08.06.2013 Aufrufe

Meine Taufe – Deine Taufe - Kirche & Diakonie Lüneburg

Meine Taufe – Deine Taufe - Kirche & Diakonie Lüneburg

Meine Taufe – Deine Taufe - Kirche & Diakonie Lüneburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Meine</strong> <strong>Taufe</strong> <strong>–</strong> <strong>Deine</strong> <strong>Taufe</strong><br />

Konfirmationsspruch:<br />

„Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem<br />

Wege.“ Psalm 119.105<br />

Superintendentin Christine Schmid, Ev.-luth. <strong>Kirche</strong>nkreis <strong>Lüneburg</strong><br />

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus.<br />

Amen<br />

Liebe Schwestern und Brüder in der Friedenskirche,<br />

ich freue mich, dass ich heute hier predigen darf. Dass Pastor Bohle und der Ältestenrat die<br />

Idee eines Kanzelrausch so offen aufgenommen haben <strong>–</strong> und dass wir damit tun, was wir<br />

meiner Auffassung nach immer und erneut tun sollen: Uns besuchen, besser kennen<br />

lernen, gemeinsam singen und beten und hören <strong>–</strong> und darin unsere Gemeinschaft als<br />

getaufte Christen wahrnehmen und auch fühlen. Letzten Sonntag in St. Johannis war es<br />

ein schöner Gottesdienst, viele haben an alte Traditionen angeknüpft, denn: Ein<br />

Kanzeltausch oder Pulttausch ist nichts Neues. Viele von Ihnen haben die Zeit der<br />

gegenseitigen Besuche von den Vorgängern von mir und Pastor Bohle in Erinnerung.<br />

Auch sind wir durch die ACK fest miteinander verknüpft, feiern gemeinsam Gottesdienste<br />

am Tag der <strong>Kirche</strong>, im Kurpark zu Pfingsten und in diesem Frühjahr bei den, wie ich fand,<br />

sehr beeindruckenden Passionsandachten an besonderen Orten unserer Stadt. Im<br />

Gefängnis, in der Herberge für Wohnungslose, im Krankenhaus und an anderen Orten, wo<br />

die gute Botschaft hingehört.<br />

Wir haben gemeinsam als Christen etwas zu sagen und zu tun. Wir haben Unterschiede<br />

und verschiedene Meinungen zu einigen Dingen. Ja. Aber: Wir haben mehr, das uns<br />

verbindet. Manches ist heute nicht mehr so trennend wie früher. Vor allem aber: Wir haben<br />

eine gemeinsame Aufgabe, heute mehr denn je. In einer sich entchristlichenden<br />

Gesellschaft, wo noch 50 % einer <strong>Kirche</strong> angehören, haben wir gemeinsam etwas zu tun:<br />

Das christliche Menschenbild einzusprechen, den liebevollen Gott zu verkünden, die<br />

Freiheit der Christenmenschen zu leben in einer Zeit, in der vielen die Zwänge des Alltags<br />

immer beklemmender werden.<br />

1


Lasst uns also das Licht des Glaubens an den dreieinigen Gott gemeinsam zum Leuchten<br />

bringen, als Facetten einer uns gemeinsam scheinenden Sonne. Und lasst uns die<br />

Unterschiede nicht als Trennendes ansehen, sondern als „Biotopvielfalt“ leben.<br />

Unser Kanzeltausch zum Jahr der <strong>Taufe</strong> hat schon im Vorfeld Einblicke in die<br />

verschiedenen Profile unserer Konfessionen gebracht.<br />

Als wir zusammen kamen, um zu überlegen, wie wir die gute Tradition, die es vor Jahren<br />

gegeben hat, wieder mal aufleben lassen können, und als wird dann zum Ergebnis kamen,<br />

wir wollten über unsere Taufsprüche predigen: Da war es tatsächlich Pastor Jürgen Bohle,<br />

der als einziger seinen Taufspruch überhaupt wusste! Ein Hinwies war das sofort darauf,<br />

dass er eben nicht als Kind sondern als Heranwachsender mit schon eigenem Bewusstsein<br />

getauft wurde.<br />

Dechant Menges hat gar keinen Taufspruch bekommen zu seiner <strong>Taufe</strong>. Pastor Hinrichs<br />

erinnerte sich knapp und <strong>–</strong> bei mir ergab selbst die Recherche meines Vaters im<br />

