Zu Besuch bei den Deutschen in Sibirien Von ... - VDA GLOBUS

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08.06.2013 Aufrufe

Zu Besuch bei den Deutschen in Sibirien Von Hartmut Fröschle Die Idee kam mir beim Lesen des „Mennoblattes“ vom September 2008. In dieser im Chaco in Paraguay erscheinenden Monatszeitung las ich einen Artikel über die Reise einer Gruppe von deutsch-paraguayischen Mennoniten in die Heimat ihrer Eltern in Sibirien. Der Reisebericht schilderte die Erlebnisse bei Landsleuten im Gebiet Omsk und im Altai (Slawgorod und Umgebung), den herzlichen Empfang und die Gesprächsrunden auf Plattdeutsch. Solch eine individuell geplante und durchgeführte Reise bedarf natürlich sorgfältiger Vorbereitung, um erfolgreich zu sein. Deshalb bat ich die Autoren des „Mennoblattes“ sowie rußlanddeutsche Bekannte, Schriftsteller und Wissenschaftler, die mit mir zusammenarbeiten bei dem Schwerpunktthema „Wolgadeutsche Literatur“ im Jahrbuch für internationale Germanistik, um Kontaktadressen in den Gebieten Omsk, Slawgorod und Nowosibirsk. Zusammen mit Kasachstan, das heute ein eigener Staat ist, waren die drei genannten Gebiete die Hauptgegenden für die Aufnahme der 1941 deportierten Deutschen aus der Wolgarepublik und dem Schwarzmeergebiet. Versehen mit einer Reihe nützlicher Hinweise, vor allem von Herrn Alexander Rudi, dem früheren Kulturbeauftragten von Asowo, korrespondierte ich monatelang mit Kontaktpersonen in Sibirien, bis sich ein realisierbarer Reiseplan herauskristallisierte. Allen Korrespondenzpartnern in Sibirien teilte ich mit, daß mir daran liege, so viel wie möglich zu erfahren über die Identität, den Sprachstand, die Leistungen und Probleme der dortigen Rußlanddeutschen. Die Reise begann am 13. August 2009 in Ostpreußen, wo das Reisebüro einer Rußlanddeutschen in Swetlogorsk (dt. Rauschen) die Flüge und die Eisenbahnfahrt für meinen deutschkanadischen Freund und mich organisiert hatte. Da der Flug von Königsberg (Kaliningrad) nach Omsk spät nachts stattfand, kamen wir früh in der sibirischen Stadt an und mußten gleich zwei Gesprächstermine wahrnehmen: mit Dr. Peter Wiebe, dem Leiter des Omsker Staatlichen Museums für Landeskunde, und Robert Teschner, dem Chefredakteur der Sprachlernzeitschrift für junge Deutschlehrer in Osteuropa „vitamin de“. Am nächsten Morgen folgte ein Gespräch mit Dr. Swetlana Smirnowa, einer Spezialistin für die Volkskultur der Sibiriendeutschen. Diese Gespräche kreisten vor allem um die Frage der Identität und deren Zusammenhang mit der Muttersprache. Da Dr. Wiebe und Dr. Smirnowa zwar Deutsch lesen, aber nicht sprechen können, mußte eine Dometscherin zur Verfügung stehen. Bereits am 15. August ging es weiter ins nahe gelegene Asowo, den Hauptort des gleichnamigen „Deutschen Rayons“ (Landkreises), wo wir von dem stellvertretenden Landrat Alexander Spedt eine Führung durch den Bezirk erhielten, die einen Besuch im rußlanddeutschen Museum in Alexandrowka, dem ältesten, 1893 gegründeten deutschen Dorf der sog. Omsker Kolonie, einschloß. In Asowo konnten wir uns auch kurz mit dem Landrat Prof. Dr. Bruno Reiter unterhalten. Die nächste Station, das große Dorf Moskalenki bei Omsk, erreichten wir im Leihwagen mit einem russischen Fahrer, der uns bis Slawgorod zur Verfügung stand. Drei Tage betreut von der Kulturberaterin Moskalenkis (bei der wir wohnten), machten wir Ausflüge nach Mirolubowka (früher Alexanderkron), wo wir zwei baptistische Gemeinden kennenlernen und Gespräche mit ihren Predigern führen konnten, und nach Isikul, wo uns eine Gruppe im Kulturzentrum und im Museum willkommen hieß und wo wir die Bekanntschaft zweier weiterer Baptistengemeinden mit ihren Predigern machen konnten. Der Leiter des Isikuler Museums, der 78jährige Adolf Gensel, ließ es sich nicht nehmen, für die Gäste in voll tönendem Bariton ein Lied von Schumann zu singen. Das erstaunliche Phänomen, daß alle vier baptistischen

