Abstract Dr. Borgmann Pronation-Supination
Abstract Dr. Borgmann Pronation-Supination
Abstract Dr. Borgmann Pronation-Supination
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<strong>Pronation</strong>, <strong>Supination</strong> & Co.:<br />
Erkennung und Behandlung von Überlastunsschäden<br />
des Fußes und der Achillessehne bei Läufern<br />
Gliederung<br />
• I. Persönliche Vorraussetzungen<br />
• II. Inzidenz und Ursachen<br />
• III. Achillodynie<br />
• IV. Plantarfasziitis<br />
• V. Streßfrakturen<br />
• VI. Verletzungsprophylaxe<br />
• VII. Allg. Tipps<br />
I. Persönliche Vorraussetzungen<br />
Welche Vorraussetzungen bringt der Läufer mit?<br />
Läufer unterscheiden sich hinsichtlich verschiedener Vorraussetzungen und<br />
Merkmale. Im Rahmen von klinischen Untersuchungen, Ganganalysen auf dem<br />
Laufband oder Trainingsberatungen, weisen Läufer Charakteristika auf, die nicht<br />
pathologisch sein müssen. Werden Grenzwerte überschritten, können diese<br />
Vorraussetzungen jedoch die Entstehung von typischen „Läuferverletzungen“<br />
begünstigen. Es lohnt sich daher oft, auf diese Merkmale zu achten.<br />
• I.a Überpronation-Übersupination<br />
• I.b Kurze Schrittlänge – lange Schrittlänge<br />
• I.c Achsenfehlstellungen<br />
• I.d Vorfußläufer-Rückfußläufer<br />
• I.e Fußdeformitäten und Laufen<br />
I.a Überpronation<br />
• lässt hohe Reaktionskräfte im medialen Fußbereich entstehen Häufung<br />
von Schmerzen im Bereich des MTP I-Gelenkes und der Sesambeine<br />
• begünstigt Hallux-valgus-Entstehung
• begünstigt Absenkung des Fußlängsgewölbes und Auftreten einer Fasciitis<br />
plantaris (bei Verkleinerung des Pitch-Winkels (Winkel zwischen<br />
Calcaneusachse und Boden)<br />
• hohe Beanspruchung der Tibialis-posterior-Sehne<br />
• vermehrtes Auftreten von Achillodynien<br />
• durch vermehrte Belastung der Unterschenkelmuskulatur häufiger Schmerzen<br />
am medialen Schienbein<br />
• Überpronation begünstigt Fehlfunktion des patellofemoralen Gelenkes mit<br />
Tendenz zur Patellalateralisation vermehrt Schmerzen an der Patellasehne<br />
und des iliotibialen Bandes<br />
• Statistische Häufung von Streßfrakturen (Metatarsalia, Sesambeine, Tibia,<br />
Fibula)<br />
Übersupination<br />
• mögliche Ursachen: Fehlstellungen im<br />
Vorfußbereich, Schwäche<br />
der peronealen Muskulatur, Überaktivität des M. tibialis posterior<br />
• Fuß ist weniger flexibel schlechteres Dämpfungsverhalten<br />
• vermehrt Streßfrakturen der Metatarsalia IV und V<br />
• vermehrt Schmerzen des iliotibialen Bandes und Bursitiden am femoralen<br />
Epikondylus<br />
I.b Kurze Schrittlänge- lange Schrittlänge<br />
• kurze Schrittlänge: geringere Stauchungskräfte, langfristig Verkürzung der<br />
Hüftbeugemuskulatur und Abschwächung der Hüftstrecker. Folge:<br />
Ventralkippung der Beckens mit verstärkter Lendenlordose (vermehrt<br />
Lumbalgien)<br />
• lange Schrittlänge: bei steigender Schrittlänge wird die Belastung für die<br />
Kniestrecker und die Wadenmuskulatur in der vorderen Stützphase größer.<br />
I.c Achsenfehlstellungen<br />
• Mässige Achsenfehlstellungen stellen beim Laufen keinen Risikofaktor für<br />
Verletzungen dar<br />
• <strong>Dr</strong>uck= Kraft/Fläche Extreme Varus- und Valgusfehlformen an der unteren<br />
Extremität sind für leistungssportliche Dauerbelastungen ungeeignet.<br />
(Vgl. Walther et al. 2005)<br />
I.d Vorfußläufer<br />
• Vorfußläufer: GRF verläuft bei initialem Bodenkontakt anterior zum OSG --><br />
verursacht ausgeprägtes Dorsalextensionsmoment --> erhöhte Belastung der<br />
Wadenmuskulatur<br />
• Vermehrte Belastung der Zehengrund-<br />
gelenke und der Mittelfußknochen
• Verläuft die GRF auch anterior des Kniegelenkes so kann sich daraus ein<br />
unnatürliches Extensionsmoment des Kniegelenkes mit Belastung der<br />
Strukturen des dorsalen Kniegelenkes ergeben<br />
Rückfußläufer<br />
• Fersenläufer: (häufiger), GRF verläuft posterior des OSG, Belastung der<br />
vorderen Schienbeinmuskulatur<br />
• stärkere Dehnung der Wadenmuskulatur<br />
• Am Kniegelenk verläuft die GRF weit posterior --> exzentrische Kontraktion<br />
der Kniegelenkextensoren und damit Gefahr frühzeitiger Ermüdung<br />
I.e Fußdeformitäten und Laufen: - Plattfuß/Senkfuß-<br />
• Verstärkte Valgusstellung, Belastungslinie verläuft medial, vermehrte<br />
Innenrotation der Tibia<br />
• Laufschuhe sollten bei dieser Fehlform eher stützende als absorbierende<br />
Eigenschaften haben<br />
• Werden Einlagen verwendet, so sollen sie durch einen medialen Keil mit<br />
seitlicher Unterstützung eine Aufrichtung des Rückfußvalgus bewirken<br />
Vermehrte Neigung zur folgenden Überlastungen/Verletzungen:<br />
Tibiales periostales Reizsyndrom, Tendinitis und Bursitis des Pes anserinus,<br />
