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FELIX SUPERSTAR WAS BRAUCHT ES, UM EIN NFL-PROFI ZU WERDEN? FELIX NTWA VOM KALIFORNISCHEN AMERICAN RIVER COLLEGE RACKERT, RENNT UND SCHWITZT TÄGLICH FÜR DEN GROSSEN TRAUM. Von Aleksandra Tulej <strong>und</strong> Marko Mestrović (Foto) WIR SCHREIBEN DAS JAHR 2005. Schauplatz Coney Island, Brooklyn, USA. Der damals 16-jährige Felix sieht im Park Football spielende Männer, als der Ball zufällig in seine Richtung iegt. Er beschließt, aus Spaß <strong>mit</strong> dem Ball wegzulaufen. Die Spieler, alles erwachsene Männer, können den Jungen nicht einholen. „Junge, du musst Footballer werden. So ein Talent darf man nicht verschwenden“, raten sie dem inken Naturtalent. Felix nimmt sich den Rat zu Herzen. Acht Jahre später besucht der leidenschaliche Playstation-Zocker das American River College in Kalifornien. Die letzte Stufe vor dem großen Ziel, einer Karriere in der NFL (National Football League, Superbowl <strong>und</strong> so, ihr wisst schon). American Football ist die populärste Sportart in den Staaten. Beim diesjährigen Finale zwischen den San Francisco 49ers <strong>und</strong> den Baltimore Ravens (die Ravens gewannen <strong>mit</strong> 34:31) trat Popstar Beyoncé als Halbzeit-Act auf. Ein 30-sekündiger Werbespot kostete an diesem Abend r<strong>und</strong> 4 Millionen Dollar, mehr als 100 Millionen Amerikaner versammelten sich vor der Glotze, um das Kräemessen der besten Football- Teams zu verfolgen. Ein Fest der Superlative <strong>und</strong> genau dort will auch Felix hin. ZU FRÜH GIBT’S NICHT „Ich stehe um fünf Uhr morgens auf. Danach gibt’s zwei St<strong>und</strong>en Training.“ Um acht Uhr sitzt der gebürtige Kongolese schon ausgepowert im Hörsaal, während die meisten Kom- militonen noch in ihren Sitzen lümmeln <strong>und</strong> ihrem Schlaf nachtrauern. Einen Footballspieler stellt man sich so vor, wie man ihn aus amerikanischen Teenie-Movies kennt. Groß, breit gebaut, bepackt – Viech halt. Felix passt genau in dieses Klischee <strong>und</strong> kaum durch die Tür, als er in der Redaktion aureuzt. Als „Defensive End“ braucht er jedes Kilo auf der Waage. Nach den Vorlesungen geht’s weiter <strong>mit</strong> Essen, Lernen, Krakammer. Abends steht das Team- Meeting auf dem Programm. Da werden Taktik <strong>und</strong> Spieltechniken nochmal besprochen. Cheerleader erwähnt er in seinen Tagesplänen nicht, das sei nur das Klischee in den Köpfen der Europäer. Spätestens um 22:00 ist dann Bettruhe. Trotz des Mega-Programms bleibt Felix bescheiden. „Die Chance, es in die NFL zu schaen, liegt bei einem Prozent.“ Nicht nur der Körper, sondern vor allem der Kopf müsse <strong>mit</strong>spielen, betont er immer wieder. Er sitzt konzentriert da <strong>und</strong> schwei wieder einmal ins Englische ab: „physical capability and mind“ – also die Physis gepaart <strong>mit</strong> mentaler Stärke. Der Druck am College ist enorm, jeder möchte ein Football-Star werden, im Scheinwerferlicht posieren, <strong>mit</strong> einem Schlag berühmt <strong>und</strong> begehrt sein. „Ich weiß gar nicht, ob ich berühmt werden möchte. Ich will einfach nur Football spielen <strong>und</strong> verdammt gut darin sein.“ Bis jetzt hat Felix Kollege-Mannscha, die American River Beavers, in dieser Saison gerade mal ein Spiel verloren. Ob er jemals die Gelegenheit bekommt, beim alljährlichen Dra gezogen zu werden (beim Dra werden die besten College-Spieler von NFL-Teams ausgesucht), hängt von viel Glück ab <strong>und</strong> ist nicht immer beeinussbar. Felix ist jedenfalls auf dem besten Weg. Bis dahin heißt es rackern, schuen <strong>und</strong> schwitzen. Go Felix, go! Suchbild: Wer ist der angehende NFL-Star? Wer ist er Name: Felix Ntwa Alter: 24 Geburtsort: Wien Beruf: Student <strong>und</strong> angehender Football-Star Besonderes: Felix ist abergläubisch – wir dürfen seinen Erfolg nicht verschreien! SPORT 67