<strong>Zu</strong> <strong>Besuch</strong> <strong>bei</strong> <strong>den</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>in</strong> <strong>Sibirien</strong><br />

<strong>Von</strong> Hartmut Fröschle<br />

Die Idee kam mir <strong>bei</strong>m Lesen des „Mennoblattes“ vom September 2008. In dieser im<br />

Chaco <strong>in</strong> Paraguay ersche<strong>in</strong>en<strong>den</strong> Monatszeitung las ich e<strong>in</strong>en Artikel über die Reise<br />

e<strong>in</strong>er Gruppe von deutsch-paraguayischen Mennoniten <strong>in</strong> die Heimat ihrer Eltern <strong>in</strong><br />

<strong>Sibirien</strong>. Der Reisebericht schilderte die Erlebnisse <strong>bei</strong> Landsleuten im Gebiet Omsk<br />

und im Altai (Slawgorod und Umgebung), <strong>den</strong> herzlichen Empfang und die<br />

Gesprächsrun<strong>den</strong> auf Plattdeutsch.<br />

Solch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuell geplante und durchgeführte Reise bedarf natürlich sorgfältiger<br />

Vorbereitung, um erfolgreich zu se<strong>in</strong>. Deshalb bat ich die Autoren des „Mennoblattes“<br />

sowie rußlanddeutsche Bekannte, Schriftsteller und Wissenschaftler, die mit mir<br />

zusammenar<strong>bei</strong>ten <strong>bei</strong> dem Schwerpunktthema „Wolgadeutsche Literatur“ im<br />

Jahrbuch für <strong>in</strong>ternationale Germanistik, um Kontaktadressen <strong>in</strong> <strong>den</strong> Gebieten Omsk,<br />

Slawgorod und Nowosibirsk. <strong>Zu</strong>sammen mit Kasachstan, das heute e<strong>in</strong> eigener Staat<br />

ist, waren die drei genannten Gebiete die Hauptgegen<strong>den</strong> für die Aufnahme der 1941<br />

deportierten <strong>Deutschen</strong> aus der Wolgarepublik und dem Schwarzmeergebiet.<br />

Versehen mit e<strong>in</strong>er Reihe nützlicher H<strong>in</strong>weise, vor allem von Herrn Alexander Rudi,<br />

dem früheren Kulturbeauftragten von Asowo, korrespondierte ich monatelang mit<br />

Kontaktpersonen <strong>in</strong> <strong>Sibirien</strong>, bis sich e<strong>in</strong> realisierbarer Reiseplan herauskristallisierte.<br />

Allen Korrespon<strong>den</strong>zpartnern <strong>in</strong> <strong>Sibirien</strong> teilte ich mit, daß mir daran liege, so viel wie<br />

möglich zu erfahren über die I<strong>den</strong>tität, <strong>den</strong> Sprachstand, die Leistungen und<br />

Probleme der dortigen Rußlanddeutschen.<br />

Die Reise begann am 13. August 2009 <strong>in</strong> Ostpreußen, wo das Reisebüro e<strong>in</strong>er<br />

Rußlanddeutschen <strong>in</strong> Swetlogorsk (dt. Rauschen) die Flüge und die Eisenbahnfahrt<br />

für me<strong>in</strong>en deutschkanadischen Freund und mich organisiert hatte. Da der Flug von<br />

Königsberg (Kal<strong>in</strong><strong>in</strong>grad) nach Omsk spät nachts stattfand, kamen wir früh <strong>in</strong> der<br />

sibirischen Stadt an und mußten gleich zwei Gesprächsterm<strong>in</strong>e wahrnehmen: mit Dr.<br />

