C:\Dokumente und Einstellungen\Hans-Werner Hollbach ... - Audiva

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05.06.2013 Aufrufe

Vorbemerkungen Lesetraining Ältere Schüler (ab Klasse 4) mit persistierenden Leseproblemen sind unterversorgt. Es fehlen Materialien, mit denen sowohl im Regel- als auch im Förderunterricht problemlos ein effizientes Lesetraining durchgeführt werden kann. Das liegt zum einen am Umfang der vorhandenen Texte (zu lang), an der Art der Texte (zu langweilig) und an der Aufbereitung (zu wenig Leseintensität: kein Zwang, den Text mit seinen Einzelheiten wirklich zu verstehen oder bearbeiten zu können). Außerdem wollen viele Lesebuch-Texte Botschaften und Gesprächsanlässe vermitteln, für die der schlechte Leser vorerst gar keine Empfangsvorrichtung besitzt. Primär geht es darum, den eigentlichen Vorgang des Lesens zu verbessern. Damit ist gemeint: S Automatisierung der Graphem-Phonem-Korrespondenzen S Verbesserung der optischen Figur-Grund-Differenzierung S Schulung der Blickmotorik durch Halten der Zeile, ausreichende Fixation, Blicksprünge vor und zurück, leserisches Überfliegen von Texten S Gewöhnung an Wortbilder, -strukturen und -bausteine durch indirekt erzwungenes Lesen, indem Leseaufgaben gestellt werden S Verbesserung des Lesetempos und -verständnisses S Steigerung der Aufmerksamkeitsspanne S Entwicklung lautanalytischer und -synthetischer Fertigkeiten S ... und dies alles über einen längeren Zeitraum mit der erforderlichen Regelmäßigkeit, ohne die keine positive Veränderung erreicht werden kann. Ergänzend dazu sollte der Lese- und Erarbeitungsvorgang weitere Aspekte integrieren: S Einbeziehung der Rechtschreibung in Lesetrainings S Training orthografischer Besonderheiten (Doppelvokal, stummes h, qu) S Kenntnis wichtiger Wortarten und Wortbausteine (Vorsilbe, Stamm, Endung) S Steigerung der Lesemotivation durch Inhalte und Aufgabenstellungen S Erkennen und Verarbeiten von Strukturen der deutschen Sprache “en passant”, z. B.: Handling von Anfangs-, End- und Stammmorphemen, Silbenstrukturen, Reimen, Schulung des Kurzzeitgedächtnisses nicht nur für Inhalte, sondern auch für Laute S Gewöhnung an Techniken der Textbearbeitung: Erkennen, Verstehen, Bewerten, Markieren, Korrigieren, Notieren, Überfliegen. Musterseiten Ziel dieses Trainingsbandes ist, eine größere Anzahl von allgemein interessierenden Sachtexten aus Sprache, Natur und Umwelt, aber auch von kurzweiligen Texten zum intensiven Lesen und Bearbeiten anzubieten. In der Regel erstreckt sich der einzelne Text über eine Seite, meist kommt eine Ergänzungsseite zur Bearbeitung hinzu. Zusatzmaterialien zur optischen Figur-/Grunddifferenzierung, Analyse und Synthese eignen sich zur Arbeit im basalen Bereich und zur Differenzierung. Das Material bietet für Übungsphasen im Regelunterricht des Faches Deutsch eine

Lesetraining Vielzahl von Möglichkeiten zur Binnendifferenzierung. Es lässt sich zudem sowohl im Förderunterricht und in der außerschulischen LRS-Therapie einsetzen als auch im Rahmen der häuslichen Übung. Darüber hinaus bietet es vielfältige Einsatzmöglichkeiten für den Vertretungsunterricht und passt didaktisch zur Forderung “Grundlagen schaffen”. Bemerkungen zum Lesen Heute verbringt ein Erwachsener etwa 2,5 Stunden pro Tag mit dem Lesen bzw. Sichten von schriftlichem Material. Lesen gehört für ihn zum Alltag und ist normalerweise ein leichter und flüssiger Vorgang. Erkennen, Aufnahme und Verarbeitung von Wörtern geschehen automatisch. Man liest zum Vergnügen, kritisch oder überfliegend. Dabei benutzen wir überwiegend ein inneres Lexikon, in dem die zu lesenden Wörter abgespeichert sind und das uns eine schnelle Erschließung der Bedeutung und der Lautfolge ermöglicht. Bei schwierigen bzw. unbekannten Wörtern bedienen wir uns des sogenannten phonologischen Rekodierens, indem die Buchstaben von Wörtern in eine sprechsprachliche (phonologische) Form übertragen werden. Anschließend kann die Identität und Bedeutung der Wörter erfasst werden. Die phonologische Rekodierung erfolgt bei unbekannten Wörtern also vor dem Einsatz des Lexikons. Als Einheiten beim phonologischen Rekodieren werden Grapheme (Einzelbuchstaben bzw. kleine Buchstabengruppen, z.B. „st“ oder „ei“) verwendet. Bei oft auftretenden Wörtern ist der lexikalische Zugang der schnellere und wird automatisch angewandt. Da wir bei unbekannten Texten bekannte und unbekannte Wörter vorfinden, überlappen sich zeitweise die beiden Verarbeitungswege. Besonders muss dabei überprüft werden, ob durch das phonologische Rekodieren auch ein im Kontext sinnvolles Wort entsteht. Hier muss eine Kontrolle über das Lexikon einsetzen. Hinzu kommt, dass Buchstabenfolgen im Gedächtnis nicht nur als Graphemfolgen präsent sind, sondern auch automatisch in Phonemfolgen (Lautfolgen) umgewandelt werden. Diese doppelte Form der Kodierung beim visuellen Worterkennen verleiht dem Lesen Sicherheit. Musterseiten Für die Entwicklung des Lesenlernens bedeutet dies, dass sich anfangs die Fähigkeit ausbildet, auf die Lautfolge zu achten. Es ist erwiesen, dass die Fähigkeit, Laute zu Wörtern zu verbinden bzw. sie „zusammen zu schleifen“, eine Hilfe beim Erlesen neuer Wörter darstellt. Diese als Phonemsynthese bezeichnete Fähigkeit stellt eine basale Voraussetzung für das Lesenlernen dar. Im nächsten Stadium werden die Wörter ebenfalls direkt erkannt. Ein phonologisches Rekodieren ist nicht notwendig. Für das Erkennen werden jedoch die Informationen über die Buchstabenfolge verwendet. Aufgrund dieser Informationen können nun entsprechende Eintragungen im inneren Lexikon aktiviert und damit die gelesenen Wörter identifiziert werden. Dieser Vorgang wird wahrscheinlich dadurch erleichtert, dass die Wörter in Morpheme, evtl. auch in Silben gegliedert werden. In einem Leseunterricht, der die Graphem-/Morphemzusammengehörigkeit frühzeitig einführt, kann ein Großteil der