Stressfrakturen der Tibia, Achillodynie, Plantarfasziitis, Tendinitis der Tibialisposterior-Sehne<br />
verminderte Gefahr von Streßfrakturen MFK 4 und 5<br />
(Vgl. Chuckpaiwonq 2008)<br />
Fußdeformitäten und Laufen: - Hohlfuß –<br />
• Starre Mechanik, minimale Fähigkeit Kräfte zu absorbieren<br />
• Belastungslinie verläuft lateral von der Fußachse und geht erst spät während<br />
des Abstoßes nach medial<br />
• Die Mittelsohle des Schuhes sollte gute absorbierende Eigenschaften haben,<br />
eine Unterstützung des Fußes als<br />
solches ist im allgemeinen nicht nötig<br />
Vermehrte Neigung zur folgenden Überlastungen/Verletzungen:<br />
Überlastungssyndrome lateral und plantar, gelegentlich Tendinitis der<br />
Peronealsehnen, ITBS, Bursitis trochanterica, Streßfrakturen der Metatarsalknochen,<br />
Plantarfasziitis, Metatarsalgien, Achillodynie<br />
Fußdeformitäten und Laufen: - Spreizfuß -<br />
• Während des Fersenabstoßes verstärkte Krafteinwirkung auf die mittleren<br />
Metatarsalköpfchen --> Metatarsalgien<br />
• Ausreichend weite Zehenbox
• Ggf. Pelotte zur Stützung des Quergewölbes, exakte Positionierung der<br />
Pelotte besonders<br />
beim Läufer wichtig, Rand der Einlage<br />
an der Ferse etwas hochziehen, um<br />
Verrutschen der Einlage zu verhindern<br />
•<br />
Vermehrte Neigung zur folgenden Überlastungen/Verletzungen:<br />
Metatarsalgien, Hyperkeratosen<br />
II. Inzidenz und Ursachen von Laufverletzungen<br />
Wie häufig sind Laufverletzungen? Wodurch wird das Auftreten begünstigt?<br />
• Inzidenz von laufassoziierten Verletzungen beträgt in der Literatur 24-77%<br />
(Walther et al. 2005)<br />
• Verletzungsrisiko 2,5-5,8 pro 1000 Stunden Laufsport (Van Mechelen 1992)<br />
• In ca. 80% der Fälle ist die untere Extremität betroffen<br />
• Akute Verletzungen haben nur einen Anteil von 20% an der Gesamtzahl der<br />
Verletzungen bei Läufern (Walther et al. 2005)<br />
aus: Engelhardt, Martin (Hrsg.): Sportverletzungen. München-Jena 2006.<br />
• Conclusio der Metastudie von Fredericson/Misra 2007:<br />
“In both sexes, the most common injury by far was to the knee, typically on the<br />
anterior aspect (e.g. patellofemoral syndrome). Iliotibial band friction<br />
syndrome, tibial stress syndrome, plantar fasciitis, Achilles tendonitis and<br />
meniscal injuries of the knee.“
• Die häufigsten Überlastungssyndrome des Fußes betreffen die Achillessehne<br />
und die Plantarfaszie. Häufig finden sich auch Streßfrakturen. Weitere<br />
Überlastungssyndrome betreffen die Tibialis-posterior-Sehne und die Flexorhallucis-longus-Sehne.<br />
(Vgl. Smerdejl 2001)<br />
Auflistung laufassoziierter Fehlbelastungsfolgen<br />
(nach Engelhardt 2006)<br />
• Patellofemorales Schmerzsyndrom<br />
• Entzündung des Hoffa-Fettkörpers<br />
• Schmerzen unterhalb des medialen Kniegelenkspaltes (Bursitis oder<br />
Tendinose am Pes anserinus)<br />
• Schmerzen oberhalb des lateralen Kniegelenkspaltes (“Tractus-iliotibialis-<br />
Scheuersyndrom”, “Läuferknie”)<br />
• Achillessehnenerkrankungen (Tendinopathie, Peritendinitis, Bursitis,<br />
Insertionstendinopathie)<br />
• Rückenschmerzen (ischialgiforme Beschwerden, ISG-Blockierung)<br />
• Stressfrakturen (vorzugsweise Metatarsale II u. III, Calcaneus, Tibia, Fibula)<br />
• chronisches Kompartmentsyndrom<br />
• Fasciitis plantaris<br />
Häufige Ursachen von Laufschäden/Laufverletzungen<br />
- Zu schnelle Steigerung der Laufbelastung<br />
- Unterlassung der Erwärmung<br />
- Ungenügende Regeneration nach Erkrankungen oder Verletzungen<br />
- Belastung unter Infekt<br />
- Ungeeignetes Schuhwerk<br />
- Achsabweichungen an der unteren Extremität<br />
III. Achillodynie<br />
• Bei Läufern auf hohem Niveau fanden Lysholm und Wiklander eine jährliche<br />
Inzidenz von Achillessehnenbeschwerden von 7-9%<br />
(Vgl. Lysholm und Wiklander 1987)
• Läufer haben ein 15 Mal erhöhtes Risiko für eine Achillessehnenruptur und<br />
ein 30 Mal erhöhtes Risiko für eine Tendopathie der Achillessehne als die<br />
Normalbevölkerung<br />
(Vgl. Kujala et al. 2005)<br />
• Der Begriff “Achillodynie” wird kontrovers diskutiert, da<br />
dieser Begriff modernen diagnostischen und<br />
therapeutischen Möglichkeiten nicht gerecht wird<br />
Nach ihrer Topographie lassen sich unterscheiden:<br />
- Paratendinosen: Überlastungsschäden des Sehnengleitgewebes<br />
- Tendinosen: Überlastungsschäden des Sehnengewebes (strukturelle<br />
Veränderungen finden sich meist 2-8 cm proximal des calcanearen Ansatzes, hier<br />
v.a. in der “midportion” (2-3 cm proximal des Ansatzes))<br />
- Insertionstendopathie: Überlastungsschäden des Sehnenansatzes<br />
- Bursitis retrocalcanearis: Überlastungsschaden/Entzündung der Bursa<br />
retrocalcanearis<br />
• Oft treten diese Krankheitsbilder parallel auf.<br />
(Vgl. Khan et al. 1999, Mafulli et al. 1987, Movin et al. 1998, Paavola et al.<br />
