Lösungsskizze - Verwaltungsgericht Sigmaringen
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Kolloquium: Aktuelle Fälle des <strong>Verwaltungsgericht</strong>s <strong>Sigmaringen</strong><br />
<strong>Lösungsskizze</strong> zu Fall 1: Fraktionen im Gemeinderat<br />
Präsident des VG Dr. Franz-Christian Mattes<br />
<strong>Lösungsskizze</strong><br />
Maßgebliche Rechtsgrundlagen: §§ 32, 33 a, 34 Abs. 1, 36 Abs. 2, 37 Abs. 1 GemO,<br />
§§ 43, 47 VwGO<br />
Aufgabe 1: Rechtsschutz gegen die geänderte Geschäftsordnung<br />
A. Statthaftigkeit/Zulässigkeit eines Normenkontrollantrages gegen die Geschäftsordnung<br />
(§ 47 Abs. 1 VwGO)<br />
1. Verwaltungsrechtsweg („im Rahmen seiner Gerichtsbarkeit“, § 47 Abs. 2 S. 1<br />
VwGO)<br />
2. Geschäftsordnung als „andere im Rang unter dem Landesgesetz stehende<br />
Rechtsvorschrift i.S. von § 47 Abs. 1 Nr. 2 VwGO<br />
3. Antragsbefugnis des Herrn Müller als Antragsteller nach § 47 Abs. 2 S. 1 VwGO<br />
4. Stadt Schwarzwaldstadt als Antragsgegner<br />
5. Antragsfrist nach § 47 Abs. 2 S. 1 VwGO (.... innerhalb eines Jahres ...)<br />
6. Rechtsschutzbedürfnis<br />
7. Vorbehalt zugunsten der Verfassungsgerichtsbarkeit nach § 47 Abs. 3 VwGO<br />
B. Begründetheit des Normenkontrollantrages<br />
Verstoß gegen zwingendes höherrangiges formelles oder materielles Recht?<br />
> Geschäftsordnung des Gemeinderates nach § 36 Abs. 2 GemO<br />
Formelle Prüfung: - Zuständigkeit<br />
- rechtmäßiger Beschluss ( ordnungsgemäße Einberufung des<br />
Gemeinderates nach § 34 Abs. 1 GemO?)<br />
- kein Vertagungsantrag, sondern Einlassung zur Sache
Materielle Prüfung: - Verstoß gegen höherrangiges Recht?<br />
> Keine inhaltlichen Vorgaben durch Gesetz (Willkür, Ermessen).<br />
Unterschiede zwischen den Mitwirkungsrechten der Fraktionen<br />
und der einzelnen Gemeinderäte?<br />
Ergebnis: Änderung der Geschäftsordnung gültig oder nichtig?<br />
Entscheidungsform: Auf Grund mündlicher Verhandlung durch Urteil oder ohne<br />
mündliche Verhandlung durch Beschluss (§ 47 Abs. 5 S. 1 VwGO)<br />
Bei rechtskräftiger Nichtigkeitserklärung > Allgemeinverbindlichkeit und öffentliche<br />
Bekanntmachung (§ 47 Abs. 5 S. 2 VwGO)<br />
Auswirkungen auf die Mitwirkung im Ältestenrat (§ 33 a GemO)?<br />
C. Einstweiliger Rechtschutz evtl. durch eine einstweilige Anordnung nach § 47<br />
Abs. 6 VwGO?<br />
D. Wäre neben dem Normenkontrollantrag auch ein Kommunalverfassungsstreit<br />
zulässig? Feststellungs- bzw. Rechtsschutzinteresse?<br />
Aufgabe 2: Rechtsschutz gegen die Ablehnung der Änderung der<br />
Geschäftsordnung<br />
A. Zulässigkeit eines Normenkontrollantrages gegen die Geschäftsordnung<br />
(§ 47 Abs. 1 VwGO)<br />
Gegenstand einer Normenkontrolle: Eine Rechtsvorschrift; eine Ablehnung ist keine<br />
Rechtsnorm.<br />
B. Zulässigkeit eines Kommunalverfassungsstreitverfahrens<br />
Zulässigkeit der Klage / Sachurteilsvoraussetzungen<br />