Peter Wiebe, dem Leiter des Omsker Staatlichen Museums für Landeskunde, und<br />

Robert Teschner, dem Chefredakteur der Sprachlernzeitschrift für junge<br />

Deutschlehrer <strong>in</strong> Osteuropa „vitam<strong>in</strong> de“. Am nächsten Morgen folgte e<strong>in</strong> Gespräch<br />

mit Dr. Swetlana Smirnowa, e<strong>in</strong>er Spezialist<strong>in</strong> für die Volkskultur der<br />

<strong>Sibirien</strong>deutschen. Diese Gespräche kreisten vor allem um die Frage der I<strong>den</strong>tität<br />

und deren <strong>Zu</strong>sammenhang mit der Muttersprache. Da Dr. Wiebe und Dr. Smirnowa<br />

zwar Deutsch lesen, aber nicht sprechen können, mußte e<strong>in</strong>e Dometscher<strong>in</strong> zur<br />

Verfügung stehen. Bereits am 15. August g<strong>in</strong>g es weiter <strong>in</strong>s nahe gelegene Asowo,<br />

<strong>den</strong> Hauptort des gleichnamigen „<strong>Deutschen</strong> Rayons“ (Landkreises), wo wir von dem<br />

stellvertreten<strong>den</strong> Landrat Alexander Spedt e<strong>in</strong>e Führung durch <strong>den</strong> Bezirk erhielten,<br />

die e<strong>in</strong>en <strong>Besuch</strong> im rußlanddeutschen Museum <strong>in</strong> Alexandrowka, dem ältesten,<br />

1893 gegründeten deutschen Dorf der sog. Omsker Kolonie, e<strong>in</strong>schloß. In Asowo<br />

konnten wir uns auch kurz mit dem Landrat Prof. Dr. Bruno Reiter unterhalten. Die<br />

nächste Station, das große Dorf Moskalenki <strong>bei</strong> Omsk, erreichten wir im Leihwagen<br />

mit e<strong>in</strong>em russischen Fahrer, der uns bis Slawgorod zur Verfügung stand. Drei Tage<br />

betreut von der Kulturberater<strong>in</strong> Moskalenkis (<strong>bei</strong> der wir wohnten), machten wir<br />

Ausflüge nach Mirolubowka (früher Alexanderkron), wo wir zwei baptistische<br />

Geme<strong>in</strong><strong>den</strong> kennenlernen und Gespräche mit ihren Predigern führen konnten, und<br />

nach Isikul, wo uns e<strong>in</strong>e Gruppe im Kulturzentrum und im Museum willkommen hieß<br />

und wo wir die Bekanntschaft zweier weiterer Baptistengeme<strong>in</strong><strong>den</strong> mit ihren<br />

Predigern machen konnten. Der Leiter des Isikuler Museums, der 78jährige Adolf<br />

Gensel, ließ es sich nicht nehmen, für die Gäste <strong>in</strong> voll tönendem Bariton e<strong>in</strong> Lied<br />

von Schumann zu s<strong>in</strong>gen. Das erstaunliche Phänomen, daß alle vier baptistischen


Geme<strong>in</strong><strong>den</strong> Plattdeutsch sprechen, wurde mir damit erklärt, daß es sich<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich um ursprünglich mennonitische Geme<strong>in</strong><strong>den</strong> handelt, die während der<br />

Stal<strong>in</strong>-Zeit Unterschlupf <strong>bei</strong> <strong>den</strong> Baptisten fan<strong>den</strong>, weil diese offenbar weniger<br />

verfolgt wur<strong>den</strong>.<br />

<strong>Von</strong> Moskalenki g<strong>in</strong>g die Fahrt via Barab<strong>in</strong>sk nach Slawgorod im Altai-Gebiet,<br />

teilweise auf schlagloch-übersäten Straßen. In Slawgorod wur<strong>den</strong> wir vier Tage lang<br />

geradezu rührend betreut von dem Baptistenprediger Alexander Weis und e<strong>in</strong>igen<br />

se<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>demitglieder; <strong>bei</strong> e<strong>in</strong>em von ihnen, Viktor Neufeld, konnten wir<br />

