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P.b.b., Verlagspostamt 1070, Vetragsnummer 09Z038106 M<br />
www.das<strong>biber</strong>.at<br />
<strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> neue Österreicher<br />
DER<br />
JUGO<br />
BOBO<br />
WIE ER FEIERT,<br />
WAS ER ANZIEHT,<br />
WO MAN IHN FINDET<br />
<strong>mit</strong> scharf<br />
<strong>JUNI</strong><br />
<strong>2013</strong><br />
kost noch<br />
immer nix<br />
DER<br />
ÖSTERREICHISCHE<br />
JOURNALIST<br />
GRATISMAGAZIN DES JAHRES2012<br />
+GORAN BREGOVIĆ+ +HÜSEYIN, DER ALABA-FRISEUR+ +TÜRKISCHER FRÜHLING?+ +
2<br />
GEMEINSAM SICHER ANKOMMEN.<br />
„Weil ich die Rettungsgasse bilde! Immer wenn der<br />
Verkehr ins Stocken gerät.“ Eine freie Rettungsgasse kann<br />
Leben retten: Alle Fahrzeuge auf der linken Spur fahren nach<br />
links, alle anderen nach rechts. Mehr Infos gibt’s in der Broschüre<br />
„Verkehrs-Tipps von A bis Z“ – gratis auf asfi nag.at
3 MIN MIT<br />
NURTEN YILMAZ<br />
Die SPÖ-Politikerin bekommt bald ihren Sitz im<br />
Nationalrat <strong>und</strong> wird so<strong>mit</strong> die zweite Abgeordnete<br />
<strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong>. Yilmaz erklärt,<br />
warum sie einen dicken Ringfinger hat, wie sie<br />
den „Wiener Traum“ lebt <strong>und</strong> was sie von Alev<br />
Korun unterscheidet.<br />
Von Ayper Cetin <strong>und</strong> Marko Mestrović (Foto)<br />
<strong>biber</strong>: Ist das ein Rapid-Armband?<br />
NURTEN YILMAZ: Ja, natürlich! Ich bin ein leidenschalicher<br />
Rapid-Fan.<br />
Wirklich? Schon immer gewesen?<br />
Ja klar, schon seit meiner Kindheit. Ich habe mir sogar einmal eine<br />
Verletzung bei einem Spiel zugezogen, da war ich 12 Jahre alt. Ich<br />
trug einen Ring am Finger. Damals waren die Plätze im Stadion <strong>mit</strong><br />
einem Zaun voneinander getrennt. Gegen Ende des Spieles sind wir<br />
meistens rübergeklettert. Dabei bin ich <strong>mit</strong> meinem Ring hängen<br />
geblieben (zeigt die Verletzungsspuren an ihrem Ringnger). Ich bin<br />
eine Veteranin! (lacht)<br />
Sie sind ja voraussichtlich ab Herbst die zweite Abgeordnete <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
im Nationalrat, nach Alev Korun. Nervt es Sie<br />
eigentlich, <strong>mit</strong> ihr in Verbindung gebracht zu werden?<br />
Nein, nerven tut es mich nicht. Wir sind beide in der Türkei geboren,<br />
das ist aber das einzige, was uns <strong>mit</strong>einander verbindet. Ich habe<br />
eine andere Migrationsbiographie. Ich bin wegen etwas anderem da.<br />
Und zwar?<br />
Ich bin ein Arbeiterkind. Ich bin ausgewandert, um zu leben, mein<br />
Leben zu verbessern <strong>und</strong> das habe ich auch gescha. Der „Wiener<br />
Traum“ ist viel besser als der amerikanische, weil er vielen <strong>Menschen</strong><br />
nützt. Vom Tellerwäscher zum Millionär werden die wenigsten. Ich<br />
kann Ihnen aber tausende Namen von Leuten nennen, die sich hier<br />
ihr Leben wesentlich verbessert haben.<br />
Was ist Ihr nächstes Ziel nach dem Parlamentseinzug?<br />
Ich habe kein konkretes Ziel, meine Träume passen sich immer der<br />
Realität an. Ich bin jetzt irrsinnig stolz darauf, Spitzenkandidatin<br />
eines Arbeiterbezirkes zu sein <strong>und</strong> nicht Integrationskandidatin. Es<br />
ist ein weiterer Abschnitt meines „Wiener Traumes“.<br />
Klingt, als wären Sie froh, aus der Integrationsecke rauszukommen.<br />
Nein, ich meine nur: Zusammenleben ist sehr wichtig, aber es ist<br />
nicht alles. Zuwanderer interessieren sich nämlich auch <strong>für</strong> Kultur,<br />
Arbeitsmarktpolitik, Ges<strong>und</strong>heitspolitik, Sport usw. Die Wichtigkeit<br />
anderer Punkte möchte ich hervorheben. Ich bin dann eine Nationalratsabgeordnete<br />
<strong>und</strong> ich werde jede Arbeit, die auf mich zukommt,<br />
machen, von Verkehrspolitik bis hin zu Fußgängerpolitik.<br />
Wer ist sie:<br />
Name: Nurten Yılmaz<br />
Alter: 56<br />
Geburtsort: Aydın/Türkei<br />
Beruf: Abgeordnete zum Wiener Landtag <strong>und</strong> Gemeinderat,<br />
SPÖ<br />
Besonderes: Hat in Griechenland die schweren<br />
Ausschreitungen beim Fußballspiel PAOK Saloniki<br />
gegen Rapid Wien live <strong>mit</strong>erlebt.<br />
3
4<br />
14<br />
34<br />
VIKTOR ORBÁN<br />
Bendet sich unser Nachbar Ungarn, <strong>mit</strong> Viktor<br />
Orbán an der Spitze, auf dem Weg zur Diktatur?<br />
Ein Lokalaugenschein in Budapest.<br />
ICH LIEBE JESUS<br />
Sie liebten sich, sie waren glücklich. Doch eines Tages machte Heinrich<br />
Schluss <strong>mit</strong> Selma. Der Gr<strong>und</strong>: Heinrichs Familie akzeptiert keine muslimische<br />
Schwiegertochter.<br />
GORAN BREGOVIĆ<br />
Einer der bekanntesten Rockmusiker <strong>und</strong> Komponisten Ex-<br />
Jugoslawiens im exklusiven <strong>biber</strong>-Interview über Roma <strong>und</strong><br />
H.C. Strache.<br />
18 NIX DEUTSCH, BRAUCHEN KONTO<br />
Spricht deine Bank auch deine Sprache? In der Werbung<br />
schon, wir machten aber den Reality-Test auf der<br />
Ottakringer Straße.<br />
48
JUGO-BOBO<br />
Jute-Tasche, Yoga-Mae <strong>und</strong> kein Turbofolk! Die<br />
Kreativen aus der Ex-Ju-Community werden immer<br />
auälliger. Eine Typologie.<br />
28 DA STEPPT DER POLE<br />
Über polnische Single-Börsen, otten Tanz auf der<br />
Pensionisten-Uni <strong>und</strong> Supermärkte, in denen du echte<br />
Pierogis bekommst. Wir zeigen dir wo.<br />
62<br />
INHALT<br />
03 3 Minuten <strong>mit</strong> Nurten Yilmaz von der SPÖ<br />
08 Place of the month<br />
Friseur Hüseyin macht Alaba <strong>und</strong> Arnautović schön.<br />
12 Ivanas Welt: Filmfestspiele Cannes – nie wieder!<br />
POLITIKA<br />
14 Unser Nachbar Ungarn wandelt sich langsam zur<br />
Diktatur. Oder alles Lügen? Wir waren in Budapest<br />
<strong>und</strong> haben die <strong>Menschen</strong> vor Ort befragt.<br />
18 Der <strong>mit</strong> den Roma tanzt – Goran Bregović ist ein<br />
Star der World-Musik. Der frühere Bijelo-Dugme-<br />
Frontmann über seinen Auftritt <strong>für</strong> die FPÖ, seine<br />
Gefühle zum Rock <strong>und</strong> die Romakultur als Inspiration.<br />
RAMBAZAMBA<br />
28 Achtung: Im folgenden Artikel fliegen Stereotype <strong>und</strong><br />
Klischees, wie Popcorn auf Kinderpartys! Dürfen wir<br />
vorstellen: der Jugo-Bobo.<br />
34 Gott vor Liebe? Da sage mal einer, die Jugend pfeift<br />
auf Gott <strong>und</strong> liebt, wen sie will. Falsch! Heinrich<br />
verließ seine Selma. Gr<strong>und</strong>: Sie ist nicht katholisch.<br />
40 Es wird mal an der Zeit, Väter zu loben, obwohl sie<br />
uns oft nicht zuhören <strong>und</strong> nicht wissen, wo das Salz<br />
in der Küche ist. Danke, Papa, zum Vatertag!<br />
GELD-SPEZIAL<br />
47 Welches Konto ist das beste, wie bekommt man den<br />
günstigsten Kredit <strong>und</strong> was sagen Migranten über die<br />
wirtschaftliche Zukunft?<br />
55 Versicherungen haben Migranten lange Zeit wie<br />
Weihnachtsgänse ausgenommen. Jetzt sprechen die<br />
Berater in der Muttersprache <strong>und</strong> werden da<strong>für</strong> <strong>mit</strong><br />
einem riesen K<strong>und</strong>enstock entlohnt.<br />
SPORT<br />
66 Felix Superstar: Er will es in die NFL schaffen! Felix<br />
Ntwa, Kongo-Wiener <strong>und</strong> derzeit auf dem American<br />
River College in Kalifornien.<br />
KOLUMNE<br />
70 Die Leiden des jungen Todor: „DALAVERA!“<br />
Cover: Marko Mestrović<br />
Fotos: Balint PORNECZI / Gamma / picturedesk.com, Marko Mestrović, Markus Hollo, Amélie Chapalain<br />
5
BLEIB ZUHAUSE! BIBER KOMMT ZU DIR.<br />
Marko Mestrović<br />
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IMPRESSUM<br />
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ONLINE:<br />
Teoman Tiik<br />
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Delna Antia<br />
REPORTERIN:<br />
Marina Delcheva<br />
AKADEMIELEITUNG:<br />
Ivana Martinović<br />
KOLUMNIST/INNEN:<br />
Ivana Martinović, Todor Ovtcharov<br />
FOTOCHEF:<br />
Marko Mestrović<br />
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Irina Obushtarova<br />
REDAKTION & FOTOGRAFIE:<br />
Sarah Al-Hashimi, Melisa Aljović, Kardelen<br />
Ari, Stephanie de la Barra, Lucia Bartl,<br />
Muhamed Beganović, Adam Bezecky, Milena<br />
Borovska, Ayper Cetin, Amélie Chapalain,<br />
Maida Dedagić, Amra Ducić, Ali Cem Deniz,<br />
Nana Egger, Armand Feka, omas Frank,<br />
Matthias Fuchs, Menerva Hammad, Tina<br />
Herzl, Markus Hollo, Mahir Jamal, Anna<br />
Koisser, Fabian Kretschmer, Reinhard Lang,<br />
Lyudmila Gyurova, Andreas Marinović, Maria<br />
Matthies, Marko Mestrović, Ivana Martinović,<br />
Jeta Muarami, Momčilo Nikolić, Marie-<br />
Noel Ntwa, Elsa Okazaki, Todor Ovtcharov,<br />
Aurora Orso, Jelena Pantic, Michele Pauty,<br />
Senad Pintol, Magdalena Possert, Marian<br />
Smetana, Vanessa Spanbauer, Daniel Spreitzer,<br />
Alexandra Stanić, Julia Svinka, Reka Tercza,<br />
Teoman Tiik, Bahar Tugrul, Aleksandra<br />
Tulej, Filiz Türkmen, Magdalena Vachova,<br />
René Wallentin, Artur Zolkiewicz<br />
ART DIRECTOR: Dieter Auracher<br />
LAYOUT: Dieter Auracher, Viktoria Platzer<br />
LEKTORAT: Eldina Slipac<br />
ANZEIGEN: Bernhard Friedrich,<br />
Irina Obushtarova<br />
BUSINESS DEVELOPMENT: Andreas Wiesmüller<br />
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Wilfried Wiesinger, Simon Kravagna,<br />
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Foto: Florian Raidt<br />
„IN WIEN LASSEN WIR KEINE<br />
JUNGEN LEUTE ZURÜCK“<br />
Die Themen Jugendarbeitslosigkeit, Informationslücken <strong>und</strong> veraltete Lehrpläne stehen <strong>für</strong> Jugendarbeitsbeauftragte<br />
Tanja Wehsely <strong>und</strong> Lehrlingssprecher Christoph Peschek von der SPÖ an der Tagesordnung.<br />
Sie kämpfen gemeinsam <strong>für</strong> jeden Ausbildungsplatz <strong>und</strong> jeden jungen <strong>Menschen</strong> in Wien - <strong>mit</strong> Erfolg: Bei<br />
den Unter-20-Jährigen ist die Arbeitslosigkeit um 14,5 Prozent gesunken.<br />
Hauptschule fertig - was nun? Jugendliche<br />
werden in ihrer Wahl, der passenden<br />
Schule oder Lehre zu nden, nicht selten<br />
alleine gelassen. Entscheiden sie sich<br />
dann <strong>für</strong> einen Weg, ist der o steinig <strong>und</strong><br />
<strong>ohne</strong> Happy End was den Ausbildungsplatz<br />
anbelangt.<br />
Tanja Wehsely, SPÖ-Gemeinderätin<br />
<strong>für</strong> Jugendarbeit <strong>und</strong> Arbeitsmarkt, weiß:<br />
„Jugendliche brauchen eine Perspektive,<br />
<strong>ohne</strong> eine Ausbildungsgarantie kann die<br />
Jugendarbeitslosenrate nicht sinken.“ Sie<br />
arbeitet schon seit dem Antritt ihres Amtes<br />
2007 an diesem Konzept. Für sie sind Jugendliche<br />
