Der Bodensee - Zustand – Fakten - HYDRA-Institute
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156<br />
Kapitel 3<br />
Die radioaktive Wolke<br />
aus Tschernobyl<br />
erreichte nach vier<br />
Tagen den <strong>Bodensee</strong><br />
Nutzungen und ihre Einflüsse auf den <strong>Bodensee</strong><br />
Abb. 3.10-2: Jahresmittelwerte der VOC-Passivsammler (Mittel von 6 Stationen im Kanton<br />
St. Gallen) [nach 4]<br />
wurde nur an zwei der 18 Messstellen eingehalten. Die Belastung durch Staubniederschlag<br />
lag an 2/3 der 81 Messpunkte unter 100 mg/m 2d (Grenzwert nach Schweizer<br />
Luftreinhalte-Verordnung = 200 mg/m 2d). Höhere Belastungen wurden im Nahbereich<br />
verkehrsreicher Straßen gemessen [3]. Die Blei- und Cadmiumgehalte im<br />
Schwebstaub und im Staubniederschlag lagen weit unter den jeweiligen Grenzwerten.<br />
Auf einen in den 1960/70er-Jahren deutlich höheren atmosphärischen Eintrag an<br />
Schwermetallen weisen Untersuchungen der <strong>Bodensee</strong>sedimente hin (s. Kap. 2.3).<br />
<strong>Der</strong> Eintrag über die Atmosphäre ist bei Blei der Haupteintragsweg in Seen.<br />
Die Belastung der Luft mit Schwefeldioxid hat in Bezug auf die Beurteilungswerte<br />
der EU-Richtlinie und der Schweizer Luftreinhalte-Verordnung [5] ein sehr niedriges<br />
Niveau erreicht. <strong>Der</strong> im <strong>Bodensee</strong>einzugsgebiet 1999 gemessene Maximalwert<br />
lag bei rund 50 % des EU-Grenzwertes für Ökosysteme (20 µg/m 3) [3].<br />
Erhöhte Gehalte an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) wurden<br />
1997/98 bei Expositionsversuchen mit Pflanzenblättern im Raum Friedrichshafen/Ravensburg<br />
festgestellt. Die Werte lagen dabei um das 10- bis 20-fache über<br />
der Hintergrundbelastung [6]. Daneben wurden in der Mehrzahl der Exponate über<br />
dem MID-Wert für Futtermittel (maximale Immissionsdosis nach VDI 2310-32: 2<br />
ng/g TS) liegende Konzentrationen an polychlorierten Biphenylen (PCB) nachgewiesen.<br />
Nach dem Verbot der PCB-Herstellung in Deutschland seit 1989 gelangt PCB<br />
immer noch durch unsachgemäße Verbrennung oder durch die Verdampfung aus<br />
PCB-haltigen Materialien in die Umwelt.<br />
Eine Belastung des <strong>Bodensee</strong>einzugsgebiets durch den Eintrag radioaktiver Stoffe<br />
wurde durch die Kernwaffentests in den 1950/60er Jahren und durch den Unfall im<br />
Reaktor Tschernobyl am 26. April 1986 verursacht. Die durch die Reaktorkatastrophe<br />
in Tschernobyl freigesetzte Radioaktivität wurde durch großräumige Luftverfrachtungen<br />
über weite Räume Europas verteilt. Im <strong>Bodensee</strong>gebiet gelangten große<br />
Mengen radioaktiver Stoffe mit dem Niederschlag am 30. April 1986 zur Deposition<br />
(fall-out). Die mittlere 137Cs-Deposition (radioaktives Cäsium) im Einzugsgebiet lag<br />
bei 7,6 kBq/m 2 [7]. Unterschiede ergaben sich entsprechend der regionalen Verteilung<br />
der Niederschläge.<br />
3.10.2 Auswirkungen auf den See<br />
Durch trockene oder nasse Deposition gelangen Stoffe aus der Atmosphäre direkt<br />
auf die Oberfläche des Sees und seiner Zuflüsse. Ein indirekter Eintrag erfolgt mit<br />
Stoffen, die im Einzugsgebiet deponiert und zum Teil durch Abschwemmung,<br />
Erosion und Auswaschung ausgetragen werden (“diffuser Stoffeintrag”).<br />
Internationale Gewässerschutzkommission für den <strong>Bodensee</strong> (IGKB)