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BEA-P - Elektrotechnik

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Elektrische Maschinen und<br />

Leistungselektronik<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Oberschelp<br />

„Leistungselektronik und elektrische Antriebe“ Fachbereich <strong>Elektrotechnik</strong><br />

Gliederung<br />

1 Allgemeines<br />

2 Oberschwingungen<br />

3 Leistungsdefinitionen<br />

4 Zwischenkreiseinspeisung<br />

5 Betriebsbedingungen<br />

6 Versuchsdurchführung<br />

Laborversuch LA2<br />

Netzrückwirkungen<br />

6.1 Schaltbild und Stückliste<br />

6.2 Beschreibung des Versuchsaufbaus<br />

6.3 Aufgabenstellung<br />

7 Testfragen<br />

8 Literatur<br />

Versuch LA2/Vers. 10/05 Netzrückwirkungen Seite: 1


Labor für elektrische Maschinen und Leistungselektronik Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Oberschelp<br />

1 Allgemeines<br />

Der zunehmende Einsatz leistungselektronischer Stellglieder für drehzahlvariable Antriebe,<br />

Steuerung von Licht und Wärme sowie der Spannungsversorgung unterschiedlichster<br />

Geräte erzeugt besondere Belastungsverhältnisse für die Netzversorgung. Neben<br />

der benötigten Wirkleistung für die Last haben leistungselektronische Geräte einen<br />

erhöhten Blindleistungsbedarf. Vor allem die erzeugten Oberschwingungen führen dabei<br />

zu Netzspannungsverzerrungen, welche andere Verbraucher beeinflussen sowie das<br />

Versorgungsnetz destabilisieren. Diese Netzrückwirkungen werden deshalb von den<br />

Energieversorgungsunternehmen reglementiert. Technische Regelwerke wie die DIN<br />

VDE 0838 (EN 60 555) sowie firmenspezifische Vorgaben legen die zulässigen Grenzwerte<br />

für die erzeugten Oberschwingungen fest. Bei der Entwicklung von Geräten sowie<br />

der Auslegung von Anlagen sind die einschlägigen Normen und Richtlinien zu berücksichtigen.<br />

Das Ziel dieses Versuches ist es, am Beispiel der ungesteuerten Brückenschaltung zur<br />

Einspeisung eines Gleichspannungszwischenkreises die Bedeutung und die Funktion<br />

von Netzrückwirkungen kennen zu lernen.<br />

2 Oberschwingungen<br />

Liegen periodische Spannungs- und Stromverläufe vor die nicht sinusförmig sind, so<br />

können diese mit einer Fourier-Reihe beschrieben werden. Die Reihe besteht dabei aus<br />

einem Gleichanteil, einer Sinus- und Cosinus-Grundschwingung und sinus- und cosinusförmigen<br />

Oberschwingungen, deren Frequenz ganzzahlige Vielfache der Grundschwingungsfrequenz<br />

sind. Dies soll am Beispiel des Netzstromverlaufes bei einem<br />

Wechselstromsteller (siehe LA1) veranschaulicht werden. Im Bild 1 ist der Netzstromverlauf<br />

i(t) im Fall rein ohmscher Last bei einem Steuerwinkel von 90° gezeigt.<br />

Bild 1 Netzstromverlauf beim Wechselstromsteller<br />

Der Netzstrom i(t) ergibt sich in Fourier-Reihen-Darstellung zu<br />

n<br />

∑ ( ) ( ) n → ∞<br />

i(t) = a + a ⋅cos kω t + b ⋅ sin kωt 0 k k<br />

k= 1<br />

Versuch LA2/Vers. 10/05 Netzrückwirkungen Seite: 2


Labor für elektrische Maschinen und Leistungselektronik Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Oberschelp<br />

mit der Grundschwingungskreisfrequenz<br />

2 ⋅ π<br />

ω = 2 ⋅ π ⋅ f =<br />

T<br />

den Ordnungszahlen und Frequenzen<br />

k 1,2,3,...<br />

Der Gleichanteil ergibt sich mit<br />

= k<br />

T 2⋅π<br />

1 1<br />

a0 = i(t)dt i( t)d t<br />

T ∫ = ω ω<br />

2 ⋅ π ∫<br />

0 0<br />

f = k ⋅ f .<br />

und ist in dem Beispiel a0=0.<br />

Die Amplituden der Teilschwingungen errechnen sich mit<br />

und<br />

T 2⋅π<br />

2 1<br />

ak = i(t) ⋅cos ( kω t) dt = i( ωt) ⋅cos ( kωt) dωt T ∫ π ∫<br />

0 0<br />

T 2⋅π<br />

2 1<br />

bk = i(t) ⋅ sin kω t dt = i( ωt) ⋅ sin kωt dωt T<br />

π<br />

∫ ( ) ∫ ( ) .<br />

0 0<br />

Die orthogonalen Teilschwingungen gleicher Ordnungszahl können zusammengefasst<br />