<strong>Kirche</strong>nbuch meiner Heimatgemeinde: Es gab damals keine Taufsprüche, oder sie wurden<br />

nicht ins <strong>Kirche</strong>nbuch eingetragen.<br />

Und so kommt es, dass ich heute meinen Konfirmationsspruch mitgebracht habe. „Herr,<br />

dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“ Psalm 119.105. Ich<br />

habe dieses Wort mit 14 Jahren mir ausgesucht und mitgenommen ins Leben <strong>–</strong> es wurde<br />

mir unter Segen und Bekenntnis zugesprochen.<br />

Wenn ich heute darüber spreche, was mir meine <strong>Taufe</strong> bedeutet, dann möchte ich das in<br />

drei Gedankenkreisen tun:<br />

Zuerst: Paradekissen und rosa Schleife: meine Säuglingstaufe.<br />

So kann man sie wirklich nennen, denn ich war gerade mal sechs Wochen alt , als ich in<br />

Drochtersen im Landkreis Stade zur <strong>Taufe</strong> getragen wurde. Als drittes Kind meiner Eltern,<br />

als erstes Mädchen wie sie sich das gewünscht hatten, als von zwei Brüdern wie üblich<br />

ambivalent begrüßte kleine Schwester. Eine weitere Schwester sollte vier Jahre später<br />

noch dazu kommen, dann waren wir komplett.<br />

Alle vier wurden wir als ganz kleine Kinder getauft. In ein weißes, dickes Kissen wurden wir<br />

gelegt, das war extra für die <strong>Taufe</strong>n genäht worden, mit Lochstickerei verziert, mit Blüten<br />

und Blattwerk. Mein Taufkleid war weiß und lang, viele hatten es schon getragen in der<br />

Familie <strong>–</strong> aber eine neue Schleife gabs <strong>–</strong> in rosa.<br />

Was geschah bei meiner <strong>Taufe</strong>?<br />

2


Zum einen entschieden meine Eltern etwas für mich: Unser Kind soll zur Gemeinschaft der<br />

Christen gehören, wie wir. Das war ihnen ein Bedürfnis aus ihrem eigenen Glauben und<br />

eine Selbstverständlichkeit aus ihrer Erziehung heraus.<br />

Zum anderen bekamen zwei Frauen eine Aufgabe: das Patenamt. Eine Tante und eine der<br />

Großmütter versprachen, mir mit den Eltern zusammen christlichen Glauben vorzuleben,<br />

mir zu helfen, ihn eines Tages selbst bejahen zu können. Ich glaube nicht, dass sie sich<br />

dazu irgendwie extra etwas vornahmen, sie gingen davon aus, dass das sozusagen im<br />

normalen Leben schon passieren würde.<br />

Zum dritten verkündetet der Pastor: Dieses kleine Baby hier, das ist nicht nur Ihr Kind: Es<br />

ist ein Kind Gottes. Gehört zu Jesus Christus. Der macht es frei von den bösen Mächten<br />

und beschenkt mit seinem Geist. Er segnete mich mit dem Zeichen des Kreuzes und<br />

begoss mich dreimal mit Wasser.<br />

Das Baby im Kissen hat von all dem nichts bewusst gemerkt. Und doch geschah Großes<br />

an ihm und um es herum. Es wurde ein Christ. Es ist seitdem auf zuvorkommende Gnade<br />

hin aufgenommen in den Bund mit einem liebenden Gott. Ein Anfang wurde gesetzt, der<br />

Beginn einer wunderbaren Freundschaft in die Wiege gelegt.<br />

Auch meinen Eltern geschah Großes: Die <strong>Taufe</strong> ihrer Kinder hat sie entlastet, so sagen sie,<br />

von der alleinigen Verantwortung, vor der Angst, etwas falsch zu machen. Ich denke, das<br />

hat ihnen die gewisse Sorglosigkeit geschenkt, die wir als Kinder bei unserern Eltern<br />

spürten und schätzten: Sie hatten Zutrauen zu unserem Weg. Die Gewißheit, dass wir auf<br />

dem richtigen Weg sind mit dem Zuspruch und den Werten des Christentums. Mit einem<br />

