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Thema Folgen der Totalrevision für den Wirtschaftsstandort FL Die wichtigsten Veränderungen für Liechtenstein liegen in den folgenden Bereichen: Die Mindestumsatzgrenze wird auf CHF 100'000 erhöht, wobei sich jedes Unternehmen der freiwilligen Steuerpflicht unterstellen kann. Dies bringt vor allem Vorteile für Start-up-Unternehmungen. Bis anhin konnten viele Start-ups die Vorsteuern der Anfangsinvestitionen nicht zurückfordern, da sie die Mindestumsatzgrenze nicht erreicht haben. Durch die neu gebotene Möglichkeit, sich freiwillig der MWST-Pflicht unterstellen zu lassen, können die Vorsteuern von Anfang an zurückgefordert werden. Der Maximalumsatz für die Abrechnung nach Saldosteuersätzen wird erhöht. Die Erhöhung des Maximalumsatzes von drei auf fünf Millionen bringt insbesondere für KMU Vorteile. Die Abrechnung nach Saldosteuersätzen resultiert in einer erleichterten Buchführung und generiert dadurch einen Minderaufwand. Etwa ein Fünftel der steuerpflichtigen Unternehmungen in Liechtenstein rechnen derzeit mit Saldosteuersätzen ab. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich zukünftig noch mehr Unternehmungen für diese vereinfachte Abrechnungsmethode entscheiden werden. Die Abrechnung des baugewerblichen Eigenverbrauchs wird abgeschafft. Die baugewerblichen Leistungen, die für private Zwecke oder für von der Steuer ausgenommene Umsätze erbracht werden, müssen nicht mehr als Eigenverbrauch abgerechnet werden. Die eigene Wertschöpfung wird somit nicht mehr besteuert, woraus für das heimische Baugewerbe eine grosse Entlastung resultiert. Diese Änderungen gestalten den Standort Liechtenstein wirtschaftsfreundlicher. Damit werden vor allem in der derzeit schwierigen Wirtschaftssituation die richtigen Signale gesetzt. Der Vertrag über die MWST verpflichtet das Fürstentum Liechtenstein die, in der Schweiz beschlossene, Mehrwertsteuererhöhung auf 8.0 Prozent in das nationale Gesetz aufzunehmen und per 1. Januar 2011 umzusetzen. Rainer Marxer Eidg. dipl. Wirtschafts- prüfer Partner Leiter Steuer-, Rechts- undUnternehmens- beratung, Schaan Sind Abschreibungen in Liechtenstein abgeschrieben? Keines unserer Nachbarländer hat es in den letzten Jahren unterlassen, die Abschreibungsvorgaben unternehmensfreundlicher zu gestalten, um deutliche Anreize zur Wirtschaftsförderung zu schaffen. Deshalb erstaunt es etwas, dass im sonst so steuerfreundlichen Fürstentum Liechtenstein jahrelange Diskussionen und Forderungen seitens der Wirtschafts- und Treuhandverbände notwendig waren, um eine Anpassung der steuerlichen Abschreibungen zu erwirken. 6 7 Anje Thöny is und mit Steuerjahr 2008 ist im Für- B stentum Liechtenstein die Verordnung über die steuerlichen Abschreibungen aus dem Jahre 1968(!) anzuwenden. Am 15. September 2009 hat die Regierung nun eine neue Verordnung über die steuerlichen Abschreibungen erlassen, gültig ab Steuerjahr 2009. Zwar wurden Zugeständnisse gemacht, im internationalen Vergleich besteht aber, insbesondere bei den längst fälligen Sofortabschreibungen, immer noch ein klarer Nachholbedarf (siehe nachfolgende Tabelle): Abschreibungssätze in % des Buchwertes FL SG GR ZH ZG A D Liegenschaften 5 1.5-8 1.5-10 1.5-8 1.5-8 1.5-6 3-7 Fahrnisbauten, technische Installationen 15 15-20 15-20 15-20 15-20 3-20 3-20 Mobiliar 20-25 25 25 25 25 4-25 4-25 Maschinen, Apparate 30-35 30-45 30-45 30-45 30-45 3-20 3-20 Motorfahrzeuge 35 40 40 40 40 17 17 Goodwill, immaterielle nach nach Gegenstände 40 40 40 40 40 Jahren Jahren EDV, Büromaschinen, Werkzeuge 50 40-45 40-45 40-45 40-45 33 33 Sofortabschreibungen keine bis 90 bis 80 bis 80 Antrag 30 40 Die einzigen wirksamen Änderungen der Liechtensteinischen Abschreibungs-Verordnung sind in drei Positionen zu finden: Liegenschaften neu 5 Prozent (bisher 2-5 Prozent); Goodwill und immaterielle Vermögensgegenstände neu 40 Prozent (bisher 25 Prozent) und EDV, Büromaschinen neu 50 Prozent (bisher 20-50 Prozent).
