Pommersche Sprache erlebt Renaissance in ... - VDA GLOBUS

Pommersche Sprache erlebt Renaissance in ... - VDA GLOBUS Pommersche Sprache erlebt Renaissance in ... - VDA GLOBUS

08.06.2013 Aufrufe

Pommersche Sprache erlebt Renaissance in Brasilien Von Bodo Bost Der pommersche niederdeutsche Dialekt, der in Norddeutschland fast ausgestorben ist, und in der Provinz Pommern im heutigen Polen ganz erloschen ist, wird in Espírito Santo (Brasilien) zurzeit mit großem Engagement wiederbelebt. 2004 hat eine Gruppe von Lehrern und Vertretern aus fünf brasilianischen Gemeinden, die sich Sorge über den Erhalt und die Stärkung der pommerschen Sprache machten, das „Projeto de Educação Escolar Pomerana“ (Pommersches Schulprojekt, PROEPO) gestartet, das in den Gemeinden Santa Maria de Jetibá, Laranja da Terra, Vila Pavão, Domingos Martins und Pancas im Bundesstaat Espírito Santo zu einer Belebung auch der deutschen Sprachkenntnisse geführt hat. In der Stadt Pancas begann man im Mai 2008 mit insgesamt 107 Schülern mit dem Unterricht der pommerschen Sprache zwei Stunden pro Woche, aufgeteilt in sechs Klassen nach Altersgruppen. Die Schüler benutzen das Wörterbuch und Lehrbuch „Upm land up pomerisch sprak”, von Professor Ismael Tressmann. Vom selben Autor gibt es auch ein „Pomerisch-Portugugijsisch Wöirbau“ das mit Hilfe der Landesregierung gedruckt wurde und bei dessen Vorstellung der Gouverneur des Bundesstaates, Paulo Hartung, von einem historischen Meilenstein sprach. Ismael Tressmann war ursprünglich evangelischer Pfarrer in der Gemeinde Espigão do Oeste im Bundesstaat Rondônia im Amazonasgebiet. In dieser Amazonasgemeinde im Norden Brasiliens, die erst ab 1980 entstanden ist, sind etwa die Hälfte der heute 25.000 Einwohner pommerscher Abstammung, Auswanderer aus dem Bundesstaat Espírito Santo. Im Kontakt mit den bedrohten indigenen Völkern des Amazonas, deren Sprachen und Kulturen er erforschte, ist bei Ismael Tressmann das Bewusstsein gewachsen, dass auch die Pommern zu einem schützenswerten Volk gehören. Ziel des PROEPO-Projektes ist die mündliche und schriftliche Beherrschung der Sprache, dabei sollen sowohl diejenigen, die Pommersch schon sprechen, ihre Sprachkenntnisse verbessern und auch in dieser Sprache schreiben und lesen lernen, aber auch die Möglichkeit zum gänzlichen Neuerwerb der Sprache wird geboten. Das PROEPO-Programm verfolgt jedoch nicht nur sprachliche Ziele. Es geht den Organisatoren auch um die Förderung soziokultureller Aspekte. In vielen ländlichen Regionen Espírito Santos ist Pommersch noch die Muttersprache auch der Kinder. Mit dem Erlernen der pommerschen Sprache soll gerade auch die Muttersprache der Kinder und Jugendlichen im schulischen Umfeld valorisiert werden. Dies hebt das Selbstwertgefühl und die eigene Wertschätzung der Schüler. Es geht dabei um die Bedeutung der Sprache als Symbol für die ethnische und soziokulturelle Identität der Sprechenden. Laut Ismael Tressmann bedarf es viel mehr als nur der Aktionen in der Schule, um Pommersch am Leben zu erhalten. Die Verwendung der Sprache in der Schule garantiert von selbst noch nicht die Erhaltung der Muttersprache. Die Eltern sollten animiert werden, Pommersch als Muttersprache auch weiterhin an die Kinder weiter zu geben und es zu Hause zu sprechen. Das PROEPO-Projekt wird als Versuchsprojekt auch vom Schulministerium des Bundesstaates Espírito Santo unterstützt. Pommersch wird in Brasilien in vielen Gemeinden in den Bundesstaaten Espírito Santo, Minas Gerais, Santa Catarina, Rio Grande do Sul, Paraná und Rondônia (ab 1970) gesprochen. Allein im Bundesstaat Espírito Santo leben 150.000 Nachkommen von Einwanderern vorwiegend aus Hinterpommern. Die Einwanderung von Pommern in Espírito Santo begann vor 150 Jahren vor allem aus den Städten Belgard,

