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ARTHROSE UND AYURVEDA

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<strong>ARTHROSE</strong> <strong>UND</strong> <strong>AYURVEDA</strong><br />

Artikel aus der Indischen Zeitung »The Hindu« 1992<br />

W<br />

ährend meines Aufenthaltes in Indien im Jahre 1992 fiel mir ein Artikel über Arthrose in der<br />

indischen Tageszeitung "The Hindu" in die Hände. Dieser Artikel ist nicht nur aufschlussreich<br />

wegen der Gegenüberstellung westlicher und indischer (Ayurveda) Vorgehensweise<br />

bei Arthrose, sondern ist auch wegen der Seitenhiebe in Richtung westlicher Medizin amüsant.<br />

Dieser Artikel beschreibt ein Phänomen, das auch heute, lange nach seiner Erscheinung<br />

nichts an seiner Aktualität verloren hat.<br />

THE HINDU, Sunday, March 8,1992<br />

Das indische Therapiesystem<br />

Im Ayurveda schließt die Behandlung von Gelenkerkrankungen sowohl Diätvorschriften als<br />

auch die Einnahme von Arzneien ein. Ein wichtiger Aspekt der Behandlung ist die Verabreichung<br />

von heißen Umschlägen mit Öl und zerriebenen Kräutern. Es lässt die Schmerzen abklingen und<br />

beeinflusst die Erkrankung. Chronische Erkrankungen können nämlich einen Krankenhausaufenthalt<br />

erfordern.<br />

Im Alter von 45 Jahren machte sich bei Seetha ein hartnäckiger Schmerz in den Schulterund<br />

Kniegelenken bemerkt. Der Schmerz befiel allmählich alle Körpergelenke. Sogar die kleinen<br />

Fingergelenke wurden steif und schmerzhaft. An den Knien und einem Handgelenk machten sich<br />

leichte Schwellungen bemerkbar.<br />

Einige Jahre lang nahm sie Schmerzmittel ein. Die Schwellung an dem Handgelenk wurde<br />

wegoperiert. Die Schwellung erschien wieder und verunstaltete ihr Handgelenk. Im Laufe der Jahre<br />

wurden die Schmerzen immer heftiger. Die Beweglichkeit der Knie wurde eingeschränkt. Eines<br />

Tages als sie den Bus verließ, verspürte Seetha starken Schmerz in den Beingelenken. Sie war<br />

unfähig auch nur einen Schritt zu gehen.<br />

Die obige Beschreibung trifft auf die häufige Erkrankung zu, die im Ayurveda als Ama Vatam<br />

bekannt ist. In der allopathischen Medizin wird diese Erkrankung als Rheumatismus, Arthritis,<br />

rheumatoide Arthritis usw. bezeichnet.<br />

Behandlung mit Öl<br />

Die allgemeinen Symptome machen sich als sehr starke Gelenkschmerzen bemerkt, mit oder<br />

ohne Schwellung, manchmal begleitet von brennendem Schmerz, schweren Gliedern, Bewegungseinschränkungen,<br />

wechselnden Schmerzen, Versteifung usw. Es scheint die verkannteste<br />

Erkrankung unserer Zeit zu sein.<br />

Von der Schulmedizin wird die Arthritis als unheilbare Erkrankung angesehen.<br />

Zur Ayurveda-Behandlung kommen oft Patienten, die sich schon in einem fortgeschritten<br />

chronischen Zustand der Arthritis befinden, nachdem sie sich bereits schulmedizinisch haben behandeln<br />

lassen. Sie haben dann schon alle Hoffnung auf Heilung aufgegeben. Eine rechtzeitige<br />

und geeignete Ayurveda-Behandlung kann alle oben genannten Probleme völlig überwinden.<br />

Eine Frau Ende 30 wacht eines Morgens mit starken, scheinbar grundlosen Schmerzen in ihren<br />

Knöcheln auf. Tag für Tag wird der Schmerz nicht nur unerträglicher, sondern er wandert auch<br />

- an einem Tag schmerzt der Knöchel, am anderen die Knie und danach schmerzen die Schultern<br />

usw. Sie leidet auch an chronischer Verstopfung.<br />

1 von 3


Sie besucht ihren Hausarzt, der ihr sofort schmerzstillende Medikamente und Antibiotika verschreibt.<br />