8 Thema Sind Abschreibungen in Liechtenstein abgeschrieben? Hingegen wurde der Abschreibungs- Grundsatz in Art. 1 sogar verschärft. So gelten die Abschreibungen künftig nur noch dann als geschäftsmässig begründet, wenn sie für die Geschäftstätigkeit notwendig sind. Bisher waren sie geschäftsmässig begründet, wenn sie der Geschäftstätigkeit dienten. Diese Neuformulierung bringt zusätzlichen Interpretationsspielraum und damit Unsicherheit. Die Schweizer Kantone orientieren sich mehrheitlich an der Abschreibungstabelle der Eidgenössischen Steuerverwaltung (Merkblatt A 1995, Ausgabe 2001), welche deutlich höhere Prozentsätze als die Liechtensteinische Lösung vorsieht. Die Kantone Graubünden und Bern sehen noch innovativere Abschreibungssätze vor. Österreich und Deutschland wenden die AfA-Tabellen (Absetzung für Abnutzung) an und Italien führt unterschiedliche Abschreibungstabellen pro Branche. Die Ansätze in Italien sind ähnlich wie diejenigen in Österreich und Deutschland gestaltet. Durch die aktuellen Änderungen verspricht sich die Regierung nach eigenen Angaben nicht zuletzt eine Stärkung des Unternehmensstandorts Liechtenstein. Die vorliegende zaghafte Anpassung der 40 Jahre alten Abschreibungsverordnung wirkt aber eher als Abschreibungskosmetik und vermag wenig zur Wirtschaftsförderung beizutragen. Will Liechtenstein im globalen Steuerwettbewerb bestehen, müssen geeignete Instrumente zur Verfügung stehen. In diesem Sinne bleibt insbesondere die Diskussion und Forderung nach der Möglichkeit zu Sofortabschreibungen weiterhin bestehen. Abschreibungen im Einmalerledigungsverfahren führen im ersten Jahr zwar zu einer Erschütterung des steuerlichen Seismographen, der sich in den Folgejahren aber wieder ausgleicht. Ob eine Investition der Buchhaltung auf Jahre verteilt belastet wird oder in einem Jahr, macht steuerlich keinen nennenswerten Unterschied. Für ein Unternehmen kann die Steuermilderung einer Sofortabschreibung jedoch ausschlaggebend sein, eine grössere Investition überhaupt tätigen zu können. Die Sofortabschreibung hat den Vorteil eines zeitlichen Aufschubs der Gewinnsteuer und damit eines positiven Zinseffektes, was bei der Steuerplanung eine gewichtige Rolle spielt und somit auch die Standortwahl eines Unternehmens beeinflussen kann. Sofortabschreibungen bieten einen klaren Anreiz für Investitionen. Jede Investition zielt auf künftige Gewinne ab. Diese werden versteuert und führen letztendlich zu höheren Steuereinnahmen. Wenn mit der Verordnung über die steuerlichen Abschreibungen die Wirtschaft wirklich gestärkt und der Standort Liechtenstein attraktiver gestaltet werden soll, so muss die Verordnung mit einem fortschrittlichen Ansatz neu verfasst werden. Der erste wichtige Schritt dazu hat die Regierung im September 2009 unternommen. Der nächste Schritt sollte innovativ sein und Mut zu Veränderungen zeigen. Anje Thöny Mandatsleiterin Steuerberatung, Schaan 9
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