<strong>Pommersche</strong> <strong>Sprache</strong> <strong>erlebt</strong> <strong>Renaissance</strong> <strong>in</strong> Brasilien<br />

Von Bodo Bost<br />

Der pommersche niederdeutsche Dialekt, der <strong>in</strong> Norddeutschland fast ausgestorben<br />

ist, und <strong>in</strong> der Prov<strong>in</strong>z Pommern im heutigen Polen ganz erloschen ist, wird <strong>in</strong><br />

Espírito Santo (Brasilien) zurzeit mit großem Engagement wiederbelebt. 2004 hat<br />

e<strong>in</strong>e Gruppe von Lehrern und Vertretern aus fünf brasilianischen Geme<strong>in</strong>den, die<br />

sich Sorge über den Erhalt und die Stärkung der pommerschen <strong>Sprache</strong> machten,<br />

das „Projeto de Educação Escolar Pomerana“ (<strong>Pommersche</strong>s Schulprojekt,<br />

PROEPO) gestartet, das <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den Santa Maria de Jetibá, Laranja da Terra,<br />

Vila Pavão, Dom<strong>in</strong>gos Mart<strong>in</strong>s und Pancas im Bundesstaat Espírito Santo zu e<strong>in</strong>er<br />

Belebung auch der deutschen Sprachkenntnisse geführt hat. In der Stadt Pancas<br />

begann man im Mai 2008 mit <strong>in</strong>sgesamt 107 Schülern mit dem Unterricht der<br />

pommerschen <strong>Sprache</strong> zwei Stunden pro Woche, aufgeteilt <strong>in</strong> sechs Klassen nach<br />

Altersgruppen. Die Schüler benutzen das Wörterbuch und Lehrbuch „Upm land up<br />

pomerisch sprak”, von Professor Ismael Tressmann. Vom selben Autor gibt es auch<br />

e<strong>in</strong> „Pomerisch-Portugugijsisch Wöirbau“ das mit Hilfe der Landesregierung gedruckt<br />

wurde und bei dessen Vorstellung der Gouverneur des Bundesstaates, Paulo<br />

Hartung, von e<strong>in</strong>em historischen Meilenste<strong>in</strong> sprach. Ismael Tressmann war<br />

ursprünglich evangelischer Pfarrer <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de Espigão do Oeste im<br />

Bundesstaat Rondônia im Amazonasgebiet. In dieser Amazonasgeme<strong>in</strong>de im<br />

Norden Brasiliens, die erst ab 1980 entstanden ist, s<strong>in</strong>d etwa die Hälfte der heute<br />

25.000 E<strong>in</strong>wohner pommerscher Abstammung, Auswanderer aus dem Bundesstaat<br />

Espírito Santo. Im Kontakt mit den bedrohten <strong>in</strong>digenen Völkern des Amazonas,<br />

deren <strong>Sprache</strong>n und Kulturen er erforschte, ist bei Ismael Tressmann das<br />

Bewusstse<strong>in</strong> gewachsen, dass auch die Pommern zu e<strong>in</strong>em schützenswerten Volk<br />

gehören.<br />

Ziel des PROEPO-Projektes ist die mündliche und schriftliche Beherrschung der<br />

<strong>Sprache</strong>, dabei sollen sowohl diejenigen, die Pommersch schon sprechen, ihre<br />

