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Der Automobilmarkt USA im Umbruch – Alternativen zu Antrieb und ...

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<strong>Der</strong> <strong>Automobilmarkt</strong> <strong>USA</strong> <strong>im</strong> <strong>Umbruch</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>Alternativen</strong> <strong>zu</strong> <strong>Antrieb</strong> <strong>und</strong> Kraftstoff<br />

Christopher Qualters<br />

Direktor Diesel-Verkauf <strong>und</strong> Diesel-Marketing<br />

Bosch <strong>USA</strong><br />

Vortrag <strong>zu</strong>m 58. Internationalen Motorpressekolloquium<br />

Juni 2007 in Boxberg<br />

Juni 2007<br />

RF 70407-d Ho<br />

Robert Bosch GmbH<br />

Postfach 10 60 50<br />

70049 Stuttgart<br />

Corporate Communications<br />

E-Mail<br />

Thomas.Knoll@bosch.com<br />

Telefon: +49 711 811-7088<br />

Telefax: +49 711 811-7656<br />

Leitung: Uta-Micaela Dürig<br />

Presse-Forum:<br />

www.bosch-presse.de


Meine sehr geehrten Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

Amerika beschäftigt sich intensiv mit dem Thema „Energie sparen“.<br />

Dafür gibt es mehrere Gründe:<br />

• Die Preise für Benzin <strong>und</strong> Diesel haben sich seit Anfang<br />

der 90er-Jahre mehr als verdoppelt. Die Verbraucher<br />

machen sich daher ernste Sorgen um weiter steigende<br />

Kraftstoffkosten.<br />

• <strong>Der</strong> Regierung ist bewusst, wie abhängig Amerika inzwischen<br />

von Öl<strong>im</strong>porten ist <strong>–</strong> <strong>zu</strong>mal die US-Ölförderung<br />

den eigenen Bedarf nicht decken kann. Energiesparen<br />

wurde damit <strong>zu</strong>r nationalen Sicherheitsfrage.<br />

• Zusätzlich versucht eine Reihe von Organisationen, die<br />

Bevölkerung stärker für Umweltthemen <strong>zu</strong> sensibilisieren,<br />

wie beispielsweise die globale Erwärmung durch<br />

Emission von Treibhausgasen.<br />

Beispielhaft für den neuen Zeitgeist steht der „20-in-10-Plan“<br />

von Präsident George W. Bush, der den Kraftstoffverbrauch in<br />

den kommenden zehn Jahren um 20 Prozent senken will. Angesichts<br />

der großen Begeisterung in den <strong>USA</strong> für SUVs <strong>und</strong> andere<br />

Fahrzeuge mit V8-Motoren ist das ein sehr ambitioniertes Ziel.<br />

Dort sind heute über 230 Millionen Fahrzeuge registriert, darunter<br />

mehr als 95 Millionen Light Trucks. Aber: Wird das Ziel<br />

erreicht, könnten die <strong>USA</strong> ihre gegenwärtigen Öl<strong>im</strong>porte aus<br />

dem Mittleren Osten um 75 Prozent senken.<br />

Die Regierung fördert effiziente Motorenkonzepte<br />

Dementsprechend setzt der Bush-Plan auf effizientere Motorenkonzepte<br />

für Pkw <strong>und</strong> leichte Nutzfahrzeuge sowie den verstärkten<br />

Einsatz alternativer Kraftstoffe. Die Fakten sind eindeutig:<br />

<strong>Der</strong> schnellste <strong>und</strong> effektivste Weg <strong>zu</strong> nennenswerten Sparpotenzialen<br />

sind opt<strong>im</strong>ierte Verbrennungsmotoren mit Benzindirekteinsprit<strong>zu</strong>ng<br />

oder sauberer Dieseltechnologie.<br />

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Um es vorweg<strong>zu</strong>nehmen: Die Möglichkeiten für Hybridfahrzeuge<br />

bleiben vorläufig begrenzt. In den <strong>USA</strong> wurden <strong>im</strong> vorigen Jahr<br />

r<strong>und</strong> 16,5 Millionen Pkw <strong>und</strong> Light Trucks verkauft, darunter<br />