nicht selbst schuld, wenn sie keine<br />
Ausbildung haben. Jeder hat ein Recht<br />
auf Bildung, denn <strong>ohne</strong> Qualikation hat<br />
man es später doppelt so schwer, einen<br />
Job zu nden. Die Ziele <strong>und</strong> das Bemühen<br />
hat sie gemeinsam <strong>mit</strong> Christoph Peschek.<br />
Er kämp als Gemeinderat <strong>für</strong> Lehrlinge<br />
<strong>und</strong> die Jugend <strong>und</strong> ist überzeugt: „Wien<br />
ist leiwand, weil Wien Vielfalt hat, jeder<br />
Mensch leistet seinen Beitrag, warum soll<br />
dann Jugendlichen nicht die Chance geboten<br />
werden, ihren Traumjob zu erlernen?“<br />
Da sie beide aus der Praxis kommen, kennen<br />
sie die zentralen Probleme sehr gut.<br />
Die Verbesserung der Lehrwerkstätten<br />
<strong>mit</strong> der Einführung eines Qualitätssiegels<br />
<strong>für</strong> privatwirtschaliche Betriebe, Schulen<br />
<strong>und</strong> qualizierte Ausbildungskräe haben<br />
oberste Priorität, genauso wie ein Jugendcoaching<br />
in Schulen, das den Übergang<br />
ins Berufsleben erleichtern soll. „Weil wir<br />
beide dasselbe Ziel haben, können wir uns<br />
die Arbeit besser aueilen <strong>und</strong> Druck aufbauen.“<br />
Mit Erfolg, wie sich zeigt, denn seit<br />
10 Jahren wird wieder einmal eine neue<br />
Berufsschule gebaut, die EDV-Ausstattung<br />
verbessert, die Privatwirtscha zum<br />
Ausbilden motiviert <strong>und</strong> <strong>mit</strong> insgesamt<br />
80-100 Millionen Euro kräig investiert.<br />
Aufgr<strong>und</strong> des Erfolgs setzt sich Österreich<br />
deshalb auch auf EU-Ebene <strong>für</strong> eine Ausbildungsgarantie<br />
ein.<br />
Tanja Wehsely weiß: „Jugendliche<br />
brauchen eine Perspektive, wir wollen<br />
dasselbe, deshalb kämpfen wir weiterhin<br />
genauso stark <strong>für</strong> Wiens Zukun.“<br />
Tanja Wehsely ist seit 2007 SPÖ-Gemeinderätin<br />
<strong>und</strong> tätig im Bereich Jugendarbeit, Arbeitsmarkt<br />
<strong>und</strong> Jugendzentren.<br />
Christoph Peschek ist seit 2010 Gemeinderat <strong>und</strong><br />
als Lehrlings- <strong>und</strong> Jugendsprecher der SPÖ tätig.<br />
BEZAHLTE ANZEIGE DES SPÖ-RATHAUSKLUBS<br />
7
Friseur Hüseyin (links) kümmert sich um die Haare, Sevda stylt die Augenbrauen.<br />
8 PLACE OF THE MONTH
PLACE OF THE MONTH<br />
CUT IT<br />
LIKE<br />
ALABA!<br />
WAS HABEN DIE KICKER ALABA, ARNAUTOVIĆ<br />
UND DRAGOVIĆ GEMEINSAM? SIE LASSEN NUR<br />
HÜSEYIN AN IHRE HAARPRACHT, DER FÜR DIE<br />
RASENSTYLER AUCH MAL AM SONNTAG ÖFF-<br />
NET. Von Amra Dučić <strong>und</strong> Marko Mestrović (Foto)<br />
Marko Arnautović weiß bei jedem Besuch genau, welche Frisur<br />
er haben will – seitlich kurz <strong>und</strong> oben etwas länger. Wenn der<br />
Werder-Kicker <strong>und</strong> das Enfant terrible des österreichischen Fußballs<br />
auf Wien-Visite ist, steht der Name Hüseyin Kargi ganz dick<br />
in seinem Terminkalender. Seit drei Jahren zaubert der Haarkünstler<br />
die fetzigsten Frisuren auf den Köpfen von Österreichs<br />
Legionären wie Alaba, Dragović oder eben Arnautović.<br />
AUTOS UND CLUBS<br />
„Die beiden sind super, sie kommen immer zusammen. Alaba<br />
<strong>ohne</strong> Arnautović geht gar nicht“, berichtet Hüseyin vom Aureten<br />
seiner prominentesten Gäste. Angefangen hat der Starkult <strong>mit</strong><br />
dem Besuch des England-Legionärs Georg Margreitter <strong>und</strong> dem<br />
Nationalspieler Aleksandar Dragović, die damals in der Nachbarscha<br />
wohnten. Drei Jahre <strong>und</strong> unzählige Irokesen später haben<br />
auch andere Kicker von Hüseyins Schnittkünsten Wind bekommen.<br />
David Alaba ist nicht ganz so entschlossen wie Arnautović,<br />
was sein Haupthaar anbelangt <strong>und</strong> braucht öers eine Typberatung.<br />
Hüseyins Kollege Alper weiß genau, was David steht. Er <strong>und</strong><br />
Marko kommen gerne zu Hüseyin, weil da auch mal locker über<br />
Autos <strong>und</strong> Clubs diskutiert wird, der Haarschnitt dauert dann<br />
zwar eine St<strong>und</strong>e, statt der üblichen 15 Minuten, aber die Zeit<br />
muss sein.<br />
SONNTAGS GEÖFFNET<br />
Werbung oder gar eine eigene Webseite braucht der Türke nicht,<br />
er hat seine xe K<strong>und</strong>scha, <strong>für</strong> die er auch gerne Ausnahmen<br />
macht. „Was die Önungszeiten betri, bin ich nicht so streng.<br />
Wenn es sein muss, sperre ich meinen Salon auch sonntags <strong>für</strong> die<br />
Kicker auf “, so Kargi schmunzelnd. Zur Verabschiedung drücken<br />
die Kicker ihrem Haarmeister noch den obligatorischen Zehner<br />
in die Hand, denn bei Hüseyin müssen alle zahlen. „Egal ob Star<br />
oder nicht, da mache ich keine Ausnahmen.“<br />
PLACE OF THE MONTH<br />
9
10<br />
ÜBERRASCHUNG<br />
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TOP USERBLOG DES MONATS<br />
SPORT IST MORD<br />
Für den 19-jährigen Burak Yildirim wurde das 375. Istanbuler<br />
Derby Fenerbahce – Galatasaray zum Todestag. Er wurde<br />
auf dem Heimweg bei der Busstation niedergestochen <strong>und</strong><br />
verstarb im Krankenhaus. Von User Kalimero<br />
Der 12.Mai war Muttertag, Burak<br />
Yildirim ein 19-jähriger Student <strong>und</strong><br />
Fenerbahce-Fan. Wahrscheinlich<br />
schenkte er seiner Mutter, wie viele<br />
andere an diesem Tag auch, Blumen.<br />
Er zog sein blaues Trikot an, machte<br />
ein Foto <strong>und</strong> postete es auf Facebook,<br />
bevor er ins Sükrü-Saracoglu-<br />
Stadion ging, um das Spiel gegen<br />
den Erzrivalen zu verfolgen.<br />
HEXENKESSEL VON ISTANBUL<br />
Das Derby hat eine lange Tradition<br />
<strong>und</strong> einen besonders hohen<br />
Stellenwert. Obwohl Galatasaray<br />
schon den Meistertitel xiert hatte,<br />
wurde nichts geschenkt. In der<br />
Türkei herrscht Ausnahmezustand.<br />
Die Medien berichten über nichts<br />
anderes, Schüler bekommen keine<br />
Hausaufgaben <strong>und</strong> Geschä e werden<br />
früher geschlossen. Im ausverkau<br />
en Stadion besiegte Fener vor<br />
55.000 Zuschauern schon den xen<br />
Meister <strong>mit</strong> 2:1. Das Spiel wurde von<br />
hitzigen Diskussionen <strong>und</strong> harten<br />
Fouls begleitet. So sahen die Nationalspieler<br />
Volkan (FB) <strong>und</strong> Sabri<br />
(GS) jeweils die Rote Karte.<br />
SCHWARZER TAG FÜR DEN<br />
TÜRKISCHEN FUSSBALL<br />
Das Derby forderte ein Todesopfer.<br />
Zuerst berichteten Augenzeugen<br />
von einem Jungen im Galatasaray-<br />
Trikot der Burak einfach wortlos<br />
niederstach <strong>und</strong> wieder verschwand.<br />
Türkische Medien berichteten nur<br />
davon, wie ein Galatasaray-Anhänger<br />
einen Fenerbahce-Anhänger<br />
niederstach. Auch wenn diese Fakten<br />
stimmen, halte ich die Berichterstattung,<br />
die diese Rivalität fördert,<br />
<strong>für</strong> sehr bedenklich. Eine Portion<br />
Rivalität, Leidenscha <strong>und</strong> Emotion<br />
ist ein wichtiger Teil des Fußballs.<br />
Burak ist gestorben. Kein Pokal, kein<br />
Meistertitel dieser Welt kann ihn zurückbringen.<br />
Trotzdem sollte man nicht Galatasaray,<br />
oder deren Fans <strong>für</strong> den Tod<br />
des jungen Fußball-Anhängers verantwortlich<br />
machen. Kein ges<strong>und</strong>er<br />
Mensch, egal welches Team er auch<br />
immer supported, wünscht sich den<br />
Tod des anderen. Burak war zur falschen<br />
Zeit am falschen Ort.<br />
Der Täter wurde <strong>mit</strong>tlerweile gefasst.<br />
Er hatte bereits drei Vorstrafen<br />
<strong>und</strong> sitzt jetzt in Untersuchungsha .<br />
In Onlineforen stehen ausnahmsweise<br />
sowohl Fener-, als auch Gala-<br />
Fans auf derselben Seite. Sie wünschen<br />
sich eine harte Bestrafung <strong>für</strong><br />
den feigen Täter. Eines ist klar, auch<br />
wenn beide Teams Erzrivalen sind,<br />
sie brauchen sich gegenseitig, denn<br />
sonst gibt es kein großes Istanbuler<br />
Derby mehr.<br />
Dummheit hat eben keine Farbe<br />
weder gelb-blau (Fener) noch gelbrot<br />
(Gala).<br />
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REDAKTIONSBLOG DES MONATS<br />
Supermodels in der Arbeit, Enkelfotos vom Taxifahrer<br />
<strong>und</strong> die Straßenbahn kommt nie: Ich bin eine<br />
Außerirdische in meiner Heimat.<br />
Von Marina Delcheva<br />
Es ist acht Uhr morgens <strong>und</strong> die Anzeigetafel neben der Haltestelle<br />
zeigt seit zehn Minuten an, dass die Straßenbahn in zwei<br />
Minuten kommt. Neben mir steht eine junge Frau <strong>mit</strong> Laptoptasche<br />
<strong>und</strong> Zehn-Zentimeter-Hacken. Zwischen uns beiden<br />
durchwühlt ein junger Mann den Mistkübel. Er hat Glück <strong>und</strong><br />
ndet einen halben Burek, der noch nicht so lange im Müll liegt.<br />
Ich lebe seit langem das erste Mal in Bulgarien, meinem Geburtsland,<br />
<strong>und</strong> ich fühle mich so fremd, wie schon lange nicht<br />
mehr. Es ist eine Sache, in den Sommerferien die Verwandten zu<br />
besuchen <strong>und</strong> ab <strong>und</strong> zu auf Urlaub in die alte Heimat zu fahren.<br />
Es ist eine vollkommen andere Sache hier zu leben, zu arbeiten,<br />
Geld zu verdienen, <strong>mit</strong> den Ö s zu fahren, zur Post zu gehen<br />
oder einen Handyvertrag zu schließen.<br />
ÜBERALL NUR MODELS<br />
In Österreich dachte ich, dass ich ganz ansehnlich bin <strong>und</strong> mich<br />
nicht so schlecht kleide. Hier falle ich nur auf, wenn ich <strong>mit</strong><br />
fettigen Haaren, ungeschminkt <strong>und</strong> <strong>mit</strong> achen Schuhen das<br />
Haus verlasse. Ich bin von aufgetakelten Models <strong>mit</strong> perfekten<br />
Make-Up, Frisur <strong>und</strong> Kleidergröße umgeben. Sogar die Deichmann-Schuhe<br />
sind hier bunter, höher <strong>und</strong> spitzer. Aber jetzt mal<br />
ehrlich: Warum muss man sich so au rezeln, wenn man acht<br />
St<strong>und</strong>en lang in einem geschlossenen Büroraum sitzt <strong>und</strong> den<br />
ganzen Tag in den Computer hämmert?<br />
Mir ist das ja meistens viel zu mühsam – ich bleibe morgens<br />
lieber eine St<strong>und</strong>e länger liegen als mir die Haare schön zu föhnen.<br />
Und Journalistinnen gehören Gott sei Dank auch hier nicht<br />
zum Stand der Bürotussen. Aber es gibt einen anderen Aspekt,<br />
den ich ganz sympathisch nde: Hier schließen (übertriebene)<br />
Weiblichkeit, lackierte Fingernägel <strong>und</strong> Röcke beru ichen Erfolg<br />
nicht aus. Eine Frau kann im Alltag die Rolle der Mutter<br />
oder Tussi spielen <strong>und</strong> gleichzeitig im Vorstand einer Bank sitzen.<br />
LEBENSGESCHICHTE IN 20 KILOMETERN<br />
In Wien dürfen sich normalerweise die Taxifahrer alle möglichen<br />
Geschichten anhören – Liebeskummer, Stress im Job.
