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Vom Affen lernen

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VERTRIEB _ Vergütungssysteme<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Affen</strong> <strong>lernen</strong><br />

Wer verdienen will, muss Umsatz machen? Die Zeiten sind vorbei: Moderne Vergütungs systeme<br />

belohnen Kundenbindung oder ordentliche Buchführung – und führen durch die Hintertür<br />

zu einem zielorientierten Management – Monkey Business genannt.<br />

Text _ Timur Vermes<br />

Natürlich, sagt Jens Tigges, die Zahlen<br />

seien jetzt besser, obwohl man das in<br />

der Krise schwer auf einzelne Ursachen<br />

zurückführen könne. Aber was den<br />

39-jährigen Chef der Wuppertaler Tigges<br />

GmbH am meisten freut, ist, dass<br />

er seinen Vertriebsmitarbeitern bei unangenehmen<br />

Tätigkeiten nicht mehr<br />

hinterherlaufen muss. Bei der Besuchsplanung<br />

etwa oder bei der Datenpflege.<br />

Erreicht hat Tigges das weder mit einer<br />

neuen Super-Software noch mit Heiser-<br />

acquisa.de/professional<br />

FACHBEITRAG:<br />

»Vergütungssysteme«<br />

Festgehalt, Provision, Prämie oder Incentives?<br />

Jedes Instrument der Vergütungspolitik<br />

hat Vor- und Nachteile.<br />

HaufeIndex: 1813610<br />

brüllen – Tigges hat einfach die variable<br />

Vergütung eingeführt. Und nervige Tätigkeiten<br />

hat er zur Eingangsvoraussetzung<br />

gemacht: »Ohne die«, schmunzelt<br />

er, »geht gar nichts.« Ein kleiner Vorteil<br />

moderner Vertriebsvergütung, aber<br />

längst nicht der einzige. Immer mehr<br />

Unternehmen machen Ziele jenseits des<br />

allein selig machenden Umsatzes zum<br />

Bestandteil der Entlohnung.<br />

So erhebt die Citibank für ihre Vertriebsmitarbeiter<br />

den glücklichen Kunden<br />

zum Leitbild – und geht damit bewusst<br />

an die Öffentlichkeit. Ausgerechnet die<br />

Bank, die neben der Frankfurter Sparkasse<br />

»1822 direkt«, der Dresdner Bank<br />

und anderen im Zentrum der Kritik am<br />

aggressiven Verkauf dubioser Lehman-<br />

Zertifikate steht, will mit ihrem Umdenken<br />

punkten: »Wir wollen langfristig<br />

und nachhaltig mit unseren Kunden<br />

wachsen«, sagt Pressesprecher Ingo Stader.<br />

»Aus diesem Grunde haben wir den<br />

neuen Sales-Incentive-Plan stärker als<br />

bisher an Kundenzufriedenheit, -gewinnung<br />

und -bindung sowie an Service-<br />

und Qualitätsfaktoren ausgerichtet.«<br />

Ausrichtung an Kundenzufriedenheit?<br />

An Service und Qualität? Für Heinz-Peter<br />

Kieser von der Agentur Finkenrath &<br />

Kieser aus dem Odenwald sind das völlig<br />

normale Gehaltskriterien – allenfalls<br />

einige zu wenig. Bis zu fünf Unternehmensziele<br />

sollten die Vergütung steuern,<br />

findet der Unternehmensberater.<br />

Der kurzfristige Umsatz ist nur eines<br />

davon: »Die anderen Komponenten wären<br />

mittel- und langfristige Ziele wie<br />

Marktanteile, Kundenzufriedenheit,<br />

Kundenbindung. Zum anderen weiche<br />

Faktoren wie Teambildung, Auftreten<br />

nach außen, Weitergabe von Informatio-<br />

48 www.acquisa.de 07/2009<br />

Foto: Ojo Images


nen usw.« Und vorstellbar scheint alles,<br />

was die Firmenleitung den Unternehmenszielen<br />

als dienlich erachtet – vom<br />

einheitlichen Firmengruß am Telefon<br />

bis hin zur perfekten Bürobegrünung.<br />

Zudem verspricht die Reform Rendite:<br />

»Immer und immer wieder«, weiß Kieser,<br />

»zeigen Untersuchungen, dass man<br />

mit einem modernen Vergütungssystem<br />

aus dem Vertrieb bis zu 50 Prozent höhere<br />

Erträge holen kann.« Steckt dahinter<br />

also neumodischer Unsinn oder ein<br />

raffiniertes Erfolgsgeheimnis?<br />

Das hängt von der Umsetzung ab. »Etwa<br />

die Hälfte der Firmen, die sich solche<br />

Werte an die Fahnen heften, tun dies<br />

als reines Lippenbekenntnis«, kritisiert<br />

Gunther Wolf, Vergütungsexperte bei<br />

der io-Group in Wuppertal. Die andere<br />

Hälfte hingegen macht sich die richtigen<br />

Gedanken – nicht selten zum<br />

ers ten Mal seit langer Zeit. »Wer ein<br />

gut gemachtes Vergütungssystem installiert«,<br />

schwärmt Berater Kieser, »der<br />

stellt sicher, dass die Mitarbeiter richtig<br />

geführt, motiviert und eingesetzt<br />

werden.« Und die Erklärung für diesen<br />

Nebeneffekt ist im Grunde denkbar<br />

schlicht: Wer seinem Mitarbeiter etwa<br />

einen Bonus abhängig von der Zahl<br />

Investieren Sie in Ihr Beziehungsmanagement!<br />

zufriedener Kunden in Aussicht stellen<br />

möchte, der muss dem Mitarbeiter<br />

auch sagen, wie ein zufriedener Kunde<br />

aussieht. Denn den stellt sich vielleicht<br />

jeder anders vor.<br />

Ziele genau festlegen<br />

maxchoice ist eines der führenden Unternehmen im Bereich Beziehungsmanagement. Von<br />

Gutscheinprodukten wie dem „maxchoice-geschenkscheck“, über extrem flexibel steuerbare<br />

Shopsysteme, bis hin zu stark involvierenden Events – maxchoice tools & services erlauben Ihnen<br />

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Know-how gezielt die Motivation, das Interesse und die Loyalität Ihrer Mitarbeiter (auch<br />

lohnsteuer- und sozialabgabenfrei), Partner und Kunden. maxchoice kann auch für Sie ein starker<br />

Marketing-Standard im Rahmen Ihrer Aktionen werden: Zur fachgerechten und simultanen<br />

Ansprache aller jeweils erforderlichen Zielgruppen – vom Verbraucher über Multiplikatoren bis<br />

hin zum Top-Entscheider. Nutzen Sie die maxchoice Beziehungs-Tools als „Währung“ in Ihrem<br />