etwa 240 000 Hybride. Das entspricht einem Anteil von nur<br />

1,5 Prozent an den US-Neu<strong>zu</strong>lassungen. Bis 2010 werden die<br />

weltweiten Fertigungskapazitäten für Hybrid-Fahrzeuge auf voraussichtlich<br />

eine Million Einheiten steigen. Aber das deckt nur<br />

sechs Prozent des US- <strong>und</strong> r<strong>und</strong> zwei Prozent des Weltmarktbedarfs<br />

an Neufahrzeugen ab.<br />

Die Benzindirekteinsprit<strong>zu</strong>ng kann den Kraftstoffverbrauch<br />

sofort spürbar senken, wenn gleichzeitig hubraumschwächere<br />

Motoren eingesetzt werden: Ein aufgeladener Direkteinspritzer-<br />

Sechszylinder spart zehn bis 15 Prozent Treibstoff gegenüber<br />

einem großvolumigen Achtzylinder <strong>–</strong> ohne Verzicht auf Leistung<br />

<strong>und</strong> Fahrdynamik. In den <strong>USA</strong> ist daher bereits der gleiche<br />

Trend <strong>zu</strong>m „Downsizing“ <strong>zu</strong> beobachten wie in Europa. Wir<br />

gehen davon aus, dass <strong>im</strong> Jahr 2015 mehr als 14 Prozent der in<br />

Amerika produzierten Pkw <strong>und</strong> leichten Nutzfahrzeuge Modelle<br />

mit Benzindirekteinsprit<strong>zu</strong>ng sein werden.<br />

Deutliche Zuwächse erwarten wir auch be<strong>im</strong> Clean Diesel, der<br />

in den <strong>USA</strong> einen kräftigen Imagewandel erlebt. Im Oktober<br />

2006 wurde sauberer Dieseltreibstoff mit einem Schwefelgehalt<br />

von nur noch 15 ppm eingeführt. Diesen so genannten Ultra<br />

Low Sulfur Diesel gibt es seither flächendeckend an 42 Prozent<br />

der mehr als 76 000 Tankstellen in den <strong>USA</strong>.<br />

Vorbei sind auch die Zeiten, in denen Diesel-Pkw <strong>und</strong> -Light<br />

Trucks nicht in allen B<strong>und</strong>esstaaten <strong>zu</strong>lassungsfähig waren.<br />

Denn moderne Selbstzünder sind nicht nur sparsam <strong>und</strong> kraftvoll,<br />

sondern auch sauber genug, um die besonders strengen<br />

US-Grenzwerte für Dieselmotoren <strong>zu</strong> unterschreiten. Das letzte<br />

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Hindernis waren die NOx-Emissionen, die die Automobilherstel-<br />

ler jetzt mit Hilfe moderner Abgasreinigungstechnik wie<br />

„Bluetec“ <strong>im</strong> Zaum halten können. <strong>Der</strong> erste Serien-Pkw mit<br />

dieser Technik, der Mercedes E 320 BLUETEC mit Bosch-Einspritztechnologie,<br />

wurde Anfang April in New York sogar als<br />

„World Green Car“ ausgezeichnet.<br />

Diesel-Projekte für den US-Markt<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser neuen Perspektiven steht das Thema „Clean<br />

Diesel“ in Amerika ganz oben auf der Agenda. Aktuell arbeitet<br />

Bosch mit allen großen US-Automobilherstellern bei Diesel-Projekten<br />

<strong>zu</strong>sammen. Bereits am Markt befinden sich der beliebte<br />

Chevrolet Silverado/Sierra <strong>und</strong> die Dodge Ram Pick-ups, die<br />

über moderne Dieseltechnologie von Bosch verfügen.<br />

Eine aktuelle Studie des Marktforschungsunternehmens Harris<br />

Interactive ergab, dass ein Auto mit sauberem Diesel für 31 Prozent<br />

der informierten Neuwagenkäufer in Frage kommt. Damit<br />

lag der Selbstzünder vor allen anderen <strong>Antrieb</strong>sarten, inklusive<br />

dem Hybridantrieb.<br />

Bosch unterstützt die positive Wahrnehmung des sauberen Diesels<br />

durch sachliche, faktenorientierte Aufklärungsarbeit. Wir<br />

arbeiten dabei eng mit unseren K<strong>und</strong>en in der Automobilindustrie<br />