Sprachkenntnisse verbessern und auch <strong>in</strong> dieser <strong>Sprache</strong> schreiben und lesen<br />

lernen, aber auch die Möglichkeit zum gänzlichen Neuerwerb der <strong>Sprache</strong> wird<br />

geboten. Das PROEPO-Programm verfolgt jedoch nicht nur sprachliche Ziele. Es<br />

geht den Organisatoren auch um die Förderung soziokultureller Aspekte. In vielen<br />

ländlichen Regionen Espírito Santos ist Pommersch noch die Muttersprache auch<br />

der K<strong>in</strong>der. Mit dem Erlernen der pommerschen <strong>Sprache</strong> soll gerade auch die<br />

Muttersprache der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen im schulischen Umfeld valorisiert<br />

werden. Dies hebt das Selbstwertgefühl und die eigene Wertschätzung der Schüler.<br />

Es geht dabei um die Bedeutung der <strong>Sprache</strong> als Symbol für die ethnische und<br />

soziokulturelle Identität der Sprechenden. Laut Ismael Tressmann bedarf es viel<br />

mehr als nur der Aktionen <strong>in</strong> der Schule, um Pommersch am Leben zu erhalten. Die<br />

Verwendung der <strong>Sprache</strong> <strong>in</strong> der Schule garantiert von selbst noch nicht die Erhaltung<br />

der Muttersprache. Die Eltern sollten animiert werden, Pommersch als Muttersprache<br />

auch weiterh<strong>in</strong> an die K<strong>in</strong>der weiter zu geben und es zu Hause zu sprechen. Das<br />

PROEPO-Projekt wird als Versuchsprojekt auch vom Schulm<strong>in</strong>isterium des<br />

Bundesstaates Espírito Santo unterstützt. Pommersch wird <strong>in</strong> Brasilien <strong>in</strong> vielen<br />

Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den Bundesstaaten Espírito Santo, M<strong>in</strong>as Gerais, Santa Catar<strong>in</strong>a, Rio<br />

Grande do Sul, Paraná und Rondônia (ab 1970) gesprochen.<br />

Alle<strong>in</strong> im Bundesstaat Espírito Santo leben 150.000 Nachkommen von<br />

E<strong>in</strong>wanderern vorwiegend aus H<strong>in</strong>terpommern. Die E<strong>in</strong>wanderung von Pommern <strong>in</strong><br />

Espírito Santo begann vor 150 Jahren vor allem aus den Städten Belgard,


Greifenberg, Kolberg, Kowak, Labes, Regenwald und Umgebung – Städte, aus<br />

denen die e<strong>in</strong>heimische Bevölkerung am Ende des Zweiten Weltkriegs vertrieben<br />

wurde und die unter polnische Verwaltung gekommen s<strong>in</strong>d. Espírito Santo war im 19.<br />

Jahrhundert das nördlichste E<strong>in</strong>wanderungsgebiet der Europäer <strong>in</strong> Brasilien. Seit<br />

1859 und verstärkt seit 1873 war es <strong>in</strong> der Kolonie Santa Leopold<strong>in</strong>a, der ersten<br />

europäischen Siedlung <strong>in</strong> Espírito Santo, zu e<strong>in</strong>er großen Zuwanderung von<br />

pommerschen E<strong>in</strong>wanderern gekommen. Santa Leopold<strong>in</strong>a wurde schnell zur<br />

Mustersiedlung, die sogar die deutsche südbrasilianische Pioniersiedlung Sāo<br />

Leopoldo an Zahl und Expansionskraft überragte. Die Pommern haben die<br />

deutschsprachige E<strong>in</strong>wanderung <strong>in</strong> Espírito Santo so dom<strong>in</strong>iert, dass sie, ähnlich wie<br />

die Hunsrücker <strong>in</strong> Südbrasilien, ihren niederdeutschen Dialekt und ihre Sitten und<br />

Gebräuche allen deutschsprachigen Siedlungen <strong>in</strong> diesem Gebiet aufgeprägt haben.<br />

Sogar die Nachkommen der Luxemburger E<strong>in</strong>wanderer <strong>in</strong> der Siedlung<br />

„Luxemburgo“ und die Schweizer <strong>in</strong> „Suiça“, beide Siedlungen liegen <strong>in</strong> der<br />

Geme<strong>in</strong>de Santa Leopold<strong>in</strong>a, sprechen heute Pommersch. Die Geme<strong>in</strong>de Santa<br />

