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Fußball als Spiegelbild der Gesellschaft<br />
Fußball in einem arabischen land. ein Thema, das in den vergangenen<br />
monaten so häufig diskutiert worden ist wie selten<br />
zuvor – auch im Hinblick auf die Fußball-Weltmeisterschaft<br />
2022 in Katar.<br />
Die Fans aus den westlichen Ländern sparen nicht mit Kritik und haben<br />
oft nur ein müdes Lächeln für die Kicker aus den arabischen Ländern<br />
übrig: Araber und Fußball, das passe nicht zusammen. Es fehle an Tradition,<br />
an Engagement, an Können. Da nutze auch die Verpflichtung vieler<br />
hochkarätiger Trainer oder ausländischer Spieler nichts.<br />
Erst vor wenigen Wochen wurde beispielsweise die argentinische<br />
Fußball-Ikone diego mArAdonA für Dubais Al Wasl Club – Sechster<br />
in der Tabelle – als neuer Trainer verpflichtet. Maradona ist nicht der<br />
erste Hochkaräter, der am Golf für Fußball-Furore<br />
sorgen soll. Weitere große Namen wie Winfried<br />
schäfer, reinhArd fAbisch, horst Köppel,<br />
frAnK pAgelsdorf oder Maradonas Vorgänger<br />
Josef hicKersberger, haben dem Fußball in den<br />
VAE immer wieder weltweite Aufmerksamkeit<br />
verschafft.<br />
Fakt ist auch, dass die Emirate eine beliebte Destination<br />
für Winter-Trainingslager europäischer<br />
Clubs sind. Der FC Bayern beispielsweise war regelmäßig<br />
in Dubai zu Gast und auch weitere Clubs<br />
wie der Hamburger SV oder Werder Bremen – um<br />
nur einige zu nennen – nutzen die Gastfreundschaft<br />
der Emirater und die optimalen Trainingsbedingungen<br />
gerne. Auch namhafte Fußballer wie<br />
Aristide bAncé oder fAbio cAnnAvAro haben in<br />
den VAE eine neue Heimat gefunden. Genau wie<br />
auch VfL-Wolfsburg-Kicker grAfite, der Mitte<br />
Juni bei Dubais Al-Ahli Club unterschrieb. Juventus<br />
Turin-Spieler fAbio grosso wird nachgesagt, er werde dort auch<br />
bald unterschreiben. Al-Ahli beendete die Saison auf Rang acht der<br />
Tabelle. Diesjähriger Champion der 12 Clubs umfassenden emiratischen<br />
Liga ist Al-Jazira vor Bani Yas und Al Nasr.<br />
Einer, der fest an die Zukunft des Fußballs in den Emiraten glaubt, ist<br />
der ehemalige 1860 München-Trainer und FCB-Nachwuchs-Cheftrainer<br />
bernhArd schumm. Heute DFB-Auslandsexperte und in den Emiraten<br />
verantwortlich für die Trainer-Ausbildung, bricht er eine Lanze für den<br />
hiesigen Sport: „Das Niveau des Fußballs hier ist vergleichbar mit dem<br />
Durchschnitt der 2. Bundesliga. Aber es sind Fortschritte zu sehen und<br />
Spieler und Verantwortliche sind mit Herzblut bei der Sache.“ Fußball<br />
sei immer ein Spiegelbild der Gesellschaft und derzeit seien die VAE<br />
auf einem guten Weg. Mittlerweile gibt es beispielsweise eine für die<br />
Emirate maßgeschneiderte Lösung in Sachen Trainerausbildung. „Ich<br />
kann nur hochkarätigen Fußball spielen, wenn auch die Trainer die<br />
Spieler entsprechend instruieren. Bislang war das hier nicht geregelt,<br />
aber jetzt gibt es Lizenzen für die Trainer – ähnlich wie in Deutschland“,<br />
sagt Schumm.<br />
SpORT<br />
DER SpORT HAT zUKUnFT In DER REgIOn<br />
Schumm ist aber nicht nur verantwortlich für die Trainerausbildung,<br />