TOP 3 USERBLOGS<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Lerntechnikworkshops<br />
Nachhilfe in<br />
Kleingruppen<br />
Schwarz <strong>und</strong> Moslem – Na Bravo!<br />
Matura Angst – sudern muss sein<br />
Gleichstellung Islamischer Feiertage in Schulen –<br />
längst überfällig oder unfair ?<br />
Hier sind eher die Fahrgäste die Zuhörer. Auf<br />
dem Weg vom Flughafen nach Hause hat mich<br />
der Taxifahrer gründlich ausgefragt, was ich<br />
hier mache. Er hat mir erzählt, dass sein Sohn<br />
spondiert, dass seine Tochter zwei Kinder hat<br />
<strong>und</strong> als Beweis hat er einen Stapel Kinderfotos<br />
aus dem Handschuhfach geholt <strong>und</strong> sie mir in<br />
die Hand gedrückt.<br />
Am Ende hat er mich dann auch nur 20 (10<br />
Euro) statt 24 Leva zahlen lassen. „Sie erinnern<br />
mich an mein Kind <strong>und</strong> die Rechnung<br />
ist <strong>ohne</strong>hin viel zu hoch <strong>für</strong> eine junge Redakteurin“,<br />
sagte er. Ein süßer Man. Wieso<br />
passiert mir das nie in Wien? Drei Tage später<br />
erzählt mir ein anderer Taxifahrer von seinem<br />
Gr<strong>und</strong>stück in den Bergen <strong>und</strong> dass die<br />
Erdbeeren schon zu blühen begonnen haben.<br />
Bald gibt es wieder Erdbeermarmelade.<br />
SCHIMPFWÖRTER UND ÄPFEL<br />
Das sind eigenartige Leute, meine Landsleute.<br />
Es gibt so viel, das nicht funktioniert: Sehr<br />
viele Leute haben sehr wenig Geld. Man wird<br />
auf o ener Straße beschimp , weil man bei<br />
rot noch nicht ganz über die Straße gelaufen<br />
ist.<br />
FAN OF THE MONTH<br />
Saghi<br />
Und dann funktionieren andere Sachen so<br />
viel besser. Meine Kollegin versorgt das ganze<br />
Büro <strong>mit</strong> Süßigkeiten. Der Gemüseverkäufer<br />
schenkt mir einen Apfel, weil ich zu wenig<br />
Kleingeld <strong>für</strong> das ganze Kilo habe, obwohl<br />
er vier Mal weniger verdient als ich. Eine<br />
unbekannte Frau macht mich in der U-Bahn<br />
darauf aufmerksam, dass meine Handtasche<br />
halbo en ist <strong>und</strong> mich jemand beklauen<br />
könnte. Und jeder ndet Ausländer total aufregend<br />
– zumindest jene, die aus dem Westen<br />
kommen. Ich muss mich wohl noch ein bisschen<br />
anpassen.<br />
Deutschkurse<br />
Intensivwochen<br />
in den Ferien<br />
Maturavorbereitungskurse<br />
VHS LERNHILFE<br />
www.vhs.at/lernhilfe +43 1 893 00 83<br />
11
12<br />
IVANAS<br />
WELT<br />
Von Ivana Martinović<br />
Foto: Igor Minić<br />
In Ivanas WELT berichtet<br />
<strong>biber</strong>-Redakteurin<br />
Ivana Martinović<br />
über ihr daily life.<br />
MIT SCHARF<br />
ZAUNGAST IN CANNES<br />
Mich hat nach der Fertigstellung meiner Masterarbeit die Reiselust gepackt.<br />
Diesmal war es Nizza. Das zum Spucken nahe Monaco <strong>und</strong> die Filmfestspiele<br />
in Cannes standen auch auf dem Programm. Ich war auf das Steuerparadies<br />
der Grimaldis gespannt, die vielen fetten Yachten, die ich wohl nie im Leben<br />
betreten werde. Einladungen willkommen! Ich hoffte den einen oder anderen<br />
Star an der Côte d’Azur zu sehen. Ich sah keinen einzigen, außer Cindy Crawford<br />
beim Filmfestival – am großen Bildschirm, neben der Feststiege. Für uns<br />
Zaungäste war diese Welt zu abgeschirmt. Was ich erlebte, war strömender<br />
Regen, viele Leute, die sich wegen gegenseitiger versperrter Sicht auf die<br />
Nerven gingen <strong>und</strong> Schranken, die <strong>für</strong> uns die Grenze in eine andere Welt<br />
waren. Aus der Ferne schauen! Das war die erlaubte ruhmreiche Funktion des<br />
Publikums, die Stars zu dem macht, was sie sind – reich <strong>und</strong> berühmt, weil<br />
wir sie so toll nden <strong>und</strong> wegen ihnen im Regen stehen. Nach Cindy, der Ersten<br />
auf dem roten Teppich, hatte ich die Schnauze voll <strong>und</strong> ging zurück ins<br />
Hotel. In trauriger Erinnerung blieb mir ein kleines Mädchen, das durchnässt<br />
in ihrem Kinderwagen saß, weil ihre Mama gebannt auf die Ankunft der Stars<br />
wartete <strong>und</strong> keinen Regenschutz <strong>für</strong> ihr Kind <strong>mit</strong>hatte. Das alles <strong>für</strong> die Stars<br />
<strong>und</strong> ihren fetten Auftritt.<br />
CÔTE D’AZUR FÜR BILLIGGÄSTE<br />
Eines vorab <strong>für</strong> meine Verwandtschaft <strong>und</strong> Bekanntschaft, die wegen der<br />
Reise zu den Reichen denken, ich schwimme nun im Geld, weil ich dieselbe<br />
Luft wie Caroline von Monaco geschnuppert habe – die Luft war gratis. Das<br />
Billighotel <strong>und</strong> McDonald‘s-Menüs haben weniger Geld gekostet als ein herkömmlicher<br />
Heimaturlaub in Bosnien. Aber auch ein Zaungast der Schönen<br />
<strong>und</strong> Reichen bringt Erfahrungen <strong>mit</strong> nachhause. Lektion Nummer eins: Nie<br />
wieder am Zaun stehen, auf Stars warten. Da<strong>für</strong> gibt es akkreditierte Society-<br />
Journalisten, die wie eine Garde entlang des roten Teppichs aufgestellt sind,<br />
um die besten Bilder <strong>für</strong> die Glotze zu liefern. Durch ihre Arbeit sehe ich<br />
im bequemen Wohnzimmer mehr Botox als live vor Ort in einer genervten<br />
<strong>Menschen</strong>menge.<br />
EIN ORT, ZWEI WELTEN<br />
Bei der Eröffnung des Filmfestivals in Cannes erlebte ich zwei Welten<br />
nebeneinander. Auf der einen Seite waren wir, auf der anderen sie. In der<br />
Welt der Schaulustigen bewegten sich afrikanische Schirmverkäufer, die auf<br />
Regen hofften. Ein paar St<strong>und</strong>en vor der Eröffnung schien noch die Sonne,<br />
die Schirmverkäufer gelangweilt <strong>und</strong> verzweifelt. Wie bestellt, kam dann der<br />
Regen, als die ersten Limousinen eintrudelten. Ich beobachtete die Leute um<br />
mich herum. Einige spannten ihre Schirme auf <strong>und</strong> blockierten da<strong>mit</strong> noch<br />
mehr die Sicht auf den roten Teppich, die andere Welt. Beschimpfungen<br />
<strong>und</strong> massenhafte Kopfschüttelaktionen der Leute waren die Folge, die sich<br />
scheinbar allein durch die Existenz ihrer Mitmenschen gestört fühlten. Dabei<br />
ist klar: Nicht jeder kann in der ersten Reihe stehen. Und wer vor dir steht,<br />
stört, wird beschimpft, ermahnt, oder gehasst. Wer es in die erste Reihe vor<br />
der Grenze schaffte, bekam die Ärsche der Journalisten zu sehen, die sich<br />
entlang des Teppichs aufgestellt hatten. Durch den Regen lief das Schirmgeschäft,<br />
15 Euro das Stück. Einige blechten. Für wen es zu teuer war, wurde<br />
nass <strong>und</strong> blieb dennoch. Wie die eine Frau, die keinen Schirm kaufte <strong>und</strong><br />
deren kleine Tochter nass im Kinderwagen saß. Mama war abgelenkt, wahrscheinlich<br />
noch st<strong>und</strong>enlang – um die zu bew<strong>und</strong>ern, die trocken geblieben<br />
sind.
Foto von Christoph Schlessmann<br />
EINE LEGITIME DEMOKRATIE.<br />
POLITIKA<br />
13
MEIN<br />
NACHBAR,<br />
DER<br />
DIKTATOR<br />
WIR BEFINDEN UNS IM JAHR <strong>2013</strong>. IN GANZ EUROPA HERRSCHT<br />
MEINUNGSFREIHEIT, UNEINGESCHRÄNKTE PRESSE UND<br />
DEMOKRATIE. IN GANZ EUROPA?<br />
NEIN! DIE REGIERUNG UNSERES NACHBARLANDES UNGARN<br />
UNTERNIMMT GERADE EINE GEFÄHRLICHE GRATWANDERUNG –<br />
IN RICHTUNG DIKTATUR?<br />
Von Alexander Kords<br />
14 POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
Gefahr von rechts: Ungarns Regierung fährt<br />
einen kompromisslosen nationalistischen Kurs.<br />
Balint PORNECZI / Gamma / picturedesk.com, ATTILA KISBENEDEK / AFP / picturedesk.com
Vor dem Budapester Parlament wird gerade<br />
umgebaut. Drinnen auch.<br />
DER PLATZ VOR DEM UNGARISCHEN<br />
PARLAMENT in Budapest ist zur Zeit eine<br />
riesige Baustelle. Der Asphalt ist aufgerissen,<br />
Bagger <strong>und</strong> Kräne tun eißig ihre Arbeit, Sicherheitsleute<br />
achten darauf, dass sich niemand<br />
auf das Schotterfeld verirrt. Der gesamte<br />
Kossuth-Platz wird gerade r<strong>und</strong>erneuert <strong>und</strong><br />
sein momentaner Zustand kann als Sinnbild<br />
<strong>für</strong> die politische Lage in Ungarn interpretiert<br />
werden. Denn nicht nur vor, sondern auch im<br />
Parlament wird abgerissen, um neu aufzubauen.<br />
Dabei erinnert vieles, was die Regierung<br />
tut, an eine aueimende Diktatur.<br />
Ungarn wird von der Fidesz Partei regiert,<br />
ihr Vorsitzender Viktor Orbán ist Ministerpräsident<br />
des Landes. Das Programm von<br />
Fidesz ist nationalistisch-konservativ ausgerichtet<br />
<strong>und</strong> stark auf kirchliche <strong>und</strong> familiäre<br />
Werte bedacht. Bei der Wahl im April 2010<br />
erreichte die Partei eine Zweidrittelmehrheit<br />
im Parlament, die es ihr erlaubt, Gesetze <strong>ohne</strong><br />
Zustimmung der Opposition zu beschließen,<br />
zu ändern <strong>und</strong> abzuschaen. Ihre Allmacht<br />
nutzt Fidesz geradezu exzessiv: So schuf die<br />
Partei im Alleingang ein neues Gr<strong>und</strong>gesetz<br />
<strong>und</strong> setzte es zu Jahresbeginn 2012 in Kra.<br />
National wie international sorgte es <strong>für</strong> heftige<br />
Kritik, weil es unter anderem die Kompetenzen<br />
des Verfassungsgerichts beschränkt<br />
<strong>und</strong> der Regierung über Umwege ermöglicht,<br />
selbstständig das Parlament aufzulösen <strong>und</strong><br />
Neuwahlen zu erzwingen.<br />
TOTALE KONTROLLE<br />
Eine belebte Einkaufsstraße in Budapest: Zwei<br />
junge Männer, beide Studenten, verteilen Flyer<br />
<strong>für</strong> ein klassisches Konzert. Dávid studiert Philosophie,<br />
Balázs wird Ingenieur. Beide sehen<br />
ihre beruiche Zukun nicht in Ungarn <strong>und</strong><br />
überlegen, nach dem Studium nach Österreich<br />
oder Deutschland zu gehen. Die Bildungsreform,<br />
die 2012 in Kra trat, betri sie glücklicherweise<br />
nicht; sie mussten noch nicht den<br />
Vertrag unterschreiben, der Studenten dazu<br />
verpichtet, nach ihrem Studium mindestens<br />
doppelt so lange in Ungarn zu bleiben <strong>und</strong> zu<br />
arbeiten. Was sie jedoch persönlich betri:<br />
Viele ihrer Professoren wurden aus politischen<br />
Gründen von der Uni entlassen.<br />
Die junge Buchhändlerin Erzsébet erzählt<br />
davon, dass 50 Prozent der im Radio gespielten<br />
Lieder <strong>und</strong> der im Fernsehen gezeigten Filme<br />
ungarisch sein müssen. Sie mag es, wie die Regierung<br />
durch solche Regelungen <strong>für</strong> nationale<br />
Werte einsteht. Allerdings ndet sie den Stil<br />
der Fidesz aufdringlich, wie sie meint. Viele<br />
Partei<strong>mit</strong>glieder <strong>und</strong> -sympathisanten werden<br />
in führenden Positionen eingesetzt, obwohl sie<br />
o nicht die nötige Kompetenz <strong>und</strong> Erfahrung<br />
aufweisen <strong>und</strong> ihre Vorgänger zudem gute Arbeit<br />
geleistet haben.<br />
Tatsächlich ist Fidesz sehr darum bemüht,<br />
vor allem die Kunst- <strong>und</strong> Kulturhäuser des<br />
Landes <strong>mit</strong> parteinahen Führungskräen zu<br />
besetzen. So wird der im Sommer auslaufende<br />
Vertrag des seit Jahren erfolgreichen Nationaltheater-Direktors<br />
nicht verlängert, die Position<br />
übernimmt ein konservativer Nationalist. Das<br />
Neue eater in Budapest wird bereits seit Anfang<br />
2012 von einem rechtsradikalen Fre<strong>und</strong><br />
POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
15
„Es ist an der Zeit“ - Viktor Orban hat viele Fre<strong>und</strong>e, trotz autoritärem Kurs. Kritisches Graffito in Budapest<br />
der Regierung geleitet. Auf diese Weise kontrollieren<br />
Orbán <strong>und</strong> Co. den gesamten Kulturbetrieb<br />
Ungarns.<br />
ZENSUR LIGHT<br />
Auch die Medien liegen seit 2011 in Fidesz‘<br />
Hand – dank der eigens gegründeten Medienbehörde<br />
NMHH. Ihre Aufgabe: Da<strong>für</strong> zu<br />
sorgen, dass sämtliche Medien des Landes<br />
ausgewogen über Politik <strong>und</strong> Parteien berichten.<br />
Die Behörde wird von einem fünöpgen<br />
Gremium geleitet, das ausschließlich von Fidesz<br />
ernannt wurde. Ob dessen Urteile wirklich<br />
neutral ausfallen, ist mehr als fraglich. Die<br />
Medienbehörde kann unter anderem empndliche<br />
Strafen bis zu 750.000 Euro gegen Medien<br />
aussprechen, die sich nicht an die Regeln<br />
halten. „Es gibt zwar auch weiterhin Medien,<br />
die sich dem widersetzen <strong>und</strong> unabhängig<br />
berichten“, sagt Dr. Vedran Džihić, Politikwissenschaler<br />
an der Universität Wien, „aber<br />
die stehen zunehmend unter politischem <strong>und</strong><br />