Anfangs lässt der Schmerz nach. Bei der nächsten Gelegenheit flammt die Erkrankung<br />

mit stechenden Schmerzen und Schwellungen in den Kniegelenken wieder auf.<br />

Der Patientin wird empfohlen ihr Gewicht zu reduzieren um den Schmerz von der Gelenken<br />

zu nehmen. Zusätzlich bekommt sie diesmal schmerzstillende und entzündungshemmende und<br />

noch einige andere Mittel. Darunter sind zwei ayurvedische Mittel zur internen Einnahme und externen<br />

Anwendung. Dies veranlasst sie, sich mit Ayurveda behandeln zu lassen. Die Bezeichnung<br />

Ama Vatam erklärt die Ursache der Erkrankung. Die Hauptursache dafür sind: Amam und Vata oder<br />

Vayu.<br />

Die Bezeichnung Amam bezieht sich im Allgemeinen auf Rückstände von nicht verdauten Essensresten<br />

im Verdauungstrakt. Die Bezeichnung Amam bezieht sich im Allgemeinen auf Rückstände<br />

in den schmerzenden Gelenken und unverdauter Nahrung im Verdauungstrakt.<br />

Dies geschieht bei Schwächung der Verdauungstätigkeit. Die unverdauten und nicht assimilierten<br />

Essensreste verweilen im Verdauungstrakt und unterstützt von der Körperkonstitution Vata<br />

wandern sie im ganzen Körper herum, wo sie an geeigneten Stellen, wie Gelenke, sich ablagern.<br />

Die Gelenke sind der Sitz von Kapha. Wenn Amam beginnt sich in den Gelenken abzulagern,<br />

verursacht es im Verbund mit geschwächtem Vata qualvolle Schmerzen, Schwellungen und Versteifungen.<br />

Bei einigen Patienten ist die Körperkonstitution Pitta geschwächt und dies verursacht<br />

stark brennende Schmerzen. Mit der Chronifizierung der Erkrankung folgen Schädigung und Deformierung<br />

der Gelenke.<br />

Alle diejenigen, die ständig unverträgliche Nahrungsmittel zu sich nehmen - extrem fettiges<br />

Essen, zu viel körperlich arbeiten und über eine schwache Verdauungskraft verfügen - sind besonders<br />

anfällig für diese Erkrankung.<br />

Ama Vatam ist eine Erkrankung die gewöhnlich im mittleren Alter in Erscheinung tritt. Die<br />

Schmerzen treten meist in den Finger-, Fuß- und Handgelenken, Knien, Knöcheln und Nacken auf.<br />

Die Symptome können plötzlich auftreten, früher oder später werden die befallenen Gelenke<br />

schmerzhaft und steif.<br />

Die Erkrankung verschlimmert sich besonders in den Wintermonaten, da Vayu sich bei Kälte<br />

verschlechtert. Die Verschlechterung von Vayu kann durch<br />

Nahrung, Arzneien und Diäten, die reich an Hitze und Temperatur<br />

sind, eindämmt werden. Die schmerzenden Gelenke<br />

und Muskeln werden bei Regen und Kälte verstärkt wahr genommen.<br />

Deshalb kann ein gewöhnliches warmes Bad zeitweise<br />

Linderung verschaffen. Bei denjenigen, die brennenden<br />

Schmerz verspüren, beachten andere Nahrungs-, Arzneiund<br />

Diätempfehlungen, als bei den vorher erwähnten Symptomen.<br />

Die Behandlung nach Ama Vatam zielt also darauf ab,<br />

Amam aus den Gelenken auszuleiten und je nach Individuum<br />

INGWER<br />

die verschlechterten Konstitutionen Vata, Pitta oder Kapha zu<br />

beruhigen. All diese therapeutischen Maßnahmen laufen darauf hinaus, die Erkrankung zu heilen.<br />

In den beiden obigen Therapien wurden sowohl diätetische Maßnahmen empfohlen als auch<br />

Heilmittel zur inneren und äußeren Anwendung verschrieben. Eine Einschränkung der Nahrungsmittel<br />

ist aus zweierlei Gründen wichtig. Erstens sollte die Nahrung Amam nicht verstärken. Zweitens<br />

sollte sie Vayu nicht verschlechtern. Ebenso sollten die Arzneien folgendes bewirken - Amam<br />

auszuscheiden helfen und das verschlechterte Vata zu beruhigen. Eines der wichtigsten Mittel in<br />

der Behandlung von Ama Vatam ist Guggulu - ein Harz eines Baumes, der häufig in der Region des<br />

Himalajas vorkommt. Guggulu hat die beiden geforderten Eigenschaften. Rasna oder Chittarattal<br />