übernachten. In Slawgorod besichtigten wir das Museum (das, wie auch die anderen<br />

von uns besuchten Museen, e<strong>in</strong>e Sektion für das sibiriendeutsche Erbe <strong>bei</strong>nhaltet),<br />

<strong>den</strong> Friedhof, die unheimliche Ru<strong>in</strong>e des großen Mühlegebäudes, <strong>in</strong> dem zur Stal<strong>in</strong>-<br />

Zeit Massenerschießungen stattfan<strong>den</strong>, und die Redaktion der „Zeitung für dich“. Vier<br />

rußlanddeutsche Unternehmer zeigten uns voll berechtigtem Stolz ihre Fabriken und<br />

Geschäfte: zwei Möbelfabrikanten, e<strong>in</strong> Glasfabrikant, und e<strong>in</strong> Hersteller von Fensterund<br />

Türrahmen. Ausflüge führten nach Halbstadt, dem Hauptort des gleichnamigen<br />

„<strong>Deutschen</strong> Rayons“, wo ich <strong>den</strong> Landrat Eckert <strong>in</strong>terviewen konnte, nach Kuzak<br />

(früher Alexanderkrone), wo e<strong>in</strong> Unternehmer e<strong>in</strong>en Stall für 2200 Kühe baut, und<br />

nach Choroschoje, wo e<strong>in</strong>e frühere Kolchose von e<strong>in</strong>em Rußlanddeutschen sehr<br />

erfolgreich als GmbH weitergeführt wird.<br />

Am 25. August fuhr uns Herr Neufeld nach Nowosibirsk, unserem letzten Zielort. Dort<br />

wur<strong>den</strong> wir von dem fließend deutschsprachigen Tschetschenen Islam A.<br />

empfangen, e<strong>in</strong>em früheren Schüler und jetzigen Mitar<strong>bei</strong>ter des bekannten<br />

Agrarwissenschaftlers Professor Reg<strong>in</strong>ald Zielke, der gerade im Urlaub war, aber uns<br />

großzügigerweise se<strong>in</strong> Auto und Islam A. als Fahrer zur Verfügung gestellt hatte.<br />

E<strong>in</strong>drucksvoll ist das Russisch-Deutsche Haus <strong>in</strong> Nowosibirsk, durch das uns se<strong>in</strong><br />

Leiter Joseph Dukwen führte. Am 28. August organisierte das RDH e<strong>in</strong>e würdevolle<br />

Ge<strong>den</strong>kfeier an die Zeit der „Repression“, der kommunistischen Entrechtung und<br />

Verfolgung der Rußlanddeutschen, mit Gottesdiensten <strong>in</strong> der Kirche der katholischen<br />

Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Nowosibirsk und <strong>in</strong> der evangelischen Kapelle <strong>in</strong> Nischnaja Elzovka,<br />

sowie mit Rezitationen, Gesang- und Orchesterdarbietungen im RDH.<br />

Am Spätnachmittag des 29. bestiegen wir <strong>den</strong> <strong>Zu</strong>g, <strong>den</strong> legendären Transsibir, und<br />

fuhren <strong>in</strong> 48 Stun<strong>den</strong> von Nowosibirsk nach Moskau; von dort flogen wir nach<br />

Königsberg zurück.<br />

Angesichts des guten Wetters und der harmonischen Begegnungen ist mir die<br />

<strong>Sibirien</strong>reise <strong>in</strong> angenehmster Er<strong>in</strong>nerung. Auch die weite Landschaft, dom<strong>in</strong>iert von<br />

Birkenwald, Feldern und Wei<strong>den</strong>, mit dem riesig ersche<strong>in</strong>en<strong>den</strong> Himmel und <strong>den</strong><br />

wechseln<strong>den</strong> Wolkengebil<strong>den</strong> entbehrt nicht e<strong>in</strong>er gewissen Fasz<strong>in</strong>ation. Die<br />

weiträumigen Dörfer mit ihrer traditionellen Architektur und ihren Pfer<strong>den</strong>, Kühen,<br />