wirtschalichem Druck <strong>und</strong> können kaum<br />
überleben.“ Daher verzichten die meisten kleinen<br />
Sender, Verlage <strong>und</strong> Radiostationen lieber<br />
gleich ganz auf politische Berichterstattung.<br />
„Das führt zu einem zensurähnlichen Zustand,<br />
dem immer wieder der Anschein der Legiti<strong>mit</strong>ät<br />
gegeben wird“, so Džihić.<br />
„Ich habe das Gefühl, dass im Fernsehen<br />
vieles verschwiegen wird“, sagt Zsóa, Verkäuferin<br />
in einem Budapester Kleidungsgeschä.<br />
Und Klára, eine ehemalige Lehrerin, ist der<br />
Meinung, dass die Nachrichten im staatlichen<br />
Fernsehen Ähnlichkeiten <strong>mit</strong> Gute-Nacht-<br />
Geschichten haben. „Wir Ungarn sollen <strong>mit</strong><br />
einem guten Gefühl ins Bett gehen“, meint sie.<br />
16 POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
Das hat seine Gründe: Die öentlich-rechtlichen<br />
Radio- <strong>und</strong> Fernsehsender Ungarns sind<br />
gezwungen, die Nachrichten zu senden, die<br />
ihnen die staatliche Nachrichtenagentur MTI<br />
zur Verfügung stellt. So ist zumindest im Radio<br />
<strong>und</strong> TV nichts von Finanz- <strong>und</strong> sonstigen<br />
Krisen zu spüren.<br />
Trotzdem wird den ungarischen Fernsehzuschauern<br />
je nach politischer Ausrichtung<br />
das passende Programm geboten: Sind die öffentlich-rechtlichen<br />
Sender regierungsfre<strong>und</strong>lich,<br />
so haben die privaten eher eine kritische<br />
Färbung. „Seit ihrer Gründung im Jahr 1997<br />
sind die beiden größten privaten Fernsehsender<br />
Ungarns, RTL Klub <strong>und</strong> tv2, linksliberal<br />
eingestellt“, erklärt Dr. Zsolt Antal, Medienwissenschaler<br />
an der Katholischen Péter-Pázmány-Universität<br />
Budapest. Allerdings halten<br />
die privaten Sender den politischen Teil ihrer<br />
Nachrichten so kurz wie möglich. „Wie Medienanalysen<br />
zeigen, interessieren sich die Ungarn<br />
weit weniger <strong>für</strong> Politik als <strong>für</strong> Berichte<br />
über Kriminalität <strong>und</strong> Katastrophen", weiß<br />
Antal.<br />
Mediale Kritik an der ungarischen Regierung<br />
kommt vor allem von ausländischen<br />
Journalisten. Deren negative Äußerungen<br />
kommentiert Fidesz gerne als „ungarnfeindlich“<br />
<strong>und</strong> „linksgerichtet“. Als der deutsche<br />
Kinderkanal im März seine jungen Zuschauer<br />
über die Lage in Ungarn informierte, erklärte<br />
Viktor Orbán persönlich die deutschen Kinder<br />
zu „Opfern politischer Gehirnwäsche“. Selbst<br />
bei wiederholten Ermahnungen der EU, sich<br />
an die Verträge der Union zu halten, reagierte<br />
Orbán <strong>mit</strong> Beleidigungen <strong>und</strong> Hinhaltungen.<br />
Und er kann es sich leisten: Vor einem Aus-<br />
schluss aus der Europäischen Union <strong>für</strong>chtet<br />
er sich nicht, die kontinentale Staatengemeinscha<br />
entspricht <strong>ohne</strong>hin nicht seinen nationalistischen<br />
Plänen. Ganz nebenbei wird so,<br />
laut Džihić, „eines der Vorzeigeländer im Hinblick<br />
auf den Demokratisierungsprozess langsam<br />
zum Buhmann in Europa“.<br />
MACHT ERWEITERN, MACHT<br />
BEHALTEN<br />
Im nächsten Jahr wählt Ungarn wieder – <strong>und</strong><br />
Fidesz tut einiges, um auch danach noch die<br />
absolute Macht im Land zu haben. So wurde<br />
die Chen der schon erwähnten Medienbehörde<br />
gleich <strong>für</strong> neun Jahre vereidigt, also <strong>für</strong><br />
mehr als zwei präsidiale Legislaturperioden.<br />
Die Medien bleiben also noch eine Weile unter<br />
Fidesz‘ Kontrolle. Erstmal dürfen 2014 auch<br />
Ungarn an die Urne treten, die keinen festen<br />
Wohnsitz im Land haben. Das führt dazu, dass<br />
dann r<strong>und</strong> 2,5 Millionen Auslandsungarn,<br />
vor allem aus Rumänien, Serbien, der Slowakei<br />
<strong>und</strong> der Ukraine, das ungarische Parlament<br />
wählen dürfen. Für deren Kreuz an der<br />
richtigen Stelle sorgte Fidesz, als sie 2011 die<br />
Verleihung der doppelten Staatsbürgerscha<br />
erheblich vereinfachte. Da<strong>mit</strong> haben die Auslandsungarn<br />
fortan einen besseren Zugri auf<br />
das Ges<strong>und</strong>heitssystem <strong>und</strong> den Arbeitsmarkt<br />
im Inland – <strong>und</strong> sind schlagartig Fre<strong>und</strong>e von<br />
Fidesz.<br />
MEIN FREUND, DER NAZI<br />
Neben der rechtskonservativen Fidesz sitzt<br />
eine weitere nationalistische Partei im ungarischen<br />
Parlament: die rechtsextreme Jobbik.<br />
Deren Vorsitzender Gábor Vona forderte un-<br />
BALAZS MOHAI / EPA / picturedesk.com, JANOS MARJAI / EPA / picturedesk.com
Mitglieder der "Neuen ungarischen Garde", der paramilitärischen Schlägertruppe der Jobbik-Partei<br />
längst, eine Liste aller jüdischen Ungarn <strong>mit</strong><br />
israelischer Staatsbürgerscha anzufertigen.<br />
Mindestens genauso beängstigend: Seit 2008<br />
hält sich Jobbik eine paramilitärische Schlägertruppe,<br />
die „Neue ungarische Garde“, deren<br />
Aureten an eine nationalsozialistische Partei<br />
aus Zeiten des Faschismus erinnert – <strong>und</strong><br />
die von Regierungschef Orbán geduldet wird.<br />
Überhaupt sieht Fidesz es nicht <strong>für</strong> nötig, sich<br />
ideologisch von Jobbik zu distanzieren. Im<br />
Gegenteil: Deren harter Ton ist der nationalen<br />
Sache der Fidesz nur förderlich. Zumal sich die<br />
Regierungspartei immer häuger an Jobbik-<br />
Ideen bedient <strong>und</strong> sie als ihre eigenen verkau.<br />
So sieht Dr. David Wineroither, Assistent <strong>für</strong><br />
Politischen Systemvergleich an der Universität<br />
Innsbruck, die politische Entwicklung in<br />
Ungarn als „gespenstisch, wenn man bedenkt,<br />
wie salonfähig Antise<strong>mit</strong>ismus <strong>und</strong> Zigeunerfeindlichkeit<br />
geworden sind“.<br />
Eine ältere Dame überquert den Platz vor<br />
der imposanten St.-Stephans-Basilika in Budapest.<br />
Zsusanna ist 77 Jahre alt <strong>und</strong> seit 20<br />
Jahren Rentnerin. Sie hat schon schlimmere<br />
Zeiten in Ungarn erlebt, daher ndet sie an<br />
der aktuellen Regierung nichts Negatives. „Es<br />
macht mich traurig zu sehen, wie viele, vor<br />
allem junge <strong>Menschen</strong> <strong>und</strong> Studenten, protestieren“,<br />
sagt sie. „Denen geht es doch heute<br />
viel besser als uns damals.“ Zsusanna bew<strong>und</strong>ert<br />
Viktor Orbán da<strong>für</strong>, dass er sich trotz des<br />
Gegenwindes immer noch so sehr <strong>für</strong> das Land<br />
einsetzt. Ádám, einem 30-jährigen Tischler,<br />
der <strong>mit</strong> seinem einjährigen Sohn Bence vor<br />
einem Supermarkt wartet, gefällt speziell die<br />
Familienpolitik der Fidesz. Jungen Paaren werden<br />
Anreize geboten, Kinder zu bekommen,<br />
etwa durch geringere Steuern, Wohnbauförderungen<br />
oder besser verzinste Babysparbücher.<br />
Darüber hinaus hat sich das Leben von Ádáms<br />
kleiner Familie in den letzten drei Jahren nicht<br />
merklich verändert. „Zigaretten sind teurer geworden“,<br />
meint er lachend.<br />
Gleichschaltung der Medien, überhöhter<br />
Nationalismus, Mutterkreuz – bei jedem demokratisch<br />
denkenden <strong>Menschen</strong> schrillen da<br />
die Alarmglocken. Besonders perde: Orbán<br />
<strong>und</strong> seine Partei tun formal nichts Illegales.<br />
Zum einen, weil sie selbst die Gesetze machen,<br />
zum anderen aber auch, weil sie vom<br />
Volk <strong>mit</strong> überwältigender Mehrheit gewählt<br />
wurden. Noch dazu ist jede einzelne der Maßnahmen,<br />
die von Fidesz eingeführt wurden,<br />
auch in anderen Staaten existent, oder zumindest<br />
vorstellbar. Eine konkrete Bedrohung der<br />
<strong>Menschen</strong>rechte bleibt so im Bereich des Unvorstellbaren.<br />
Erst das Gesamtpaket aus Gesetzesänderungen<br />
<strong>und</strong> Neuregelungen macht<br />
aus Ungarn ein Pulverfass. Zwar meint Wineroiter,<br />
dass „eine Diktatur in Ungarn höchst<br />
unwahrscheinlich ist“, aber er sieht „eine<br />
ausgehöhlte Demokratie, die von einer demokratisch<br />
legitimierten Regierung gegen die<br />
Wand gefahren wird“. Oder wie es der ungarische<br />
Schristeller Rudolf Ungváry bei einem<br />
Symposium im April in Wien formuliert hat:<br />
„Die Fidesz-Regierung ist eine Mutation des<br />
Faschistoiden, gegen die noch kein politisches<br />
Immunsystem entwickelt wurde.“<br />
BALÁZS (21) & DÁVID (24), STUDENTEN:<br />
„Vor allem in den privaten Fernsehsendern<br />
merken wir nichts von einer Medienzensur,<br />
aber wer weiß, in welche Richtung die neuen<br />
Mediengesetze führen.“<br />
ÁDÁM (30), TISCHLER & BENCE (1):<br />
„Die Regierung motiviert junge Paare, Kinder<br />
zu kriegen – das ist gut.“<br />
ZSÓFIA (50), VERKÄUFERIN:<br />
„Ich kenne keine ungarische Familie, von<br />
der nicht zumindest ein Kind ins Ausland<br />
gegangen ist.“<br />
POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
17
IM INTERVIEW:<br />
GORAN BREGOVIC<br />
DER MIT<br />
DEN ROMA<br />
TANZT<br />
DER MUSIKER-VAGABUND UND FILMKOMPONIST GORAN BREGOVIĆ<br />
SPRACH VOR SEINEM WIEN-KONZERT ÜBER DIE ROMA-KULTUR<br />
ALS INSPIRATION, SEINEN AUFTRITT FÜR FPÖ-CHEF STRACHE IM<br />
NACHTWERK UND DIE KULT-BAND BIJELO DUGME.<br />
Von Momčilo Nikolič <strong>und</strong> Markus Hollo (Foto)<br />
18 POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
<strong>biber</strong>: 2011 hattest du einen Auritt im Wiener<br />
Club „Nachtwerk“. Der Sponsor der Veranstaltung<br />
war FPÖ-Obmann H.C. Strache, ein<br />
rechter Politiker, der gegen Minderheiten hetzt.<br />
Würdest du das nochmal machen?<br />
GORAN BREGOVIĆ: Sofort! Wissenschalich<br />
gesehen ist Musik die erste menschliche<br />
Sprache. Sie war da, bevor wir gelernt haben,<br />
zu sprechen. Sie war vor der Religion da, vor<br />
der Politik <strong>und</strong> vor allem anderen. Sie war sogar<br />
da, bevor der Mensch gelernt hat, dumm zu<br />
sein, oder zu hassen. Darum ist sie ein so guter<br />
Kommunikationskanal. Ich glaube an die Sprache<br />
der Musik <strong>und</strong> daran, dass sie alle erreicht,<br />
selbst <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> so einer Gesinnung.<br />
Also gibt es <strong>für</strong> dich da keine Grenzen?<br />
Stefan Crömer / ChromOrange / picturedesk.com
„MUSIK WAR VOR<br />
DER POLITIK UND<br />
RELIGION DA.“<br />
Ich glaube nicht, dass es hil, wenn ich meine<br />
Musik verstecke. Es bewirkt mehr, wenn ich sie<br />
spiele.<br />
Was fasziniert dich an der Kultur der Roma,<br />
die dein musikalisches Schaen stark beein-<br />
usst hat?<br />
Die Roma-Kultur ist reichhaltig, groß. Du<br />
wirst kaum einen ernsthaen Komponisten<br />
nden, der von der Roma-Musik nicht beeinusst,<br />
oder zumindest beeindruckt war.<br />
Deshalb habe ich ein paar Musiker eingeladen,<br />
um <strong>mit</strong> mir das Album „Champagne for<br />
Gypsies“ aufzunehmen. Darunter sind „Gipsy<br />
Kings“, Stephan Eicher (ehemaliger Sänger der<br />
Band „Grauzone“ <strong>mit</strong> dem Hit „Eisbär“) <strong>und</strong><br />
Eugene Hütz, Sänger <strong>und</strong> Gitarrist der Gypsy-<br />
Punk-Band „Gogol Bordello“. Wir dürfen nicht<br />
vergessen: Hitler hat im Zweiten Weltkrieg<br />
proportional gesehen mehr Roma als Juden<br />
umgebracht. Es ist erbärmlich, wie wir uns ihnen<br />
gegenüber verhalten.<br />
Wie zum Beispiel?<br />
Es hängt vom jeweiligen Ort ab. Im Osten<br />
sind die <strong>Menschen</strong> pri<strong>mit</strong>iv <strong>und</strong> haben kein<br />
Bestreben, sich <strong>mit</strong> anderen zu vermischen.<br />
Es ist wirklich ein lächerlicher Rassismus, der<br />
da wirkt. Er umfasst aber nicht nur eine Abneigung<br />
gegen Roma, sondern gegen alles,<br />
was anders ist. Was mich überrascht, ist das<br />
Vorgehen von Ländern wie Frankreich. Frankreich<br />
hat eine lange Tradition, <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong><br />
Problemen Zuucht zu gewähren. Da wären<br />
russische oder skandinavische Autoren, spanische<br />
Maler. Stell dir vor, Frankreich hätte der<br />
„Gipsy Kings“-Family die Einreise verweigert,<br />
als sie vor der Franco-Diktatur geohen sind.<br />
Frankreichs Popkultur wäre um einiges ärmer.<br />
Bereut es nicht, <strong>für</strong> Strache aufzutreten – Goran Bregovic.<br />
Die Message deines Albums klingt nach einem<br />
Appell an Roma, aus der Anony<strong>mit</strong>ät herauszutreten,<br />
in die sie geüchtet sind. Roma werden<br />