Beziehungskreislauf. Damit investieren Sie direkt in Ihren Erfolg !<br />

Kommt der Kunde öfter wieder? Kauft<br />

er mehr? Empfiehlt er das Unternehmen<br />

weiter? Alle Kriterien sind zulässig,<br />

aber wer Mitarbeiter danach honorieren<br />

will, muss sich festlegen. Er muss<br />

»Machen Sie’s so!« sagen statt »So nicht!«<br />

So werden etwa die Anzeigenverkäufer<br />

der Donau-Wald-Presse-GmbH in Passau<br />

seit der Neustrukturierung nach selbst<br />

festgelegten Zielen beurteilt: Nicht nur<br />

die Menge zählt, sondern auch die Zahl<br />

der Neukunden oder die Größe der Anzeigen.<br />

Auf die Frage, warum das nicht<br />

schon früher so war, schweigt Vertriebsleiter<br />

Rainer Fürst – denn das neue System<br />

gibt’s erst seit seinem Dienstantritt.<br />

Zu deutsch: Erst das neue System deckte<br />

eingeschlichene Versäumnisse und Ungenauigkeiten<br />

auf und beseitigte sie.<br />

Weshalb nicht nur Angestellte bei Einführung<br />

nervös und skeptisch sind,<br />

sondern auch das Management. Denn<br />

www.maxchoice.de<br />

so, wie sich manche Angestellte vor<br />

der Arbeit drücken, drücken sich auch<br />

manche Chefs vor Entscheidungen – die<br />

könnten schließlich falsch sein. Variable<br />

Vergütungssysteme holen nun alle<br />

ins Boot: Vorgesetzte müssen entscheiden,<br />

wonach ihre Mitarbeiter sich richten<br />

sollen. Und Mitarbeiter bekommen<br />

präzise Vorgaben, die zu erfüllen extrem<br />

lohnenswert sein kann. Und wenn<br />

etwas nicht so funktioniert, wie vorgesehen,<br />

justieren alle Beteiligten nach<br />

– denn durch die jährlichen Beurteilungs-<br />

und Zielgespräche ist das System<br />

flexibel und erweiterbar. Mangelndes<br />

Engagement ist dabei ausgeschlossen:<br />

»Weil Geld ins Spiel kommt«, begründet<br />

das Kieser, »und wo das passiert, hört<br />

die Gemütlichkeit auf.«<br />

Tatsächlich zwingt ein detailliertes Vergütungssystem<br />

die Beteiligten in allen<br />

Bereichen zur Selbstdisziplin und Selbstkontrolle<br />

– und holt dabei nach, was Managern<br />

oft niemand beibringt: Mitarbeiterführung<br />

etwa. Was tut wer, was soll<br />

er tun? Was will ich und wenn ja, wie<br />

viele? Denn selbst die Menge der Ziele<br />

ist zu bedenken. So kann Jens Tigges,<br />

auch wenn ihn vielleicht noch immer<br />

manches so ärgert wie die frühere [ …<br />

Unsere Lösung<br />

für die Krise:<br />

Beziehungsmanagement<br />

maxchoice gmbh & co kg / maxchoice-premium gmbh / rheinstr. 10, 50321 brühl<br />