werden und bilden damit die Fourier-Reihe in Amplituden-Phasenform<br />

mit<br />

n n<br />

∑ ∑<br />

i(t) = i (t) = ˆi<br />

⋅cos(kω t + ϕ )<br />

k k k<br />

k= 1 k= 1<br />

î = a + b<br />

2 2<br />

k k k<br />

b<br />

ϕ k = arctan<br />

a<br />

I<br />

k<br />

=<br />

î<br />

k<br />

2<br />

k<br />

k<br />

In dieser Darstellung ergibt sich der Phasenwinkel ϕk, als Winkel zu einer cosinusförmigen<br />

Referenzspannung. Soll der Bezug zu einer sinusförmigen Referenzgröße in Amplituden-Phasenform<br />

hergestellt werden, kann dies auch durch die in der Literatur nicht so<br />

oft angegebene Form<br />

Versuch LA2/Vers. 10/05 Netzrückwirkungen Seite: 3


Labor für elektrische Maschinen und Leistungselektronik Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Oberschelp<br />

erfolgen.<br />

n n<br />

∑ ∑<br />

i(t) = i (t) = ˆi<br />

⋅ sin(kω t + ϕ )<br />

k k k<br />

k= 1 k= 1<br />

a<br />

ϕ k = arctan<br />

b<br />

k<br />

k<br />

Ik nimmt meist mit steigender Ordnungszahl stark ab. Für den Stromverlauf nach Bild 1<br />

ist das zugehörige Frequenzspektrum im Bild 2 dargestellt. Die Amplituden sind dabei<br />

auf die Grundschwingungsamplitude I1 bezogen. In dem Stromverlauf liegt eine Symmetrie<br />

3. Art mit i(ωt+π)=-i(ωt) vor. Deshalb treten nur ungerade Ordnungszahlen auf.<br />

Bild 2 Amplitudenspektrum<br />

Durch Addition der Teilschwingungen lässt sich die Originalfunktion wieder abbilden. Im<br />

Bild 3 ist für den diskutierten Verlauf die Summation für die Ordnungszahlen 1 bis 19<br />

gezeigt.<br />

Bild 3 Rekonstruktion des Netzstromes mit den Ordnungszahlen 1 bis 19<br />

Der Gesamteffektivwert des Stromsignals ergibt sich aus der geometrischen Summe<br />

aller Schwingungsanteile.<br />

Versuch LA2/Vers. 10/05 Netzrückwirkungen Seite: 4


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∞<br />

2<br />

n<br />

n= 1<br />

I = ∑ I<br />

Die Beurteilung der Qualität einer Wechselgröße erfolgt mit dem Grundschwingungsgehalt<br />

g. Der Grundschwingungsgehalt ist ein Maß dafür, in wie weit sich der Signalverlauf<br />

der Sinusform annähert.<br />

I1<br />

gi<br />

=<br />

I<br />

Der Index i kennzeichnet dabei, dass es sich um den Grundschwingungsgehalt eines<br />

Stromes handelt. Im Fall eines Spannungssignals wird der Index u verwendet.<br />

Eine weitere Kenngröße ist der Klirrfaktor k mit<br />

k<br />

i<br />

=<br />

∞<br />

∑<br />

I<br />

n<br />

n= 2<br />

I<br />

Der Klirrfaktor ist ein Maß für die Oberschwingungen bezogen auf den Grundschwingungseffektivwert.<br />

Zwischen Grundschwingungsgehalt und Klirrfaktor besteht die feste<br />

Beziehung<br />

g + k = 1<br />

2 2<br />

i i<br />

Mit dem Scheitelfaktor ks wird das Verhältnis zwischen dem Dachwert einer Wechselgröße<br />

und dem Effektivwert bewertet.<br />

k<br />

s<br />

î<br />

=<br />

I<br />

Bei idealer Sinusform beträgt der Scheitelfaktor ks = 2 .<br />

Für eine Mischgröße mit Gleichanteil wie im Beispiel Bild 4 gezeigt, ergeben sich weitere<br />

