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Ferkelbetäubung – Welche Erkenntnisse haben die ... - BMELV

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Alt Alternativen ti zur bbetäubungslosen tä b l FFerkelkastration k lk t ti<br />

- Kastration unter Betäubung -<br />

<strong>Welche</strong> <strong>Erkenntnisse</strong> <strong>haben</strong> <strong>die</strong> Tierärzte?<br />

1 K.-H. Waldmann, 1 D. Rittershaus, 1 M. Hoppe, 1 M. Steigmann 2 S. Kaestner<br />

1Klinik für kleine Klauentiere und forensische Medizin und Ambulatorische Klinik<br />

2 2Klinik ffür<br />

Kleintiere<br />

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover<br />

Berlin, 11. November 2010


Anforderungen an Alternativen zur konventionellen<br />

Saugferkelkastration<br />

Saug e e ast at o<br />

1. Tiergerechtheit<br />

Tierschutzkonform, keine oder wenig Schmerzen / Stress<br />

2. Praktikabilität<br />

Geringer Zeit- / Materialaufwand, Materialaufwand vom Tierhalter durchführbar<br />

3. Gesetzeskonformität<br />

Tiersch Tierschutzgesetz, t geset Ar Arzneimittelgesetz, neimittelgeset Fleischhygienegesetz<br />

Fleischh gienegeset<br />

4. Sicherheit<br />

Anwenderschutz, Umweltschutz, Schutz vor Missbrauch<br />

5. Akzeptanz<br />

Fleischqualität, Rückstände<br />

6. Wirtschaftlichkeit<br />

6 tsc a t c e t<br />

Vertretbare Kosten von Medikamenten / Apparaturen / Personal


Möglichkeiten g der Schmerzbekämpfung p g<br />

bei der chirurgischen Kastration<br />

Injektionsnarkose<br />

a) ) All Allgemeinanästhesie i ä h i NNasale l AApplikation lik i<br />

b) Lokalanästhesie<br />

c) Analgesie<br />

Inhalationsnarkose<br />

Injektion j ( (s.c., , i.test.) )<br />

Topische Applikation


Problem: Schmerzdetektion<br />

Physiologische Parameter: Verhaltensparameter:<br />

Hormone (Cortisol, Adrenalin)<br />

Blutmetaboliten (Lactat,..)<br />

Herzfrequenz, Atemfrequenz<br />

EKG<br />

Blutdruck<br />

Temperatur<br />

C-Fos-Expression<br />

EEG<br />

Lautäußerungen<br />

Körperhaltung<br />

Schmerzbezogenes Verhalten<br />

Allgemeines Verhalten<br />

Futteraufnahme


Möglichkeiten g der Schmerzbekämpfung p g<br />

bei der chirurgischen Kastration<br />

Injektionsnarkose<br />

a) ) All Allgemeinanästhesie i ä h i NNasale l AApplikation lik i<br />

b) Lokalanästhesie<br />

c) Analgesie<br />

Inhalationsnarkose<br />

Injektion j ( (s.c., , i.test.) )<br />

Topische Applikation


Injektionsnarkose (Azaperon + Ketamin)<br />

Nasale Applikation (Benzodiazepin o. Opiat + Ketamin)<br />

Vorteile:<br />

Kein Kastrationsschmerz<br />

Kein Kastrationsstress<br />

Geringer apparativer Aufwand<br />

Nachteile/Besonderheiten:<br />

Langer Nachschlaf (Energiedefizit)<br />

Erhöhte Erdrückungsgefahr g g<br />

Erhöhte Verluste<br />

Vom Tierarzt durchzuführen<br />

Zeitaufwand, , Kosten<br />

Missbrauchspotential<br />

(Lahrmann et al. 2004, Howald 2005)