sondern auch für die Jugend-Nationalmannschaft der Emirate und die<br />
Aus- und Weiterbildung aller Mitarbeiter in der „UAE Football Association“.<br />
Schumm wehrt sich daher auch vehement gegen die Aussagen,<br />
Araber hätten kein Talent zum Fußballspielen. „Selbstverständlich gibt<br />
es auch hier genügend talentierte Fußballspieler, aber Talent allein reicht<br />
nicht.“ Fußball vereine Charakter, Intelligenz und Kultur und das sei in<br />
allen Ländern gleich. „Die Spieler hier sind genauso ernsthaft bei der Sache<br />
und ebenso ehrgeizig wie beispielsweise in Deutschland. Die Passion<br />
für das Spiel ist da, allerdings fehlen die Zuschauer“, sagt Schumm. Das<br />
werde sich aber entwickeln, ist Schumm überzeugt. Vergleiche man den<br />
Fußball in den Emiraten mit Hongkong oder Singapur, dann stünden<br />
die Emirate gar nicht so schlecht da. Hongkong und Singapur haben<br />
aber im Vergleich zu den Emiraten deutlich mehr<br />
Einwohner. „Ich darf den Fußball hier nicht mit<br />
der Bundesliga vergleichen, aber sehr wohl mit<br />
anderen asiatischen Ligen. Und da schneiden die<br />
Emirater gut ab“, sagt Schumm.<br />
Fußball habe eine große Zukunft in der Golfregion.<br />
Daran glauben auch die Funktionäre aus<br />
Deutschland. Nicht umsonst wurde 2009 eine Absichtserklärung<br />
zur Zusammenarbeit der beiden<br />
Nationen auf diesem Gebiet unterzeichnet. Und<br />
die werde immer mehr mit Leben gefüllt. Ein erster<br />
Schritt dazu war die Trainerlizenz.<br />
Schumm, der seit fünf Jahren in den VAE lebt,<br />
reizt die Pionierarbeit, die er hier leisten kann. „Die<br />
VAE sind zum einen nicht der schlechteste Platz<br />
zum Leben und zum anderen gibt es hier etwas zu<br />
tun, hier kann man noch was bewegen“, sagt er.<br />
Wie ernst die Emirater den Fußball nehmen, zeige<br />
sich auch an den vielen Veranstaltungen, die jedes<br />
Jahr initiiert werden. „Der Verband war schon mehrfach Gastgeber für<br />
große Fußball-Events wie beispielsweise des Club-World Cup, der U20-<br />
Weltmeisterschaft 2003 oder des Beachsoccer-World Cup 2010.“ Aktuell<br />
bemüht sich die UAE Football Association darum, auch den Club World<br />
Cup 2013 und 2014 in die Emirate zu holen. Die U17-WM ist bereits<br />
bestätigt für 2015.<br />
Doch nicht nur der DFB unterstützt den Fußball in den Emiraten.<br />
Auch die Engländer engagieren sich – insbesondere für den Nachwuchs.<br />
So ist die Manchester City Soccer School regelmäßig zu Gast in Abu<br />
Dhabi. Bei dem Trainingscamp können Kinder an fünf Tagen ausprobieren,<br />
ob sie das Zeug zum Fußball-Profi haben. Sechs professionelle<br />
Trainer des Traditionsvereins aus England kicken in dieser Zeit mit den<br />
Fußballzwergen. „Hier geht es aber nicht allein darum, neue Talente zu<br />
sichten. Die Kinder sollen vor allem Spaß am Fußball haben“, betonen<br />
die Trainer. Obwohl Fußball heute schon eine der populärsten Sportarten<br />
in den Vereinigten Arabischen Emiraten sei, biete die Fußballschule<br />
eine Möglichkeit, den Sport in der Golfregion noch beliebter zu machen,<br />
sagt Garry cooK, Geschäftsführer von Manchester City. ← [<strong>ME</strong>]<br />
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