info@maxchoice.de / fon 02232-9392-0 / fax 02232-9392-29


VERTRIEB _ Vergütungssysteme<br />

Terminplanung seiner Mitarbeiter, nun<br />

theoretisch sämtliche seiner Wünsche<br />

ins Gehalt einfließen lassen. Schließlich<br />

verlieren Mitarbeiter an Effektivität,<br />

wenn sie zu viele Ziele ins Auge fassen<br />

sollen. Schon bei der Zielwahl ist daher<br />

Filtern unerlässlich: Was ist wichtig und<br />

was nicht? Über die Aufteilung streiten<br />

jedoch auch die Fachleute noch. So hält<br />

Heinz-Peter Kieser nicht nur fünf Ziele<br />

für sinnvoll, sondern auch eine relativ<br />

feste Aufteilung: Weiche Ziele müssen<br />

auf jeden Fall dabei sein, Ziele, die den<br />

Mitarbeiter weiterbringen – Vertiefung<br />

des Produkt-Know-hows oder Teambildendes.<br />

Gunther Wolf hingegen sieht<br />

das eher pragmatisch: »Welche Ziele Sie<br />

wählen, bleibt Ihnen überlassen, aber<br />

ich finde: Der Input sollte honoriert<br />

werden (der Mitarbeiter rackert) und<br />

der Output (was für die Firma dabei<br />

rauskommt).«<br />

Wesentlich schärfer lässt sich hingegen<br />

definieren, in welcher Höhe diese speziellen<br />

Ziele und deren Erreichung ver-<br />

p<br />

» TATSÄCHLICH ÜBERLEGEN UNTERNEHMEN JETZT OFT, DIE<br />

VERGÜTUNGSSYSTEME UMZUBAUEN, UM DIE KOSTEN DAFÜR<br />

ZU SENKEN. DAVON KANN ICH NUR ABRATEN. SIE GEFÄHRDEN<br />

DEN ERFOLG DER GANZEN MASSNAHME.«<br />

GUNTHER WOLF, Vergütungsexperte io-Group, Wuppertal<br />

gütet werden sollen. Und das Wichtigste<br />

dabei ist: Eine Sparmaßnahme darf’s<br />

nicht sein. »Tatsächlich überlegen Unternehmen<br />

jetzt oft, die Vergütungssysteme<br />

umzubauen, um die Kosten dafür<br />

zu senken«, weiß Gunther Wolf und<br />

warnt: »Davon kann ich nur abraten.<br />

Sie gefährden den Erfolg der ganzen<br />

Maßnahme, weil es genau das ist, was<br />

die misstrauischen Belegschaften fürchten.«<br />

Jens Tigges bringt seine Einstellung<br />

denn auch anders auf den Punkt:<br />

»Von mir aus zahle ich meinen Leuten<br />

gerne mehr – weil’s auch bedeutet, dass<br />

ich meine Ziele erreiche und selbst besser<br />

verdiene.«<br />

Prämien für gute Leistungen<br />

Damit es mit dem Mehrverdienen klappt,<br />

darf aber der variable Bestandteil nicht<br />

zu klein sein. Was wirklich wirkt, lässt<br />

sich präzise eingrenzen: »Derzeit läuft<br />

eine Studie zum öffentlichen Dienst«,<br />

berichtet Gunther Wolf, »dort haben sie<br />

bei der Einführung von Leistungsanreizen<br />

die Prämien bei einem Prozent des<br />

Gesamtgehalts angesiedelt. Es zeichnet<br />

sich ab, dass die Leute dort eher stinksauer<br />

sind, wenn man ihnen für harte<br />

Leistung derartige Minibeträge gibt. Und<br />

das ist von der Höhe des Gehalts vollkommen<br />

unabhängig. Egal, ob Sie Topmana-<br />

MONKEY-BUSINESS WENN DER AFFE DIE BANANE HÖHER HÄNGT<br />

»Dieses grausige Gefeilsche um die anzustrebende<br />

