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biber - Ausgabe JUNI 2013 - Magazin für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund

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3 MIN MIT<br />

NURTEN YILMAZ<br />

Die SPÖ-Politikerin bekommt bald ihren Sitz im<br />

Nationalrat <strong>und</strong> wird so<strong>mit</strong> die zweite Abgeordnete<br />

<strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong>. Yilmaz erklärt,<br />

warum sie einen dicken Ringfinger hat, wie sie<br />

den „Wiener Traum“ lebt <strong>und</strong> was sie von Alev<br />

Korun unterscheidet.<br />

Von Ayper Cetin <strong>und</strong> Marko Mestrović (Foto)<br />

<strong>biber</strong>: Ist das ein Rapid-Armband?<br />

NURTEN YILMAZ: Ja, natürlich! Ich bin ein leidenschalicher<br />

Rapid-Fan.<br />

Wirklich? Schon immer gewesen?<br />

Ja klar, schon seit meiner Kindheit. Ich habe mir sogar einmal eine<br />

Verletzung bei einem Spiel zugezogen, da war ich 12 Jahre alt. Ich<br />

trug einen Ring am Finger. Damals waren die Plätze im Stadion <strong>mit</strong><br />

einem Zaun voneinander getrennt. Gegen Ende des Spieles sind wir<br />

meistens rübergeklettert. Dabei bin ich <strong>mit</strong> meinem Ring hängen<br />

geblieben (zeigt die Verletzungsspuren an ihrem Ringnger). Ich bin<br />

eine Veteranin! (lacht)<br />

Sie sind ja voraussichtlich ab Herbst die zweite Abgeordnete <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

im Nationalrat, nach Alev Korun. Nervt es Sie<br />

eigentlich, <strong>mit</strong> ihr in Verbindung gebracht zu werden?<br />

Nein, nerven tut es mich nicht. Wir sind beide in der Türkei geboren,<br />

das ist aber das einzige, was uns <strong>mit</strong>einander verbindet. Ich habe<br />

eine andere Migrationsbiographie. Ich bin wegen etwas anderem da.<br />

Und zwar?<br />

Ich bin ein Arbeiterkind. Ich bin ausgewandert, um zu leben, mein<br />

Leben zu verbessern <strong>und</strong> das habe ich auch gescha. Der „Wiener<br />

Traum“ ist viel besser als der amerikanische, weil er vielen <strong>Menschen</strong><br />

nützt. Vom Tellerwäscher zum Millionär werden die wenigsten. Ich<br />

kann Ihnen aber tausende Namen von Leuten nennen, die sich hier<br />

ihr Leben wesentlich verbessert haben.<br />

Was ist Ihr nächstes Ziel nach dem Parlamentseinzug?<br />

Ich habe kein konkretes Ziel, meine Träume passen sich immer der<br />

Realität an. Ich bin jetzt irrsinnig stolz darauf, Spitzenkandidatin<br />

eines Arbeiterbezirkes zu sein <strong>und</strong> nicht Integrationskandidatin. Es<br />

ist ein weiterer Abschnitt meines „Wiener Traumes“.<br />

Klingt, als wären Sie froh, aus der Integrationsecke rauszukommen.<br />

Nein, ich meine nur: Zusammenleben ist sehr wichtig, aber es ist<br />

nicht alles. Zuwanderer interessieren sich nämlich auch <strong>für</strong> Kultur,<br />

Arbeitsmarktpolitik, Ges<strong>und</strong>heitspolitik, Sport usw. Die Wichtigkeit<br />

anderer Punkte möchte ich hervorheben. Ich bin dann eine Nationalratsabgeordnete<br />

<strong>und</strong> ich werde jede Arbeit, die auf mich zukommt,<br />

machen, von Verkehrspolitik bis hin zu Fußgängerpolitik.<br />

Wer ist sie:<br />

Name: Nurten Yılmaz<br />

Alter: 56<br />

Geburtsort: Aydın/Türkei<br />

Beruf: Abgeordnete zum Wiener Landtag <strong>und</strong> Gemeinderat,<br />

SPÖ<br />

Besonderes: Hat in Griechenland die schweren<br />

Ausschreitungen beim Fußballspiel PAOK Saloniki<br />

gegen Rapid Wien live <strong>mit</strong>erlebt.<br />

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