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biber - Ausgabe JUNI 2013 - Magazin für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund

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DER EXPERTE RÄT:<br />

„TÖTE DAS MONSTER, SOLANGE ES EIN BABY IST.“<br />

EHEBERATER DOMINIK BORDE<br />

ÜBER KONFLIKTPOTENZIAL<br />

IN EINER INTERRELIGIÖSEN<br />

BEZIEHUNG, WARUM ES KEIN<br />

RICHTIG ODER FALSCH GIBT<br />

UND DIE WICHTIGKEIT, PRO-<br />

BLEME ANZUSPRECHEN.<br />

<strong>biber</strong>: Warum spielt die Religion in<br />

den meisten Ehen eine große Rolle?<br />

DOMINIK BORDE: Nicht die Religion<br />

ist das Problem, sondern eher<br />

die Werte <strong>und</strong> Normen, die von der<br />

Familie <strong>und</strong> der zugehörigen Glaubensgemeinscha<br />

ver<strong>mit</strong>telt werden.<br />

Können diese Beziehungen funktionieren?<br />

Liebesbeziehungen sind immer eine<br />

Herausforderung. Bei unterschiedlichem<br />

Glauben steigt das Kon iktpotenzial.<br />

Für eine glückliche, interreligiöse<br />

Liebesbeziehung darf es in<br />

diesem Kontext kein „richtig“ oder<br />

„falsch“ geben, sonst fühlt sich ein<br />

Partner nicht vollkommen akzeptiert<br />

<strong>und</strong> abgelehnt. Das tut weh.<br />

Können Sie uns ein Beispiel aus der<br />

Praxis nennen?<br />

Dilara ist eine junge, türkische Muslimin<br />

<strong>und</strong> Abraham ein junger, armenischer<br />

Christ. Beide sind nicht<br />

wirklich religiös, ABER die Familien<br />

der beiden nehmen ihre Religion<br />

sehr, sehr ernst. Das Paar wirkt sehr<br />

harmonisch <strong>und</strong> ihre Liebe ist stark,<br />

doch ihr einziger Streitpunkt ist die<br />

Erziehung ihrer ungeborenen Kinder!<br />

In diesem Fall spielt der familiäre<br />

<strong>und</strong> gesellscha liche Backgro<strong>und</strong><br />

eine tragende Rolle <strong>und</strong> ist stärker<br />

als die persönlichen Vorstellungen<br />

von Kindererziehung <strong>und</strong> Familienplanung<br />

der beiden. Ein anderes<br />

Beispiel: Jelena ist eine orthodoxe<br />

Russin, Mitte dreißig, Martin ein<br />

katholischer Österreicher im selben<br />

Alter. Die beiden sind seit fünf Jahren<br />

ein Paar. Jelenas Familie drängt<br />

unau örlich zu einer Hochzeit, da<br />

die Beziehung sonst keinen Wert<br />

hat <strong>und</strong> Jelena ihre Eltern endlich zu<br />

Großeltern machen soll. Martin will<br />

nicht unter diesen Umständen heiraten,<br />

was Jelena noch mehr Druck bereitet.<br />

Im Leben gibt es nie nur eine<br />

oder zwei Lösungen <strong>und</strong> manchmal<br />

braucht es da eine neue Perspektive.<br />

Und die wäre?<br />

Es ist wichtig, den Partner nicht<br />

verändern zu wollen <strong>und</strong> ihm auch<br />

nicht das eigene Weltbild aufzudrängen.<br />

Entscheidend ist, dass Religion<br />

nie wichtiger als die Liebe zueinander<br />

wird. Wenn jeder seine Individualität<br />

ausleben kann, <strong>ohne</strong> seine Herkun<br />

zu leugnen, ist die Liebe stark.<br />

Wann kommen die Paare zu ihnen?<br />

Meistens kommen sie dann, wenn<br />

die Beziehung kurz vor dem Abgr<strong>und</strong><br />

steht. In diesen Fällen rate ich<br />

zu dem folgenden, simplen Motto:<br />

„Töte das Monster, wenn es noch ein<br />

Baby ist“, dh., selbst im anfänglichen<br />

Verliebtsein soll man au ommende<br />

Probleme anpacken <strong>und</strong> nicht ignorieren.<br />

Haben Sie einen guten Tipp <strong>für</strong> unsere<br />

Leser?<br />

Wenn du eine glückliche Liebesbeziehung<br />

möchtest, darfst du dich<br />

nicht an der Norm orientieren. Behalte<br />

unbedingt ein Bild von der Liebesbeziehung<br />

vor Augen, die du führen<br />

möchtest <strong>und</strong> lass dich in deinen<br />

Träumen nicht von Scheidungsraten<br />

oder frustrierten Paaren beirren.<br />

Denn die große Liebe gibt es, wenn<br />

man bereit ist, an sie zu glauben !<br />

RAMBAZAMBA<br />

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