Maria de Jetibá, die erst 1988 aus Santa Leopold<strong>in</strong>a ausgegliedert wurde, gilt heute<br />

mit e<strong>in</strong>em Anteil von 90% Pommern als das Pommernzentrum Brasiliens. Als erste<br />

Siedlergruppe entwickelten die Pommern so etwas wie e<strong>in</strong>e Bodenständigkeit, sie<br />

zeichneten sich auch durch ihre starken und alten Traditionen und als harte Arbeiter<br />

aus. Heute s<strong>in</strong>d die Pommern die treibende Kraft <strong>in</strong> der Wirtschaft der Region und<br />

ihrer Kultur. Sie haben <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong>nerhalb ihrer Gruppe geheiratet, deshalb ließen<br />

sie sich nicht mehr von anderen europäischen Gruppen absorbieren. Dies führte<br />

allerd<strong>in</strong>gs auch zu vielen Erbkrankheiten. Die pommerschen Geme<strong>in</strong>den hielten auch<br />

nach 1938, als die deutsche <strong>Sprache</strong> aus den Schulen verbannt wurde, an der<br />

deutschen <strong>Sprache</strong> als Kirchensprache fest - vor allem dank der evangelischen<br />

Kirche, die ihre Pfarrer weiter aus Deutschland bezog. Die Kirche wurde nach der<br />

Nationalisierung der Schulen 1938 zum größten Faktor des Zusammenhalts <strong>in</strong> den<br />

Kolonien.<br />

Pommersch als lokale Amtshilfssprache<br />

Nach dem erfolgreichen Start des Schulprojektes PROEPO denken die<br />

Organisatoren, dass es jetzt an der Zeit ist für e<strong>in</strong>en weiteren Schritt. Wenn die<br />

Geme<strong>in</strong>den, die das Schulprojekt unterstützen, wirklich am Erhalt der pommerschen<br />

Kultur und <strong>Sprache</strong> <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d, dann müssen sie auch das ihre politisch tun. In<br />

Florianópolis, Hauptstadt des Bundesstaates Santa Catar<strong>in</strong>a, gibt es das Institut zur<br />

Erforschung und Entwicklung der brasilianischen <strong>Sprache</strong>npolitik (IPOL). Das Institut<br />

setzt sich für den Erhalt und die Verbesserung der <strong>Sprache</strong>nvielfalt <strong>in</strong> Brasilien und<br />

dem MERCOSUR e<strong>in</strong>. Im Jahre 2002 ist es dem Institut gelungen, drei<br />

Indianersprachen, Nheengatu, Tukanu und Baniva <strong>in</strong> der brasilianischen<br />

Amazonasgeme<strong>in</strong>de Sāo Gabriel da Cachoeira als offizielle Amtssprachen neben<br />

dem Portugiesischen e<strong>in</strong>zuführen, das nach Artikel 13 des brasilianischen<br />

Grundgesetzes Nationalsprache ist. E<strong>in</strong> Vertreter des IPOL, Professor Gilvan Müller<br />

de Oliveira, hat im Jahre 2007 die fünf betroffenen Pommern-Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Espírito<br />

Santo besucht, um mit den Geme<strong>in</strong>devertretern, Lehrern und Schülern Gespräche zu<br />

führen. Als Folge dieses Besuches haben die Geme<strong>in</strong>de Pancas bereits im Jahre<br />

2007 und die Geme<strong>in</strong>de Laranja da Terra im Jahre 2008 den Prozess der<br />

Kooffizialisierung des <strong>Pommersche</strong>n als zweiter Amtssprache <strong>in</strong> ihren Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

Gang gesetzt. Dieser Prozess ist nach Me<strong>in</strong>ung von Professor Müller vom IPOL der<br />

erste Schritt zur offiziellen Anerkennung von Pommersch als zweiter Amtssprache <strong>in</strong><br />

den betreffenden Geme<strong>in</strong>den. Die Geme<strong>in</strong>den, die sich zu diesem Schritt


entschließen, müssen sich bereit erklären auf Geme<strong>in</strong>deebene e<strong>in</strong>e Kommission für<br />