2002)<br />
- Ätiologie -<br />
• Fehlstellungen Beine/Fuß, Trainingsfehler (zu schnelle Steigerung des<br />
Laufpensums, Wechsel des Bodenbelages, Berganläufe, Tempoläufe,<br />
fehlendes Ausgleichstraining (z.B. Dehnen der Wadenmuskulatur), Wechsel<br />
der Schuhe, ungeeignetes Schuhwerk<br />
- Diagnostik -<br />
• Typische Anamnese: Anfangs oft Schmerzen nach Belastung und “morning<br />
stiffness”, Schmerz verschwindet anfangs häufig noch unter der<br />
Bewegung/Belastung<br />
• Lokaler <strong>Dr</strong>uckschmerz, Schwellung<br />
- Ultraschall -<br />
• Kostengünstige und zuverlässige Beurteilung<br />
• Verdickungen und strukturelle Unregelmäßigkeiten lassen sich auch bei<br />
beschwerdefreien Patienten oft noch Monate bis Jahre hinweisen<br />
• Farb-Doppler-Ultraschall ermöglicht Darstellung der Vaskularisation
- MRT -<br />
• Patienten mit einer chronischen Tendopathie haben eine im Umfang verdickte,<br />
spindelförmig aufgetriebene Achillessehne<br />
• Die Sehne hat oft ein lineares oder zystisches Gebiet mit einer hohen<br />
Signalintensität, welche eine Kombination aus degenerativen Veränderungen<br />
und einem partiellen inneren Riss der Fasern darstellt<br />
• - Weinstabi-Klassifikation (Basierend auf den Veränderungen im MRT)<br />
• Typ I: Entzündungsreaktion<br />
• Typ II: Degenerative Veränderungen<br />
• Typ III: Partielle Ruptur<br />
• Typ IV: Komplette Ruptur<br />
- Differentialdiagnosen-<br />
• Bursitiden (Bursa achillae und Bursa retrocalcanearis)<br />
• Peronealsehnendislokationen<br />
• Irritation/Neurinom des Nervus suralis<br />
• Haglund-Exostose (Formvariation des Fersenbeines mit Prominenz am<br />
kranialen hinteren Rand des Tuber calcanei)<br />
• Sever`s Lesion (Traktionsapophysitis an der Insertionsstelle der<br />
Achillessehne am Calcaneus, DD bei Heranwachsenden)<br />
- Therapie -<br />
• Die Therapie der Achillodynie gilt allgemein als schwierig (Vgl. Alfredson et al.<br />
1998, Järvinen et al. 1997, Jòzsa et al. 1997, Movin 1998, Paavola 2002,<br />
Roos et al. 2004)<br />
• Lokale Massagen:<br />
Lösen von Adhäsionen bei Paratendinosen, schnellerer Abtransport von<br />
Stoffwechselmetaboliten über den Venenplexus des Paratendineon<br />
(Vgl. Leadbetter 2005)<br />
• Lokale Infiltrationen:<br />
neben Medikamenten wie Traumeel sind in der Praxis Cortison-Injektionen<br />
verbreitet<br />
z.B. 1 Amp. Lipotalon + 5 ml Carbostesin 0,5%<br />
von medial und lateral an die Sehne<br />
appliziert. 3X im Abstand von jeweils<br />
2 Wochen.<br />
Eine Applikation in die Sehne<br />
ist unbedingt zu vermeiden!!!<br />
• Akupunktur<br />
• Kinesiologisches Taping
• Stoßwellentherapie<br />
(Vgl. Rompe et al. 2008, Furia 2006)<br />
• Exzentrisches Training:<br />
zahlreiche Studien der vergangenen Jahre stützen die Wirksamkeit eines<br />
exzentrischen Trainings der Wadenmuskulatur mit hohen Gewichten (Vgl.<br />
Alfredson et al. 2002, Curvin et al. 2005, Fahlström et al. 2003, Mafuli 1999,<br />
Mafuli et al. 2001, Öhberg 2001, Petersen et al. 2007, Rompe 2008, Roos et<br />
al. 2004, Silbernagel et al. 2001, Stanish et al. 2001, Tallon et al. 2001)<br />
• Gute Ergebnisse des exzentrischen Trainings<br />
bei Tendinopathie (2-8 cm prox. des Ansatzes<br />
am Calcaneus), keine guten Ergebnisse bei Ansatztendinopathie<br />
(Vgl. Alfredson et al. 1998)<br />
• Exzentrisches Training scheint<br />
konzentrischem Training überlegen<br />
(in der Mafi-Studie z.B. 82%<br />
versus 36% zufriedene Patienten, (P<br />
ausgeprägter lokaler Massageeffekt<br />
• Die Airheel Brace<br />
wird tagsüber ohne<br />
Unterbrechungen<br />
getragen<br />
Achillodynie<br />
- Exzentrisches Training vs. Airheel -<br />
• Petersen, Welp und Rosenbaum verglichen 3 Gruppen (Exzentrisches<br />
Training, Airheel Brace, Kombination)
• Exzentrisches Training erfolgte 3xtgl., 7 Tage/Woche über<br />
12 Wochen (Gastrocnemius- und Soleus-Belastung jeweils mit 3 Sätzen à 15<br />
Wiederholungen)<br />
• Nachuntersuchungen 6, 12 und 54 Wochen nach Therapiebeginn (Ultraschall,<br />
VAS, American Orthopaedic Foot and Ankle Society (AOFAS) ankle score und<br />
Short-Form-36 (SF-36)<br />
• Ergebnis: Zwischen den 3 Gruppen fanden sich keine signifikante<br />
Unterschiede --> Beide Therapieverfahren sind, wenn sie so angewendet<br />
werden, wie in dieser Untersuchung, gleich effektiv. Ein wesentlicher<br />
synergistischer Effekt bei Kombination der Therapieverfahren fand sich nicht.<br />
(Vgl. Petersen, Welp und Rosenbaum 2007)<br />
Achillodynie<br />
- Blutgefäßversorgung und Angiogenese -<br />
• Vaskuläre Proliferationen in degnerativ veränderten Sehnenanteile ist das<br />
Ergebnis der HIF-vermittelten Expression des Angiogenesefaktors VEGF<br />
• VEGF-Expression läßt sich durch mechanischen Streß, Hypoxie und<br />