Zielhöhe« hat Gunther Wolf<br />

immer gehasst. »Kennt ja jeder: Der Mitarbeiter<br />

mauert auf niedrigem Niveau, der<br />

Chef will Wolkenkratzerziele, die niemand<br />

jemals erfüllen kann.«<br />

Und genau deshalb ist Wolf vom Turbo unter<br />

den variablen Vergütungssystemen so be-<br />

geistert: Der Zieloptimierung. »Der Mechanismus<br />

ist der: Je höher die Zielhöhe vereinbart<br />

wird, desto größer ist dann auch der Bonus bei<br />

völliger Zielerreichung – das Ergebnis ist, dass<br />

beide an einem Strang ziehen. Beide versuchen,<br />

sehr hohe Ziele zu erreichen, die aber<br />

auch erreichbar sind. Nebenbei beseitigt das<br />

Vorgehen auch das alte, respektlose Bild für<br />

angemessene Unternehmensziele. Wenn der<br />

ger sind oder Krankenschwester – bis zu<br />

fünf Prozent, haben wir errechnet, sind<br />

sinnlos.« Erst ab 15 bis 17 Prozent beginnt<br />

der Anreiz gut zu wirken. Zugleich ist<br />

der Ansatz »viel hilft viel« nur begrenzt<br />

zutreffend. »Sie bekommen mit höheren<br />

Prämien auch höhere Leistungen, aber<br />

mit einem sinkenden Wirkungsgrad«,<br />

sagt Wolf. »Ab 45 Prozent werden Steigerungen<br />

unrentabel.«<br />

Was in jedem Fall mit der Zeit sinkt,<br />

ist die Skepsis. »Anfangs waren die Mitarbeiter<br />

zögerlich«, erinnert sich Rainer<br />

Fürst. Unternehmenschef Tigges<br />

ergänzt: »Sobald die Mitarbeiter sehen,<br />

dass sie genauso viel oder sogar mehr<br />

verdienen als vorher, sind die voll dabei.«<br />

Bei Tigges zieht nur einer nicht voll mit:<br />

Der Chef. Weiche Zielfaktoren, wie etwa<br />

Teambuilding, mag der bodenständige<br />

39-Jährige vorerst lieber nicht einführen.<br />

Verpflichtend sind die ohnehin nicht,<br />

beruhigt Berater Wolf: »Das ist wie beim<br />

Sport. Elf Fußballer gehen gemeinsam<br />

auf den Platz, aber bei elf Boxern hilft<br />

ihnen kein Teambuilding – die müssen<br />

immer allein in den Ring. Und ob man<br />

eher boxt oder kickt, muss jede Firma<br />

selbst wissen.« Doch selbst bei korrekter<br />

Anwendung kann man nur signifikante<br />

Verbesserungen erwarten, Wunder jedoch<br />

nicht.<br />

redaktion@acquisa.de ]<br />

Wärter will, dass der Affe nach der Banane<br />

springt, muss er sie so hoch hängen, dass sie<br />

dem <strong>Affen</strong> noch erreichbar scheint. Hängt er<br />

die Banane zu hoch, winkt der Affe ab. Das<br />

Prinzip der Zieloptimierung beendet jetzt das<br />

perfide Bild, weil es nicht mehr funktioniert:<br />

Denn in Unternehmen mit variabler Vertriebsvergütung<br />

bestimmt sozusagen der Affe selbst,<br />

wie hoch der Wärter die Banane hängen soll.«<br />

50 www.acquisa.de 07/2009


Die Online-Messe für CRM-Software.<br />

Veranstaltungsort:<br />

Damentoilette<br />

Veranstaltungszeit:<br />

Freitag, 10:25 Uhr<br />

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