Definitionen.<br />

Bild 4 Mischgröße<br />

Versuch LA2/Vers. 10/05 Netzrückwirkungen Seite: 5


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Der Effektivwert setzt sich aus dem Gleichanteil Id und dem Wechselanteil zusammen.<br />

∞<br />

2 2<br />

d n<br />

n= 1<br />

I = I + ∑ I<br />

Die Welligkeit w beschreibt wie hoch der Effektivwert des Wechselanteils bezogen auf<br />

den Gleichanteil Id ist.<br />

∞<br />

2<br />

∑In<br />

n 1<br />

= ⎛ I ⎞<br />

wi = = ⎜ ⎟ −1<br />

Id ⎝ Id<br />

⎠<br />

2<br />

Der Formfaktor F ist ein Maß für den Gesamteffektivwert bezogen auf den Gleichrichtwert.<br />

I I<br />

F = =<br />

T<br />

1 Id<br />

i(t) dt<br />

T ∫<br />

0<br />

Der Riffelfaktor r beschreibt die Differenz zwischen Maximal- und Minimalwert im Zeitverlauf,<br />

bezogen auf den Gleichrichtwert.<br />

i − i i − i<br />

r = =<br />

1<br />

i(t) dt<br />

T ∫<br />

max min max min<br />

T<br />

Id<br />

0<br />

Der Crestfaktor c ist ein Maß für den Betrag des Maximalwerts im Zeitverlauf bezogen<br />

auf den Gesamteffektivwert.<br />

Max( i max , i min )<br />

c =<br />

I<br />

3 Leistungsdefinitionen<br />

Die elektrische Wirkleistung P ist definiert als der arithmetische Mittelwert über den Zeitverlauf<br />

p(t)=u(t) . i(t).<br />

T T<br />

1 1<br />

P = p(t)dt u(t) i(t)dt<br />

T ∫ = ⋅<br />

T ∫<br />

0 0<br />

Die Scheinleistung ist definiert als das Produkt aus dem Effektivwert der Spannung und<br />

dem Effektivwert des Stromes.<br />

S = U⋅ I<br />

Versuch LA2/Vers. 10/05 Netzrückwirkungen Seite: 6


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Unter der Vorrausetzung eines sinusförmigen Spannungsverlaufs und eines beliebigen<br />

Stromverlaufs ergibt sich die Wirkleistung zu<br />

P = U⋅I 1 ⋅cos ϕ 1.<br />

Nur der Grundschwingungsstrom I1 mit der gleichen Frequenz wie die Spannung trägt<br />

zur Wirkleistungsbildung bei. cosϕ1 ist der Grundschwingungsverschiebungsfaktor. Entsprechend<br />

ist die Grundschwingungsscheinleistung<br />

S = U⋅ I = P + Q<br />

2 2<br />

1 1 1<br />

und die Grundschwingungsblindleistung Q1<br />

Q1 = U⋅I 1 ⋅ sinϕ<br />

1<br />

definiert. Die Gesamtblindleistung ergibt sich mit<br />

2 2<br />

Q = S − P .<br />

Die Oberschwingungsanteile im Strom bilden die Verzerrungsleistung D.<br />

D = Q − Q = U⋅ I + I + ...<br />

2 2 2 2<br />

1 2 3<br />

Der Leistungsfaktor ist definiert als das Verhältnis von Wirkleistung zu Gesamtscheinleistung.<br />

P<br />

λ =<br />

S<br />

Im Fall einer sinusförmigen Spannung und einem beliebig periodischen Stromsignal ergibt<br />

sich der Leistungsfaktor zu<br />

P U⋅I ⋅cos ϕ I<br />

S U⋅I I<br />

1 1 1<br />

λ = = = ⋅cos ϕ 1 = gi ⋅cos ϕ1<br />

Im Fall eines rein sinusförmigen Stromes ist der Leistungsfaktor λ gleich dem Verschiebungsfaktor<br />

cosϕ.<br />

4 Zwischenkreiseinspeisung<br />

Die Automatisierung von Fertigungsprozessen erfordert eine Vielzahl an drehzahlvariablen<br />

Antrieben. Die robuste und wartungsarme Drehstromasynchronmaschine hat sich<br />

als Standard etabliert. Um die Drehzahl verstellen zu können muss diese Maschine mit<br />

einem in Frequenz und Effektivwert einstellbarem Netz versorgt werden. Hierzu werden<br />

in den weitaus meisten Fällen Pulswechselrichter eingesetzt. Die Pulswechselrichter<br />

erzeugen aus einer Gleichspannung über sechs Transistoren das variable Drehstromnetz.<br />

Die Gleichspannung wird üblicherweise über eine ungesteuerte Diodenbrücken-<br />

Versuch LA2/Vers. 10/05 Netzrückwirkungen Seite: 7<br />

.