Gänsen, Enten und Hühnern wecken nostalgische Gedanken an e<strong>in</strong>e Welt, die im<br />

verstädterten Deutschland leider vergangen ist. Doch andererseits war die<br />

Problematik der heutigen sibiriendeutschen Existenz nicht zu übersehen, so daß e<strong>in</strong><br />

zwiespältiges Gefühl nicht zu vermei<strong>den</strong> war.<br />

Überall hatten unsere Kontaktpersonen Gesprächskreise für uns organisiert, die –<br />

obwohl die Konversation teilweise schleppend stattfand – doch Erkenntnisse aller Art<br />

brachten. Überall empf<strong>in</strong>gen wir herzliche Gastfreundschaft; ständig waren wir zum<br />

Mittag- oder Abendessen e<strong>in</strong>gela<strong>den</strong>. Ich stellte mich als Mitar<strong>bei</strong>ter des <strong>VDA</strong> vor,<br />

und e<strong>in</strong>ige ältere Rußlanddeutsche er<strong>in</strong>nerten sich gerne an die im Namen der<br />

Bundesregierung Anfang der 1990er Jahre vom <strong>VDA</strong> durchgeführten Hilfeleistungen<br />

zum Aufbau und zur Stärkung rußlanddeutscher Institutionen. E<strong>in</strong> paar Mal wurde<br />

bedauert, dass man ke<strong>in</strong>e Exemplare des „Globus“ mehr erhält. In allen Gesprächen,<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong>en ich nach der Familiengeschichte fragte, war die Deportation der Eltern und


Großeltern zur Stal<strong>in</strong>-Zeit e<strong>in</strong> dom<strong>in</strong>ierendes Thema. Klar erkennbar ist der rapide<br />

Verfall der deutschen Muttersprache, die <strong>in</strong> der Sowjetunion jahrzehntelang verboten<br />

und diskrim<strong>in</strong>iert war. In <strong>den</strong> von mir besuchten Baptistengeme<strong>in</strong><strong>den</strong> ist Plattdeutsch<br />

unter <strong>den</strong> Erwachsenen großenteils noch Umgangssprache, mit <strong>den</strong> K<strong>in</strong>dern aber<br />

spricht man nur noch Russisch. Durch die Massenauswanderung <strong>in</strong> <strong>den</strong> 1990er<br />

Jahren s<strong>in</strong>d die rußlanddeutschen Institutionen, vor allem die Schulen,<br />

verschwun<strong>den</strong> oder stark geschrumpft. Auf dem Lande und <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>städten geht die<br />

Muttersprache Deutsch ihrem Ende entgegen. In e<strong>in</strong>er Reihe von Gesprächen wurde<br />

die Frage diskutiert, ob man noch von e<strong>in</strong>er rußlanddeutschen Gruppe re<strong>den</strong> kann,<br />

wenn die deutsche Sprache verloren ist. Me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach ist die Sprache das<br />

wichtigste Kennzeichen der I<strong>den</strong>tität. Außer <strong>in</strong> Nowosibirsk, wo der Leiter des<br />

Russisch-<strong>Deutschen</strong> Hauses im Begriff ist, e<strong>in</strong>e Schule mit Deutsch als<br />

Muttersprache aufzubauen (bisher existieren zwei Klassen), gibt es – mit Ausnahme<br />

der vor allem für die K<strong>in</strong>der von entsandten <strong>Deutschen</strong> geschaffenen Schulen <strong>in</strong><br />

Moskau und St. Petersburg – <strong>in</strong> Rußland ke<strong>in</strong>e Schulen mit deutschsprachigen<br />

Zügen mehr. Deshalb ist die Initiative von Joseph Dukwen, dem Leiter des RDH <strong>in</strong><br />

Nowosibirsk, so bewundernswert und verdient jedwede Hilfe aus Deutschland.<br />

Prof. Dr. Hartmut Fröschle (Stuttgart) ist stv. Vorsitzender des <strong>VDA</strong>-Verwaltungsrats<br />

und Vorsitzender des <strong>VDA</strong>-Landesverbands Ba<strong>den</strong>-Württemberg.

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