Gott, zu dem man in kindlichem Vertrauen beten kann.<br />

Als ich jetzt für unserern Kanzeltausch mal wieder die alten Fotos meiner <strong>Taufe</strong> betrachtet<br />

habe, da ist mir vor allem eines deutlich geworden: Zu meiner <strong>Taufe</strong> wurde ich getragen.<br />

Buchstäblich und im übertragenen Sinn. Von Menschen, die mir Gutes tun wollten <strong>–</strong> und<br />

von Gott, der mich als sein Kind angenommen hat und mich trägt in seiner<br />

bedingungslosen Liebe. Schon als ich selbst nichts dazu tun oder sagen konnte. Und auch<br />

immer wieder in meinem Leben, wenn ich nicht gerade stehen kann für mich selbst oder<br />

meinen Gluaben.<br />

Diese Erfahrung, getragen zu sein, das ist eine Grunderfahrung meiner Existenz geworden.<br />

Freunde tragen mich, meine Ehe trägt mich, meine <strong>Kirche</strong> trägt mich. Und ich bin sicher:<br />

durch sie alle hindurch trägt Gott mich. Hilft mir. Stärkt mich. Ist bei mir.<br />

3


In der <strong>Taufe</strong> bündelt sich diese Gewissheit wie in einem Prisma. Ich bin getauft.<br />

Baptiszatum est <strong>–</strong> Martin Luther hat sich diesen Satz wenn es ihm schlecht ging mit Kreide<br />

auf den Tisch geschrieben. Ich bin getauft: das heißt: ich falle, wenn es ernst wird, nicht auf<br />

mich zurück. Ich muss mich nicht selbst halten in Krisen. Da ist ein großer Halt, der mich<br />

auf nimmt und trägt. Sie kennen vielleicht dies schöne Wort: Nicht Du trägst die Wurzel, die<br />

Wurzel trägt Dich. Gnade ist Glück. Gottes Taufgeschenk.<br />

Der zweite Gedankenkreis: ein italienischer Abend mit <strong>Taufe</strong>rinnerung<br />

Vor wenigen Wochen schlenderten mein Mann und ich am Abend eines herrlichen<br />

Sonnentages an der italienischen Riviera durch Ventimiglia Alkta. Die an den Berg<br />

geschachtelte Altstadt eines kleinen Ortes nahe der französischen Küste. Durch enge<br />

Gassen, steile Stiegen <strong>–</strong> bis wir überraschend vor einer romanischen <strong>Kirche</strong> standen. Im<br />

Kirchraum ist es dämmrig, wenige Lichter leiten den Weg eine Treppe hinunter. Wir hielten<br />

den Atem an: Ein Baptisterium aus dem 5. Jahrhundert fand sich da. Also ein Raum, den<br />

die frühen Christen für die <strong>Taufe</strong> gebaut hatten. In die Tiefe ihrer <strong>Kirche</strong> <strong>–</strong> zum Zeichen<br />

dafür, dass hier in der <strong>Taufe</strong> der Urgrund des Glaubens deutlich wird. Das Taufbecken<br />

befindet sich zentral im Raum, mittig. Ein Achteck aus herrlichen Quadersteinen gemauert<br />

einen Meter hoch und Stufen drumherum. Zwei eingearbeitete Buchten, in denen Preister<br />

standen, wenn sie dort Menschen tauften. Ich danchte gleich an Sie, die<br />

Baptistengemeinde, denn Sie haben die Tradition des großen Taufbeckens ja in unserer<br />

Konfessionsfamilie erhalten oder: wieder aufgenommen von den frühen Christen. Wir<br />

Lutheraner sind zu den kleinen Taufbecken übergegangen, da wir die Kinder oder auch<br />

