Der Bodensee - Zustand – Fakten - HYDRA-Institute
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64<br />
Kapitel 2<br />
Kalte Zuflüsse führen<br />
Sauerstoff in das Tiefenwasser<br />
des <strong>Bodensee</strong>s<br />
Die Rheinvorstreckung<br />
beeinflusst die Flusswassereinschichtung<br />
in den<br />
<strong>Bodensee</strong><br />
1949<br />
1961<br />
2000<br />
Abb. 2.4-7: Entwicklung<br />
des Rhein-Deltas seit<br />
1949 [nach 28, 29], [f]<br />
<strong>Der</strong> Lebensraum <strong>Bodensee</strong> und sein <strong>Zustand</strong><br />
rheins, zur Sauerstoffversorgung der Tiefenbereiche des <strong>Bodensee</strong>s bei. Im Sommer<br />
schichten sich die Zuflüsse dagegen meist nahe der Temperatursprungschicht <strong>–</strong> unterhalb<br />
der erwärmten Oberfläche und über dem kalten Tiefenwasser <strong>–</strong> in den See<br />
ein. Das Einschichtungsverhalten der Zuflüsse und in weiterer Folge das überaus<br />
komplexe Strömungsgeschehen im See ist nicht nur von thermischen, witterungsbedingten<br />
und chemisch-physikalischen Faktoren, sondern auch wesentlich von der<br />
morphologischen Ausprägung der Mündungsbereiche bestimmt [24]. Nach<br />
Ergebnissen einer Modellierung der limnologischen Auswirkungen der Rheinvorstreckung<br />
[24, 25] kann die winterliche Einschichtung des Rheinwassers im See von<br />
Lage und Richtung der Mündung beeinflusst werden. Eine erwünschte kräftige<br />
Durchströmung der tiefen Seebereiche im Frühwinter (Sauerstoffversorgung des<br />
Tiefenwassers) kann durch entsprechende Gestaltung der Mündung begünstigt werden.<br />
Dabei wird allerdings eine geringere Einströmung in die Bregenzer Bucht in<br />
Kauf genommen. Durch den stärkeren Anstrom des deutschen Ufers werden die<br />
dortigen Sedimentationsverhältnisse beeinflusst und erhöhte Trübstoffkonzentrationen<br />
beeinträchtigen die Wasserentnahmen an diesem Ufer [41]. Während der Einfluss<br />
der Rheinvorstreckung auf die seenphysikalischen Verhältnisse ansatzweise dokumentiert<br />
ist [24, 26, 27, 42], fehlen bisher gezielte Untersuchungen der Auswirkungen<br />
auf den biologischen <strong>Zustand</strong> des Sees.<br />
Sedimentation im See<br />
Die Sedimente des <strong>Bodensee</strong>-Obersees stammen überwiegend aus Einschwemmungen<br />
der Zuflüsse, wie dies einige Deltabildungen dokumentieren (Abb. 2.4-7). Beim<br />
Eintritt in den See gelangen die Feststoffe entsprechend ihrer Dichte und Körnung<br />
zur Ablagerung. Die enormen Materialeinträge durch die Zuflüsse führen zur allmählichen<br />
Verfüllung und Verlandung des Sees <strong>–</strong> ein „Schicksal“, das den als<br />
Rheintalsee bezeichneten, ehemals bis Chur reichenden Seeteil bereits im Spätglazial<br />
ereilte.<br />
Im Falle der künstlichen Vorstreckung der Alpenrheinmündung wird versucht, die<br />
durch den Rhein mitgeschleppten Feststofffrachten in das tiefe Seebecken abzuleiten,<br />
so dass Fussacher und Bregenzer Bucht nicht beschleunigt verlanden. Wie<br />
Vermessungen im Bereich der Bregenzer Bucht zeigten, sind die Hauptvorschüttungen<br />
bereits heute deutlich nach Nordwesten verlagert [25, 27, 29].<br />
Zuflüsse als Teillebensraum des <strong>Bodensee</strong>s<br />
Die Zuflüsse werden von <strong>Bodensee</strong>fischen, insbesondere von der Seeforelle aber<br />
auch von Cypriniden wie Hasel (Argen) und Nase (Rotach), als Laich- und Jungfischhabitat<br />
genutzt. Für die Seeforelle ist die Vernetzung des <strong>Bodensee</strong>s und seiner<br />
Zuflüsse von existentieller Bedeutung. Eine Form der Seeforelle zieht ab Juni in die<br />
größeren Zuflüsse und steigt bis über 150 km weit im Alpenrhein auf, um im Oberlauf<br />
abzulaichen. Eine andere Form steigt erst ab Oktober in größere und kleinere<br />
Zuflüsse auf. Die im Frühjahr schlüpfenden Jungfische verbleiben 1-2 Jahre in den<br />
Zuflüssen, bis sie wieder in den <strong>Bodensee</strong> abwandern [30].<br />
Entlang der Flüsse ziehen auch Wasser- und Watvögel bis weit ins Hinterland. Besonders<br />
den Gewässern des Alpenrheintals, einer wichtigen Route für den Vogelzug,<br />
kommt eine besondere Bedeutung als Rast- und Aufenthaltsgebiete zu.<br />
Einen eigenen Lebensraum bilden die Flussmündungen mit ihrem Nebeneinander<br />
von Fließ- und Stillwasser, Flachwasser, Kies-/Sandbänken, Makrophytenbeständen,<br />
Röhricht, Ried und Auenvegetation. Hier ist ein Schwerpunkt des Vorkommens<br />
unterschiedlichster Tierarten, insbesondere von Amphibien, Vögeln und Fischen.<br />
Internationale Gewässerschutzkommission für den <strong>Bodensee</strong> (IGKB)