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Der Bodensee - Zustand – Fakten - HYDRA-Institute

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Einleitung<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bodensee</strong> ist nach dem Genfer See und dem Plattensee der drittgrößte Binnensee<br />

Mitteleuropas. Die drei Anliegerländer Deutschland, Schweiz und Österreich teilen<br />

sich die Hoheitsrechte ohne feste Grenzen auf dem See. Schon früh mussten sie sich<br />

daher gemeinsam über die Nutzung des Sees einigen und sich der gemeinsamen Verantwortung<br />

stellen. So fanden etwa ursprüngliche Pläne, wie die Regulierung des<br />

Seespiegels oder die Anbindung an das europäische Wasserstraßennetz, die zu einer<br />

tiefgreifenden ökologischen Beeinträchtigung des Sees geführt hätten, keine gemeinsame<br />

Basis und wurden daher nicht realisiert.<br />

Trotz internationaler Sorge um seine ökologische Stabilität blieb der <strong>Bodensee</strong> nicht<br />

verschont von den negativen Einflüssen des dynamischen Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums<br />

in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ende der 1970er Jahre<br />

erreichte der See, für alle sichtbar, seine Belastungsgrenzen. Zu viele Nährstoffe hatten<br />

ihn in den vorhergegangenen Jahrzehnten über Abwassereinträge und diffuse<br />

Abschwemmungen aus Agrarflächen erreicht. Massive Algenblüten verringerten die<br />

Wassertransparenz, Algenwatten bedeckten große Wasserflächen und hinterließen<br />

am <strong>Bodensee</strong>ufer einen fischigen Gestank. <strong>Der</strong> Abbau dieser immensen Biomasse<br />

raubte dem Tiefenwasser den Sauerstoff, und die ökologische Funktionsfähigkeit des<br />

Systems stand auf dem Spiel.<br />

Schon 20 Jahre vor dieser “Beinahe-Katastrophe” wurde im November 1959 die<br />

Internationale Gewässerschutzkommision für den <strong>Bodensee</strong> (IGKB) ins Leben gerufen.<br />

Ihre Gründung hatte zum Ziel, gemeinsame Anstrengungen in der Schweiz, in<br />

Deutschland, Österreich und Liechtenstein für die Reinhaltung des <strong>Bodensee</strong>s zu<br />

initiieren und zu koordinieren. Das „Übereinkommen über den Schutz des <strong>Bodensee</strong>s<br />

gegen Verunreinigungen“ trat 1961 in Kraft und bildete die Basis für alle zukünftigen<br />

Arbeiten der Kommission.<br />

In ihrer mittlerweile 45-jährigen Geschichte leitete die IGKB erfolgreich eine Reihe<br />

wegweisender Gewässerschutzmaßnahmen ein und führte koordinierte Forschungs-,<br />

Mess- und Kontrollprogramme durch. Schon in den frühen 1960er Jahren<br />

wurde die übermäßige Zufuhr von Phosphor als die wesentliche Ursache für die zunehmende<br />

Eutrophierung (<strong>Zustand</strong> der Überdüngung) des Sees erkannt und es war<br />

das vorrangige Bestreben der IGKB, dieser für den See bedrohlichen Entwicklung<br />

entgegenzuwirken. Seit Bestehen der IGKB haben die Länder und Kantone im gesamten<br />

Einzugsgebiet des <strong>Bodensee</strong>s rund 4 Milliarden Euro in die Abwassersammlung<br />

und Abwasserreinigung investiert. Heute wird das Problem der Nährstoffeinträge<br />

dank flächendeckender Abwassereinigung weitestgehend beherrscht und<br />

der <strong>Bodensee</strong> kann wieder “atmen”.<br />

Die Uferbereiche des <strong>Bodensee</strong>s sind wegen ihrer hohen Attraktivität ein nicht nur<br />

dicht besiedeltes, sondern auch touristisch intensiv genutztes Gebiet. <strong>Der</strong> Erhalt<br />

intakter Uferzonen mit Schilfgürteln und Strandrasen, die Vernetzung von Naturräumen<br />

sowie die Revitalisierung verbauter Uferabschnitte zählen seit Jahren zu den<br />

wichtigsten Zielen der IGKB. Die Länder und Kantone in der IGKB befinden sich<br />

damit auf dem richtigen Weg. Um ähnliche Erfolge zu erzielen wie bei der Nährstoffreduktion,<br />

sind in den nächsten Jahren jedoch noch weitere Anstrengungen<br />

nötig.<br />

Die zwischenstaatlichen Abklärungen über den Umgang mit wassergefährdenden<br />

Stoffen am <strong>Bodensee</strong> sind ebenfalls Aufgabe der IGKB. Sie sorgt dafür, dass<br />

besonders in diesem Problemfeld das Vorsorgeprinzip berücksichtigt wird und wirkt<br />

darauf hin, dass mit Gefahrenstoffen so sicher wie möglich umgegangen wird, sowie<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bodensee</strong>. <strong>Zustand</strong>, <strong>Fakten</strong>, Perspektiven<br />

Einleitung<br />

Die Internationale<br />

Gewässerschutzkommission<br />

für den <strong>Bodensee</strong> (IGKB)<br />

Wichtige Aufgaben und Ziele:<br />

❏<br />

❏<br />

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❏<br />

Überwachung des<br />

<strong>Bodensee</strong>zustands<br />

Feststellung von<br />

Belastungsursachen<br />

Empfehlung koordinierter<br />

Abhilfemaßnahmen<br />

Schadensabwehr<br />

Beratung der Anliegerstaaten<br />

Erörterung geplanter<br />

Nutzungen des Sees<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Handlungsbasis:<br />

❏ Übereinkommen über den<br />

Schutz des <strong>Bodensee</strong>s gegen<br />

Verunreinigungen (1961)<br />

❏ Richtlinien für die Reinhaltung<br />

des <strong>Bodensee</strong>s (1967,<br />

1987, Stand 2001)<br />

Arbeitsweise:<br />

Tagung der Kommission einmal<br />

im Jahr. Beschlussfassung stets<br />

einstimmig (Art. 5 des Übereinkommens).<br />

Fachliche Zuarbeit<br />

durch Sachverständigenkreis<br />

und Fachbereiche aus Mitgliedern<br />

aller Anliegerländer/-kantone.<br />

Sachverständigengremien<br />

tagen jährlich fünf- bis sechsmal<br />

Öffentlichkeitsarbeit:<br />

Grüne Berichte: Berichte über<br />

die routinemäßigen Langzeituntersuchungen<br />

über den limnologischen<br />

<strong>Zustand</strong> des Sees<br />

Blaue Berichte: Berichte über<br />

Forschungsprojekte und<br />

Sonder-Messkampagnen<br />

Seespiegel: allgemeine<br />

Informationen (zweimal jährlich<br />

und über www.seespiegel.de)<br />

Internet: www.igkb.org<br />

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