inflammatorische Zytokine stimulieren<br />
• Mit den Blutgefäßen wachsen Nervenendigungen in das Sehnengewebe ein,<br />
die wesentlich für das Hauptsymptom Schmerz verantwortlich sind<br />
• Mechanische Festigkeit der Sehne wird durch das Einwachsen von<br />
Blutgefäßen reduziert<br />
• Untersuchungen mit Duplexultraschall zeigen, daß sich die<br />
Gefäßneubildungen unter exzentrischem Training zurückbilden können, was<br />
mit einer Schmerzabnahme korreliert<br />
• Ein weiterer Erfolg versprechender<br />
Ansatz ist die ultraschallgestützte<br />
Sklerosierung<br />
der Blutgefäße<br />
- Ausgleichstraining -<br />
Wichtig: Wenn Laufkarenz notwendig, Ausgleichstraining durchführen: Schwimmen,<br />
Aquajogging, Radfahren, Gymnastik<br />
IV. Plantarfasziitis<br />
• Plantaraponeurose oder Plantarfaszie ist ein fibröses Band, das<br />
unter der Innenseite des Kalkaneus entpringt, nach vorn läuft und mit den an
den Zehen befestigten Bändern verschmilzt.<br />
• Die Plantarfaszie wird mit zunehmender Belastung gedehnt und speichert<br />
diese elastische Energie und agiert somit als schockabsorbierende Struktur<br />
• Die Plantarfaszie wird mit zunehmender Belastung steifer (Vgl. Perry 1983)<br />
„windlass effect“: Spannung der Plantarfaszie durch passive Streckung in den<br />
MTP-Gelenken bewirkt Erhöhung des Fußlängsgewölbes und Zurückführen des<br />
Fußes in eine supinierte Stellung nach der propulsiven Phase<br />
(erstmalig beschrieben durch Hicks 1954, Vgl. Hicks 1954)<br />
• Die Plantarfasziitis ist eine der häufigsten Ursachen für den chronischen<br />
Fersenschmerz (Calcaneodynie)<br />
• Für 15% aller Schmerzsymptome am Fuß verantwortlich<br />
(Vgl. Lutter 1997)<br />
• Auftreten überwiegend im mittleren Lebensalter<br />
• Langstreckenlaufen ist die mit Abstand am häufigsten betroffene Disziplin<br />
(betrifft etwa 10% aller Athleten in den Laufdisziplinen)<br />
• Ein Zusammenhang zwischen Trainingsdauer und Häufigkeit konnte nicht<br />
nachgewiesen werden<br />
- Ätiologie -<br />
• Entzündung der Plantarfaszie am Calcaneus-Ansatz ist oft auf mechanischen<br />
Streß mit wiederholten Traumata zurückzuführen<br />
(“Entzündung”: histopathologische Studien der Plantarfaszie<br />
zeigen Disorganisation der kollagenen Fasern, vermehrte<br />
mukoide Grundsubstanz, vermehrt Fibroblasten aber nur<br />
eine minimale Entzündung der Faszie. Die normale<br />
Plantarfaszie hat eine Dicke von 2-4 mm. Bei<br />
symptomatischen Patienten zeigt sich oft eine<br />
Zunahme auf 6-10 mm.<br />
(Vgl. Khan 1999, Gibbon 1999)<br />
• Plantarfasziitis häufiger bei Überpronation, Plattfuß und Hohlfuß<br />
(Vgl. Ryan 2007, In: Mc Auley/Best (Hrsg.) 2007)<br />
• Bei Läufern mit Beinlängendifferenz ist das kürzere Bein häufiger betroffen.<br />
• Häufung bei Läufern ,Tänzern und übergewichtigen Patienten (Vgl. Grasel et<br />
al. 1999)<br />
• Ganganalysen zeigten jedoch keinen Unterschied<br />
bzgl. der Kraft des Fersenauftrittes<br />
zwischen der betroffenen und der<br />
nicht betroffenen Seite<br />
(Vgl. Liddle et al. 2000)<br />
- Diagnostik -<br />
• Charakteristische Anamnese: schleichender Beginn, Fersenschmerzen<br />
unmittelbar nach dem Aufstehen, oft Verringerung der Symptome mit<br />
zunehmendem Aufwärmen, verstärktes Wiederauftreten nach Ende des
Trainings (Mögliche Ursache des Wiederauftretens: Ansammlung von<br />
Entzündungsmediatoren, die während der Belastung durch die Kompression<br />
die freien Nervenendigungen nicht erreichen können (Vgl. Bartold 1997)<br />
Alternativ: Ödem der Aponeurose aufgrund von Mikroläsionen der<br />
Plantarfaszie oder Disruption der Sehen-Matrix<br />
(Vgl. Ryan 2007, In: Mc Auley/Best (Hrsg.) 2007)<br />
• Schmerzen strahlen im Verlauf<br />
Plantarfaszie nach distal aus.<br />
Eine Schmerzausstrahlung nach<br />
proximal ist untypisch.<br />
• Lokalisierte <strong>Dr</strong>uckschmerz am<br />
medialen Ansatz am Calcaneus<br />
• Schmerz durch passive Dorsalextension im oberen Sprunggelenk und bei<br />
Anspannen der Plantarfaszie durch passive Dorsalextension der Großzehe<br />
• Überwärmungen oder Erytheme sind nicht typisch<br />
(Vgl. Ryan 2007, In: Mc Auley/Best (Hrsg.) 2007)<br />
• Seitliche Röntgenaufnahmen zeigen bei ca. 50% der Patienten mit einer<br />
Plantarfasziitis einen Fersensporn. Dies ist jedoch unspezifisch und kann bei<br />
25% der Normalbevölkerung gesehen werden<br />
Für die Wahl der Therapie ist das Vorliegen eines Fersenspornes von<br />
nachgeordneter Bedeutung<br />
(Vgl. Berkowitz et al. 1991, Schepsis et al. 1991)<br />
• Fersensporne können nach subcutanen Cortison-Injektion symptomatisch<br />
werden und treten bei übergewichtigen Patienten häufiger auf<br />
• Plantarfasziitis bei Kindern und alten<br />
Patienten sind Raritäten<br />
