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Globalisierung als Ordnungsaufgabe - Die Sicht des ... - Ordo Socialis

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Alfred Schüller<br />

<strong>Globalisierung</strong> <strong>als</strong> <strong>Ordnungsaufgabe</strong> –<br />

<strong>Die</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> Ordnungsökomomen<br />

von Wissen und Ideen, von Waren und <strong>Die</strong>nstleistungen, von Möglichkeiten <strong>des</strong> Reisens, der<br />

Ein- und Auswanderung, der Entdeckung bislang unbekannter menschlicher und natürlicher<br />

Ressourcen, wirkungsvollerer Produktionsverfahren und –standorte, schließlich durch<br />

vernetzte Geld-, Kredit- und Kapitalmärkte, die die Ergebnisse der Bemühungen um die<br />

Lösung <strong>des</strong> menschlichen Knappheitsproblems erheblich zu steigern, aber auch in Frage zu<br />

stellen vermögen.<br />

Das ist die positive Seite. Zugleich ist zu beobachten, wie sehr unsere Existenz und unser<br />

wirtschaftliches und soziales Wohlergehen davon abhängen, dass die mit der weltweiten<br />

Vernetzung der Märkte entstehenden Abhängigkeiten nicht in eine Situation geraten, in der<br />

die Tauschpartner mit ihren wechselseitigen Ansprüchen und Erwartungen nicht mehr dem<br />

vertrauen, was Röpke (1945/1979, S. 105) einen „formell und materiell geschützten Rahmen<br />

moralisch-rechtlich-instituioneller Art“ nennt. Erst dieses Fundament <strong>des</strong> Vertrauens macht<br />

die Menschen fähig und bereit, in einer hochgradig arbeitsteiligen Welt die mit dem<br />

Austausch verbundenen Unsicherheiten (Transaktionskosten) im Interesse der erwarteten<br />

Tauschvorteile auf sich zu nehmen. Wie wichtig dieses Vertrauen ist, zeigen die Wirkungen<br />

der aktuellen weltweiten Krise <strong>des</strong> Geld-, Kredit- und Bankensystems. <strong>Die</strong>se ist eine Krise der<br />

Ordnungspolitik, für die primär der Staat verantwortlich ist (siehe Schüller, 2009, S. 355 ff.).<br />

Es wäre insbesondere für die zahlreichen bisher rückständigen und aufholenden Länder<br />

verhängnisvoll, wenn das Krisen auslösende Versagen der staatlichen Ordnungspolitik der<br />

praktischen Bedeutung der Erkenntnis schaden würde, nach der weltoffenes Wirtschaften<br />

Voraussetzung dafür ist, dass Freiheit, wirtschaftlicher und sozialer Fortschritt nicht mehr ein<br />

Privileg für Menschen in vergleichsweise wenigen Ländern sind, sondern für alle Menschen<br />

eine realistische Perspektive darstellen. <strong>Die</strong>se entspricht zutiefst einer katholischen<br />

Soziallehre, die auf eine universelle menschliche Kooperation hin angelegt ist.<br />

IV. <strong>Globalisierung</strong> – Für und Wider<br />

Zwischen Anhängern und Gegnern, zwischen Begünstigten und Benachteiligten der<br />

<strong>Globalisierung</strong> bestehen komplexe Wechselwirkungen, die einfache Grenzziehungen<br />

ausschließen. Subjektive Einschätzungen und objektive Gegebenheiten fallen häufig<br />

auseinander. Und die ordnungspolitischen Triebkräfte der weltwirtschaftlichen Entwicklung<br />

auf nationaler und internationaler Ebene sind mit den davon beeinflussten menschlichen<br />

Denk- und Verhaltensweisen in einem ständigen Wandel begriffen.<br />

1. Befürworter und Begünstigte<br />

a. <strong>Die</strong> Konsumenten <strong>als</strong> unbestreitbare Gewinner<br />

In weltoffenen Tauschbeziehungen liegt die ergiebigste Quelle, um die Menschen durch eine<br />

erweiterte Wissens- und Arbeitsteilung besser zu versorgen, Hungersnöte zu vermeiden,<br />

Reichtum und Frieden zu stiften. In diesem Positivsummenspiel mit dem Ergebnis einer winwin-Lage<br />

haben sich die Produzenten primär nach den Interessen der Konsumenten oder<br />

Käufer zu richten. Ordnungsökonomische Grundlage ist das Kooperationsmodell<br />

internationaler Wirtschaftsbeziehungen. 11 Es ist, wie gezeigt, in klassischer Form von Adam<br />

Smith und David Ricardo vertreten worden und wird bis heute im ordnungsökonomischen<br />

Denken – auch <strong>als</strong> Entwicklungskonzept – weithin bevorzugt.<br />

11 Zur „Kooperation“ und zum „Konflikt“ im Sinne von „Konfrontation“ <strong>als</strong> Betrachtungsweisen der<br />

internationalen Wirtschaftsbeziehungen siehe Watrin (1967, S. 193 ff.).<br />

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