Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
„IN DEN USA ZÄHLT DIE LEISTUNG!“<br />
Der erfolgreichste österreichische Manager ist<br />
ein Türke. Hikmet Ersek ist Big Boss der Western<br />
Union, lebt in den USA <strong>und</strong> spricht auch mal beim<br />
G20-Gipfel vor wichtigsten Politikern der Welt.<br />
Von Teoman Ti ik<br />
Western Union CEO Hikmet Ersek<br />
vermisst die Wiener Melange.<br />
<strong>biber</strong>: Sie sind ein „Multimigrant“. Ein Türke aus Österreich, dann<br />
aber doch ein Österreicher in Amerika. Was sind sie nun? Türke, Österreicher<br />
oder vielleicht sogar Amerikaner?<br />
ERSEK: Nicht nur das, ich bin auch ein Viertel Inder nachdem<br />
meine Frau eine Indo-Österreicherin ist. Spass bei Seite, ich bin vor<br />
allem ein Mensch, der stolz auf seine Herkun , <strong>und</strong> zwar auf beide<br />
Teile, den türkischen <strong>und</strong> den österreichischen. Ich bin dankbar <strong>für</strong><br />
meine Mutter aus Wien <strong>und</strong> <strong>für</strong> meinem Vater aus Istanbul <strong>und</strong> ich<br />
bin dankbar <strong>für</strong> alles Neue, das ich auf meinem Berufs- <strong>und</strong> Lebensweg<br />
kennengelernt habe. Ich glaube and die Kra , die in der Vielfalt<br />
liegt. Ich lerne täglich von meinem Sohn, der noch globaler ist als ich,<br />
<strong>und</strong> ich lerne täglich weltweit von meinen Western Union Kollegen.<br />
Ich glaube, allein im Büro in Wien sprechen die Mitarbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter 40 Sprachen. Diese Vielfalt macht ein Unternehmen<br />
erfolgreich. Sie ist aber auch <strong>für</strong> jeden einzelnen <strong>Menschen</strong> eine Bereicherung,<br />
der über einen familiären Hintergr<strong>und</strong> verfügt, der diese<br />
Vielfalt in ihm vereint.<br />
Was ist der Unterschied zwischen Österreich <strong>und</strong> den USA?<br />
Als ich <strong>mit</strong> meinem Bruder nach Österreich kam war ich 19 <strong>und</strong> Student.<br />
Ich kannte in Wien niemanden <strong>und</strong> musste mir erst ein neues<br />
Umfeld, einen Fre<strong>und</strong>eskreis au auen. Das Basketball spielen hat<br />
mir viel geholfen, meine Kollegen aus der Basketball B<strong>und</strong>esliga von<br />
damals sind noch immer meine besten Fre<strong>und</strong>e. Wenn man als CEO<br />
in ein anderes Land geht, wird einem natürlich vieles einfacher gemacht.<br />
Aber eines bleibt immer gleich, man muss sich in einer neuen<br />
Umgebung zurecht nden, es ganz bewusst zu seiner neuen Heimat<br />
machen. Die USA sind von Immigranten aufgebaut worden. Was<br />
dort zählt, ist die Leistung, nicht woher man kommt oder wie gut<br />
man vernetzt ist. Da hat Österreich noch Nachholbedarf.<br />
Sie waren beim G20 Gipfel <strong>und</strong> haben zu den mächtigsten 20 Politikern<br />
der Welt gesprochen. Worüber spricht man dort?<br />
Man spricht über Entwicklungen in der Weltpolitik <strong>und</strong> in der Wirtscha<br />
. Als CEO eines global players wie Western Union ist man natürlich<br />
auch ein begehrter Gesprächspartner. Viele wirtscha liche<br />
Entwicklungen sieht Western Union anhand der Geldströme zwischen<br />
den einzelnen Ländern o schon früher als sie tatsächlich global<br />
zum tragen kommen.<br />
Aus welchen Ländern wird am meisten Geld geschickt <strong>und</strong> wo landet<br />
es?<br />
Laut Zahlen der Weltbank gehören die USA, Saudi-Arabien, Russland<br />
<strong>und</strong> auch Deutschland zu den wichtigsten Senderländern<br />
weltweit. Von den Western Union K<strong>und</strong>en wissen wir, dass derzeit<br />
r<strong>und</strong> 89% der <strong>Menschen</strong>, die Geldtransfers nutzen, Migranten-Hintergr<strong>und</strong><br />
haben. Mit den Rücküberweisungen werden zum großen<br />
Teil die Familien in der Heimat unterstützt. Wir wissen aus unseren<br />
K<strong>und</strong>enbefragungen, dass in den vergangenen zwölf Monaten 30%<br />
unserer K<strong>und</strong>en Geld <strong>für</strong> die Finanzierung von Ausbildung versendet<br />
haben, r<strong>und</strong> 26% <strong>für</strong> die Bezahlung von Arztkosten.<br />
Muhtar Kent, der CEO von Coca Cola ist auch Türke. Ist man unter<br />
erfolgreichen türkischen Managern befre<strong>und</strong>et <strong>und</strong> geht einen Çay<br />
trinken?<br />
Muhtar ist nicht nur ein Fre<strong>und</strong>, sondern Mentor <strong>für</strong> mich, ein ‚‘Abi“<br />
(türkisch <strong>für</strong> Bruder). Das hat <strong>mit</strong> dem Zusammenhalt zwischen Türken<br />
zu tun aber auch <strong>mit</strong> der Tatsache, dass wir die einzigen beiden<br />
türkischen CEO’s in den USA sind. Und auch Muhtar hat einige Jahre<br />
in Wien gelebt.<br />
Was vermissen sie an Wien?<br />
Die Wiener Gemütlichkeit, meine Familie <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e. Oder einfach<br />
einen guten Ka ee am Naschmarkt zu trinken.<br />
61