Download - SPÖ Gemeindevertreterverband NÖ
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Der Gemeinde-Rat<br />
von Mag. Sabine Blecha<br />
Juristin des Verbandes<br />
In einer Novelle zur Gemeindeordnung<br />
beschloss am 4.10.2012 der<br />
niederösterreichische Landtag, dass<br />
zukünftig mittels Gemeinderatsbeschluss<br />
Gemeinderäte mit besonderen<br />
Aufgaben bestellt werden können. In<br />
einem neu eingefügten § 30a, der ab<br />
1.1.2013 in Kraft treten wird, wurde<br />
die Möglichkeit geschaffen, dass der<br />
Gemeinderat generell bestimmte Mitglieder<br />
zur Wahrung der Interessen<br />
der Gemeinde im eigenen Wirkungsbereich<br />
mit besonderen Aufgaben in<br />
bestimmten Politikfeldern betraut. Das<br />
wirklich Neue daran - Jugendgemeinderäte<br />
und Bildungsgemeinderäte sind<br />
ab 2013 verpflichtend zu bestellen.<br />
Die Bestellung zu einem „Gemeinderat<br />
mit besonderen Aufgaben“ führt<br />
aber zu keiner Erhöhung der finanziellen<br />
Gemeinderatsentschädigung.<br />
§ 30a neu der <strong>NÖ</strong><br />
Gemeindeordnung 1973 im Detail<br />
Nach § 30a neu „ können Mitglieder<br />
des Gemeinderates zur Wahrung<br />
der Interessen der Gemeinde im eigenen<br />
Wirkungsbereich vom Gemeinderat<br />
mit besonderen Aufgaben betraut<br />
werden. Jedenfalls sind Jugendgemeinderäte<br />
und Bildungsgemeinderäte zu<br />
bestellen. Sie haben ihre Berichte dem<br />
Gemeinderat zu erstatten und haben<br />
den zuständigen Gemeindeorganen<br />
Empfehlungen für die in diesen Bereichen<br />
in einem bestimmten Fall zu treffenden<br />
Maßnahmen zu geben.“<br />
<strong>NÖ</strong> Gemeindeordnung:<br />
Gesetzesänderung bringt<br />
verpflichtende Bestellung von<br />
Jugend- und Bildungsgemeinderäten<br />
ab 2013<br />
Selbstverständlich gab es schon bisher<br />
in Niederösterreich im Bereich<br />
der Aufgabenverteilung an Mitglieder<br />
des Gemeinderates im eigenen Wirkungsbereich<br />
die Möglichkeit, Mitglieder<br />
des Gemeinderates mit besonderen<br />
Aufgaben zu betrauen (zB. Gemeinderäte<br />
für Sicherheit, Soziales, Senioren,<br />
Familien, Finanzen usw.). Damit<br />
wurde die Wichtigkeit von bestimmten<br />
Aufgabenstellungen im politischen<br />
Wirken der Gemeinde dokumentiert<br />
und es sollte auch eine besondere<br />
Zielsetzung in bestimmten Bereichen<br />
der Gemeindepolitik erreicht werden.<br />
Auch § 9 des <strong>NÖ</strong> Umweltschutzgesetzes<br />
muss in diesem Sinne verstanden<br />
werden, der ja normiert, dass in<br />
jeder Gemeinde zur Wahrung der Interessen<br />
des Umweltschutzes im eigenen<br />
Wirkungsbereich vom Gemeinderat<br />
aus seiner Mitte eine oder mehrere<br />
Umweltgemeinderätinnen bzw.<br />
Umweltgemeinderäte nach dem Verhältniswahlrecht<br />
verpflichtend zu bestellen<br />
sind. Damit wurde der Wichtigkeit<br />
des Umweltschutzes in den Gemeinden<br />
Ausdruck verliehen und<br />
auch das zum „Umweltgemeinderat“<br />
bestimmte Mitglied des Gemeinderates<br />
mit besonderen Aufgaben und Berichtspflichten<br />
