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natale a MeRanO - Merano Magazine

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STUBE<br />

Vom breiten Fensterbalken rinnt<br />

das Licht;<br />

doch du bist dunkel, alle Dinge sind<br />

im Dämmer, diese Stunde braucht sie nicht.<br />

Wie Schatten eines Baumes, tief und kühl<br />

am Feldesrand,<br />

so lagert Dunkelheit in dir und ein Gefühl<br />

von Ruhe und von währendem Bestand.<br />

Du bist gebaut in eines Schiffes Art,<br />

das birgt und trägt;<br />

bist groß genug für eine Lebensfahrt,<br />

wenn Sturm und Schicksal an die Planken schlägt.<br />

Wie du den Raum umfängst, ist er Gestalt –<br />

mehr brauchst du nicht.<br />

Das aber ist die Schönheit, die Gewalt,<br />

die aus dir spricht.<br />

heute noch sehr einfach: Im Eck steht der meist quadratische<br />

Tisch mit umlaufender Sitzbank, zwei geschnitzten<br />

Stühlen und hochgestelltem Kruzifix, weshalb<br />

dieser Teil der Stube auch der »Herrgottswinkel«<br />

genannt wird. Ansonsten gibt es nur noch den Uhrkasten<br />

und allenfalls ein Wandkästchen, in neueren<br />

Stuben oft auch einen Diwan (die »Alten« hatten sich<br />

mit der Ofenbrücke und der breiten Ofenbank als<br />

harten Ruheplatz zu begnügen).<br />

Wohnkultur seit 800 Jahren<br />

Wenn die Kleidung als zweite Haut des Menschen<br />

bezeichnet wird, dann ist die Stube seine dritte Haut,<br />

zumindest gilt dies für die Menschen in den Alpen. Es<br />

ist wie gesagt eine durch und durch hölzerne Haut,<br />

die meistens aus Fichtenholz, seltener von der Zirbe<br />

stammt. Die ältesten Stuben waren reine Blockbauten.<br />

Seit dem 12. und 13. Jahrhundert wird das<br />

Holzgetäfel in den Burgen und Schlössern, später<br />

auch in den Stadthäusern in die Mauerhülle des Hauses<br />

hineingestellt. Bei den Bergbauernhöfen – die<br />

ja großteils bis heute kein gemauertes, sondern ein<br />

gezimmertes Wohngeschoss haben – verkleidet das<br />

Stubengetäfel den Blockbau.<br />

Romanische Stuben sind durch tonnengewölbte Boh-<br />

54 merano maGaZine<br />

Gabriele von Pidoll<br />

der »herrgottswinkel«<br />

lenbalken an der Decke gekennzeichnet. Eine solche<br />

befindet sich heute noch im Schloss Braunsberg<br />

oberhalb von Lana. Viel häufiger haben gotische Stuben<br />

den Lauf der Zeit überdauert. Zwei besonders<br />

schöne und wertvolle Exemplare gibt es im Schloss<br />

Auer bei Dorf Tirol und in der Landesfürstlichen Burg<br />

in Meran. Aber auch in den Edelsitzen, Wein- und<br />

Berghöfen rund um Meran sind noch gotische Stuben<br />

in erstaunlicher Anzahl erhalten geblieben. Sie<br />

sind nicht selten reich mit kunstvollen Schnitzereien<br />

verziert und spiegeln die hohen Qualitätsansprüche<br />

der mittelalterlichen Wohnkultur im Etschland wider.<br />

Seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts wird die gewölbte<br />

von der flachen Stubendecke abgelöst, zunächst<br />

als Balkendecke, später als Kassetten- oder<br />

Felderdecke, deren künstlerische Ausformung in der<br />

Renaissance- und Barockzeit europäische Spitzenleistungen<br />

der Holzverarbeitung hervorbrachte.<br />

Diese aufwendig gestalteten Getäfel wurden im 19.<br />

Jahrhundert in adeligen und städtischen Häusern – in<br />

der Kurstadt Meran auch im Hotelbau – oft nachgebaut,<br />

wobei die hohe handwerkliche Qualität dieser<br />

Tischlerarbeiten auch heute noch besticht.<br />

Nach dem 1. Weltkrieg machten sich prominente<br />

Architekten wie der Neugestalter der Untermaiser

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