aus Frankreich vertrieben <strong>und</strong> in Ungarn<br />
ermordet. Wieso sollten sie sich zeigen?<br />
Wenn du ein Rom bist, beginnen deine Probleme<br />
bereits <strong>mit</strong> der Geburt. Du wirst in<br />
einem Kartonhaus geboren. Im Alter von<br />
sieben Jahren sind deine Eltern verpichtet,<br />
dich in die Schule zu schicken. Dort riechst<br />
du nicht wie die anderen Kinder, weil du keine<br />
Dusche hast. Deswegen kommst du dann in<br />
die Sonderschule. Es ist ein Teufelskreis. Aber<br />
Öentlichkeit ist wichtig. Bei der letzten Wahl<br />
in Serbien habe ich Roma aufgefordert, ihre<br />
Stimme abzugeben.<br />
Und?<br />
Sie haben da<strong>mit</strong> begonnen, ja. Es ist notwendig,<br />
Repräsentanten im System zu haben. Die<br />
Welt wird jeden Tag ein Stück besser, aber es<br />
braucht seine Zeit – etwas, das die Roma eigentlich<br />
nicht haben. Unglücklicherweise,<br />
oder besser gesagt, glücklicherweise sind sie<br />
die einzige Minderheit in der Geschichte, die<br />
keine Gewalt kennt. Vielleicht ist es das, was<br />
wir an ihnen mögen. Jede andere Minderheit<br />
in der Geschichte hat <strong>für</strong> seine Rechte gekämp<br />
– außer die Roma.<br />
Kannst du dir das erklären?<br />
Die Prioritäten der Roma sind schwer zu verstehen.<br />
Ich bin mein Leben lang unter ihnen<br />
<strong>und</strong> habe nie wirklich das Wertesystem verstanden.<br />
Ich respektiere das – im Gegensatz zu<br />
vielen anderen.<br />
Vermisst du deine alte Rockband „Bijelo Dugme“?<br />
Nicht wirklich. Rock’n‘Roll war <strong>für</strong> eine gewisse<br />
Zeit das Kleid meiner Musik. Es ist wie<br />
ein Wechsel von Pampers zu Hosen. Irgendwann<br />
ist es normal, erwachsen zu werden.<br />
Hast du Kontakt zum Regisseur Emir Kusturica,<br />
<strong>für</strong> den du schon öers Filmmusik geschrieben<br />
hast?<br />
Nein. In dieser Art von Geschä siehst du<br />
nicht so viele Leute, außer du arbeitest <strong>mit</strong> ihnen<br />
zusammen.<br />
Was ist dein nächstes Projekt?<br />
Meine selbst geschriebene Oper <strong>mit</strong> dem Namen<br />
„Karmen with a Happy End“. Sie war<br />
ursprünglich <strong>für</strong>s TV gedacht <strong>und</strong> wurde zunächst<br />
über 150 Mal als eaterstück aufgeführt,<br />
in Wien wie auch in Buenos Aires. Jetzt<br />
würde ich gerne eine TV-Serie daraus machen.<br />
Wann bist du wieder in Wien?<br />
Hoentlich bald. Ich mag es, etwas Neues von<br />
mir zu präsentieren. Da bin ich altmodisch<br />
<strong>und</strong> nicht jemand, der zum Fernsehen geht,<br />
um etwas vorzuführen. Ich bin ein reisender<br />
Musiker.<br />
<strong>biber</strong>-Redakteur Momcilo beim<br />
Smalltalk <strong>mit</strong> Bregovic.<br />
POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
19
20<br />
DAS<br />
UNBEKANNTE<br />
VOLK<br />
ÜBER DIE ROMA IST HIER-<br />
ZULANDE WENIG BEKANNT,<br />
OBWOHL 30 – 40 TAUSEND<br />
IN ÖSTERREICH LEBEN. DER<br />
ÖSTERREICHER SIEHT DIE ROMA<br />
TANZEND, MUSIZIEREND UND<br />
NATÜRLICH AUF REISE. AUF<br />
DER ANDEREN SEITE SIND SIE<br />
LISTIG, STEHLEN UND SCHICKEN<br />
IHRE KINDER ZUM BETTELN.<br />
DER PÄDAGOGISCHE LEITER DES<br />
„ROMANO CENTRO“, FERDINAND<br />
KOLLER, KLÄRT AUF.<br />
Von Momčilo Nikolič <strong>und</strong><br />
Katharina Mahel (Fotos)<br />
ALLGEMEINE AUSSAGEN über Roma<br />
sind unmöglich, zu unterschiedlich sind die<br />
Familienstrukturen, Traditionen <strong>und</strong> Glaubensfragen.<br />
„Vor langer Zeit sind Roma aus<br />
Nordindien ausgewandert <strong>und</strong> nach Europa<br />
gekommen“, so Koller. Die meisten Roma in<br />
Wien stammen aus Serbien <strong>und</strong> weisen eine<br />
religiöse Vielfalt auf. Manche sind serbischorthodox,<br />
andere katholisch, muslimisch oder<br />
gar Zeugen Jehovas. Eines haben sie gemeinsam,<br />
„diskriminiert zu werden“. Der Musiker<br />
Goran Bregović weist im <strong>biber</strong>-Interview (siehe<br />
gegenüberliegende Seite) auf die prekäre<br />
Situation der Roma <strong>und</strong> die fehlende Schulbildung<br />
hin. Den Vergleich <strong>mit</strong> dem Holocaust<br />
sieht Koller als unangebracht, gibt aber zu<br />
bedenken: „In Österreich haben nur zehn Prozent<br />
den Holocaust überlebt. Da hat Bregović<br />
recht.“ Das Problem der mangelhaen Schulbildung<br />
liegt am fehlenden Geld. Die Eltern<br />
der Roma-Kinder wissen, wie wichtig Bildung<br />
ist <strong>und</strong> deswegen „suchen viele den Weg ins<br />
Romano Centro.“ Dort kostet eine Nachhilfest<strong>und</strong>e<br />
3€. Sogar das ist <strong>für</strong> manche zu viel,<br />
weiß Koller. Geholfen wird den Kindern den-<br />
POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
Eine fröhliche Roma-Großfamilie bei einer<br />
Gedenkfeier in Wien.<br />
noch.<br />
Die von Bregović angesprochene Vertreibung<br />
der Roma aus Frankreich verletzte das<br />
Gr<strong>und</strong>recht der EU auf freien Personenverkehr.<br />
Dieses erlaubt EU-Bürgern, sich im EU-<br />
Raum frei zu bewegen <strong>und</strong> aufzuhalten.<br />
WAS IST MIT DEN ÄRZTEN?<br />
Die Nichtreaktionen der Medien <strong>und</strong> anderer<br />
EU-Staaten sprechen Bände, wie die meisten<br />
Staaten zur Roma-Situation stehen, kritisiert<br />
Koller das mediale Schweigen. „Wenn Journalisten<br />
über Roma schreiben, dann wollen sie<br />
über dreckige Kinder <strong>und</strong> zerfallene Häuser<br />
berichten. Über jene, die sich nur kriminell<br />
über Wasser halten. Keiner erwähnt die Ärzte<br />
oder Lehrer. Die gibt es auch!“ Die Wae gegen<br />
solchen Rassismus <strong>und</strong> düstere Zukunsvisionen<br />
kann nur Bildung heißen. Und die<br />
müssen sich Roma einfach nehmen, wie Harry<br />
Stojka, Rom <strong>und</strong> berühmter Jazz-Musiker,<br />
neulich treend sagte: „Wir müssen es aus eigener<br />
Kra schaen, erfolgreich zu werden. Wir<br />
dürfen nicht darauf warten, dass uns jemand<br />
etwas schenkt. Das wird keiner tun.“<br />
Harry Stoika (55): Erfolgreicher Komponist <strong>und</strong><br />
Musiker. Bekennender Rom.<br />
Stefani Beligovic singend bei der Gedenkfeier<br />
Das Romwano Centro finanziert sich durch<br />
die Volksgruppenförderung <strong>und</strong> Spenden. Das<br />
Geld wird in die Lernhilfe <strong>und</strong> die „Vienna<br />
Gipsy Music School“ gesteckt.<br />
Spendenkonto:<br />
Bank Austria (BLZ 12000)<br />
Kontonummer: 00671 106 508<br />
IBAN: AT70 1200 0006 7110 6508<br />
BIC: BKAUATWW<br />
www.romano-centro.org
OMV<br />
Die vielfältige Welt der OMV<br />
Wir leben <strong>und</strong> brauchen Vielfalt. Das macht uns stark <strong>und</strong> kommt bei uns<br />
aus drei Zentren: Österreich, Rumänien <strong>und</strong> der Türkei. Unsere r<strong>und</strong> 29.000<br />
Mitarbeiter stammen aus 60 Nationen. So entwickeln wir den besten Mix in<br />
unseren Teams <strong>für</strong> die Tätigkeit in knapp 30 Ländern.<br />
So bunt ist unsere Welt, das gehört gefeiert. Am 21. Mai ist „Welttag der<br />
kulturellen Vielfalt <strong>für</strong> Dialog <strong>und</strong> Entwicklung“ der UNESCO.<br />
21
„ERDOG˘ ANS TON<br />
MACHT ANGST“<br />
IN DER TÜRKEI GEHEN DIE DEMOS GEGEN DIE<br />
REGIERUNG WEITER. WAS ALS FRIEDLICHE<br />
BESETZUNG EINES PARKS BEGANN,<br />
VERWANDELTE SICH INNERHALB KÜRZESTER<br />
ZEIT ZU EINER GROSSEN PROTESTBEWEGUNG.<br />
DOCH WORUM GEHT ES WIRKLICH?<br />
DER POLITOLOGE CENGIZ GÜNAY IM GESPRÄCH.<br />
Von Ayper Cetin, Ali Cem Deniz<br />
ANNA<br />
Türkei-Experte Günay blickt<br />
optimistisch in die Zukunft.<br />
In Wien demonstrierten r<strong>und</strong> 2000 <strong>Menschen</strong> gegen Erdogans Politik.<br />
<strong>biber</strong>: Die Proteste passieren nicht nur in der Türkei, auch in Wien wurde<br />
gegen die türkische Regierung protestiert. Verschiedene politische<br />
Lager haben daran teilgenommen. Was bringt sie zusammen?<br />
GÜNAY: Es sind ganz unterschiedliche Leute, die gemeinsam protestieren.<br />
Es ist der Führungsstil von Ministerpräsident Recep Tayyip<br />
Erdoğan, den sie als autoritär empnden. Bei den Regierungsgegnern<br />
hat sich viel Wut angestaut.<br />
Woher kommt diese Wut?<br />
Viele be<strong>für</strong>chten die Einmischung in ihr Privatleben durch neue Gesetze,<br />
wie z.B. durch neue Alkoholregulierung. Auch wenn de facto<br />
noch nichts passiert ist, herrscht Angst vor Einschränkungen. Auch die<br />
Medien haben dazu beigetragen.<br />
Wie?<br />
Kein einziges nationales Medium hat ausreichend über die Proteste<br />
im Gezi-Park berichtet, obwohl die Polizei gewaltsam vorgegangen ist.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Brutalität sind dann noch mehr Leute auf die Straße gegangen.<br />
Das hätte man auch <strong>ohne</strong> Gewalt in den Gri kriegen können.<br />
Ist Erdoğan wirklich der Diktator, wie er von seinen Gegnern beschrieben<br />
wird?<br />
Er ist natürlich kein Diktator, er wurde schließlich demokratisch gewählt.<br />
Aber es ist sein Ton, der als bedrohlich empf<strong>und</strong>en wird. Die<br />
AKP ist jetzt <strong>mit</strong>tlerweile seit über 10 Jahren an der Macht <strong>und</strong> zeigt<br />
DARIO<br />
FLORA<br />
Marko Mestrović, Drago Palavra, Spfc / Seskim / picturedesk.com
Türkischer Frühling auf dem Taksim-Platz? Politologe Günay sieht es anders: „In der Türkei gibt es eine gewählte Regierung <strong>und</strong> keine Diktatur.“<br />
Ermüdungserscheinungen. Es gibt genug zu kritisieren an ihr. Die Wut<br />
musste sich irgendwo entladen <strong>und</strong> das ist jetzt wohl passiert.<br />
Wieso nden die Proteste gerade am Taksim-Platz statt? Ist ein Vergleich<br />
<strong>mit</strong> dem Tahrir-Platz in Kairo angebracht?<br />
Der Taksim-Platz hat eine symbolische Bedeutung. Das ist einer der<br />
wenigen, wenn nicht der einzige, große Platz in Istanbul. Viele haben<br />
Angst, dass dieser öentliche Platz von der Regierung dominiert wird.<br />
Die 1. Mai Demonstrationen dieses Jahr wurden dort verboten. Dieses<br />
eigenmächtige Vorgehen Erdoğans treibt die Demonstranten an.<br />
Ist es der Türkische Frühling?<br />
Egal ob Südeuropa, Arabische Welt oder jetzt die Türkei – Protestbewegungen<br />
haben generell Gemeinsamkeiten. Es geht überall um dieselben<br />
Dinge: <strong>Menschen</strong> fühlen sich von politischen <strong>und</strong> wirtschalichen Entscheidungen<br />
ausgeschlossen. In der Türkei hast du eine gewählte Regierung,<br />
es ist keine Diktatur, daher sind die Rahmenbedingungen anders.<br />
Sind diese autoritären Strukturen nicht <strong>ohne</strong>hin seit der Staatsgründung<br />
vorhanden?<br />
Ja. In der Türkei sagt man ja „Devlet Baba“ („Der Staat ist unser Vater“).<br />
Es ist etwas historisch Gewachsenes <strong>und</strong> nicht so leicht umzudrehen.<br />
Es gibt eine junge Bevölkerung, die nicht mehr diese Ehrfurcht vor der<br />
staatlichen Autorität hat. Das ist eine ges<strong>und</strong>e Entwicklung.<br />
Wie viel Rückhalt hat Erdoğan in der Bevölkerung?<br />
ANDI<br />
Der ist natürlich noch groß genug. Erdoğan wird die nächsten Wahlen<br />
wohl wieder gewinnen, aber er muss Kompromisse eingehen. Manche<br />
Wähler wird er trotzdem verlieren, vor allem die Liberalen. Die AKP ist<br />
sehr heterogen, man darf sie nicht als einheitliche Bewegung betrachten.<br />
Trotzdem muss es irgendwelche Alternativen geben.<br />
Und was ist <strong>mit</strong> der Opposition?<br />
Die Opposition ist zu schwach <strong>und</strong> die Medien sind ausgeschalten. Es<br />
gibt zwar in der Oppositionspartei CHP einen liberalen Flügel, aber der<br />
sehr starke hardcore-kemalistische Flügel macht sie <strong>für</strong> viele unwählbar.<br />
Eine Partei, die intern so große Spannungen erlebt, kann auch nicht<br />
nach außen anziehend sein.<br />
Wie stehen die Wiener Türken zu Erdoğan?<br />
Bei Türken im Ausland ist er generell beliebt, da er zu seinem konservativen<br />
Lebensstil steht <strong>und</strong> sie sich <strong>mit</strong> ihm identizieren können. Er hat<br />
hier vielen Türken Selbstbewusstsein gegeben, die sich durch ausländerfeindliche<br />
Stimmung unterdrückt fühlen.<br />
Wie sehen Sie die politische Zukun der Türkei?<br />
Ich bin optimistisch. Wir leben in einer Zeit, wo jede Unruhe gleich<br />
als negativ empf<strong>und</strong>en wird. Man verändert o solange nichts, bis man<br />
gegen die Wand fährt. Das gehört aber zu einer Demokratie dazu. Wir<br />
können nur hoen, dass es auch gute Veränderungen werden.<br />
ELSA<br />
JOSEF<br />
ORF. WIE WIR.
