biber - Ausgabe JUNI 2013 - Magazin für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund

„ERDOG˘ ANS TON
MACHT ANGST“
IN DER TÜRKEI GEHEN DIE DEMOS GEGEN DIE
REGIERUNG WEITER. WAS ALS FRIEDLICHE
BESETZUNG EINES PARKS BEGANN,
VERWANDELTE SICH INNERHALB KÜRZESTER
ZEIT ZU EINER GROSSEN PROTESTBEWEGUNG.
DOCH WORUM GEHT ES WIRKLICH?
DER POLITOLOGE CENGIZ GÜNAY IM GESPRÄCH.
Von Ayper Cetin, Ali Cem Deniz
ANNA
Türkei-Experte Günay blickt
optimistisch in die Zukunft.
In Wien demonstrierten rund 2000 Menschen gegen Erdogans Politik.
biber: Die Proteste passieren nicht nur in der Türkei, auch in Wien wurde
gegen die türkische Regierung protestiert. Verschiedene politische
Lager haben daran teilgenommen. Was bringt sie zusammen?
GÜNAY: Es sind ganz unterschiedliche Leute, die gemeinsam protestieren.
Es ist der Führungsstil von Ministerpräsident Recep Tayyip
Erdoğan, den sie als autoritär empnden. Bei den Regierungsgegnern
hat sich viel Wut angestaut.
Woher kommt diese Wut?
Viele befürchten die Einmischung in ihr Privatleben durch neue Gesetze,
wie z.B. durch neue Alkoholregulierung. Auch wenn de facto
noch nichts passiert ist, herrscht Angst vor Einschränkungen. Auch die
Medien haben dazu beigetragen.
Wie?
Kein einziges nationales Medium hat ausreichend über die Proteste
im Gezi-Park berichtet, obwohl die Polizei gewaltsam vorgegangen ist.
Aufgrund der Brutalität sind dann noch mehr Leute auf die Straße gegangen.
Das hätte man auch ohne Gewalt in den Gri kriegen können.
Ist Erdoğan wirklich der Diktator, wie er von seinen Gegnern beschrieben
wird?
Er ist natürlich kein Diktator, er wurde schließlich demokratisch gewählt.
Aber es ist sein Ton, der als bedrohlich empfunden wird. Die
AKP ist jetzt mittlerweile seit über 10 Jahren an der Macht und zeigt
DARIO
FLORA
Marko Mestrović, Drago Palavra, Spfc / Seskim / picturedesk.com