2 von 3


sind ein weiteres Mittel von großer therapeutischen Bedeutung in der Behandlung dieser Erkrankung.<br />

Natürlich gibt es eine Reihe weitere Arzneien im ayurvedischen Arzneibuch, die nacheinander<br />

zur Heilung verabreicht werden können.<br />

Eine sehr wichtige Stellung in der Behandlung nimmt die<br />

externe Anwendung von Öl auf dem Körper. Es wird eine Reihe<br />

von in Öl angesetzten Heilkräutern angewandt. Die Auswahl<br />

der Öle und Arzneien hängt völlig von dem Zustand, der<br />

Konstitution (Prakriti) des Patienten und der Art der Erkrankung<br />

ab. Heiße Wickel mit Öl, Kräutern, etc. sind ebenfalls wirkungsvoll<br />

und werden gewöhnlich zur Schmerzlinderung und<br />

zur Eindämmung der Erkrankung angewandt. In Fällen besonders<br />

langer Erkrankung kann der Aufenthalt im Krankenhaus<br />

begleitet von differenzierten Therapien, wie z.B. Einläufe, an-<br />

BEHANDLUNG MIT OL.<br />

gezeigt sein.<br />

Im Anfangsstadium kann die Praxis von Yoga-Asanas beachtliche Verminderung der<br />

Schmerzen bewirken. Bei einigen Patienten verursacht jede Körperbewegung eine Schmerzverstärkung.<br />

In solchen Fällen sind ayurvedische Medizin und Anwendungen mit Öl sehr wirkungsvoll.<br />

Die Praxis von Yoga-Asanas kann dann später aufgenommen werden, wenn der Schmerz nachlässt.<br />

Gelegentlich vergehen Jahre bis Leidende an Ama Vatam in eine Therapie kommen. Oft werden<br />

schmerzstillende Mittel genommen, um für eine kurze Zeit die Symptome zu unterdrücken.<br />

Allgemein verbreitet sind Antibiotika, entzündungshemmende Mittel, Schmerzmittel, Vitaminpräparate<br />

und Kortikosteroide - ohne jegliche Auswirkung auf die Erkrankung. Schwellungen und Knoten<br />

werden chirurgisch entfernt und kommen oft zurück. Die Anwendung von Bestrahlungslampen,<br />

allmorgendlichem, heißem Seifenwasser für die Händereinigung, Immobilisierung des schmerzhaften<br />

Armes in einer Schlinge oder Bettruhe bringen keine wirkliche Erleichterung.<br />

Die Gelenke verlieren alsbald wegen Schwellungen ihre Form und die Bewegungsfreiheit<br />

bleibt eingeschränkt. Auf diese Weise wird die Erkrankung chronisch und der Patient endet<br />

schließlich in einem Rollstuhl.<br />

Im Westen nahm die Erkrankung einen sonderlichen Weg. Man hat akzeptiert, dass es keine<br />

wirkliche Heilung für diese Erkrankung gibt - weder als Therapie noch in Form von institutioneller<br />

Betreuung, es wurden Formen von Beratung und komplizierter chirurgischer Eingriffe entwickelt.<br />

Es entstand eine ganze Industrie für Hilfsmittel. Krücken, entsprechend veränderte Schuhe,<br />

angepasste Essbestecke, spezielle Polsterungen um die Griffe herum, Stöcke mit Magneten,<br />

Greifvorrichtungen am unteren Ende, um kleinere Gegenstände aufzuheben, ohne sich bücken zu<br />

müssen, elektrische Decken usw. sind nur einige Beispiele dafür was der Westen unternahm um<br />

mit dieser Behinderung fertig zu werden. Es werden aufwendige Operationen unternommen, um<br />

Gelenke und Gelenkoberflächen, Knochenenden und Knöchel durch Kunststoff auszuwechseln<br />

und um Deformitäten zu korrigieren.<br />

In Indien sieht es gänzlich anders aus. Pharmaunternehmen stellen eine Vielzahl von Arzneien<br />

her, die sich auf das ayurvedische Arzneibuch für Ama Vatam stützen. Diese Arzneien sind in<br />

Städten und Großstädten erhältlich und für die Mediziner werden Therapiemuster erstellt. Der<br />

größte Teil dieser Medizin wird an Schulmediziner verkauft. Und oft geben sie diesen Mitteln Vorrang<br />

gegenüber den schulmedizinischen Arzneien.<br />

DR. GIRIJA, LAKSHMI RANGANATHAN<br />

Übertragen von B. Mittler, Heilpraktiker.<br />

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