<strong>zu</strong>sammen, aber auch mit anderen Zulieferern <strong>und</strong> führenden<br />

Industrieverbänden. Unser gemeinsames Ziel ist es, Regierungsstellen<br />

sowie die US-Bürger über die fortlaufenden Verbesserungen<br />

des Diesels in punkto Kraftstoffverbrauch, Leistung<br />

<strong>und</strong> Umweltfre<strong>und</strong>lichkeit <strong>zu</strong> informieren.<br />

Hier<strong>zu</strong> gehören unsere Bosch-Diesel-Days in Detroit <strong>und</strong> Kalifornien,<br />

eine Flotte von Pkw <strong>und</strong> SUVs mit sauberem Dieselantrieb<br />

<strong>und</strong> eine Ausstellung. Allein 2006 haben Bosch-Informationsmaßnahmen<br />

r<strong>und</strong> zwei Millionen Menschen erreicht.<br />

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Seit dem Jahr 2000 sind die Diesel-Neu<strong>zu</strong>lassungen in den <strong>USA</strong><br />

um 80 Prozent gestiegen auf fast 560 000 Einheiten <strong>im</strong> Jahr<br />

2006 <strong>–</strong> mehr als doppelt so viele wie bei Hybridfahrzeugen.<br />

Eine deutliche Erhöhung des Diesel-Marktanteils in den <strong>USA</strong> ist<br />

vor diesem Hintergr<strong>und</strong> realistisch. Wir gehen davon aus, dass<br />

der Anteil bei neu <strong>zu</strong>gelassenen Personenwagen <strong>und</strong> leichten<br />

Nutzfahrzeugen in den <strong>USA</strong> bis <strong>zu</strong>m Jahr 2015 auf 15 Prozent<br />

wachsen wird. Das entspricht einer Verdreifachung gegenüber<br />

dem heutigen Niveau von gut fünf Prozent.<br />

Mehrfachnutzen durch Bio-Kraftstoffe<br />

Parallel da<strong>zu</strong> werden die <strong>USA</strong> verstärkt in die Produktion von<br />

Kraftstoffen aus erneuerbaren Quellen investieren. Zu den Favoriten<br />

zählt Ethanol, da sein Hauptrohstoff Mais <strong>im</strong> Land angebaut<br />

werden kann. Davon verspricht man sich in den <strong>USA</strong> mehrfachen<br />

Nutzen: Die einhe<strong>im</strong>ischen Farmer erhalten Absatzgarantien,<br />

gleichzeitig sinkt die Abhängigkeit von ausländischem Öl.<br />

Und damit steigt <strong>–</strong> aus Sicht der <strong>USA</strong> <strong>–</strong> die nationale Sicherheit.<br />

Durch nationale <strong>und</strong> b<strong>und</strong>esstaatliche Förderprogramme wird<br />

Ethanol an den US-Tankstellen etwas preisgünstiger verkauft als<br />

Benzin.<br />

Allerdings liegt der Energiegehalt von Ethanol um 27 Prozent<br />

unter dem von Benzin, was den Kraftstoffverbrauch spürbar<br />

erhöht <strong>–</strong> <strong>und</strong> zwar um bis <strong>zu</strong> 21 Prozent. Dadurch wird der<br />

Preisvorteil wieder aufgezehrt. Außerdem existiert in den <strong>USA</strong><br />

noch kein flächendeckendes Versorgungssystem: Ethanol ist<br />

derzeit nur an einem Prozent der US-Tankstellen erhältlich.<br />

Deshalb setzen einige B<strong>und</strong>esstaaten <strong>–</strong> wie Kalifornien <strong>–</strong> langfristig<br />

auf Biodiesel. Dafür ist keine <strong>zu</strong>sätzliche Infrastruktur<br />

erforderlich.<br />

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Allerdings sind die Ressourcen für alternativen Kraftstoff<br />

begrenzt. So reicht die erzeugte Menge an Biodiesel gerade<br />

dafür aus, um max<strong>im</strong>al fünf Prozent (B5) <strong>zu</strong>m herkömmlichen<br />