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schaltung mit Glättungskondensator erzeugt. Abhängig von der Antriebsleistung erfolgt<br />

die Einspeisung aus dem Einphasen- oder Drehstromnetz. Bild 5 zeigt die Struktur bei<br />

einphasiger Einspeisung.<br />

Bild 5 Einphasige Zwischenkreiseinspeisung<br />

Aus dem Wechselspannungsnetz mit der Spannung u wird über eine Netzinduktivität L<br />

der Gleichspannungszwischenkreis mit dem Glättungskondensator C gespeist. Ist der<br />

Kondensator groß bemessen, kann näherungsweise die Zwischenkreisspannung ud als<br />

konstant angesehen werden. Die dem Netz entnommene Wirkleistung muss der Gleichstromleistung<br />

Pd = Ud ⋅ Id<br />

entsprechen, damit die Zwischenkreisspannung ud im Mittelwert<br />

sich nicht ändert. Hierbei soll angenommen werden, dass der Wirkungsgrad des<br />

Stellgliedes η=1 beträgt. Im Bild 6 sind die zugehörigen Spannungs- und Stromverläufe<br />

gezeigt. Solange die treibende Netzspannung u kleiner als die Zwischenkreisspannung<br />

ud ist findet kein Stromfluss statt. Ab dem Zeitpunkt u>ud wird ein Strom gemäß der Beziehung<br />

1 1<br />

i(t) = ⋅ (u u d)dt (û sin t U d)dt<br />

L ∫ − = ⋅ ⋅ ω −<br />

L ∫<br />

aufgebaut. Diese Strombeziehung gilt auch für den sich anschließenden Bereich mit u<<br />

ud bis der Strom i wieder zu Null wird. Anschließend sperren alle Dioden bis wieder die<br />

Netzspannung größer als die Zwischenkreisspannung wird.<br />

Bild 6 Netzstromverlauf bei der B2-Schaltung<br />

Versuch LA2/Vers. 10/05 Netzrückwirkungen Seite: 8


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Abhängig von der umgesetzten Wirkleistung und der Netzinduktivität verändert sich die<br />

Kurvenform. Bei konstanter Wirkleistung und kleinerer Netzinduktivität wird wie im Bild 6<br />

gezeigt, die Stromamplitude von i1 höher bei Verringerung der Breite. Dies bedeutet eine<br />

Erhöhung der Oberschwingungsanteile im Strom. Die höheren Oberschwingungsanteile<br />

führen zu einer Verringerung des Grundschwingungsfaktors gi und damit zu einer<br />

Reduzierung des Leistungsfaktors.<br />

Für eine ungesteuerte B6-Schaltung zeigt Bild 7 das Schaltbild. Es wird ein weiterer Diodenzweig<br />

hinzugefügt. Im Bild ist das speisende dreiphasige Netz durch die Spannungsquellen<br />

mit den Phasenspannungen u1, u2 und u3 dargestellt. In jeder Zuleitung<br />

befindet sich die Netzinduktivität L. Damit ein geschlossener Stromkreislauf entsteht<br />

müssen immer eine Diode der Kathoden- und eine Diode der Anodengruppe leitend<br />

sein. Damit ist immer eine verkettete Spannung die treibende Spannung für den Zwischenkreis.<br />

Bild 7 Dreiphasige Zwischenkreiseinspeisung<br />

Im Bild 8 sind die Phasen- sowie die verketteten Spannungen des Netzes und die konstante<br />

Zwischenkreisspannung dargestellt. In der positiven Halbwelle der Phasenspannung<br />

u1 hat zuerst die verkettete Spannung u12 und dann u13 die höchsten Momentanwerte.<br />

Entsprechend entstehen zwei Stromkuppen in der positiven Halbwelle und der<br />

negativen Halbwelle jeder Phasenspannung.<br />

Bild 8 Drehstromnetz mit Zwischenkreisspannung<br />

Versuch LA2/Vers. 10/05 Netzrückwirkungen Seite: 9


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Im Bild 9 sind die entsprechenden Verläufe der Phasenspannung u1, der Spannungen<br />

u12 und u13 sowie des Netzstromes i1 gezeigt.<br />

u<br />

V<br />

600<br />

400<br />

200<br />

200<br />

400<br />

600<br />

u12 u13<br />

u1<br />

i1<br />

0 0.005 0.01 0.015 0.02 0.025 0.03 0.035 0.04 0.045 0.05<br />

Bild 9 Netzstromverlauf bei der B6-Schaltung<br />

5 Betriebsbedingungen<br />

Die Dioden müssen wegen der auftretenden Verlustleistung durch geeignete Maßnahmen<br />