Erwachsenen nur mit Wasser besprengen. Hier im Baptisterium aber tauchte ein Mensch<br />

ganz unter, wie es bei Ihrer <strong>Taufe</strong> bis heute ist. Ich hab mich dann ein wenig schlaugelesen<br />

und erfahren: Im 5. Jahrhundert war die Kindertaufe bereits die übliche Weise der <strong>Taufe</strong>,<br />

aber: Man blieb bei dem großen Becken, um das Bad der Wiedergeburt erkennbar zu<br />

machen. Ganz untertauchen und ganz neu wieder auftauchen aus der <strong>Taufe</strong>. Das kann ich<br />

in meiner <strong>Taufe</strong> so auf Anhieb nicht wiederfinden. Und manchmal denke ich, wir Lutheraner<br />

könnten jedenfalls ins Taufbecken mehr als ein achtel Liter Wasser gießen und damit das<br />

Element deutlicher erleben helfen, als das mit unseren kleinen Taufkännchen manchmal<br />

der Fall ist.<br />

Was aber mich am meisten berührt hat an diesem Abend: dieses spontane Gefühl, mit der<br />

<strong>Taufe</strong> verbunden zu sein mit Menschen unterschiedlichster Zeiten, Kulturen und <strong>Kirche</strong>n.<br />

Wie anderes lebten die Menschen, die hier getauft wurden und brauchten doch denselbsen<br />

4


Zuspruch und legten doch das selbe Bekenntnis ab zum Glauben, wie es heute Menschen<br />

tun, die hier getauft werden, oder wie es meine Eltern und Paten für mich taten, als ich an<br />

einem so ganz anderen Altar aus einer kleinen Taufschale heraus getauft wurde. Im 5.<br />

Jahrhundert waren die <strong>Kirche</strong>n noch nicht getrennt, in Ost und West, nicht in Protestanten<br />

und Katholiken. Durch die <strong>Taufe</strong> sind wir weiterhin verbunden. In ein und denselben Bund<br />

getauft. Katholische Italiener, reformierte Niederländer, die auch in der <strong>Kirche</strong> als Touristen<br />

waren an dem Abend, Lutheraner und Baptisten. Die <strong>Taufe</strong> ist groß genug, ganz äußerlich<br />

an dem großen Becken aber auch symbolisch in ihrer eigentlichen Bedeutung, das wir alle<br />

darin unseren Platz miteinander bei Gott haben.<br />

Getauft zu sein, das wurde mir dort wieder klar, das ist nicht nur etwas zwischen mir und<br />

Gott und meiner Gemeinde. Das hat einen großen Horizont und eine geschichtliche Tiefe.<br />

Ich, Sie, Du, wir sind dadurch verbunden miteinander und mit Menschen in anderen Zeiten<br />

und Ländern und Kulturen. Sollten wir daraus nicht mehr machen können für diese Welt?<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Taufe</strong>: Ich gehöre in eine Kette mit vielen Menschen. Bin Teil einer großen<br />

Gemeinschaft, die in verschiedenen Kulturen und Lebensformen ihr Christsein lebten und<br />

leben.<br />

Der dritte und letzte Gedanke: life long learning<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Taufe</strong> ist das Sakrament eines Anfangs. Sie braucht Fortführung und lebenslanges<br />

Lernen.<br />

Das war ja, damals im weißen Kissen, eine ziemlich einseitige Sache. Gott hat mich<br />

aufgenommen in eine Gemeinschaft <strong>–</strong> aber ich konnte dazu nichts sagen. Sicher: der<br />

Glauben der Eltern, der Paten und der Gemeinde stand ein für mich. Aber das braucht<br />

Ergänzung. Das ganz eigene Ja, das erst lässt die <strong>Taufe</strong> wirksam werden. Mir ist der Satz<br />

Luthers zu Beginn seiner Invokavitpredigten wichtig geworden, wo er sagt, dass keiner für<br />

den anderen glauben kann und jeder für sich steht vor Gott. Ja, das ist die Würde unseres<br />

Christseins, dass wir jeder für sich eine Beziehung haben zu Gott und keine Hierarchien<br />

oder Mittler da sind.<br />

Aber das bedeutet eben auch einen eigenen Weg zu finden und zu gehen im Glauben.<br />

Zwar ist das Glaubenkönnen unverfügbar <strong>–</strong> ja, das spüren wir alle, ein Geschenk: aber das<br />

