Numismatische Zeitschrift - Medievalcoinage.com

253
Blücher, der im Jahre 1814 bereits 72 Jahre zählte, ist hier dargestellt wie
etwa ein Fünfzigjähriger. Freilich konnte der englische Medailleur nach einem
älteren Porträt gearbeitet haben-, wie denn ein in der Allerhöchsten Privat- und
Familienfideicoramiss-Bibliothek befindliches Bild des Feldmarschall Fürsten
Blücher (Wien, Artaria & Co.), das noch etwa jünger ist als unsere Medaille,
denselben ebenfalls noch mit vollem Haare und im ganzen sehr ähnlich dar-
stellt 5
es scheint mir wahrscheinlich, dass diesen beiden Darstellungen ein und
dasselbe Porträt Blüchers etwa aus den Neunziger-Jahren zugrunde läge.
Die Frage wäre nun, wie von Blücher gesagt werden konnte, dass er
„apud Dubrim" (bei Dover) und am 6. Juni von seinem Könige zum Fürsten
erhoben worden sei, während sein Fürstendiplom dadirt ist: „aus dem Haupt-
quartier Paris, den 3. Junius 1814." In Försters Biographie Blüchers finden wir
(Seite 228) die Aufklärung. Blücher kam auf eine eigenhändig geschriebene
Einladung des Prinzregenten nach England. Und zwar lud König Friedrich
Wilhelm IV. „seinen Fcldmarschall ein, mit ihm und dem Kaiser Alexander
das Schiff „Imprögnable" zur Überfahrt nach Dover zu benützen; zuvor ward
unser Feldherr zum Fürsten von Wahlstadt erhoben". Am 6. Juni abends kam
man im Hafen von Dover an.
Der Jubel des englischen Volkes war so groß, dass Blücher, wie er sagte,
in Gefahr war, „der Ehre zu erliegen, die ihm erwiesen war". Die Begeisterun:,'
der Engländer für den deutschen Helden hat nun offenbar auch unsere Medaille
veranlasst. Da man in England wahrscheinlich erst am G.Juni bei seinerLandung
in Dover von der Erhebung Blüchers in den Fürstenstand erfuhr, begreift sich
die irrige Angabe des Medailleurs; dass er aus Wahlstadt ein Wagstadt machte,
wird wohl seiner Eilfertigkeit zuzuschreiben sein.
Dass diese so fehlerhafte Medaille alsbald nach ihrem Erscheinen wieder
zurückgezogen wurde, ist wohl anzunehmen; daher ihre große Seltenheit.
-o«vJ^:>«>
Dr. Carl Oomanig.