(Kühlkörper) vor zu hohen Temperaturen geschützt werden. Die Auslegung der<br />

Kühleinrichtung erfolgt so, dass bis zu einer Umgebungstemperatur von 40°C der Dauerstrom<br />

des Gerätes ohne Gefährdung der Dioden zulässig ist.<br />

Zum Schutz gegen gefährliche Überspannungen sind die Dioden mit einer RC-<br />

Kombination beschaltet. Als Überstrom- und Kurzschluss-Schutz werden Schmelzsicherungen<br />

mit einer besonderen Strom-Zeit-Charakteristik verwendet (Halbleitersicherungen;<br />

Kennzeichen: gelber Ring). Normale Schmelzsicherungen dürfen nicht benutzt<br />

werden, da diese keinen Schutz der Dioden gewährleisten.<br />

Beim ungeladenen Zwischenkreiskondensator würde im ersten Einschaltmoment ein<br />

unzulässig hoher Kurzschluss-Strom fließen. Um dies zu vermeiden wird eine Ladeschaltung<br />

verwendet. Die Ladeschaltung besteht aus einem ohmschen Widerstand, der<br />

zwischen Diodenbrücke und Gleichspannungskreis geschaltet wird. Ein Relais überbrückt<br />

den Ladewiderstand, wenn die Zwischenkreisspannung einen Mindestwert erreicht<br />

hat. Damit wird ermöglicht, dass im normalen Betriebszustand keine Verlustleistung<br />

an dem Ladewiderstand entsteht.<br />

Die im Zwischenkreis verwendeten Elektrolyt-Kondensatoren besitzen eine begrenzte<br />

Spannungsfestigkeit. Wird von der Gleichstromseite dem Zwischenkreis Wirkleistung<br />

zugeführt steigt die Zwischenkreisspannung an, da über die ungesteuerte Brückenschaltung<br />

keine Energierückspeisung ins Netz erfolgen kann. Dieser Betriebszustand<br />

stellt sich z.B. ein, wenn die über die ausgangsseitigen Wechselrichter betriebenen Maschinen<br />

abgebremst werden. Die Spannung ud wird üblicherweise überwacht. Wird ein<br />

Maximalwert überschritten wird über einen geschalteten Bremswiderstand Energie aus<br />

dem Zwischenkreis entnommen. In dem verwendeten Versuchsaufbau wird eine ausreichende<br />

Sicherheit für die Kondensatoren dadurch erreicht, dass die Nennspannung der<br />

verketteten Netzspannung als 100V definiert wird. Damit beträgt die nominale Spannung<br />

udN =141V und die Kondensatoren besitzen eine Spannungsfestigkeit von 385V.<br />

Versuch LA2/Vers. 10/05 Netzrückwirkungen Seite: 10<br />

t<br />

ms


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6 Versuchsdurchführung<br />

6.1 Schaltbild und Stückliste<br />

Stückliste<br />

Pos.<br />

1 Vielfach-Meßinstrument, Elavi 3, Fa. H&B-Elima<br />

2 Vielfach-Meßinstrument, Multizet VAeff, Fa. Siemens<br />

3 Leistungsmeßgerät Wattavi (25A), Fa. H&B-Elima<br />

4 Vielfach-Meßinstrument, Elavi 3, Fa. H&B-Elima<br />

5 Vielfach-Meßinstrument, Multizet VAeff, Fa. Siemens<br />

6 Strommeßzange E3N, Fa. Chauvin Arnoux<br />

7 Differentialtastkopf, HZ 100, Fa. Hameg<br />

8 Oszilloskope, 54 622A, Fa. Agilent<br />

9 Gleichstromdrosseln, DGE 2,3mH/100, Fa. SBA<br />

6.2 Beschreibung des Versuchsaufbaus<br />

Es wird ein Kompaktgerät verwendet, welches die im Bild 10 dargestellten Komponenten<br />

enthält. Der Versuchaufbau wird über einem Schalter und einer Drehstromabsicherung<br />

mit dem Netz verbunden. Die Eingangsspannung wird über einen Stelltransformator<br />

auf 100V verkettete Spannung eingestellt und belastungsabhängig nachgeregelt. Die<br />