ausgestattet.<br />
Da es aber neben der wichtigen<br />
Aufgabe des Umweltschutzes auch<br />
andere prioritäre und von Gemeinde<br />
zu Gemeinde unterschiedliche politi-<br />
sche und gesellschaftliche Aufgabenstellungen<br />
geben kann und wird, wurde<br />
nunmehr mit der angesprochenen<br />
Novelle in einem neuen § 30a ausdrücklich<br />
die Möglichkeit geschaffen,<br />
dass der Gemeinderat generell bestimmte<br />
Mitglieder zur Wahrung der<br />
Interessen der Gemeinde im eigenen<br />
Wirkungsbereich mit besonderen<br />
Aufgaben betraut. § 9 des <strong>NÖ</strong> Umweltschutzgesetzes<br />
bleibt als speziellere<br />
Regelung vom neuen § 30a unberührt.<br />
Essentielle Politikbereiche:<br />
Jugend und Bildung<br />
Da in unserer Zeit auf der einen<br />
Seite immer wieder auf eine steigende<br />
Politikverdrossenheit bei Jugendlichen<br />
hingewiesen wird und es in diesem<br />
Zusammenhang immer schwieriger<br />
wird, junge Menschen von der aktiven<br />
Mitgestaltung des Gemeinschaftslebens<br />
zu begeistern und auf der anderen<br />
Seite auch immer wieder richtigerweise<br />
betont wird, dass der Schlüssel<br />
zu einer erfolgreichen Zukunft in<br />
der Stärkung der Bildung und Ausbildung<br />
von jungen Menschen liegt, sieht<br />
aus diesem Grund die Gesetzesänderung<br />
vor allem auch vor, dass Jugendund<br />
Bildungsgemeinderäte verpflichtend<br />
zu bestellen sind. Mitglieder des<br />
Gemeinderates haben sich somit speziell<br />
der Anliegen der jungen Generation<br />
und der Bildung in den Gemeinden<br />
zu widmen. Jugendgemeinderäte<br />
Foto: © naskybabe - Fotolia.com<br />
sollen darüber hinaus die Partizipation<br />
von Kindern und Jugendlichen in der<br />
Gemeinde gezielt unterstützen und<br />
fördern.<br />
Berichtspflicht und Empfehlungen<br />
für Maßnahmen<br />
Gleich vorweg klargestellt, die Berichtspflicht<br />
gilt für alle durch Gemeinderatsbeschluss<br />
bestellten Gemeinderatsmitglieder<br />
mit besonderen Augaben.<br />
Im etwas dürftigen Motivenbericht<br />
zur Novelle kann man dazu nachlesen,<br />
dass durch den neuen § 30 a<br />
nicht die Systematik der Zuständigkeiten<br />
der Gemeindeorgane geändert<br />
werden soll. Die Aufgaben der zu bestimmten<br />
Bereichen bestellten Gemeinderäte<br />
beinhalten daher verpflichtende<br />
Berichte an den Gemeinderat<br />
und die Möglichkeit, den in einer<br />
Angelegenheit zuständigen Gemeindeorganen<br />
Empfehlungen für zu treffende<br />
Maßnahmen zu geben.<br />
Entfall der besonderen<br />
Entschädigung für<br />
Umweltgemeinderäte ab 2015<br />
In den §§ 15 und 17 des <strong>NÖ</strong> Landes-<br />
und Gemeindebezügegesetzes<br />
1997 war bisher geregelt, dass die aufgrund<br />
des <strong>NÖ</strong> Umweltschutzgesetzes<br />
zu bestellenden Umweltgemeinderäte<br />
eine besondere Entschädigung erhalten.<br />
Aufgrund der hier angesprochenen<br />
Änderung der <strong>NÖ</strong> Gemeinde-<br />
ordnung 1997 besteht aber nun ab<br />
2013 zusätzlich die gesetzlich ausdrücklich<br />