Möglichkeiten g der Schmerzbekämpfung p g<br />

bei der chirurgischen Kastration<br />

Injektionsnarkose<br />

a) ) All Allgemeinanästhesie i ä h i NNasale l AApplikation lik i<br />

b) Lokalanästhesie<br />

c) Analgesie<br />

Inhalationsnarkose<br />

Injektion j ( (s.c., , i.test.) )<br />

Topische Applikation


Stu<strong>die</strong>n zu Inhalationsnarkoseverfahren<br />

Untersuchung automatisierter Gasinsufflationssysteme<br />

Isofluran-Gas (5 Vol%, 90 sec + O 2 2l/min)<br />

("Pignap", Agrocomp GmbH, Andwil SG, CH)<br />

Kohlendioxid (CO 2 / O 2 entsprechend 70% / 30%, 75 sec)<br />

("Pigsleeper", Schippers GmbH, Kerken, FRG)<br />

Prüfung von Narkosetiefe und Anästhesieeffekten<br />

(Allgemeinbefinden, Verhalten, EKG, EEG, Pulsoxymetrie, Lautäußerung)<br />

Einfluss zusätzlich applizierter Analgetika (NSAID)<br />

Fl Flunixin-Meglumin<br />

i i M l i<br />

(2,2 mg/kg i.m., 60 resp. 20 Minuten vor der Kastration)<br />

(Hoppe u. Steigmann, 2010 in Bearb.)


Anästhesiesystem „Pignap“, Fa. Agrocomp, CH<br />

Isofluran 5 Vol.% + 30% O 2<br />

Photo: Agrocomp


Anästhesiesystem „Pigsleeper“, Fa. Schippers, NL<br />

CO 2 / O 2-Inhalation (70% / 30%)<br />

Photo: Schippers


EKG EKG, EEG, EEG Pulsoximetrie<br />

Ferkel vorbereitet zur Messung während der Narkose


EEG-Verlauf<br />

Kastration<br />

Isofluran: überwiegend δ-Wellen<br />

CO 2: mostly β-waves<br />

Castration<br />

(Hoppe u. Steigmann, 2010 in Bearb.)


EEG-Verlauf<br />

Kastration<br />

Isofluran: überwiegend δ-Wellen<br />

CO 2: überwiegend β-Wellen<br />

Kastration<br />

Bewegungs-<br />

artefakte<br />

(Hoppe u. Steigmann, 2010 in Bearb.)


Scoore<br />

EEG-Analyse unmittelbar vor der Kastration<br />

6 Hirntod<br />

5 Narkose zu tief<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Idealer<br />

Narkosebereich<br />

Zunehmende<br />

Narkose<br />

Leichte<br />

Sedation<br />

0 Wachzustand<br />

CO2/ Fluni.<br />

20 min<br />

CO2/ Fluni.<br />

60 min<br />

CO2/ ohne<br />

Fluni.<br />

Isofl./<br />

Fluni.<br />

20 min<br />

Isofl./<br />

Fluni.<br />

60 min<br />

Isofl./<br />

ohne<br />

Fluni.<br />

Kontrolle<br />

(Hoppe u. Steigmann, 2010 in Bearb.)


Vor der Narkose, HF 230/min<br />

Isofluran - EKG<br />

Während der Narkose, HF 225/min<br />

(Steigmann, 2010 in Bearb.)


Vor der Narkose, HF: 230/min<br />

Kohlendioxid - EKG<br />

30 sec after CO 2 insufflation, HF 20-40/min<br />

iincreased d T-wave: T hhyperkalemia k l i because b of f acidosis id i ?<br />

(Hoppe 2010 in Bearb.)


Vor der Narkose, HF: 230/min<br />

Kohlendioxid - EKG<br />

30 sec nach CO 2-Insufflation, HF: 20-40/min<br />

verstärkte tä kt TT-Zacke: Z k Hyperkalämie H k lä i wegen AAzidose id ?<br />

(Hoppe 2010 in Bearb.)