Zusatznetzdrosseln L werden abhängig von der Aufgabenstellung eingebaut. Über den<br />

Schalter S1 wird zwischen der B2- und B6-Schaltung umgestellt. Über ein Vielfachmessinstrument<br />

werden die Eingangsspannung und der Eingangsstrom gemessen. Mit einem<br />

Wattmeter wird die netzseitige Wirkleistung bestimmt. Mit dem Zweikanaloszilloskop<br />

werden die Zeitverläufe der Netzspannung und des Netzstromes dargestellt. Über einen<br />

verstellbaren Lastwiderstand RL wird der Strom id eingestellt. ud und id werden über Vielfachinstrumente<br />

gemessen.<br />

6.3 Aufgabenstellung<br />

6.3.1 Signalverläufe<br />

Bei unterschiedlichen Lastzuständen im Zwischenkreis sind für die B2- sowie B6-<br />

Schaltung zu beobachten:<br />

u(t), ud(t) und i(t).<br />

Die Versuche sind mit einer zusätzlichen Netzinduktivität zu wiederholen.<br />

Vergleichen Sie die Oszillogramme mit den theoretischen Signalverläufen.<br />

Versuch LA2/Vers. 10/05 Netzrückwirkungen Seite: 11


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6.3.2 Belastungsversuch bei der B2-Schaltung<br />

Für eine zusätzliche Netzinduktivität a) L=0<br />

und b) L=2,3mH<br />

sind als Funktion vom Laststrom Id im Bereich von 0…5A in 0,5A Schritten zu messen:<br />

U, I, Ud, P<br />

Berechnen und zeichnen Sie den Leistungsfaktor λ, den Grundschwingungsgehalt gi<br />

und den Wirkungsgrad η als Funktion von Pd. Bestimmen Sie dabei gi mit der Näherung<br />

cosϕ1=1.<br />

6.3.3 Belastungsversuch bei der B6-Schaltung<br />

Für eine zusätzliche Netzinduktivität a) L=0<br />

und b) L=2,3mH<br />

sind als Funktion vom Laststrom Id im Bereich von 0…5A in 0,5A Schritten zu messen:<br />

U, I, Ud, P<br />

Berechnen und zeichnen Sie den Leistungsfaktor λ, den Grundschwingungsgehalt gi<br />

und den Wirkungsgrad η als Funktion von Pd. Bestimmen Sie dabei gi mit der Näherung<br />

cosϕ1=1.<br />

7 Testfragen<br />

1. Wofür werden Gleichspannungszwischenkreise verwendet?<br />

2. Wie ist die elektrische Wirkleistung definiert?<br />

3. Was ist die Grundschwingungsscheinleistung?<br />

4. Welche Anteile besitzt der Blindleistungsbedarf eines Verbrauchers?<br />

5. Welche Auswirkungen haben Stromoberschwingungen?<br />

6. Wie ist bei sinusförmiger Spannung und nichtsinusförmigen Strom der Verschiebungsfaktor<br />

definiert?<br />

7. Welche Funktion hat die Ladeschaltung in Gleichspannungszwischenkreisen?<br />

8. Welche Spannung stellt sich im Leerlauf bei einer 230V B2-Schaltung und einer<br />

400V B6-Schaltung ein?<br />

9. Was bewirkt eine zusätzliche Netzinduktivität in der Einspeisung?<br />

10. Was passiert bei Energieeinspeisung über den Gleichstromkreis?<br />

Versuch LA2/Vers. 10/05 Netzrückwirkungen Seite: 12


Labor für elektrische Maschinen und Leistungselektronik Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Oberschelp<br />

8 Literatur<br />

1. Heumann, K.: Grundlagen der Leistungselektronik. Teubner Verlag, 1991<br />

2. Jäger, R.: Leistungselektronik, Grundlagen und Anwendungen, VDE-Verlag,1993<br />

3. Hagmann, G.: Leistungselektronik, Grundlagen und Anwendungen, Aula-Verlag<br />

1993<br />

4. Michel, M.: Leistungselektronik; Eine Einführung, Springer Lehrbuch, 1992<br />

5. Stephan, W.: Leistungselektronik; interaktiv, Carl Hanser Verlag Leipzig, 2001<br />

6. DIN 40110: Wechselstromgrößen, Teil 1, 1994<br />

Versuch LA2/Vers. 10/05 Netzrückwirkungen Seite: 13

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