteiligten werden auf dem Wählerstimmenmarkt zu<br />

Gegnern weltweit integrierter Märkte. Als Ausweg wird vielfach empfohlen, die<br />

Errungenschaften <strong>des</strong> Wohlfahrtsstaates durch Internationalisierung seiner Gesamtstruktur zu<br />

sichern (siehe Myrdal, 1961, S. 132 f.).<br />

14 So sehen Martin und Schumann (1998) in der <strong>Globalisierung</strong> eine ökonomische Entmachtung <strong>des</strong> Staates,<br />

einen Angriff auf Demokratie und Wohlstand. Hierbei gehen die Autoren davon aus, dass Neigungen zur<br />

unbeschränkten Parlamentsherrschaft und kritische Fragen zu den damit verbundenen wirtschaftlichen<br />

Nachteilen dem internationalen Wettbewerb der Politik entzogen sein sollten.<br />

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