iber<br />
WIE DU!<br />
24 POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />
AYPER<br />
MENERVA<br />
Armin, Lisa, Werner oder Josef. Die neue ORF-Plakat-Kampagne zeigt fre<strong>und</strong>liche<br />
<strong>und</strong> glückliche <strong>Menschen</strong>, die uns ver<strong>mit</strong>teln sollen: Der ORF ist modern, hip,<br />
volksnah - so wie seine auf den Plakaten abgebildeten Mitarbeiter. Gut, über den optischen<br />
Auritt lässt sich streiten. Aber wo bitte bleiben Mehmet, Azra, Singh oder<br />
Ivana? 40 Prozent der Wiener haben ihre Wurzeln woanders. Sie röntgen unsere<br />
Tante, arbeiten als IT-Experten, spielen in der Nationalmannscha, manche fahren<br />
auch Straßenbahn. Auf den Plakaten können wir sie nicht nden.<br />
Deswegen haben wir unsere Kreativ-Abteilung aktiviert <strong>und</strong> ein realistisches Bild<br />
der Bevölkerung gezeichnet. Vorhang auf <strong>für</strong> Menerva, Irina, Amra <strong>und</strong> Bernhard.<br />
Und wir verrechnen ausnahmsweise nichts <strong>für</strong> unsere Dienstleistung. Die ORF-Verantwortlichen<br />
dürfen unsere Kampagne gerne unentgeltlich verwenden.<br />
AMRA<br />
BERNHARD<br />
MUHAMED<br />
IRINA
Fotos: bereitgestellt<br />
MITARBEITER AM GEWINN BETEILIGEN<br />
– UND ZWAR ALLE!<br />
Frank Stronach fordert: Wer gute Arbeit leistet, soll auch gut verdienen. Fleißige Mitarbeiter haben<br />
ein moralisches Recht, am Gewinn ihres Unternehmens beteiligt zu sein.<br />
In den vergangenen Jahren<br />
ist die soziale Klu zwischen Arbeitgebern<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmern<br />
zu groß geworden. Das Team<br />
Stronach will dies ändern. Das<br />
Team fordert, dass Mitarbeiter<br />
am Erfolg <strong>und</strong> Gewinn ihrer Firma<br />
beteiligt werden. Denn eine<br />
gerechte Mitarbeiterbeteiligung<br />
scha die Motivation <strong>für</strong> mehr<br />
Leistung. Nur wenn Eigentümer,<br />
Manager <strong>und</strong> Mitarbeiter am gleichen<br />
Strang ziehen, ist ein Unternehmen<br />
langfristig leistungs- <strong>und</strong><br />
konkurrenzfähig.<br />
4 FRAGEN DAZU AN<br />
FRANK STRONACH:<br />
1.<br />
Wie viel Geld soll dann<br />
jeder Mitarbeiter<br />
bekommen?<br />
So viel wie möglich! Wir wollen die Unternehmenssteuer<br />
auf 10 Prozent senken<br />
<strong>und</strong> den Unternehmern die Wahl geben,<br />
ob sie die 10 Prozent an den Staat, oder<br />
als Gewinnbeteiligung an die Mitarbeiter<br />
ausschütten wollen. Ich glaube, dass die<br />
meisten Unternehmer das Geld lieber an<br />
ihre Mitarbeiter zahlen als an den Staat.<br />
2.<br />
Wie soll das<br />
entschieden werden?<br />
Bei der Magna habe ich schon vor über<br />
30 Jahren eine Unternehmensverfassung<br />
eingeführt, die von vornherein regelt, wie<br />
der Gewinn aufgeteilt wird. Dann gibt es<br />
einen Schlüssel, wie die 10 Prozent unter<br />
den Mitarbeitern aufgeteilt werden, je<br />
nach Unternehmenszugehörigkeit <strong>und</strong><br />
Leistung. Wichtig ist, dass alles fair bleibt.<br />
3.<br />
Sollen wirklich alle was bekommen,<br />
oder eh wieder nur die in<br />
besser bezahlten Positionen?<br />
Natürlich müssen alle Mitarbeiter beteiligt sein!<br />
Das ist ja gerade der Punkt. Wir müssen da<strong>für</strong><br />
sorgen, dass wir die soziale Klu verringern<br />
können. Ich habe immer gesagt, dass die Mitarbeiter<br />
ein moralisches Recht darauf haben, am<br />
Erfolg, den sie helfen <strong>mit</strong> zu erwirtschaen, beteiligt<br />
zu sein.<br />
4.<br />
Soll das einmalig<br />
passieren oder jährlich?<br />
Jedes Jahr. Das wichtigste ist, dass die Arbeiter<br />
die Möglichkeit haben, am Wohlstand Schaen<br />
beteiligt zu sein. Das wird zu einem Umdenken<br />
führen. Derzeit nehmen mehr <strong>Menschen</strong> aus<br />
dem System raus, als sie ins System hineinzahlen.<br />
Das kann nicht funktionieren. Wir brauchen<br />
wieder mehr <strong>Menschen</strong>, die ins System reinzahlen.<br />
Nur so können wir uns auch um die ärmsten<br />
Leute kümmern. Eine Gesellscha kann nur daran<br />
bemessen werden, wie sie sich um die Leute<br />
kümmert, die sich aus irgendeinem Gr<strong>und</strong> selbst<br />
nicht helfen können.<br />
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21
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FÜR JEDEN GESCHMACK DAS RICHTIGE:<br />
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Foto von Severin Koller<br />
JUGOS VON GESTERN.<br />
RAMBAZAMBA<br />
27
28<br />
JUGOBOBOS<br />
Sie werden im MQ bew<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> auf der Ottakringer Straße belächelt. Statt dicken Goldketten <strong>und</strong><br />
gezupften Augenbrauen tragen sie Hornbrillen <strong>und</strong> Vollbart. Vorhang auf <strong>für</strong> den Jugobobo!<br />
Von Alexandra Stanić <strong>und</strong> Marko Mestrović (Fotos)<br />
JEDER KENNT EINEN, KEINER<br />
WILL EINER SEIN: Die Rede ist<br />
vom Bobo (franz. <strong>für</strong> „bourgeois“<br />
<strong>und</strong> „bohemien“). Spaziert man<br />
durch den 7. Wiener Bezirk, ndet<br />
man sie an jeder Ecke. Sie haben<br />
zerrissene Jeans vom Flohmarkt an,<br />
einen Jutebeutel unterm Arm <strong>und</strong><br />
trinken Fair Trade Kaee. Aus dieser<br />
Bewegung ist eine Subkultur entstanden:<br />
Die Jugobobos.<br />
Wie <strong>für</strong> den normalen Bobo ist<br />
auch <strong>für</strong> den „Jugobobo“ Styling das<br />
Amen im Gebet. Hier gilt: Aus der<br />
Masse hervorheben <strong>und</strong> bloß keinen<br />
Mainstream verfolgen. Das zeigt<br />
sich in der Liebe zu Vintagekleidung<br />
<strong>und</strong> Secondhand-Läden, an den Biomüsliocken<br />
im Jutebeutel <strong>und</strong> den<br />
70ties-Möbeln vom Flohmarkt. Wie<br />
jeder echte Bobo liebt natürlich auch<br />
der Jugobobo es, sein Essen im Instagram-Retro-Look<br />
zu fotograeren.<br />
Doch statt coolem Posing <strong>mit</strong> Frozen-Yoghurt<br />
im Museumsquartier<br />
postet er Selbstportraits <strong>mit</strong> Burek<br />
vom Yppenplatz. Der Jugobobo fährt<br />
auch keinen geleasten Audi A5 wie<br />
der typische Balkanmann. Er düst<br />
stattdessen <strong>mit</strong> einem Smart durch<br />
Wien, isst Tofu-Cevapcici <strong>und</strong> steht<br />
in der ersten Reihe auf Konzerten<br />
von alternativen Jugobands wie Dubioza<br />
Kolektiv oder Zoster. Er wohnt<br />
in einer WG, statt wie üblich bis zur<br />
Heirat bei den Eltern <strong>und</strong> bringt den<br />
Balkan unters österreichische Volk –<br />
<strong>mit</strong> selbstgebranntem Schnaps von<br />
Opa <strong>und</strong> hübsch geickten Überdecken<br />
aus Mostar. Aber auch unter<br />
den Jugobobos gibt es Unterschiede.<br />
Vom Fitnessguru bis zum Vintagefan,<br />
wir stellen vor.<br />
RAMBAZAMBA<br />
Edin Karadza, 27 – Der Visualizer<br />
Dunkle Haare, tiefe Stimme, Sunnyboy-Lächeln – Edin ist der Vorzeigeschwiegersohn <strong>für</strong> den Jugoverstand.<br />
Mit was er seine Brötchen verdient, würden seine potenziellen Schwiegereltern jedoch<br />
nicht verstehen. „Visual Eects Artist“ klingt auch nicht wie die typische Berufsbezeichnung des<br />
Jugomannes. Wenigstens würde er beim Abendessen nicht nach Brokkoli fragen – Edin liebt das<br />
Balkan-Nahrungs<strong>mit</strong>tel Nummer Eins: Fleisch. „Es ist wichtig, seine Wurzeln zu kennen“, sagt der<br />
Multimedia-Designer. „Deswegen kann ich meinen Balkan-Trip im Sommer kaum erwarten.“<br />
Wenn er nicht auf Reisen ist, ist er in Szenelokalen wie der Pratersauna oder dem Fluc anzutreen.<br />
Na mal sehen, ob er nach dem Sommer vielleicht einmal auf der Ottakringer Straße vorbeischaut?!
Valentina Sekulić, 22 – Ms. Spotify<br />
Valentina geht zu Ex-Yu Rock ab <strong>und</strong> steht auf alternative Jugobands wie SARS. Turbofolk-Sternchen<br />
wie Seka Aleksic, Boban Rajovic oder Halid Beslic? Dazu sagt sie dankend nein, sie ist <strong>mit</strong> der<br />
Turbofolk-Hölle Ottakringer Straße <strong>und</strong> den dort anzutreenden Personen überfordert. „Ab <strong>und</strong> zu<br />
geb‘ ich mir das ganze Szenario schon, aber ich brauche danach eine lange Pause“, beschreibt sie ihre<br />
Besuche in OTK. Valentina covert lieber Lieder von Rocklegenden wie Bijelo Dugme, spielt Gitarre<br />
<strong>und</strong> mag durchdachte Texte mehr als billige Liebesbek<strong>und</strong>ungen in Turbofolksongs. Geträllere über<br />
schnelle Autos, heiße Blondinen <strong>und</strong> Geld kommen nicht in die Spotify-Liste der Musikliebhaberin.<br />
„Ich lebe <strong>für</strong> gute Musik!“<br />
RAMBAZAMBA<br />
29
30 RAMBAZAMBA<br />
Sandra Ratković, 21 – Die Hippiebraut<br />
Pinke Miniröcke, goldene High-Heels <strong>und</strong> wasserstolonde Haare – ein No-Go <strong>für</strong> die 21jährige.<br />
Bunte Armbänder, bodenlange Kleider <strong>und</strong> Haarbänder, die an Woodstock erinnern, das ndet man<br />
in Sandras Kleiderschrank. „Ich kann manchmal echt nur den Kopf schütteln, wenn ich mir ansehe,<br />
was Jugo-Mädels anziehen <strong>und</strong> wie sie sich geben“, meint sie. Trotzdem vertraut Sandra nur ihrem<br />
serbischen Friseur <strong>und</strong> fährt mindestens drei Mal im Jahr „runter“. Sie ist auch gläubig. „Ich habe mir<br />
erst letzte Woche ein kleines Kreuz hinterm Ohr stechen lassen“, erzählt Sandra. In ihrer Freizeit chillt<br />
sie am liebsten. „Festivals, Grillpartys <strong>und</strong> Sommerabende <strong>mit</strong> Fre<strong>und</strong>en auf einer Dachterrasse…<br />
mag ich einfach“, schwärmt Sani. „Aber manchmal überkommt mich die Nostalgie, dann ndet man<br />
mich schon mal im Jugoschuppen ‚Cream’ auf der Märzstraße“, gesteht sie grinsend.
Mirza Sprecaković, 30 – Herr Vintage<br />
Mirza arbeitet als Fashion Editor <strong>für</strong> den „Vangardist“, ein Lifestyle-<strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> Männer. So<strong>mit</strong> ist er<br />
nicht nur auf Jugo-Hochzeiten der schräge Vogel, sondern auch im Alltag. Seine große Leidenscha<br />
sind Flohmärkte. Während der typische Balkanmann <strong>mit</strong> Markenhemden von Lacoste protzt, steht<br />
Mirza auf Vintage-Mode <strong>und</strong> abgetragene Designer-Jeans. Auf kroatische Partystädte wie Makarska<br />
oder Zrce kann Mirza im Sommer verzichten. „Ich liebe es, um die ganze Welt zu reisen“, erzählt er.<br />
Und genießt er auch die Vorzüge des „Hotel Mama“ bis zur Hochzeit? „Ich war viel früher raus <strong>und</strong><br />
habe jahrelang in einer WG gelebt“, so Mirza. So wie es ein Jugobobo eben macht.<br />
RAMBAZAMBA<br />
31
32<br />
RAMBAZAMBA<br />
Damir Dizdarević, 25 – Mr. Wok<br />
Damir ist in einer Web-Design Agentur im ersten Bezirk angestellt. Letzten Monat musste er Überst<strong>und</strong>en<br />
machen, um den 1. Mai <strong>mit</strong> Lamm am Spieß, viel Bier <strong>und</strong> lauter Musik in einem Zelt in<br />
Bosnien verbringen zu können. Wenn er nicht gerade in einem Bobo-Lokal wie dem „Liebling“ im 7.<br />
Bezirk sitzt, verbringt er einen Großteil seiner Freizeit im Fitness-Center. Damir wäre kein richtiger<br />
Jugobobo, würde er nicht penibel auf seine Ernährung achten. Er kocht sich nachts sein Mittagessen<br />
<strong>für</strong> den nächsten Tag – von Broccoli-Auauf bis hin zu Hühnchen <strong>mit</strong> Wok-Gemüse ist alles dabei.<br />
Nichts da <strong>mit</strong> fettigem Essen vom Balkan – Damir achtet auf seinen Jugobobo-Körper. Außer wenn es<br />
zu Hause Sarma gibt, da drückt er ein Auge zu. Aber pssst!