normierte weitere Möglichkeit,<br />
Mitglieder des Gemeinderates<br />
auch für andere bestimmte Bereiche<br />
mit besonderen Aufgaben zu betrauen,<br />
wobei Jugend- und Bildungsgemeinderäte<br />
ebenfalls ab 2013 verpflichtend<br />
zu bestellen sind. Da es aber<br />
für diese nach der Gemeindeordnung<br />
verpflichtend zu bestellenden Jugendund<br />
Bildungsgemeinderäte keine besondere<br />
Entschädigung gibt (und auch<br />
für keine anderen nach § 30a neu bestellten<br />
Gemeinderäte), würde es aufgrund<br />
der gesetzlich eingeräumten besonderen<br />
Entschädigung für Umweltgemeinderäte<br />
zu einer Ungleichgewichtung<br />
in den Entschädigungen für<br />
Gemeinderäte mit besonderen Aufgaben<br />
kommen. Aus diesen Gründen<br />
entschloss sich der Landtag, die besondere<br />
Entschädigung für Umweltgemeinderäte<br />
entfallen zu lassen. Damit<br />
es aber für die jeweiligen Umweltgemeinderäte<br />
in der laufenden Funktionsperiode<br />
keine unvorhergesehenen<br />
finanziellen Einbußen gibt, wird diese<br />
Änderung im Landes- und Gemeindebezügegesetz<br />
erst nach der nächsten<br />
allgemeinen Gemeinderatswahl im<br />
Jahr 2015 gelten. Als Zeitpunkt des Inkraftretens<br />
dieser Änderung wurde<br />
„der 1. Tag des zweitfolgenden Monats<br />
vorgesehen, der der allgemeinen Gemeinderatswahl<br />
im Jahr 2015 folgt“.<br />
Weitere Änderungen<br />
in dieser Novellierung zur<br />
<strong>NÖ</strong> Gemeindeordnung:<br />
Neben Anpassungen des Inhaltsverzeichnisses<br />
und der betreffenden<br />
Überschriften kam es noch<br />
zu folgenden Änderungen:<br />
• Aufgrund einer Änderung des<br />
Bundes-Verfassungsgesetzes entfiel<br />
die mittelbare Bundesverwaltung<br />
bei bundeseigenen Gebäuden. Aus<br />
diesem Grund wurde eine Anpassung<br />
des § 32 Abs. 2 Z. 9 der <strong>NÖ</strong><br />
Gemeindeordnung 1973 erforderlich.<br />
• Weiters wurde mit einer Änderung<br />
des § 76 Abs. 3 für Bürgermeister<br />
die Möglichkeit der elektronischen<br />
Anordnung von Ausgaben<br />
ermöglicht. Diese Möglichkeit der<br />
elektronischen Anordnung ist für<br />
die Gemeinden wichtig, weil nur so<br />
der EDV-Einsatz medienbruchfrei<br />
und damit effizienter organisiert<br />
werden kann. Entscheidende Voraussetzung<br />
dafür muss jedoch sein,<br />
dass bei der elektronischen Anordnung<br />
die Sicherheit vor Missbrauch<br />
(Missbrauch durch Unbefugte,<br />
Nachvollziehbarkeit) gewährleistet<br />
werden kann.<br />
• Nach Zitatsbereinigungen im §<br />
38 Abs. 1 Z. 8 (Entfall der Zitate: „(§<br />
182 <strong>NÖ</strong> AO 1977, LGBl. 3400)“<br />
und „(§ 183 <strong>NÖ</strong> AO 1977)“ wurde<br />
im § 73 Abs. 2 das Wort „Erinnerungen“<br />
durch das Wort „Stellungnahmen“<br />
ersetzt.<br />
Alle hier genannten Änderungen<br />
treten am 01. Jänner 2013 in<br />
Kraft und sind auf der Homepage<br />
der <strong>NÖ</strong> Landesregierung unter<br />
http://www.landtag-noe.at/service/politik/landtag/LVXVII/13/132<br />
4/1324.htm<br />
nachlesbar.<br />
28 29<br />
Der Gemeinde-Rat