<strong>Sprache</strong>npolitik zu schaffen, die alle Aktivitäten bezüglich der <strong>Sprache</strong>npolitik<br />

koord<strong>in</strong>iert. In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt muss diese Kommission konkrete Projekte zur<br />

<strong>Sprache</strong>npolitik e<strong>in</strong>reichen und diese mit den entsprechenden Stellen auf<br />

Bundeslandebene absprechen.<br />

Offizieller Gedenktag der Pommerne<strong>in</strong>wanderung<br />

Dem Bundesstaat Espírito Santo liegt viel an der Pflege und dem Erhalt des<br />

kulturellen Erbes se<strong>in</strong>er zahlreichen europäischen E<strong>in</strong>wanderer. Das haben auch die<br />

Feierlichkeiten zum 150. Jahrestag der pommerschen E<strong>in</strong>wanderung im Jahr 2009<br />

gezeigt. Über 800 Vertreter aller Pommerngeme<strong>in</strong>den Brasiliens haben e<strong>in</strong>e Woche<br />

lang diesen Jahrestag festlich gefeiert. Verschiedene Fernsehsender haben<br />

brasilienweit über das Ereignis berichtet. Der Gouverneur des Bundesstaates, Paulo<br />

Hartung, der sich selbst an die Spitze der Feiergeme<strong>in</strong>de gestellt hatte, hat auf<br />

Antrag des Parlaments den 22. Juni, den Tag der Ankunft des ersten<br />

Auswandererschiffes aus Pommern, zum jährlichen Pommerngedenktag der Prov<strong>in</strong>z<br />

erklärt. Die Pommern, so erklärte er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Festansprache, hätten e<strong>in</strong>en<br />

entscheidenden Beitrag zur Entstehung der „Capixabakultur“, der Kultur des<br />

Bundesstaates Espírito Santo, geleistet. In Santa Maria de Jetibá, das bereits seit<br />

zwanzig Jahren Ende April jährlich das größte Pommernfest Brasiliens veranstaltet,<br />

wurde am 27. Juni 2009 auch der Prozess der Kooffizialisierung des <strong>Pommersche</strong>n<br />

als Amtshilfssprache der Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Gang gesetzt und gleichzeitig e<strong>in</strong> Denkmal der<br />

pommerschen E<strong>in</strong>wanderung e<strong>in</strong>geweiht.<br />

Es gibt Anzeichen dafür, dass Brasilien, das sich lange Zeit als zentralistisch und<br />

als E<strong>in</strong>heitsstaat verstanden hatte, die Vorteile e<strong>in</strong>er Diversifizierung se<strong>in</strong>er<br />

<strong>Sprache</strong>npolitik immer mehr erkennt. Zur <strong>Sprache</strong>nvielfalt Brasiliens gehören nicht<br />

nur die <strong>Sprache</strong>n der Ure<strong>in</strong>wohner, die bereits vor der portugiesischen<br />

Kolonialisierung gesprochen wurden, sondern auch die aus der E<strong>in</strong>wanderung<br />

hervorgegangen <strong>Sprache</strong>n Brasiliens, darunter vor allem die <strong>Sprache</strong>n, die heute <strong>in</strong><br />

den Herkunftsländern dieser E<strong>in</strong>wanderer fast ausgestorben s<strong>in</strong>d wie das<br />

<strong>Pommersche</strong>. So könnte bald <strong>in</strong> Brasilien auch das Niederdeutsch-<strong>Pommersche</strong>, das<br />

seit dem Untergang der Hanse im 17. Jahrhundert <strong>in</strong> Deutschland nur noch e<strong>in</strong><br />

Schattendase<strong>in</strong> führt, zu neuem Leben erweckt werden.<br />

Bodo Bost, Tholey-Bergweiler, ist Vorsitzender des <strong>VDA</strong>-Landesverbandes Saarland.<br />

Dieser Beitrag erschien im Januar 2010 auch <strong>in</strong> der Preußischen Allgeme<strong>in</strong>en<br />

Zeitung.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!