Foto: Marko Mestrovic<br />
SPORT<br />
OHNE GRENZEN<br />
Unzählige Sprachen, Bräuche <strong>und</strong> Riten, am Spielfeld vereint sie alle eines: der Sport. Der neue Workshop<br />
„Interkulturelle Kompetenz im Sport“ verbindet <strong>und</strong> fördert erfolgreich sportliche Integration.<br />
Sport verbindet nicht nur menschlich sondern<br />
auch kulturell. Sportler, Trainer <strong>und</strong> Funktionäre<br />
lernen schon zu Beginn ihrer Lauahn,<br />
was wirklich zählt: Teamgeist, Ehrgeiz <strong>und</strong> Spaß<br />
an der Bewegung.<br />
Fernab von allen Kultur- <strong>und</strong> Klassenunterschieden,<br />
schlägt der Sport seit Jahren eine Brücke<br />
zur Integration. Am Spielfeld zählen Spaß,<br />
Anstrengung <strong>und</strong> Siegeswille, welche Herkun<br />
<strong>und</strong> Hautfarbe man hat, spielt keine Rolle.<br />
Sportvereine sind zunehmend Orte der interkulturellen<br />
Begegnung. Für die Vereine <strong>und</strong> das<br />
Vereinsleben ist Diversität o <strong>mit</strong> Veränderungen<br />
verb<strong>und</strong>en. Für ein gleichberechtigtes Miteinander<br />
setzt sich das Sportministerium in Kooperation<br />
<strong>mit</strong> der Österreichischen B<strong>und</strong>es-Sportorganisation<br />
(BSO) <strong>und</strong> den Dachverbänden ASKÖ,<br />
ASVÖ, SPORTUNION aktiv ein. Gemeinsam<br />
werden Workshops zum ema „Interkulturelle<br />
Kompetenz im Sport“ angeboten.<br />
BSO-Präsident Dr. Peter Wittmann ist vom<br />
Konzept überzeugt <strong>und</strong> bestätigt: „Die BSO<br />
widmet sich seit 3 Jahren verstärkt gesellschaspolitischen<br />
emen. Wir wollen unser umfangreiches<br />
Netzwerk nützen, um Bewusstsein <strong>für</strong><br />
diese Inhalte zu schaen. Das ema Integration<br />
ist sehr wichtig <strong>und</strong> Sport spielt dabei eine große<br />
Rolle. Daher unterstützt die BSO als Partner verschiedene<br />
Initiativen, wie etwa den Workshop<br />
„Interkulturelle Kompetenz im Sport“, aber auch<br />
den Integrationspreis Sport, den MIA-Award <strong>und</strong><br />
die Initiative „ZUSAMMEN: ÖSTERREICH“.<br />
Unseren Auritt beim Europäischen Forum Alpbach<br />
haben wir ebenfalls genützt, um über das<br />
Potenzial von Sport <strong>und</strong> Integration zu diskutieren<br />
<strong>und</strong> Tipps <strong>für</strong> die Praxis zu erarbeiten. Natürlich<br />
haben wir auch in unserer Mitgliederzeitschri<br />
auf die ematik aufmerksam gemacht.<br />
Zusätzlich ist uns ein wichtiger Schritt gelungen,<br />
indem wir das Modul „Interkulturelle Önung<br />
von Sportvereinen“ in unseren Sportverein-<br />
Management-Kursen verankert haben.“<br />
INTEGRATIONSMOTOR SPORT<br />
Deutsch, Bosnisch oder Türkisch, am Spielfeld<br />
nutzt man jede Sprache. Kulturelle Unterschiede<br />
wie kein Schweineeisch <strong>für</strong> Muslime, Kopuch<br />
am Spielfeld oder rituelle Waschungen: Für Trainer<br />
<strong>und</strong> Funktionäre bedeutet dieses im Workshop<br />
ver<strong>mit</strong>telte Wissen eine Hilfe im Umgang<br />
<strong>mit</strong> kultureller Vielfalt. Praxisinput tri auf eorieblöcke<br />
<strong>und</strong> Diskussionen, die der Forschung<br />
<strong>und</strong> f<strong>und</strong>iertem wissenschalichem Wissen zu<br />
Gr<strong>und</strong>e liegen. Die Teilnahme am Kurs ist gratis<br />
<strong>und</strong> <strong>für</strong> alle Sportinteressierten ein Muss.<br />
Keine Zugangsbeschränkungen <strong>und</strong> kein obligatorischer<br />
Haken. Es sind noch Plätze frei, am<br />
besten schnell informieren <strong>und</strong> anmelden unter:<br />
http://sportintegration.at/interkulturellekompetenz/<br />
Die Österreichische B<strong>und</strong>es-<br />
Sportorganisation (BSO) ist der<br />
Dachverband des österreichischen,<br />
organisierten Sports. Die Mitglieder<br />
sind:<br />
– Sportdachverbände <strong>und</strong> Sportfachverbände<br />
– Österreichisches Olympisches<br />
Co<strong>mit</strong>é <strong>und</strong> Österreichisches<br />
Paralympisches Com<strong>mit</strong>tee<br />
– Special Olympics Österreich<br />
– Österreichischer Behindertensportverband<br />
Infos zu den BSO-Mitgliedsorganisationen<br />
<strong>und</strong> deren Angeboten unter<br />
www.bso.or.at/ordentliche<strong>mit</strong>glieder<br />
33
LIEBE,<br />
WIE ES GOTT GEFÄLLT<br />
34 RAMBAZAMBA
SELMA* UND HEINRICH* VERLIEBTEN SICH,<br />
WURDEN EIN PAAR. NACH EINEM JAHR KAM<br />
DAS PLÖTZLICHE AUS. HEINRICHS FAMILIE<br />
HATTE IHREM SOHN DAZU GERATEN, DIE<br />
BEZIEHUNG ZU BEENDEN. WARUM? SELMA<br />
IST MUSLIMIN, HEINRICH CHRIST.<br />
*(Namen von der Red. geändert)<br />
von Marie-Noel Ntwa <strong>und</strong> Amélie Chapelain (Fotos)<br />
ZWISCHEN SELMA UND HEINRICH hat es sofort<br />
mächtig geknistert. Durch gemeinsame Fre<strong>und</strong>e lernten<br />
sie sich kennen. Zuerst war es nur Smalltalk <strong>mit</strong> funkelnden<br />
Augen <strong>und</strong> Schmetterlingen im Bauch. Für<br />
beide war klar, nur Fre<strong>und</strong>e wollen sie nicht bleiben.<br />
Unzählige Flirts <strong>und</strong> lange Telefonate später ent ammte<br />
die Sehnsucht nach einem Kuss, einer zärtlichen Berührung.<br />
Dann kam das erste Date, ein zweites, ein drittes,<br />
bis es konkret wurde. Selma hätte sich in ihren kühnsten<br />
Träumen nicht vorstellen können, dass ihr Glaube ihrer<br />
großen Liebe einmal im Weg stehen würde. „Am Anfang<br />
spricht doch keiner über Religion. Man spricht über Interessen,<br />
Hobbys, Musik. Aber doch nicht, an welchen<br />
Gott man glaubt“, erzählt Selma.<br />
SELMA ODER JESUS?<br />
Selma sollte sich irren. Die Eltern von Heinrich sind<br />
streng katholisch. Die Erziehung ihres zukün igen Enkelkindes<br />
sahen sie eng in Verbindung <strong>mit</strong> dem Glauben,<br />
der dem Kind <strong>mit</strong>gegeben wird. Als sie erfuhren,<br />
dass Selmas Eltern bosnische Muslime sind, gab es <strong>für</strong><br />
sie nur eine logische Konsequenz – Liebesaus! Im Namen<br />
von Jesus. Selma bekam den Druck der Familie zu<br />
spüren. Heinrich war wütend, gereizt <strong>und</strong> hin- <strong>und</strong> hergerissen.<br />
Sollte er auf sein Herz hören, oder doch auf den<br />
Verstand? Allein die Tatsache, dass Heinrich überlegen<br />
musste, tat Selma weh. Ihre Eltern waren über den katholischen<br />
Schwiegersohn auch nicht gerade glücklich.<br />
Aber Selma war das egal – <strong>und</strong> genau diesen Willen, <strong>für</strong><br />
die Beziehung zu kämpfen, vermisste sie bei ihrem Herzblatt.<br />
Heinrich musste es sich gefallen lassen, er würde<br />
den Namen <strong>und</strong> die Tradition der Familie beschmutzen.<br />
Ein frommer Katholik, liiert <strong>mit</strong> einer Muslimin?<br />
Das geht gar nicht! Dabei kannten sich seine Eltern <strong>und</strong><br />
Selma. „Sie waren immer so nett <strong>und</strong> hö ich zu mir, als<br />
ich Heinrich ab <strong>und</strong> zu zu Hause besuchte. Ich hätte mir<br />
niemals gedacht, dass sie sich eines Tages gegen mich<br />
wenden.“<br />
Die anfängliche rosarote Brille, <strong>mit</strong> ihm nicht über<br />
die Religion zu sprechen, wobei die Familie streng katholisch<br />
ist, war ein Fehler. Davon ist die Bosnierin überzeugt.<br />
GLÜCKLICH GETAUFT<br />
Selma wollte keinesfalls konvertieren, nicht, weil sie eine<br />
praktizierende Gläubige ist, sondern aus Respekt vor<br />
ihren Eltern <strong>und</strong> der jüngsten Geschichte im Ex-Jugoslawien-Krieg.<br />
Ihre Familie ist aus Bosnien <strong>und</strong> trägt<br />
schlimme Erinnerungen <strong>mit</strong> sich, die genau durch die<br />
religiösen Kon ikte zu so viel Leid <strong>und</strong> Kriegsopfern<br />
in ihrer Heimat führten. „Dennoch war ich bereit, <strong>für</strong><br />
unsere Beziehung zu kämpfen, sie fühlte sich richtig an“,<br />
seufzt Selma. Vergebens! Es kam immer ö er zu Streit<br />
<strong>und</strong> Tränen. Vor allem das ema Kinder brachte Kon-<br />
iktpotenzial in die Beziehung. „Unsere Kinder können<br />
nur glücklich aufwachsen, wenn sie getau sind“, erklärte<br />
ihr Heinrich. Selma ist obendrauf nicht getau . „Bin<br />
ich deswegen ein schlechterer Mensch, oder weniger<br />
glücklich als andere?“, fragte sie ihren Fre<strong>und</strong> fassungslos.<br />
Die Antworten kamen in Form von abweisendem<br />
Benehmen. Heinrich war nicht mehr derselbe <strong>und</strong> lud<br />
sie zu einem letzten Date ein. Stille <strong>und</strong> verletzte Gefühle<br />
füllten den Raum. Selma war klar, das Ende ihrer Beziehung<br />
war gekommen. Mit einem letzten Kuss verabschiedete<br />
sich Heinrich von ihr <strong>und</strong> ging. Selma machte<br />
das auf ihre Art – <strong>mit</strong> einem Brief an seine Eltern! (siehe<br />
S. 36)<br />
RAMBAZAMBA<br />
35
SELMA VERFASSTE<br />
EINEN BERÜH-<br />
RENDEN BRIEF AN<br />
HEINRICHS ELTERN.<br />
BIS JETZT HAT SIE<br />
NOCH KEINE ANT-<br />
WORT BEKOMMEN.<br />
36 RAMBAZAMBA<br />
Liebe …,<br />
ich hätte nie geahnt, dass alles so kommen musste<br />
Ich schreibe euch meine Gedanken, weil es mir schwer fällt, euch alle zu vergessen, auch wenn<br />
wir uns nie wirklich oen kennengelernt haben.<br />
Heinrich <strong>und</strong> ich sehen uns seit ein paar Wochen nicht mehr, weil er es <strong>für</strong> richtig hält, dass<br />
wir jetzt schon an unsere Zukun denken <strong>und</strong> er will <strong>für</strong> seine Familie <strong>und</strong> sich das Richtige tun.<br />
Er hat gesagt, dass sich nichts daran geändert hat, dass er <strong>und</strong> ich uns lieben, aber <strong>für</strong> eine<br />
gemeinsame Zukun würde es Probleme geben, weil wir eben verschiedene Religionen haben.<br />
Durch Heinrich habe ich auch euch alle vor einem Jahr kennengelernt <strong>und</strong> fand von Anfang<br />
an, dass ihr eine großartige Familie seid. Ich habe nie etwas gef<strong>und</strong>en, was mir bei euch nicht<br />
gepasst hätte.<br />
Ich möchte euch hier auch gleich <strong>für</strong> eure nette Gastfre<strong>und</strong>scha <strong>und</strong> das gute Essen danken.<br />
Ich nde es auch toll, wie ihr, als Eltern, Heinrich erzogen habt, <strong>und</strong> dass euch die Kirche<br />
dabei das Wichtigste war <strong>und</strong> ist. Ich würde nie etwas an euch ändern wollen! Ich will nichts an<br />
Heinrich ändern <strong>und</strong> ich respektiere die Kirche ehrlichen Herzens.<br />
Ich habe einfach nur die ganze Zeit geglaubt, ich wäre auch ein Teil davon, <strong>und</strong> dass Heinrich<br />
auch glücklich da<strong>mit</strong> ist. Bis jetzt waren wir gleiche <strong>Menschen</strong>.<br />
Doch als er mir gesagt hat, was euer Wunsch ist, hat mich das tief getroen <strong>und</strong> verletzt.<br />
Vor allem habe ich Schwierigkeiten da<strong>mit</strong>, wirklich zu verstehen, dass der Glauben uns auseinander<br />
bringen soll, anstatt diese Liebe zu fördern. Diese Liebe ist ehrlich <strong>und</strong> hat uns beiden gut<br />
getan.<br />
Ich habe Heinrich zuerst als einen Fre<strong>und</strong> kennengelernt, <strong>mit</strong> dem ich sehr gut lachen <strong>und</strong><br />
st<strong>und</strong>enlang telefonieren kann. Längere Zeit später haben wir beide beschlossen, zusammen zu<br />
sein, als Paar, weil wir uns einfach verliebt haben <strong>und</strong> uns eigentlich bis heute lieben.<br />
Obwohl wir so unterschiedlich aussehen, freuen wir uns über viele gleiche Sachen <strong>und</strong> können<br />
sehr o gemeinsam lachen. Als <strong>Menschen</strong> sind wir auch alle gleich. Ist das wirklich so schwer zu<br />
begreifen?<br />
Ich wünschte nur, es könnte alles so wie bis jetzt sein, weil bis jetzt gab es fast nur Freude <strong>und</strong><br />
Liebe zwischen uns. Wie Kinder haben wir uns <strong>mit</strong> dem Herzen gesehen. Jetzt sollen wir plötzlich<br />
anders sein, obwohl uns das von alleine nie aufgefallen wäre…<br />
Überall auf der Welt, egal in welcher Religion, gibt es gute <strong>und</strong> schlechte Taten von <strong>Menschen</strong>.<br />
Als ich Heinrich Meinung erfahren habe, habe ich zu Gott gebetet, dass jemand kommen soll<br />
<strong>und</strong> mir erklärt, warum es keine Zukun zwischen mir <strong>und</strong> Heinrich geben kann? Am nächsten<br />
Tag habe ich zufällig in der Früh, in der Straßenbahn 67, Pfarrer Ron getroen. Pfarrer Ron hat<br />
der Situation oen entgegen geschaut <strong>und</strong> gesagt: „Es wird wohl Wege geben <strong>und</strong> dass wir immer<br />
nur kämpfen müssen, wenn wir uns wirklich lieben...»<br />
Ich habe nur gedacht, wenn schon Pfarrer Ron so positiv denkt, warum können wir das nicht<br />
alle?<br />
Es kann nicht falsch sein, was wir aneinander haben. Ich sehe meine Zukun immer in schönen<br />
Bildern, <strong>mit</strong> lieben <strong>Menschen</strong> <strong>und</strong> viel Freude. Wahre Freude <strong>und</strong> Gerechtigkeit.<br />
Ich will keinen Streit <strong>und</strong> ich will keinen Hass zwischen den <strong>Menschen</strong>. Ich will nur wissen,<br />
warum Heinrich <strong>und</strong> ich eigentlich nicht zusammenbleiben dürfen?<br />
Liebe Grüße
DER EXPERTE RÄT:<br />
„TÖTE DAS MONSTER, SOLANGE ES EIN BABY IST.“<br />
EHEBERATER DOMINIK BORDE<br />
ÜBER KONFLIKTPOTENZIAL<br />
IN EINER INTERRELIGIÖSEN<br />
BEZIEHUNG, WARUM ES KEIN<br />
RICHTIG ODER FALSCH GIBT<br />
UND DIE WICHTIGKEIT, PRO-<br />
BLEME ANZUSPRECHEN.<br />
<strong>biber</strong>: Warum spielt die Religion in<br />
den meisten Ehen eine große Rolle?<br />
DOMINIK BORDE: Nicht die Religion<br />
ist das Problem, sondern eher<br />
die Werte <strong>und</strong> Normen, die von der<br />
Familie <strong>und</strong> der zugehörigen Glaubensgemeinscha<br />
ver<strong>mit</strong>telt werden.<br />
Können diese Beziehungen funktionieren?<br />