Lesetraining<br />

Vielzahl von Möglichkeiten zur Binnendifferenzierung. Es lässt sich zudem sowohl im<br />

Förderunterricht <strong>und</strong> in der außerschulischen LRS-Therapie einsetzen als auch im Rahmen<br />

der häuslichen Übung. Darüber hinaus bietet es vielfältige Einsatzmöglichkeiten für den<br />

Vertretungsunterricht <strong>und</strong> passt didaktisch zur Forderung “Gr<strong>und</strong>lagen schaffen”.<br />

Bemerkungen zum Lesen<br />

Heute verbringt ein Erwachsener etwa 2,5 St<strong>und</strong>en pro Tag mit dem Lesen bzw. Sichten<br />

von schriftlichem Material. Lesen gehört für ihn zum Alltag <strong>und</strong> ist normalerweise ein<br />

leichter <strong>und</strong> flüssiger Vorgang. Erkennen, Aufnahme <strong>und</strong> Verarbeitung von Wörtern<br />

geschehen automatisch. Man liest zum Vergnügen, kritisch oder überfliegend. Dabei<br />

benutzen wir überwiegend ein inneres Lexikon, in dem die zu lesenden Wörter<br />

abgespeichert sind <strong>und</strong> das uns eine schnelle Erschließung der Bedeutung <strong>und</strong> der<br />

Lautfolge ermöglicht. Bei schwierigen bzw. unbekannten Wörtern bedienen wir uns des<br />

sogenannten phonologischen Rekodierens, indem die Buchstaben von Wörtern in eine<br />

sprechsprachliche (phonologische) Form übertragen werden. Anschließend kann die<br />

Identität <strong>und</strong> Bedeutung der Wörter erfasst werden.<br />

Die phonologische Rekodierung erfolgt bei unbekannten Wörtern also vor dem Einsatz des<br />

Lexikons. Als Einheiten beim phonologischen Rekodieren werden Grapheme<br />

(Einzelbuchstaben bzw. kleine Buchstabengruppen, z.B. „st“ oder „ei“) verwendet. Bei oft<br />

auftretenden Wörtern ist der lexikalische Zugang der schnellere <strong>und</strong> wird automatisch<br />

angewandt. Da wir bei unbekannten Texten bekannte <strong>und</strong> unbekannte Wörter vorfinden,<br />

überlappen sich zeitweise die beiden Verarbeitungswege. Besonders muss dabei überprüft<br />

werden, ob durch das phonologische Rekodieren auch ein im Kontext sinnvolles Wort<br />

entsteht. Hier muss eine Kontrolle über das Lexikon einsetzen. Hinzu kommt, dass<br />

Buchstabenfolgen im Gedächtnis nicht nur als Graphemfolgen präsent sind, sondern auch<br />

automatisch in Phonemfolgen (Lautfolgen) umgewandelt werden. Diese doppelte Form der<br />

Kodierung beim visuellen Worterkennen verleiht dem Lesen Sicherheit.<br />

Musterseiten<br />

Für die Entwicklung des Lesenlernens bedeutet dies, dass sich anfangs die Fähigkeit<br />

ausbildet, auf die Lautfolge zu achten. Es ist erwiesen, dass die Fähigkeit, Laute zu<br />

Wörtern zu verbinden bzw. sie „zusammen zu schleifen“, eine Hilfe beim Erlesen neuer<br />

Wörter darstellt. Diese als Phonemsynthese bezeichnete Fähigkeit stellt eine basale<br />

Voraussetzung für das Lesenlernen dar.<br />

Im nächsten Stadium werden die Wörter ebenfalls direkt erkannt. Ein phonologisches<br />

Rekodieren ist nicht notwendig. Für das Erkennen werden jedoch die Informationen über<br />

die Buchstabenfolge verwendet. Aufgr<strong>und</strong> dieser Informationen können nun<br />

entsprechende Eintragungen im inneren Lexikon aktiviert <strong>und</strong> damit die gelesenen Wörter<br />

identifiziert werden. Dieser Vorgang wird wahrscheinlich dadurch erleichtert, dass die<br />

Wörter in Morpheme, evtl. auch in Silben gegliedert werden. In einem Leseunterricht, der<br />

die Graphem-/Morphemzusammengehörigkeit frühzeitig einführt, kann ein Großteil der

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