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biber - Ausgabe JUNI 2013 - Magazin für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund

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„IN DEN USA ZÄHLT DIE LEISTUNG!“<br />

Der erfolgreichste österreichische Manager ist<br />

ein Türke. Hikmet Ersek ist Big Boss der Western<br />

Union, lebt in den USA <strong>und</strong> spricht auch mal beim<br />

G20-Gipfel vor wichtigsten Politikern der Welt.<br />

Von Teoman Ti ik<br />

Western Union CEO Hikmet Ersek<br />

vermisst die Wiener Melange.<br />

<strong>biber</strong>: Sie sind ein „Multimigrant“. Ein Türke aus Österreich, dann<br />

aber doch ein Österreicher in Amerika. Was sind sie nun? Türke, Österreicher<br />

oder vielleicht sogar Amerikaner?<br />

ERSEK: Nicht nur das, ich bin auch ein Viertel Inder nachdem<br />

meine Frau eine Indo-Österreicherin ist. Spass bei Seite, ich bin vor<br />

allem ein Mensch, der stolz auf seine Herkun , <strong>und</strong> zwar auf beide<br />

Teile, den türkischen <strong>und</strong> den österreichischen. Ich bin dankbar <strong>für</strong><br />

meine Mutter aus Wien <strong>und</strong> <strong>für</strong> meinem Vater aus Istanbul <strong>und</strong> ich<br />

bin dankbar <strong>für</strong> alles Neue, das ich auf meinem Berufs- <strong>und</strong> Lebensweg<br />

kennengelernt habe. Ich glaube and die Kra , die in der Vielfalt<br />

liegt. Ich lerne täglich von meinem Sohn, der noch globaler ist als ich,<br />

<strong>und</strong> ich lerne täglich weltweit von meinen Western Union Kollegen.<br />

Ich glaube, allein im Büro in Wien sprechen die Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter 40 Sprachen. Diese Vielfalt macht ein Unternehmen<br />

erfolgreich. Sie ist aber auch <strong>für</strong> jeden einzelnen <strong>Menschen</strong> eine Bereicherung,<br />

der über einen familiären Hintergr<strong>und</strong> verfügt, der diese<br />

Vielfalt in ihm vereint.<br />

Was ist der Unterschied zwischen Österreich <strong>und</strong> den USA?<br />

Als ich <strong>mit</strong> meinem Bruder nach Österreich kam war ich 19 <strong>und</strong> Student.<br />

Ich kannte in Wien niemanden <strong>und</strong> musste mir erst ein neues<br />

Umfeld, einen Fre<strong>und</strong>eskreis au auen. Das Basketball spielen hat<br />

mir viel geholfen, meine Kollegen aus der Basketball B<strong>und</strong>esliga von<br />

damals sind noch immer meine besten Fre<strong>und</strong>e. Wenn man als CEO<br />

in ein anderes Land geht, wird einem natürlich vieles einfacher gemacht.<br />

Aber eines bleibt immer gleich, man muss sich in einer neuen<br />

Umgebung zurecht nden, es ganz bewusst zu seiner neuen Heimat<br />

machen. Die USA sind von Immigranten aufgebaut worden. Was<br />

dort zählt, ist die Leistung, nicht woher man kommt oder wie gut<br />

man vernetzt ist. Da hat Österreich noch Nachholbedarf.<br />

Sie waren beim G20 Gipfel <strong>und</strong> haben zu den mächtigsten 20 Politikern<br />

der Welt gesprochen. Worüber spricht man dort?<br />

Man spricht über Entwicklungen in der Weltpolitik <strong>und</strong> in der Wirtscha<br />

. Als CEO eines global players wie Western Union ist man natürlich<br />

auch ein begehrter Gesprächspartner. Viele wirtscha liche<br />

Entwicklungen sieht Western Union anhand der Geldströme zwischen<br />

den einzelnen Ländern o schon früher als sie tatsächlich global<br />

zum tragen kommen.<br />

Aus welchen Ländern wird am meisten Geld geschickt <strong>und</strong> wo landet<br />

es?<br />

Laut Zahlen der Weltbank gehören die USA, Saudi-Arabien, Russland<br />

<strong>und</strong> auch Deutschland zu den wichtigsten Senderländern<br />

weltweit. Von den Western Union K<strong>und</strong>en wissen wir, dass derzeit<br />

r<strong>und</strong> 89% der <strong>Menschen</strong>, die Geldtransfers nutzen, Migranten-Hintergr<strong>und</strong><br />

haben. Mit den Rücküberweisungen werden zum großen<br />

Teil die Familien in der Heimat unterstützt. Wir wissen aus unseren<br />

K<strong>und</strong>enbefragungen, dass in den vergangenen zwölf Monaten 30%<br />

unserer K<strong>und</strong>en Geld <strong>für</strong> die Finanzierung von Ausbildung versendet<br />

haben, r<strong>und</strong> 26% <strong>für</strong> die Bezahlung von Arztkosten.<br />

Muhtar Kent, der CEO von Coca Cola ist auch Türke. Ist man unter<br />

erfolgreichen türkischen Managern befre<strong>und</strong>et <strong>und</strong> geht einen Çay<br />

trinken?<br />

Muhtar ist nicht nur ein Fre<strong>und</strong>, sondern Mentor <strong>für</strong> mich, ein ‚‘Abi“<br />

(türkisch <strong>für</strong> Bruder). Das hat <strong>mit</strong> dem Zusammenhalt zwischen Türken<br />

zu tun aber auch <strong>mit</strong> der Tatsache, dass wir die einzigen beiden<br />

türkischen CEO’s in den USA sind. Und auch Muhtar hat einige Jahre<br />

in Wien gelebt.<br />

Was vermissen sie an Wien?<br />

Die Wiener Gemütlichkeit, meine Familie <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e. Oder einfach<br />

einen guten Ka ee am Naschmarkt zu trinken.<br />

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