Vorteile:<br />

Einfache Handhabungg<br />

Ausreichende Narkose<br />

(bei zusätzl. Analgetikumgabe)<br />

- Bewusstlosigkeit<br />

- keine Abwehrbewegungen<br />

- Analgesie, Muskelrelaxation<br />

- stressfrei t f i<br />

Kurze Erholungszeit<br />

Ausreichende Narkosebreite<br />

IIsoflurannarkose fl k<br />

Nachteile/Besonderheiten:<br />

Zusätzliche Analgetikagabe<br />

erforderlich<br />

Vom Tierarzt durchzuführen<br />

Zeitaufwand<br />

Kosten<br />

AAnwendersicherheit d i h h it bbeachten ht<br />

(FCKW)


Vorteile:<br />

Einfache Technik<br />

CO CO2-Narkose N k<br />

Nachteile/Besonderheiten:<br />

Unzureichende Narkose<br />

Einfache Handhabung<br />

Hgr. Belastung während<br />

Kurze Erholungszeit Narkoseeinleitung a osee etu g (Abwehr- ( b e<br />

bewegung, Hyperventilation)<br />

Applikation pp schmerzhaft<br />

Herz-Kreislaufstörungen<br />

Vom Tierarzt durchzuführen<br />

Zeitaufwand, ,<br />

Kosten


Möglichkeiten g der Schmerzbekämpfung p g<br />

bei der chirurgischen Kastration<br />

Injektionsnarkose<br />

a) ) All Allgemeinanästhesie i ä h i NNasale l AApplikation lik i<br />

b) Lokalanästhesie<br />

c) Analgesie<br />

Inhalationsnarkose<br />

Injektion j (s.c., ( , i.test.) )<br />

Topische Applikation


Norwegen: seit 2002 Kastration unter Lokalanästhesie durch den Tierarzt<br />

Beurteilung der Effektivität der Lokalanästhesie<br />

Tierärzte Tierhalter<br />

(n. Frederiksen 2007)


Kastration unter Lokalanästhesie<br />

- Cortisolgehalt im Serum -<br />

(n. Heinritzi et al. 2006)


Topische Anästhesie: Chlorethylspray<br />

(Foto: Gasteiner 2007)


mV<br />

850<br />

800<br />

750<br />

700<br />

650<br />

600<br />

550<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

-150<br />

-200<br />

-250<br />

-300<br />

-350<br />

-400<br />

-450<br />

-500<br />

-550<br />

Vokalisation, Saugferkel, 5 Tage alt, Kastration ohne Anästhesie<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42<br />

Hautinzision<br />

Samenstrangdurchtrennung<br />

Rittershaus, 2009<br />

s


V<br />

1.1<br />

10 1.0<br />

0.9<br />

0.8<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

-0.1<br />

-0.2<br />

-0.3<br />

-0.4<br />

-0.5<br />

-0.6<br />

-0.7<br />

-0.8<br />

-0.9<br />

-1.0<br />

Vokalisation, Saugferkel, g 5 Tage, g Kastration nach Vereisungg<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55<br />

Vereisung<br />

Haut<br />

Hautinzision<br />

Vereisung<br />

Samenstränge<br />

Samenstrangdurchtrennung<br />

s<br />

Rittershaus, 2009


Topische Anästhesie: EMLA ® Topische Anästhesie: EMLA Creme<br />

® -Creme<br />

Applikation von EMLA ® -Creme<br />

EMLA-Phonophorese Applikation von Lidocain-Spray<br />

Rittershaus, 2009


Einfaches Verfahren<br />

Lokalanästhesie<br />

Vorteile: Nachteile/Besonderheiten:<br />

Kein Kastrationsschmerz nach<br />

korrekter Injektion<br />

Geringer apparativer Aufwand<br />

Geringer zeitlicher Aufwand<br />

Applikationsschmerz (bei i. test. Inj.)<br />

z. T. unzureichende Analgesie g<br />

(bes. bei topischer Applikation)<br />

Belastung<br />

Vom Tierarzt durchzuführen<br />

zz. TT. Wundheilungsstörungen


Möglichkeiten g der Schmerzbekämpfung p g<br />

bei der chirurgischen Kastration<br />

Injektionsnarkose<br />

a) ) All Allgemeinanästhesie i ä h i NNasale l AApplikation lik i<br />

b) Lokalanästhesie<br />

c) Analgesie<br />

Inhalationsnarkose<br />

Injektion j ( (s.c., , i.test.) )<br />

Topische Applikation


350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

Cortisol<br />

(nmol/ /l)<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Kastration nach Schmerzmittelgabe<br />