Wissen und Suchen Gottes, das ist eine Bewegung, die ein Mensch auch aktiv aufnimmt <strong>–</strong><br />

bzw. hoffentlich von anderen dazu ermutigt wird.<br />

5


Manchmal ringen wir in unserer <strong>Kirche</strong> darum, ob wir ein Kind taufen können, wenn wir<br />

nicht sehen, wie es christlich erzogen werden kann. Und manchmal bleibt ein trauriges<br />

Gefühl zurück, wenn man Jugendliche trifft, deren <strong>Taufe</strong> unwirksam blieb, weil sie einfach<br />

gar keine Berührung mehr mit Bibel, Glaube, <strong>Kirche</strong> hatten. Es ist gut, wenn wir früh mehr<br />

tun als in Taufpaten- und Glaubenskursen die Vermittlung von Wissen und Erfahrung<br />

besser zu ermöglichen und anzubieten.<br />

Ich glaube, ich habe einfach Glück gehabt. Ohne mein Zutun sind mir in Kindheit und<br />

Jugend Menschen begegenet, die mir bewußt oder unbewußt Fährten gelegt haben in das<br />

Land des Glaubens. <strong>Meine</strong> Paten warens ehrlich gesagt nicht so sehr. Aber dafür meine<br />

Großmutter, die ohne viel zu reden zum Gottesdienst ging und ihre Losungen hatte. Ich<br />

spürte irgendwie die Kraft, die ihr das gab. Und dann war da meine Grundschullehrerin. Sie<br />

brachte die Bilderbibel mit in den Unterricht und wenn sie erzählte, dann war der Geist der<br />

Geschichten lebendig im Raum. Ich spürte: da ist was dran am Reich Gottes, so wie Jesus<br />

es verkündet. Und dann war da bald die Musik in meinem Leben. Die hat mir Zugänge<br />

eröffnet, die bis heute Quellen der Frömmigkeit sind.<br />

So ist es geschehen, dass ich zu meiner Konfirmation nicht mehr im weißen Kissen<br />

getragen, sondern schon sehr bewußt an den Altar getreten bin. Den Bibelspruch hatte ich<br />

mir selbst ausgesucht, meine Eltern hatten wohl noch drauf geschaut und ihn für gut<br />

befunden, aber drin war das, was ich als Jugendliche brauchte: eine Gewissheit für den<br />

Weg: „Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“<br />

Bis heute bleibt dieses Biblewort ein Anreiz, hinzuschauen: auf Gottes Wort in seinen vielen<br />

Gestalten. Und auf den Weg, den ich mit diesem Wort gehen kann. Life long learning oder:<br />

tägliche Aneignung der <strong>Taufe</strong>. Wie Luther es unübertroffen gesagt hat: Unser Leben ist<br />

nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden. Nicht ein Sein sondern ein Werden. Nicht<br />

eine Reihe, sondern eine Übung.<br />

Sie werden lachen <strong>–</strong> trotz meines Studiums und meiner vielen guten theologischen Bücher<br />

habe ich, wie meine Oma, meine Losungen als Trainingsgeräte, die mir jeden Morgen ein<br />

Wort der Bibel mitgeben. Mal ists sehr stimmig mit meiner Befindlichkeit, und mal sperrig.<br />

Manchmal weiß ich: hier hats ganz schön gemenschelt beim Schreiben <strong>–</strong> und dann wieder<br />

spüre ich: hier redete mich Gott an. Sein Wort gibt einen anderen Blick. Einen Impuls,<br />

anders auf den Tag zu schauen, auf die Menschen, denen ich begegne, auf mich selbst.<br />

6


Inmitten aller unserer Wörter will das Wort Gottes den richtigen Ton angeben. Will Licht<br />

sein auf dem Weg und Leuchte an unseren Füßen, dass wir Schritte gehen, die<br />

weiterführen. Und durch alle Worte hindurch höre ich dann und wann das erste Wort, das<br />

Gott mir sagt, uns sagte: Liebe Brüder und Schwestern, wann immer wir auch getauft<br />

wurden: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen<br />

gerufen. Du bist mein. Amen.<br />

Die <strong>Taufe</strong> wurde nur dadurch zum Grunddatum meines Lebens, weil Menschen mir <strong>–</strong><br />

bewußt oder unbewußt - vorgelebt haben, wie es ist, mit Gott zu leben.<br />

Christine Schmid<br />

Sonntag, 28. August 2011<br />

7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!