Bei alten Patienten daher ggf. Röntgen<br />
um DD (Metastasen, Frakturen)<br />
auszuschließen<br />
• Szintigrapie: vermehrte Traceraufnahme<br />
im Bereich des Calcaneus als Zeichen<br />
einer periostalen Entzündungsreaktion<br />
- MRT -<br />
• Zeichen einer chronischen Entzündungsreaktion, Kollagennekrose und<br />
angiofibroblastische Hyperplasie mit einer Verdickung und gesteigerten<br />
Signalintensität innerhalb des proximalen Anteiles der Plantarfaszis<br />
• Die Plantarfaszie besteht aus einem medialen, zentralen (intermediate) und<br />
lateralem Segment. MRT-Studien haben gezeigt, daß bei<br />
der Plantarfasziitis nur das<br />
zentrale Segment radiologische<br />
Veränderungen aufweist.<br />
(Vgl. Kier 1994)<br />
• Die Plantarfaszie sollte beim Gesunden auf coronaren und sagittalen<br />
Schichten eine Dicke von 3-4 mm nicht überschreiten. Bei einer<br />
Plantarfasziitis sind die Faszienschichten verdickt (oft bis zu 7-10 mm) und<br />
zeigen eine intermediäre Signalintensität auf T1-gewichteten und Protonengewichteten<br />
Bilder und eine Hyperintensität auf T2-gewichteten Bildern
- Differenzialdiagnosen -<br />
• Komplette Ruptur der Plantarfaszie<br />
• Bursitis subcalcarea<br />
• Tarsaltunnelsyndrom (posterior tibial nerve) (oft nächtliche Schmerzen oder in<br />
Ruhe, keine Schmerzverstärkung bei passiver Dorsalextension der Großzehe)<br />
• Stressfraktur des Calcaneus<br />
• Apophysitis des Calcaneus<br />
• Autoimmunkrankheiten<br />
• Morbus Reiter (Arthritis, Urethritis, Konjunktivitis)<br />
• Psoriasisarthritis<br />
• Erkrankungen des rheumatoiden Formenkreises<br />
• Tumoren<br />
• M. Paget<br />
(Vgl. Ryan 2007, In: Mc Auley/Best (Hrsg.) 2007)<br />
• Bei Männern unter 40 mit beidseitigem Fersenschmerz müssen Morbus Reiter<br />
und Morbus Bechterew ausgeschlossen werden.<br />
- Therapie -<br />
• Die Plantarfasziitis zeigt in der Praxis häufig eine Chronifizierungstendenz ! In<br />
einigen Studien zeigte sich jedoch bei ca. 80% der Patienten ein deutlicher<br />
Rückgang der Symptome, unabhängig von der angewandten Therapie<br />
(Vgl. Lynch et al. 1998, Gill et al. 1996, Wolgin et al. 1994)<br />
• In der Praxis werden unterschiedliche Therapieansätze verfolgt<br />
(Vgl. Atkins et al. 1999, Crawford 2001 (beides Reviews)<br />
- konservative Therapie -<br />
• Trainingsanalyse (Trainingssteigerungen, Bergläufe, Untergrund (Sand,<br />
Geröll)<br />
• Ruhe oder Modifikation der Aktivitäten<br />
(2 Vergleichsstudien mit anderen konservativen<br />
Therapieverfahren, verglichen mit bis zu 11 Interventionen,<br />
1.) Platz 1, 2.) Platz 3 nach Cast und Injektionen)<br />
Vgl. Gill et al. 1996, Wolgin et al. 1994)<br />
• Eis- oder Kältetherapie<br />
• Kompressionsverbände<br />
• Antiphlogistika<br />
• Dehnübungen (Plantarfaszie,<br />
Gastrocnemius-Soleus-Komplex,<br />
ischiokrurale Muskulatur<br />
(3xtgl. mind. 10 min. und Fortführen über das Abklingen der Beschwerden<br />
hinaus)<br />
(Vgl. Pfeffer 1997)<br />
• Dehnen der Plantarfaszie und des Achillessehnenkomplexes mit Hilfe eines<br />
Handtuches morgens vor dem Aufstehen
• Abrollen des Fußes über eine mit<br />
Eis gefüllte Flasche (einfache und wirksame Methode!!)<br />
• Muskelkräftigung der intrinsischen<br />
Fußmuskulatur, insbes. des<br />
M. tibialis posterior<br />
Einlagen nach Abdruck (viele Autoren propagieren einen Zusammenhang zw.<br />
<strong>Pronation</strong> und Plantarfasziitis<br />
- längsovale Aussparung im Bereich des Ansatzes der Plantarfaszie<br />
- ggf. leichte Anhebung der Ferse<br />
(Vgl. Kosmahl et al. 1988, Kwong et al. 1988)<br />
• Tiefe sog. Cross-frictions-Massage<br />
• Transkutane Nervenstimulation (TENS)<br />
• Iontophorese (Vgl. Gudemann 1997, Iontophorese<br />
mit Dexamethason 0,4%)<br />
• Night splints/Casts<br />
• Stoßwelle<br />
(Besonders verbreitet in Deutschland, Österreich und Schweiz.<br />
(Produktionsstätten der ESWT-Geräte)<br />
z.B. 3 Anwendungen mit 2100 Impulsen mit Niedrig-Energie-Stoßwelle<br />
Studien sind widersprüchlich. Die Studienqualität ist teilweise mangelhaft<br />
(Wechsel der Patienten in die aktive Gruppe nach 3 Monaten)<br />
Ein sicherer Beweis der Wirksamkeit steht noch aus.<br />
(Rompe et al. 1996, Speed et al. 2000, Wild et al. 2000, Rompe et al. 2003,<br />
Theodore et al. 2004, Mehra et al. 2003, Hammer et al. 2003, Speed et al.<br />
2003, Buchbinder et al. 2003, Crawford et al. 2003)<br />
• Airheel Brace (Vgl. Kavros 2005)<br />
• Kalte Lasertherapie<br />
• Triggerpunkttherapie<br />
• Akupunktur<br />
• Injektion von Kochsalz-Lösung in Triggerpunktareale (Vgl. Hong et al. 1997)<br />
• Infiltrationen an den Ansatz der Plantarfaszie, Effekte meist von kurzer Dauer<br />
(Vgl. Lynch 1998, Crawford 1999 (Steroid-Injektionen)<br />
Medialer Zugang, keine Punktion des Fersenfettpolsters!!,<br />
