Globalisierung als Ordnungsaufgabe - Die Sicht des ... - Ordo Socialis
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Alfred Schüller<br />
<strong>Globalisierung</strong> <strong>als</strong> <strong>Ordnungsaufgabe</strong> –<br />
<strong>Die</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> Ordnungsökomomen<br />
Aus dieser <strong>Sicht</strong> ist erfolgreiches Wirtschaften letztlich davon abhängig, ob und wie gut es<br />
gelingt, auf den Märkten für Güter und <strong>Die</strong>nstleistungen den Test der freien Zustimmung<br />
durch die Käufer zu bestehen. <strong>Die</strong>se Annahme beruht auf einem sozialethischen Fundament,<br />
das keineswegs selbstverständlich ist, vielmehr der Begründung bedarf:<br />
Erstens: Das Wertaxiom der Konsumentenwohlfahrt beruht auf der Idee einer von Privilegien freien<br />
Zivilrechtsgesellschaft. 12 Sie dient insofern der Wohlfahrt aller, <strong>als</strong> auch diejenigen davon profitieren, die – aus<br />
welchen Gründen auch immer – nicht, noch nicht oder nicht mehr produzieren können. Eine Unterordnung der<br />
Konsumenteninteressen unter die Interessen der Produzenten würde einem Personenkreis dienen, der<br />
zahlenmäßig sehr viel kleiner ist. <strong>Die</strong>s wäre mit dem Ideal einer von Privilegien freien Zivilrechtsgesellschaft<br />
nicht vereinbar. <strong>Die</strong> letztgültige Orientierung <strong>des</strong> Wirtschaftens an den Interessen der Konsumenten <strong>als</strong><br />
Endzweck und Ziel aller Erwerbstätigkeit steht weder im Widerspruch zum Anspruch „Sozial ist, was Arbeit<br />
schafft“, noch zur Tatsache, dass die meisten Menschen ihr Selbstwertgefühl hauptsächlich aus der Integration in<br />
die Arbeitswelt beziehen (Enzyklika „Laborem exercens“, 1981) und dass Freiheit, Freude am Leben, Lust auf<br />
Zukunft und Arbeit vielfach gleichgesetzt werden. <strong>Die</strong>s alles steht nicht im Widerspruch zum sozialethischen<br />
Fundament der Konsumentenwohlfahrt, solange die Käufer die letztlich entscheidenden Arbeitgeber der<br />
Unternehmen und ihrer Mitarbeiter sind, die ihrerseits von den guten Absatzmöglichkeiten im<br />
Leistungswettbewerb profitieren können.<br />
Zweitens: <strong>Die</strong> Konsumentenwohlfahrt <strong>als</strong> Maßstab und Prüfstein erwerbstätigen Handelns ist auch darin<br />
begründet, dass Sonderinteressen von Produzenten sich stets besser organisieren und mit machtvoller<br />
Einflussnahme auf die öffentliche Meinung, auf die politischen Parteien, die Parlamente, die Regierungen, die<br />
Verwaltung und Rechtsprechung durchsetzen lassen, <strong>als</strong> die Interessen der Konsumenten. Es ist <strong>des</strong>halb nur<br />
konsequent, wenn die Christliche Soziallehre diese Machtstellung in der geltenden Staats- und<br />
Wirtschaftsverfassung nicht zum Zuge kommen lassen möchte, vielmehr das Gemeinwohl im hier verstandenen<br />
Sinne über die Sonderinteressen der Verbände auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite stellt (so Höffner, 1997,<br />
S. 301). Es gibt – wie wir noch sehen werden – allerdings nur ein verlässliches Mittel, um die<br />
Konsumentenwohlfahrt und damit das Wohl aller Menschen zu sichern: Der Leistungswettbewerb. <strong>Die</strong>ser ist<br />
<strong>des</strong>halb durchaus in einem sozialen Sinne zu begreifen: „Wer sich vom Geist der Nächstenliebe leiten lässt,<br />
sollte sich um eine Stärkung <strong>des</strong> Leistungswettbewerbs bemühen. Handlungen, die die Leistungskonkurrenz<br />
einschränken, sind grundsätzlich dem Verdacht der Unsittlichkeit auszusetzen“ (Hackmann, 1994, S. 251 ff.).<br />
Mit erweiterten Wahl- und Tauschmöglichkeiten wird die Position der Konsumenten gestärkt.<br />
Zudem sind größere Märkte aufgrund der Ausgleichsmechanismen im Preis-, Mengen- und<br />
Qualitätswettbewerb regelmäßig weniger stoßempfindlich gegenüber Änderungen der<br />
Nachfrage und <strong>des</strong> Angebots, gewährleisten <strong>als</strong> eine größere Stetigkeit und Verlässlichkeit<br />
der Güterversorgung. Weltweit integrierte Märkte wirken wie eine offene informelle<br />
„Versicherung auf Gegenseitigkeit“ (Rolf Hasse). Herkömmliche Ängste, es könne an<br />
hinreichender und preiswürdiger Versorgung mit Gütern und Leistungen mangeln, sind –<br />
abgesehen von Katastrophen- und Kriegsfällen – bei der heutigen Diversifikation der<br />
Bezugsmöglichkeiten weniger denn je begründet.<br />
b. Anpassungsfähige Produzenten<br />
Zu den Gewinnern gehören Unternehmen, die sich auf ständig ändernde<br />
Knappheitsverhältnisse, Nachfragepräferenzen und heterogene Akteure in der Konsum- und<br />
Produktionssphäre einzustellen und damit zugleich die Erwerbskraft ihrer Mitarbeitern zu<br />
sichern verstehen. Das hierzu erforderliche Bündel von Verträgen beruht auf Hypothesen, <strong>als</strong>o<br />
auf Vermutungswissen, das den Test nicht nur der Käufer, sondern auch der Konkurrenten zu<br />
bestehen hat. Mit der Offenheit der Märkte wird der Kreis der Hypothesentester größer. <strong>Die</strong><br />
Wege vom potentiellen zum aktuellen Wettbewerb werden kürzer. Der Test der freien<br />
12 Nach Adam Smith ist „Konsum der einzige Sinn und Zweck aller Produktion; und das Interesse <strong>des</strong><br />
Produzenten sollte nur insoweit berücksichtigt werden, <strong>als</strong> es für die Förderung <strong>des</strong> Konsumenteninteresses nötig<br />
sein mag. <strong>Die</strong>se Maxime ist so selbstverständlich, dass es unsinnig wäre, sie beweisen zu wollen“ (Smith,<br />
1976/1999, Viertes Buch, IV.Viii 49, S. 645).<br />
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