- CCortisolgehalt ti l h lt im i Serum S -<br />

vor 30 30min i nach… h 1h nach… h 4h nach… h 28h nach… h KKastration t ti<br />

Handling Flunixin Meloxicam Metamizol Kastration<br />

Langhoff 2008


Analgesie<br />

(Schmerzreduktion, z. B. mit Meloxicam oder Flunixin)<br />

Einfaches Verfahren<br />

Geringer Aufwand<br />

Vorteile: Nachteile/Besonderheiten:<br />

Kann vom Tierhalter durch-<br />

geführt werden<br />

Postoperative Analgesie<br />

Keine Anästhesie<br />

Kastrationsschmerz<br />

Applikation muss 20 20-30 30 Min Min.<br />

vor der Kastration erfolgen


Fazit:<br />

Schweine <strong>haben</strong> in jedem Lebensalter<br />

ein ausgeprägtes Schmerzempfindungsvermögen.<br />

Die chirurgische Saugferkelkastration ohne Anästhesie<br />

stellt eine erhebliche Belastung g für <strong>die</strong> Tiere dar und verursacht<br />

deutliche Schmerzen.<br />

Insbesondere <strong>die</strong> Objektivierung des Ausmaßes von Schmerz<br />

ist sehr schwierig.<br />

Bi Bisher h geprüfte üf Verfahren V f h zur Schmerzausschaltung S h h l oder d<br />

-minderung <strong>haben</strong> neben ihren Vorteilen auch - z. T. erhebliche -<br />

Nachteile.<br />

Ein alternatives Verfahren zur Ferkelkastration unter Betäubung,<br />

das alle genannten Anforderungen erfüllt, ist derzeit nicht existent.


http://www.ava.eu.com/<br />

AVA statement on castration of pigs under CO 2 anaesthesia<br />

Relevant data in human beings suggests that CO 2 administration is<br />

painful, …causes airway irritation, substernal pain, general discomfort<br />

and muscle tremors. Italsocauses a degree of stress due to severe<br />

<br />

acidosis and asphyxia asphyxia.<br />

CO2 has been used as a painful and stressful stimulus in experimental<br />

stu<strong>die</strong>s on animals.<br />

Stress due to asphyxia, muscle tremors/shaking, excitation and<br />

<br />

avoidance behaviour (withdrawal reflex) has been observed in pigs given<br />

CO 2 (with ( or without supplemental pp oxygen) yg ) before slaughter. g<br />

There is evidence that CO2 increases pain threshold but no real evidence<br />

of the abolition of nociception ….<br />

CO CO2 … it certainly provides no mean of postoperative pain alleviation alleviation.<br />

Narrow safety margin for the use of CO2 for anaesthesia.


AVA statement on castration of pigs under CO 2 anaesthesia<br />

Therefore, with respect to animal welfare and the aim of<br />

alleviating pain during and after castration of piglets piglets, carbon<br />

dioxide anaesthesia would not seem to be an appropriate or<br />

advisable technique.


Zeitaufwand / Kosten<br />

Anästhesie / Analgesie<br />

25<br />

Sauen<br />

100<br />

Sauen<br />

100-200<br />

Sauen<br />

200-400<br />

Sauen<br />

> 400<br />

Sauen<br />

IInjektionsanästhesie j kti ä th i 146€ 1,46 € / 146€ 1,46 € / 146€ 1,46 € / 146€ 1,46 € / 146€ 1,46 € /<br />

Landwirt / Vet<br />

+1€ +1€ +1€ +1€ +1€<br />

Inhalationsnarkose<br />

Landwirt<br />

Sek. / pro<br />

Ferkel<br />

(25)<br />

597€ 5,97 € 226€ 2,26 € 134€ 1,34 € -- -- 70-90<br />

Lokalanästhesie<br />

0,29 € / 0,29 € / 0,29 € / 0,29 € /<br />

--<br />

Landwirt / Vet 299€ 2,99 € 1,40 € 1,05€ 0,78<br />

Analgesie<br />

Landwirt<br />

25-35<br />

0,19 € 0,19 € 0,19 € 0,19 € 0,19 € 17<br />

(lt. versch. Stu<strong>die</strong>n)<br />

(n. Heinritzi 2007)

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