ggf. Ultraschall-Kontrolle<br />
Möglicherweise erhöhtes Risiko einer Ruptur der Plantarfaszie (Vgl.<br />
Acevedo/Beskin 1998)<br />
• Kinesiologisches Taping (nicht so gute Ergebnisse wie z.B. bei der<br />
Achillodynie,<br />
Problem: Haltbarkeit/Schweiß)<br />
• Klassisches Taping
• Strahlentherapie (Vgl. Micke et al. 2005)<br />
- ultima ratio<br />
- niedrig dosierte Radiotherapie<br />
- 2001 deutschlandweite Studie an<br />
3621 Patienten<br />
- mediane Gesamtbestrahlungsdosis<br />
6 Gy, mediane Einzeldosis 1 Gy<br />
- eine Schmerzverbesserung für mindestens 3 Monate wurde in 70% der<br />
Fälle, eine anhaltende Schmerzbesserung in 65% der Fälle berichtet<br />
- Strahlenbiologische Untersuchungen zeigten einen signifikanten Anstieg der<br />
Granulozytenfunktion bei 1,5 Gy und einen signifikanten Abfall bei 3,5 und 4<br />
Gy<br />
--> mögliche Ursache für den lokal entzündungshemmenden Effekt niedriger<br />
dosierter Strahlentherapie<br />
Studienlage insgesamt noch sehr dünn, weitere Studien müssen folgen, die<br />
Methode kann daher derzeit noch nicht empfohlen werden<br />
(Vgl. Auch Solitto/Plotkin 1997)<br />
• Vermeiden stauchender Belastungen,<br />
• Anmerkung: Eine Ruptur oder komplette Inzision der Plantarfaszie führt zu<br />
einem progressiven Plattfuß mit all den begleitenden Komplikationen<br />
- operative Therapie -<br />
• Eine operative Therapie sollte, erst in Erwägung gezogen werden, wenn<br />
konservative Maßnahmen >12 Monate erfolglos waren<br />
• Endoskopische und offene Fasciotomien zeigen ähnliche Ergebnisse<br />
(sehr gute Kurzzeit-Ergebnisse 70-90% aber z.B. 48% schlechte Langzeit-<br />
Ergebnisse (Risiko von Mittelfuß- und Vorfußproblemen in der Davies-Studie<br />
Vgl. Sammarco/Helfrey 1996, Stone/Davies 1999, Davies et al. 1999, Daly et<br />
al. 1992, Fishco et al. 2000, Yu et al. 1999)<br />
• Innervation: medial calcaneal nerve, a branch of the posterior tibial nerve<br />
V. Streßfrakturen<br />
• Lokalisation: Bei Läufern finden sich Streßfrakturen im Vergleich zu anderen<br />
Sportarten besonders häufig an Tibia und Fibula. Mittelfußknochen und das
Os naviculare sind ebenfalls häufig betroffen<br />
(Vgl. Resnick et al. 1995, Brukner 1996, Geyer 1993, Sullivan 1984)<br />
• Streßfrakturen werden unterschieden in:<br />
- Ermüdungsfrakturen<br />
- Insuffizienzfrakturen (zugrunde liegende Knochenpathologie)<br />
- Ätiologie -<br />
• Ursachen multifaktoriell, Hauptursache: wiederholte körperliche Belastungen<br />
ohne ausreichende Ruhezeiten (Vgl. Monteleone 1995, Nattiv 2000)<br />
• Risikofaktoren bei Läufern: Pes planus, Pes cavus, vermehrte Varusstellung<br />
des Rückfußes, verminderte Dorsalextension im OSG (Vgl. Knapp 1994)<br />
• Risikofaktoren, die nur bei Frauen belegt sind: verminderte Knochenmasse<br />
und -dichte, Zyklusstörungen, „fettarme“ Diät, vorrausgegangene<br />
Stressfrakturen in der Anamnese (Vgl. Arendt 2000, Callahan 2000)<br />
- Diagnostik -<br />
• Klinische Untersuchung: oft: <strong>Dr</strong>uckschmerz, manchmal: lokalisierte<br />
Schwellung, Überwärmung, Rötung, tastbare periostale Verdickung<br />
• Streßfrakturen des Os naviculare haben typischerweise einen sagittalen<br />
Verlauf und betreffen das zentrale <strong>Dr</strong>ittel des proximalen Anteiles (Vgl. Kiss et<br />
al. 1993)<br />
Auf konventionellen Röntgenbildern ist diese Fraktur nur selten gut zu sehen<br />
• Szintigraphie: hohe Sensitivität, da Streßfrakturen Gebiete mit einer reaktiven<br />
Osteoblasten-Aktivität aufweisen --> hier vermehrte Aufnahme der<br />
Radionuklide<br />
• Szintigraphie wird nach 48 h positiv und zeigt einen `hot spot` (unspezifisch)<br />
• MRT-Bilder haben vergleichbare Sensitivität bei insgesamt höherer Spezifität<br />
im Vergleich zu Knochenszintigrammen<br />
• Die typische Erscheinung einer Streßfraktur im MRT im besteht im periostalen<br />
und Knochenmark-Ödem mit oder ohne Frakturlinie (Vgl. Aoki et al. 2004)<br />
-“Streßreaktion“ im MRT-<br />
• Bevor eine Streßfraktur auftritt, zeigt sich im MRT gewöhnlich eine sog.<br />
„Streßreaktion“<br />
• Während dieser Phase entwickelt sich im Knochen ein Ödem, eine<br />
Hyperämie und eine gesteigerte Osteoklastentätigkeit<br />
• Im MRT unscharf begrenzte, abnormale Signalintensität im Knochenmark<br />
(Hypointensität auf T1-gewichteten Bildern, Hyperintensität auf T2gewichteten<br />
und fettsupprimierten Bildern, ähnelt damit Knochenkontusionen)<br />
(Vgl. Stafford et al. 1986)<br />
- Fraktur im MRT-<br />
• Entwickelt sich eine Fraktur, zeigen MRT-Bilder eine unregelmäßige<br />
hypointense Linie innerhalb des Gebietes des Ödems und der Hyperämie
• Die periostale Kallusbildung beginnt kurz nach dem Auftreten der Fraktur. Auf<br />
MRT-Bildern zeigt sich diese erheblich früher als im konventionellen Röntgen<br />