1. Verwaltungsrechtsweg<br />
2. Klageart: Im vorliegenden Fall dürfte die Feststellungsklage mit dem Ziel der Feststellung<br />
der Rechtswidrigkeit des ablehnenden Gemeinderatsbeschlusses die richtige<br />
Klageart sein.<br />
3. Besondere Sachentscheidungsvoraussetzungen der Feststellungsklage:<br />
- Klagebefugnis § 42 Abs. 2 VwGO analog<br />
- Feststellungsinteresse<br />
- Grundsatz der Subsidiarität (§ 43 Abs. 2 VwGO)<br />
- keine Klagefrist und kein Vorverfahren<br />
4. Beteiligtenfähigkeit im Kommunalverfassungsstreit nach § 61 VwGO:
5. Prozessfähigkeit<br />
6. Allgemeines Rechtsschutzbedürfnis<br />
8. Sonstige Voraussetzungen (z.B. zuständiges Gericht, ordnungsgemäße Klagbeerhebung,<br />
Prozessvertretung, anderweitige Rechtshängigkeit, entgegenstehende<br />
Rechtskraft):<br />
Alle Zulässigkeits- bzw. Sachurteilsvoraussetzungen sind nur dann in einer schriftlichen<br />
Arbeit näher zu erläutern, wenn dazu Anlass besteht. Wenn sie zweifelsfrei vorliegen,<br />
sind Ausführungen entbehrlich oder gar überflüssig!<br />
C. Begründetheit der Klage<br />
1. Passivlegitimation<br />
2. Rechtsverletzung des M durch den ablehnenden Gemeinderatsbeschluss?<br />
Ergebnis<br />
D. Eventueller einstweiliger Rechtsschutz?<br />
E. Sonstige Möglichkeiten des M? (Einschalten der Rechtsaufsichtsbehörde? Voraussetzungen,<br />
Rechtsmittel)<br />
Einschlägige Rechtsprechung:<br />
VGH Baden-Württemberg, Normenkontrollurteil vom 24.06.2002 - 1 S 896/00 -, VBlBW<br />
2003, 110 = NVwV-RR 2003, 56 = DÖV 2002, 912 (Normenkontrolle gegen Geschäftsordnung<br />
wegen der Fraktionsmindeststärke im Gemeinderat)<br />
VGH Baden-Württemberg, Beschluss vom 27.06.2000 - 1 S 842/00 - VBlBW 200, 474<br />
(Kommunalverfassungsstreit wegen der Ablehnung der Änderung der Geschäftsordnung)<br />
VGH Baden-Württemberg, Beschluss vom 26.01.1989 - 1 S 3834/88 - NVwZ-RR 1989, 425<br />
= DÖV 1989, 596 (einstweilige Anordnung beim Kommunalverfassungsstreit wegen Fraktionsmindeststärke)<br />
BVerwG, Beschluss vom 15.09.1987 - 7 N 1/87 - NVwZ 1988, 1119 = JuS 1989, 790 (Geschäftsordnung<br />
eines kommunalen Vertretungsorgans als Gegenstand einer Normenkontrolle)<br />
Aufsätze zum Kommunalverfassungsstreit (Auswahl):<br />
Ehlers, Die Klagearten und besonderen Sachentscheidungsvoraussetzungen im Kommunalverfassungsstreitverfahren,<br />
NVwZ 1990, 105
Gern, Das Kommunalverfassungsstreitverfahren, VBlBW 1989, 449<br />
Martensen, Grundfälle zum Kommunalverfassungsstreit, JuS 1995, 989, 1077<br />
Preusche, Zu den Klagearten für Kommunalverfassungsrechtliche Organstreitigkeiten, NVwZ<br />
1987, 854<br />
Schoch, Der Kommunalverfassungsstreit im System des verwaltungsgerichtlichen Rechtsschutzes<br />
(- OVG Koblenz, NVwZ 1985, 283 -), JuS 1987, 783<br />
Schröder, Die Geltendmachung von Mitgliedschaftsrechten im Kommunalverfassungsstreit,<br />
NVwZ 1985, 246