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Globalisierung als Ordnungsaufgabe - Die Sicht des ... - Ordo Socialis

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Alfred Schüller<br />

<strong>Globalisierung</strong> <strong>als</strong> <strong>Ordnungsaufgabe</strong> –<br />

<strong>Die</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>des</strong> Ordnungsökomomen<br />

Entdeckung, Verarbeitung und Vermittlung neuen Wissens sowie <strong>als</strong> System sozialer Kontrollen andererseits in<br />

den <strong>Die</strong>nst <strong>des</strong> sozialen Fortschritts zu stellen. Um so mehr kann sich der Staat auf seine sozialpolitische<br />

Verantwortung für die wirklich Bedürftigen konzentrieren.<br />

Gegenüber dem Konzept der Regeln <strong>des</strong> gerechten Verhaltens hebt die christliche Soziallehre<br />

die in jedem Menschen angelegte negative Seite <strong>des</strong> Personseins stärker hervor.<br />

Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass – wie schon angedeutet - im Wettbewerb um knappe<br />

Mittel, um Ideen und Lebenszwecke konfliktreiche Unsicherheiten und Versuche zu erwarten<br />

sind, sich Vorteile durch Diskriminierung anderer zu verschaffen. Abgesehen von<br />

Untugenden 7 , die eine schwere gesellschaftliche Belastung sein können, ist mit defektiven<br />

Neigungen zu rechnen - <strong>Die</strong>bstahl und Raub, Erpressung, Täuschung, Betrug und<br />

Ausbeutung, Vertragsbruch durch Verweigerung der Gegenleistung, mit unanständigem<br />

(„opportunistischem“) Leistungsverhalten und maßlosem Anspruchsdenken. Daraus kann –<br />

selbst bei noch so harten Wettbewerbsbedingungen, einer noch so sorgfältigen<br />

Aufgabenwahrnehmung <strong>des</strong> Rechtsschutz- und <strong>des</strong> Leistungsstaats - eine Moral verzehrende<br />

Realität <strong>des</strong> gesellschaftlichen Lebensprozesses werden. Für die menschliche Wissens- und<br />

Arbeitsteilung verursacht dies zusätzliche Transaktionskosten, die die Bemühungen um<br />

(kooperative) Austauschbeziehungen, die geeignet sind, den Wohlstand aller zu mehren,<br />

erheblich verteuern können.<br />

<strong>Die</strong>se Seite <strong>des</strong> Personseins wird allerdings <strong>als</strong> durchgehend im Menschen angelegt in<br />

Betracht gezogen, <strong>als</strong>o nicht ausschließlich <strong>als</strong> eine Besonderheit wirtschaftlichen Handelns.<br />

Von daher bedürfen Moral, Wettbewerb und Rechtsordnung der Gewissensbildung aus<br />

religiöser Überzeugung. <strong>Die</strong>se kann – wenn sie hinreichend eingeübt und praktiziert wird – in<br />

den Köpfen der Menschen so verankert sein, dass sie wie von selbst ihr Verhalten im<br />

gesellschaftlichen Lebensprozess prägen, <strong>als</strong>o auch in der Realität tauschwirtschaftlicher<br />

Beziehungen. <strong>Die</strong>se Kraft der Selbstbeschränkung würde jedem in der offenen Gesellschaft<br />

und Wirtschaft zugute kommen, ohne dass es einen unmittelbar erkennbaren Vorteil für den<br />

einzelnen bringt, wie es der klassischen ordnungsökonomischen <strong>Sicht</strong> entspricht.<br />

Nach diesem Verständnis der Lösung <strong>des</strong> Problems der internen Ordnung liegt in der Religion<br />

eine unschätzbare Quelle <strong>des</strong> Wohlstands, wenn sie es vermag, in die Köpfe der Menschen<br />

ein nachhaltiges Bewusstsein für die Vorteilhaftigkeit einer friedlichen Lösung von<br />

Knappheitskonflikten und anderen sozialen Auseinandersetzungen zu rücken. Anders ist dies,<br />

wenn im gesellschaftlichen Lebensprozess Ordnungskräfte darauf hinwirken, ethoshafte<br />

Selbstverpflichtungen (Selbstdisziplin, Gerechtigkeitssinn, Ehrlichkeit, Anständigkeit,<br />

Fairness usw.) <strong>als</strong> nachrangige Tugenden abzuwerten. Damit kann die wirtschaftliche<br />

Produktivität <strong>des</strong> gesellschaftlichen Lebensprozesses erheblich geschädigt werden, vor allem<br />

wenn dieser von anonymer Weitläufigkeit gekennzeichnet ist.<br />

Wenn das Christentum <strong>als</strong> eine Religion der universellen Freiheit und die Freiheit <strong>des</strong><br />

menschlichen Zusammenlebens in Gesellschaft, Staat und Wirtschaft <strong>als</strong> etwas Ganzes<br />

aufgefasst werden, ist auch die „Weltwirtschaft im <strong>Die</strong>nst der Freiheit“ (Höffner, 1986, S. 39<br />

f.) zu sehen und zu ordnen. Wie die Menschen nur in persönlicher Freiheit zum Glauben<br />

finden können, so können sie auch nur in persönlicher Freiheit die wirtschaftlichen<br />

Grundlagen ihrer Lebensgestaltung schaffen. Darin stimmen christliche und<br />

ordnungsökonomische Sozialethiker überein. Gesellschaften können sich aber für<br />

verschiedene Freiheiten entscheiden und ein unterschiedliches Verständnis von der Aufgabe<br />

entwickeln, Freiheit und Ordnung miteinander zu verbinden. Hierbei stellt die Gleichrichtung<br />

7 Hochmut, Neid, Zorn, Maßlosigkeit, Habsucht, Wollust, Schmarotzertum und Trägheit.<br />

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