(hypointense Linie parallel zur Kortikalis stellt das abgehobene Periost dar.<br />
• In dieser Phase zeigt sich zwischen dem Periost und der Kortikalis eine<br />
Schicht mit hoher Signalintensität in T2-gewichteten Bildern (spiegelt<br />
wahrscheinlich einen Entzündungsprozess wieder)<br />
- Therapie -<br />
• überwiegende Mehrheit kann konservativ mit 6-8 Wochen Ruhe behandelt<br />
werden<br />
• Unterscheidung high-risk- und low-risk-Frakturen<br />
-high-risk: Schenkelhals, anteriore Tibia, Os naviculare, Talus, prox.<br />
Metatarsale 2, Sesamoide, Pars interarticularis (Vgl. Boden 2000)<br />
• Erhalt der körperlichen Fitness in der Ruhephase durch z.B. Aqua-Jogging,<br />
Schwimmen etc.<br />
• Bennel und Brukner unterscheiden zwei Phasen:<br />
-Phase 1: frühe Behandlungsphase mit modifizierter/angepasster Aktivität<br />
-Phase 2: Phase von der Wiederaufnahme körperlicher Aktivität bis zur<br />
vollständigen Rückkehr zum Sport<br />
(Vgl. Bennel/Brukner In: Mc Auley/Best 2007)<br />
- Therapie Phase 1 -<br />
• Pharmakotherapie:<br />
- Parathormon<br />
der kurzfristige Einsatz von Parathormon (PTH) wird diskutiert. Hier besteht<br />
aber noch weiterer Forschungsbedarf (Vgl. Burr 2001)<br />
- NSAR<br />
aufgrund ausgeprägter Schmerzen können Prostaglandinsynthesehemmer<br />
kurzzeitig eingesetzt werden. Da Prostaglandine für einen normalen<br />
Knochenstoffwechsel notwendig sind, sollte ihr Einsatz limitiert werden (Vgl.<br />
Wheeler/Blatt 2005)<br />
• Elektrotherapie:<br />
- Niedrigenergie-Laser<br />
eine Wirksamkeit ist nicht belegt (Vgl. Nissen et al. 1994)<br />
- Ultraschall (low-intensity pulsed ultrasound)<br />
viel versprechender Ansatz, einige Studien belegen eine Beschleunigung der<br />
Knochenheilung und Verringerung der Pseudarthroserate. Rue et al. fanden<br />
bei Tibiastressfrakturen keine Effekt.<br />
(Vgl. Rue et al. 2004, Kristiansen et al. 1997, Mayr et al. 2000, Cook et al.<br />
1997, Frankel 1998 u. 1999, Fujioka et al. 2000, Jensen 1998, Brand et al.<br />
1999)<br />
• Krafttraining:<br />
einige Studien belegen die grosse Rolle, die die Muskulatur in der<br />
Impulsabsorption spielt. Kräftigungsprogramme laufen im allgemeinen über<br />
einen Zeitraum von 6-12 Wochen. Kräftigungsübungen für die Muskulatur der<br />
Gelenke, die proximal und distal der Frakturlinie liegen, werden wenn möglich<br />
mit einbezogen. Schmerzen im Frakturbereich dürfen dabei nicht auftreten<br />
(Vgl. Donahue 2001, Hoffman et al. 1999, Yoshikawa 1994, Fyhrie et al. 1998)<br />
• Erhalten der körperlichen Fitness<br />
(Einige Studien zeigen einen Abfall der maximalen Sauerstoffaufnahme um
14-16% nach Einstellen des Trainings für 6 Wochen. Diese hängt natürlich im<br />
wesentlichen von der jeweiligen Sportart ab. Interessant sind deshalb<br />
Trainingsformen, bei denen der frakturierte Knochen nicht überlastet wird und<br />
die dennoch einen möglichst großen Anteil der Gesamtmuskulatur<br />
ansprechen. Bei Leistungsportlern ist hinsichtlich Dauer und Intensität eine<br />
Ähnlichkeit zum normalen Trainingsprogramm anzustreben.<br />
Insbesondere Aqua Jogging (Deep Water Running (DWR) zeigte hinsichtlich<br />
maximaler Sauersstoffaufnahme, Schwellenverhalten, Laufökonomie,<br />
Beinkraft und 2-Meilen-Leistung nach 4-8 Wochen Land- versus DWR-<br />
Training sehr ähnliche Trainingseffekte<br />
(Vgl. Frangolias et al. 1997, Hertler et al. 1992, Eyestone et al. 1993, Wilber et<br />
al. 1994)<br />
Hinweis: nicht zu unterschätzen ist der psychologische Effekt des Trainings<br />
• Modifikation von Risikofaktoren<br />
erfordert ausführliche Anamnese und Untersuchung<br />
Studien aus dem Militärbereich: Erlauben der individuellen Schrittlänge,<br />
Laufen auf weicheren Unterböden und Ersetzen von Langdistanz-Läufen<br />
durch Intervalltraining reduziert das Risiko von Streßfrakturen im<br />
Beckenbereich signifikant. Ballettänzer die täglich mehr als 5 Stunden<br />
trainieren haben ein 16mal höheres Stressfraktur-Risiko als Ballettänzer die<br />
weniger als 5 Stunden trainieren (Vgl. Kadel et al. 1992)<br />
Athleten mit rezidivierenden Stressfrakturen sollten ein Trainingstagebuch<br />
führen.<br />
• Schuhe und Einlagen<br />
(Studien aus dem Militärbereich deuten auf einen potentiell<br />
ausgeprägten präventiven Effekt von Einlagen hin (Reduktion<br />
um >50%)(Vgl. Gillespie/Grant 2000)<br />
Da es aber Studien gibt, die belegen, daß es Einlagen gibt, die die<br />
Streßfrakturrate im Gehen verringern und gleichzeitig beim Rennen erhöhen<br />
ist eine Übertragung der Ergebnisse auf Läufer nicht ohne weiteres möglich<br />
(Vgl. Ekenman et al. 2002)<br />
Schuhvergleich Basketballschuh vs. Miltätboot beim Basketballspielen (Vgl.<br />
Finestone 2001)<br />
• Gelenkbeweglichkeit und Muskelflexibilität<br />