Mineralöl-Diesel bei<strong>zu</strong>mischen. Vom angestrebten Be<strong>im</strong>ischungsanteil<br />

von 20 Prozent (B20) sind die <strong>USA</strong> noch weit<br />

entfernt.<br />

Außerdem fehlen derzeit verlässliche Qualitätsstandards für<br />

Biodiesel. Alterung infolge längerer Lagerzeiten kann Schäden<br />

am Kraftstoffsystem verursachen. Das ist für den Verbraucher<br />

nicht hinnehmbar. Hier ist der Gesetzgeber gefordert, zügig<br />

verbindliche Normen auf<strong>zu</strong>stellen.<br />

Erst wenn diese <strong>und</strong> andere Vorausset<strong>zu</strong>ngen erfüllt sind, werden<br />

alternative Kraftstoffe in größerem Stil <strong>zu</strong>m Einsatz kommen.<br />

Zunehmen wird auch die Zahl der so genannten Flexfuel-<br />

Fahrzeuge, die mit verschiedenen Treibstoffmischungen fahren<br />

können. Schon heute sind davon sechs Millionen Einheiten in<br />

den <strong>USA</strong> <strong>zu</strong>gelassen. Die so genannten „Big Three“ der US-<br />

Autoindustrie <strong>–</strong> General Motors, Ford <strong>und</strong> Chrysler <strong>–</strong> wollen die<br />

Produktion solcher Modelle bis <strong>zu</strong>m Jahr 2010 verdoppeln.<br />

Strengere Abgasnormen fordern neue Motorenkonzepte<br />

Die strengeren Abgasnormen werden darüber hinaus ab 2009<br />

wesentlich da<strong>zu</strong> beitragen, dass moderne Motorentechnologie<br />

<strong>und</strong> alternative Kraftstoffe zügig <strong>zu</strong>m Serieneinsatz kommen.<br />

Hybride haben die besten Chancen in B<strong>und</strong>esstaaten mit<br />

besonders strengen Umweltgesetzen <strong>–</strong> etwa Kalifornien <strong>–</strong> <strong>und</strong><br />

in urbanen Ballungsgebieten. Ihre bisherigen Erfolge verdanken<br />

sie jedoch nicht <strong>zu</strong>letzt steuerlichen Vergünstigungen. Bosch<br />

sieht für diese Fahrzeuge bis <strong>zu</strong>m Jahr 2015 einen Anteil von<br />

r<strong>und</strong> sechs Prozent der US-Automobilproduktion.<br />

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Diese vorsichtige Prognose hat ihren Gr<strong>und</strong>: Zum einen die vergleichsweise<br />

langsam wachsenden Produktionskapazitäten, <strong>zu</strong>m<br />

anderen Unwägbarkeiten be<strong>im</strong> Restwert der Fahrzeuge, der sich<br />

be<strong>im</strong> Wiederverkauf auswirkt.<br />

Meine Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

lassen Sie mich <strong>zu</strong>sammenfassen: In den <strong>USA</strong> wird es schon<br />

bald ein Angebot alternativer Kraftstoffe einschließlich Ethanol<br />

<strong>und</strong> Biodiesel geben. Zugleich wächst die Vielfalt von <strong>Antrieb</strong>ssystemen.<br />

Die besten Aussichten haben dabei der Clean Diesel,<br />

die Benzindirekteinsprit<strong>zu</strong>ng <strong>und</strong> der Hybrid, der seinerseits<br />

einen sauberen <strong>und</strong> effizienten Verbrennungsmotor als Herzstück<br />

benötigt. <strong>Der</strong> opt<strong>im</strong>ierte Verbrennungsmotor wird auch<br />

auf lange Sicht seine Position als Leittechnologie auf dem amerikanischen<br />

Markt behaupten.<br />

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!<br />

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