Globalisierung als Ordnungsaufgabe - Die Sicht des ... - Ordo Socialis
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Alfred Schüller<br />
<strong>Globalisierung</strong> <strong>als</strong> <strong>Ordnungsaufgabe</strong> –<br />
<strong>Die</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> Ordnungsökomomen<br />
der drei genannten Ordnungsebenen im Sinne der Regeln gerechten Verhaltens eine<br />
besondere Herausforderung dar. In der Freiheitsorientierung und in der Aufgabe, Freiheit,<br />
Moral und Ordnung wechselseitig fruchtbar zu verbinden, kann das hauptsächliche Problem<br />
der Internationalisierung und <strong>Globalisierung</strong> der Wirtschaft gesehen werden. Und wenn es<br />
richtig ist, dass das christliche Menschenbild mit dem liberalen – auch und gerade in der<br />
klassischen Perspektive, wie Krüsselberg nachweist (1997, S. 45 ff.) – letztendlich sehr viel<br />
mehr Gemeinsames <strong>als</strong> Trennen<strong>des</strong> hat, so nicht zuletzt aus einem Grund, den Adam Smith<br />
unter dem Aspekt der Verantwortung <strong>des</strong> Menschen vor Gott und seinen Mitmenschen in den<br />
Regeln der Gerechtigkeit sieht.<br />
Gemessen an der offensichtlich bestehenden weitreichenden Disposition für weltweite<br />
Wissens- und Arbeitsteilung, die an den Merkmalen der <strong>Globalisierung</strong> erkennbar wird (siehe<br />
Kapitel III), scheint es ordnende Potenzen, wirtschaftliche und technische Gestaltungskräfte<br />
zu geben, die der <strong>Globalisierung</strong> <strong>als</strong> Prozess beschleunigter wirtschaftlicher Öffnung über<br />
herkömmliche Raum- und Zeitgrenzen hinweg gewollt oder ungewollt förderlich gewesen<br />
sind. Das ist keineswegs selbstverständlich und für immer garantiert (siehe Kapitel IV bis<br />
XIII) zeigen. Das Kapitel XIV befasst sich abschließend mit den entscheidenden Triebkräften<br />
der Offenhaltung <strong>des</strong> <strong>Globalisierung</strong>sprozesses.<br />
III. Merkmale der <strong>Globalisierung</strong><br />
Der Prozess der <strong>Globalisierung</strong>, wie er sich seit Ende der 1970er Jahre <strong>als</strong> Erscheinungsform<br />
der internationalen Wissens- und Arbeitsteilung entwickelt 8 , weist verschiedene Merkmale<br />
auf, die auf eine enge Verwandtschaft schließen lassen:<br />
Erstens: Liberalisierung und freie Umtauschbarkeit (Konvertibilität) der Währungen. <strong>Die</strong><br />
nationalen Waren-, <strong>Die</strong>nstleistungs- und Finanzmärkte weisen einen erhöhten Öffnungs- und<br />
Verflechtungsgrad auf – im Gefolge <strong>des</strong> weltweiten Abbaus von Handels- und<br />
Währungsgrenzen<br />
Zweitens: Neue Verkehrstechniken und Möglichkeiten der Nachrichtenübermittlung. <strong>Die</strong>se<br />
ermöglichen eine zunehmende Größe von Märkten, eine erhöhte potentielle Konkurrenz und<br />
Anpassungsfähigkeit der Produktion. Typisch hierfür sind Entwicklung und Expansion der<br />
<strong>Globalisierung</strong>stechnik durch das Internet seit 1993, die Erweiterung seiner<br />
Anwendungsmöglichkeiten über World Wide Web (WWW) und die elektronische<br />
Kommunikation (e-mail, chat). Damit werden Gelegenheiten geboten, neue kostengünstige<br />
Wege der Wissens- und Arbeitsteilung und <strong>des</strong> Güteraustauschs sowie bisher nicht gekannte<br />
Möglichkeiten der Zeitökonomie zu erschließen. Das Ergebnis ist ein rasch wachsen<strong>des</strong><br />
Potential von international handelbaren <strong>Die</strong>nstleistungen - auf Märkten mit flexibleren<br />
Unternehmensgrenzen und Beschäftigungsmöglichkeiten. <strong>Die</strong>s geht einher mit einer Abnahme<br />
der Standortspezifizität der Leistungserstellung. Vorteile der Wissens- und Arbeitsteilung<br />
können über die gesamte Wertschöpfungskette der Unternehmen hinweg erkundet und mehr<br />
denn je in der Weise genutzt werden, dass die Leistungserstellung in kleinere Einheiten<br />
zerlegt wird. Mit der räumlichen Aufspaltung und globalen Vernetzung der Wertschöpfung<br />
können Preis- und Kostendifferenzen (Arbitragevorteile), Innovations- und<br />
8 Vorausgegangen ist nach dem Zweiten Weltkrieg ein beschleunigter Internationalisierungsprozess. In seinem<br />
Gefolge hat die Weltwirtschaft einen Aufschwung genommen, der früher zu beobachtende Wachstumsschübe<br />
bei weitem übertraf und der die wirtschaftliche Verflechtung zwischen Regionen und Nationen stark<br />
intensivierte (siehe Haberler, 1964, S. 1-22).<br />
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