Die Rolle dieser beiden Faktoren ist schlechter belegt, als man annehmen<br />
möchte.<br />
Studie mit nachgewiesenen Korrelation gibt es zur eingeschränkten<br />
Hüftaußenrotation und OSG-Dorsalextension und sogar diese Ergebnisse sind<br />
inkonstant (Vgl. Milgrom et al. 1994, Hughes 1985, Giladi 1987 u. 1991)<br />
- Therapie nach Lokalisation -<br />
• Fibula: Versorgung mit Gips oder Schiene im allgemeinen nicht notwendig,<br />
sobald Schmerzfreiheit Beginn mit dosiertem Training möglich
• Tibia: bei Vorliegen einer Fraktur, 6 Wochen Entlastung und bis zu 12<br />
Wochen Trainingspause<br />
• Naviculare: CT-Klassifikation nach Saxena:<br />
- Typ 1: Unterbrechung im dorsalen Cortex, Unterschenkelgips für 6 Wochen<br />
- Typ 2: Propagation der Fraktur in den Körper, im Regelfall operative<br />
Therapie (über medialen Zugang werden 1-2 Kleinfragmentschrauben<br />
eingebracht<br />
- Typ 3: Fortsetzung in den gegenüberliegenden Cortex, Ther. s. Typ 2<br />
(Vgl. Saxena 2000)<br />
• Metatarsalia: Ruhigstellung im Gips für 3 Wochen, dann Aufbelastung über 3<br />
Wochen, Laufbeginn nach 8 Wochen<br />
Streßfrakturen des 5. Metatarsale können nach der Torg-Klassifikation<br />
eingeteilt und behandelt werden:<br />
- Typ 1: akute Fraktur, Gips oder Vacuped-Schiene für 6-8 Wochen<br />
- Typ 2: Anzeichen von verzögerter Knochenheilung, kanülierte Schraube,<br />
Anfrischung, autologe Spongiosa<br />
- Typ 3: Pseudarthrose mit kompletter Obliteration des Markraumes,<br />
Resektion der sklerosierten Zone, tricorticaler Span aus dem Beckenkamm,<br />
Fixation mit kanülierter Schraube<br />
- Prophylaxe -<br />
• Too fast, too far, too soon<br />
--> beim Training sollte die Laufleistung nicht mehr als 10% pro Woche<br />
gesteigert werden<br />
--> es sollte auf keinen Fall durch den Schmerz hindurch gelaufen werden<br />
• Anfänger/Freizeitläufer: gut<br />
absorbierende Mittelsohlen<br />
und individuell angefertigte<br />
Schuheinlagen (Pester-Studie<br />
(Vgl. Pester 1992): Israelische Rekruten<br />
in der Grundausbildung 27%<br />
Stressfrakturen, Reduktion der<br />
Inzidenz auf 15,7% mit halbsteifen<br />
Sohlen und auf 10,7% mit<br />
weichen Einlagen)<br />
• Vielseitiges Training in Kindheit und Jugend:<br />
Fredericson-Studie (Vg. Frederison 2005):<br />
Kinder die in der Kindheit und Jugend Ballsport getrieben haben, haben ein<br />
erheblich geringeres Risiko, als erwachsender Läufer später Streßfrakturen zu<br />
erleiden.<br />
Pro “Jahr Ballsport” zeigte sich eine<br />
Reduktion des Risikos bei<br />
Männern von 13%.<br />
Verletzungsprophylaxe<br />
• sportärztliche Untersuchung vor Laufbeginn<br />
• Ergänzungstraining: Allgemeinathletik, Flexibilitätstraining, Ausgleich<br />
muskulärer Dysbalancen
• Insbesondere Stärkung der Bauch-, Rücken- und Glutealmuskulatur sowie<br />
Dehnung des M. rectus femoris<br />
• Beweglichkeitstraining: insbesondere Dorsalextension der OSG und<br />
Extension der Hüftgelenke<br />
• Laufschulung mit Training verschiedener Laufvarianten trägt zur<br />
Muskelkräftigung bei und verbessert die Reaktionsfähigkeit auf unebenem<br />
Boden<br />
• Trainingsplanung: schonender Belastungsaufbau, genügend Zeit zur<br />
Regeneration, Abwechslung, lockeres Auslaufen<br />
• gesunde Ernährung, dem Training und Wettkampf angepaßte Kohlenhydrat,<br />
E-lyt-, Vitamin- und Flüssigkeitszufuhr<br />
• geeignetes Schuhwerk und Laufkleidung<br />
• ausreichender Schlaf<br />
• kein Training bei Infekten<br />
• begleitendes Muskelaufbautraining<br />
• Wechsel der Bodenbeläge<br />
Allg. Tipps für Patienten/Läufer<br />
• Hören Sie auf die Signale Ihres Körpers! Schmerzen im Bereich des<br />
Bewegungsapparates zeigen häufig ein Mißverhältnis zwischen Belastbarkeit<br />
und Belastung an.<br />
• Steigern Sie Ihr Trainingspensum langsam. Anpassungsvorgänge des sog.<br />
“passiven Bewegungsapparates” dauern länger als die des “aktiven<br />
Bewegungsapparates”.<br />
Regel: Laufleistung sollte wöchentlich um nicht mehr als 10% gesteigert<br />
werden.<br />
• Ergänzen Sie Ihr Ausdauertraining mit Krafttrainingseinheiten.<br />
• Binden Sie Übungen für die Koordination und die Beweglichkeit in das<br />
Training ein.<br />
• Achten Sie auf ausreichende Pausen.<br />
• Dokumentieren Sie Ihr Training.<br />
• Wechseln Sie zwischen mindestens 2 Paar Laufschuhen.<br />
• Lassen Sie sich beim Schuhkauf fachkundig beraten. Eine Ganganalyse auf<br />
dem<br />
Laufband ist ein geeignetes Hilfsmittel<br />
besonders bei Fehlformen-/stellungen<br />
der Füsse und Sprunggelenke.<br />
• Bestehen bereits Probleme im Bereich der Füsse und Sprunggelenke: Lassen<br />
Sie sich von ihrem Physiotherapeuten ein individuelles Trainingsprogramm<br />
zusammenstellen. Ergänzend sollte eine Sporteinlage nach Abdruck<br />
angepasst werden.