Liebesbeziehungen sind immer eine<br />
Herausforderung. Bei unterschiedlichem<br />
Glauben steigt das Kon iktpotenzial.<br />
Für eine glückliche, interreligiöse<br />
Liebesbeziehung darf es in<br />
diesem Kontext kein „richtig“ oder<br />
„falsch“ geben, sonst fühlt sich ein<br />
Partner nicht vollkommen akzeptiert<br />
<strong>und</strong> abgelehnt. Das tut weh.<br />
Können Sie uns ein Beispiel aus der<br />
Praxis nennen?<br />
Dilara ist eine junge, türkische Muslimin<br />
<strong>und</strong> Abraham ein junger, armenischer<br />
Christ. Beide sind nicht<br />
wirklich religiös, ABER die Familien<br />
der beiden nehmen ihre Religion<br />
sehr, sehr ernst. Das Paar wirkt sehr<br />
harmonisch <strong>und</strong> ihre Liebe ist stark,<br />
doch ihr einziger Streitpunkt ist die<br />
Erziehung ihrer ungeborenen Kinder!<br />
In diesem Fall spielt der familiäre<br />
<strong>und</strong> gesellscha liche Backgro<strong>und</strong><br />
eine tragende Rolle <strong>und</strong> ist stärker<br />
als die persönlichen Vorstellungen<br />
von Kindererziehung <strong>und</strong> Familienplanung<br />
der beiden. Ein anderes<br />
Beispiel: Jelena ist eine orthodoxe<br />
Russin, Mitte dreißig, Martin ein<br />
katholischer Österreicher im selben<br />
Alter. Die beiden sind seit fünf Jahren<br />
ein Paar. Jelenas Familie drängt<br />
unau örlich zu einer Hochzeit, da<br />
die Beziehung sonst keinen Wert<br />
hat <strong>und</strong> Jelena ihre Eltern endlich zu<br />
Großeltern machen soll. Martin will<br />
nicht unter diesen Umständen heiraten,<br />
was Jelena noch mehr Druck bereitet.<br />
Im Leben gibt es nie nur eine<br />
oder zwei Lösungen <strong>und</strong> manchmal<br />
braucht es da eine neue Perspektive.<br />
Und die wäre?<br />
Es ist wichtig, den Partner nicht<br />
verändern zu wollen <strong>und</strong> ihm auch<br />
nicht das eigene Weltbild aufzudrängen.<br />
Entscheidend ist, dass Religion<br />
nie wichtiger als die Liebe zueinander<br />
wird. Wenn jeder seine Individualität<br />
ausleben kann, <strong>ohne</strong> seine Herkun<br />
zu leugnen, ist die Liebe stark.<br />
Wann kommen die Paare zu ihnen?<br />
Meistens kommen sie dann, wenn<br />
die Beziehung kurz vor dem Abgr<strong>und</strong><br />
steht. In diesen Fällen rate ich<br />
zu dem folgenden, simplen Motto:<br />
„Töte das Monster, wenn es noch ein<br />
Baby ist“, dh., selbst im anfänglichen<br />
Verliebtsein soll man au ommende<br />
Probleme anpacken <strong>und</strong> nicht ignorieren.<br />
Haben Sie einen guten Tipp <strong>für</strong> unsere<br />
Leser?<br />
Wenn du eine glückliche Liebesbeziehung<br />
möchtest, darfst du dich<br />
nicht an der Norm orientieren. Behalte<br />
unbedingt ein Bild von der Liebesbeziehung<br />
vor Augen, die du führen<br />
möchtest <strong>und</strong> lass dich in deinen<br />
Träumen nicht von Scheidungsraten<br />
oder frustrierten Paaren beirren.<br />
Denn die große Liebe gibt es, wenn<br />
man bereit ist, an sie zu glauben !<br />
RAMBAZAMBA<br />
37
38<br />
„DU BIST NICHT ALLEINE!“<br />
Liebe zwischen Religionsfronten ist keine Seltenheit. Deshalb<br />
ist es <strong>für</strong> Paare wichtig, sich in Konfl iktsituationen eine<br />
professionelle Beratung zu holen. Hier ein paar Stellen, wo du<br />
dir Tipps holen kannst.<br />
MEDIEN-SERVICESTELLE NEUE ÖSTERREICHER/INNEN<br />
In Wien, der Steiermark, Kärnten <strong>und</strong> Salzburg;<br />
Hier fi ndest du Fakten <strong>und</strong> Daten in Bezug auf interreligiöse<br />
Partnerschaften. Für Paare oder Singles, jung oder alt.<br />
http://tinyurl.com/a6w6duu<br />
INTERRELIGIÖSE KONFERENZ GRAZ <strong>2013</strong><br />
Die Interreligiöse Konferenz ist eine Organisation, die sich <strong>für</strong><br />
ein friedliches Zusammenleben der Religionen einsetzt. Dort<br />
fi ndest du Antworten auf die meist gestellten Fragen zum Thema<br />
Religion aus ganz Europa, sowie Beratung. Die Konferenz<br />
fi ndet dieses Jahr in Graz statt (17. – 20. Juli im Kunsthaus).<br />
Die Einladung zur Teilnahme an der Konferenz wird an alle in<br />
Österreich anerkannten Religionsgemeinschaften gehen. Jeder,<br />
der sich <strong>für</strong>s Thema Religion interessiert, ist willkommen.<br />
http://tinyurl.com/bfylzhc<br />
www.wgkk.at<br />
Bist du zwischen 15 <strong>und</strong> 18 Jahre alt <strong>und</strong> berufstätig?<br />
Dann lädt dich die Wiener Gebietskrankenkasse<br />
(WGKK) zur Jugendlichenuntersuchung ein.<br />
Dabei wird neben dem jährlichen Routine-Check ein<br />
Sehtest durchgeführt, im zweiten Lehrjahr gibt es zudem<br />
einen Hörtest. Zusätzlich informieren Ärztinnen<br />
<strong>und</strong> Ärzte über die Auffrischung diverser Impfungen.<br />
Nähere Informationen ndest du unter www.wgkk.at<br />
Wegweiser => Ges<strong>und</strong>heitszentren => Ges<strong>und</strong>heitszentrum<br />
Wien-Mariahilf => Fachambulanzen H-L =><br />
Jugendlichenuntersuchung
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25 Jahre Donauinsel – Freizeitparadies <strong>und</strong> Hochwasserschutz<br />
1 km<br />
Die Griller glühen bereits!<br />
Party!<br />
U1<br />
Donauinsel<br />
zwischen Reichsbrücke<br />
& Kaisermühlenbrücke<br />
www.donauinsel.wien.at/25jahre<br />
Samstag<br />
Juni<br />
8. 14-22 Uhr<br />
Grillen oder grillen lassen!<br />
Grillgut <strong>mit</strong>nehmen oder vor Ort<br />
erstehen – die Griller glühen bereits!<br />
• Wildschweinrennen, Kinder-Action<br />
• Musik <strong>und</strong> Spaß <strong>ohne</strong> Ende!<br />
Sonntag<br />
Juni<br />
9. 10-18 Uhr<br />
39
40<br />
9.<strong>JUNI</strong> VATERTAG<br />
PAPA IST DER BESTE!<br />
Er erteilt weise Ratschläge, versteckt unsere<br />
hohe Handyrechnung vor Mama, holt uns<br />
kiloweise Schokolade bei Liebeskummer <strong>und</strong><br />
beschützt uns sein Leben lang – Papa, der erste<br />
Held eines S<strong>ohne</strong>s, die erste Liebe einer Tochter.<br />
Von Melisa Aljović <strong>und</strong> Amélie Chapalain (Foto)<br />
Ahmet Özcoban 52, Bautechniker<br />
<strong>und</strong> Deniz Özcoban 22, Student<br />
Darin bin ich ganz der Papa…<br />
Wir sind beide riesen Galatasaray-Fans <strong>und</strong> sitzen<br />
jedes Wochenende um 18h vor dem Fernseher, um uns<br />
gemeinsam das Spiel anzusehen.<br />
…nicht wie Papa…<br />
Mein Papa ist die Ruhe selbst, während ich mich schnell<br />
aufrege.<br />
Der beste Ratschlag, den mir mein Vater erteilt hat…<br />
„Habe nie Vorurteile anderen gegenüber!“<br />
Deshalb bin ich besonders stolz auf meinen Papa…<br />
Er steht immer hinter mir, darauf bin ich stolz.<br />
Das darf nur mein Papa…<br />
Er ist der Einzige, der sich in meine Entscheidungen<br />
einmischen darf.<br />
Das wünsche ich meinem Papa..<br />
Dass ich eines Tages genug verdiene, um ihm einen<br />
Ferrari zu kaufen.<br />
RAMBAZAMBA<br />
Orhan Gürol 53, Gärtner<br />
<strong>und</strong> Musa Gürol 26, Lean-Manager<br />
Darin bin ich ganz der Papa…<br />
Wir sind beide sehr modebewusst <strong>und</strong> achten auf unser Äußeres.<br />
…nicht wie Papa…<br />
Mein Vater hat o Ängste <strong>und</strong> Zweifel, ich bin sehr selbstbewusst.<br />
Der beste Ratschlag, den mir mein Vater erteilt hat…<br />
Im Türkischen sagt man: „Bu devirde babana bilen güvenmeyeceksin.“<br />
Das heißt übersetzt: „Vertraue nicht einmal<br />
deinem Vater.“ Mein Vater hat mir beigebracht, dass man vor<br />
allem im Beru ichen nicht jedem trauen darf. Vertrauen ist<br />
gut, Kontrolle ist besser!<br />
Deshalb bin ich besonders stolz auf meinen Papa…<br />
Er lebt in erster Linie <strong>für</strong> seine Familie <strong>und</strong> ist immer <strong>für</strong> uns<br />
da.<br />
Das darf nur mein Papa…<br />
Mein Vater darf mich kritisieren. Von meinem Haarschnitt<br />
bis zum Job darf es alles bemängeln <strong>ohne</strong> dass ich ihm je böse<br />
werde.<br />
Das wünsche ich meinem Papa..<br />
Ein langes, ges<strong>und</strong>es <strong>und</strong> glückliches Leben!
Edin Dučić 50, LKW-Fahrer <strong>und</strong> Belma Dučić 20, Studentin;<br />
Selma Dučić 20, Studentin (zweieiige Zwillinge)<br />
Belma:<br />
Darin bin ich ganz der Papa…<br />
Papa hat sein Fußballgen an<br />
mich weitervererbt. Wir beide<br />
stehen total auf Fußball <strong>und</strong><br />
schauen uns die Spiele immer<br />
zusammen an.<br />
…nicht wie Papa…<br />
Seine „Haarpracht“ hat er Gott<br />
sei Dank nicht an mich weitervererbt.<br />
Der beste Ratschlag, den mir<br />
mein Vater erteilt hat…<br />
Hör auf dein Herz <strong>und</strong> mach<br />
das, was dich glücklich macht!<br />
Deshalb bin ich besonders<br />
stolz auf meinen Papa…<br />
Weil er besser Deutsch kann als<br />
ich <strong>und</strong> ießend Oberösterreichisch<br />
spricht.<br />
Das darf nur mein Papa…<br />
Nur er darf mich „Sin moj“ nennen<br />
(„Mein Sohn“ auf Bosnisch/<br />
Kroatisch/Serbisch).<br />
Das wünsche ich meinem<br />
Papa…<br />
Dass er niemals seinen Humor<br />
verliert <strong>und</strong> mich weiterhin zum<br />
Lachen bringt. Mit meinem<br />
Papa hat man immer Spaß, er ist<br />
einfach der beste Papa auf der<br />
Welt. I love you daddy!<br />
Selma:<br />
Darin bin ich ganz der Papa…<br />
Im Parfum baden <strong>und</strong> Schuhe<br />
shoppen sind wir beide Weltmeister.<br />
…nicht wie Papa…<br />
Die Haare, die hab ich de nitiv<br />
nicht vom Papa.<br />
Der beste Ratschlag, den mir<br />
mein Vater erteilt hat…<br />
„Wenn du nicht so viel hackeln<br />
möchtest wie Mama <strong>und</strong> ich,<br />
dann geh zur Schule <strong>und</strong> mach<br />
was aus dir!“<br />
Deshalb bin ich besonders<br />
stolz auf meinen Papa…<br />
Weil er <strong>mit</strong> vier Mädels zusammenlebt<br />
<strong>und</strong> dabei nicht<br />
durchdreht.<br />
Das darf nur mein Papa…<br />
Mit uns „Desperate Housewives“<br />
<strong>und</strong> „Dallas“ schauen.<br />
Das wünsche ich meinem<br />
Papa…<br />
Dass er immer das Kind in sich<br />
behält <strong>und</strong> ges<strong>und</strong> bleibt.<br />
Dragiša Vojinović 40, Elektriker<br />
<strong>und</strong> Tanja Vojinović 17, Schülerin<br />
Darin bin ich ganz der Papa…<br />
Es ist unschwer zu übersehen, dass ich meinem Vater wie aus<br />
dem Gesicht geschnitten bin. Außerdem sind wir beide zwei<br />
Plaudertauschen, Papa <strong>und</strong> ich reden unglaublich viel.<br />
…nicht wie Papa…<br />
Mich kann nichts aus der Ruhe bringen. Meinen Vater dagegen<br />
kann man leicht verärgern.<br />
Der beste Ratschlag, den mir mein Vater erteilt hat…<br />
„Du musst deine eigenen Fehler machen, um daraus zu<br />
lernen!“<br />
Deshalb bin ich besonders stolz auf meinen Papa…<br />
Trotz der schwierigen Umstände in meiner Kindheit, hat er es<br />
gescha , eine sehr gute <strong>und</strong> vertrauensvolle Vater-Tochter-<br />
Beziehung aufzubauen.<br />
Das darf nur mein Papa…<br />
Er darf mich ärgern <strong>und</strong> sich über mich lustig machen, <strong>ohne</strong><br />
dass ich ihm je böse werde.<br />
Das wünsche ich meinem Papa…<br />
Ich wünsche mir, dass die Rückenschmerzen, die er wegen<br />
seiner harten Arbeit hat, weggehen. Da er <strong>und</strong> Mama wegen<br />
mir <strong>und</strong> meiner Schwester auf vieles verzichten mussten,<br />
wünsche ich ihnen, dass sie jetzt, wo wir groß sind, verreisen<br />
<strong>und</strong> all die Dinge machen, die sie wegen uns aufgeschoben<br />
haben.<br />
RAMBAZAMBA<br />
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42<br />
SUMMER<br />
IN THE<br />
CITY<br />
Heiße Tage, lange Nächte: Der Sommer in Wien kann kommen.<br />
Mit Chillout-Zonen in Wiens Naturparadies, Badespaß <strong>für</strong> Groß<br />
<strong>und</strong> Klein in den Bädern <strong>und</strong> Event-Angeboten der Extraklasse<br />
in der Stadt. Wozu noch in die Ferne reisen, wenn das Gute<br />
doch so nah ist?<br />
AB INS KÜHLE NASS<br />
Die Türen zu Wiens Bädern stehen seit<br />
Mai <strong>für</strong> alle Badegäste oen. Täglich<br />
stürmen bei gutem Wetter bis zu 100.000<br />
Badegäste die Pools <strong>und</strong> Liegeächen.<br />
Modernste Filtersysteme sorgen <strong>für</strong> Wasserqualität<br />
auf höchstem Niveau, da<strong>mit</strong><br />
das Wasser frisch <strong>und</strong> sauber bleibt. In<br />
den Ferien wird das Programm <strong>für</strong> alle<br />
Badegäste erweitert. Mit Animationsprogrammen,<br />
Wassergymnastik, Volleyball<br />
<strong>und</strong> Kinderclubs sind die Ferien <strong>für</strong> alle<br />
Wasserratten <strong>mit</strong> ausreichend Programm<br />
im Wasser verplant.<br />
Tipp: Für ultimative Wasserratten gibt<br />
es die Wiener Bäder Monatskarte. Da<strong>mit</strong><br />
spart man Geld <strong>und</strong> Nerven beim langen<br />
Anstehen in den Warteschlangen.<br />
ES GRÜNT SO GRÜN<br />
Wer lieber im Schatten chillt <strong>und</strong> auf Badespaß<br />
verzichtet, der schnappt sich eine
Foto: Wien Tourismus/Karl Thomas, Wolfgang Simlinger<br />
Decke <strong>und</strong> lässt seine Seele in einer der<br />
vielen Grünoasen der Stadt baumeln. Ob<br />
im Prater, am Roten Berg, im Schwarzenbergpark<br />
oder auf der Donauinsel. Mit 51<br />
Prozent Grünäche zählt Wien zu den<br />
„grünsten“ Millionenstädten der Welt, ein<br />
richtiges Highlight, das sie zur lebenswertesten<br />
weltweit macht.<br />
Das letzte Stück des Ur-Wienerwaldes<br />
– der Lainzer Park, am Rande der Stadt,<br />
wartet auf alle, die Natur, Kultur <strong>und</strong> Geschichte<br />
verbinden wollen. Das ehemalige<br />
Jagdrevier des Kaiserhauses, <strong>mit</strong> Hermes-<br />
Villa <strong>und</strong> Tierpark, ist <strong>für</strong> Familien das<br />
perfekte Ausugsziel.<br />
Der Dschungel Wiens , die Lobau, liegt<br />
im Osten der Stadt <strong>und</strong> macht <strong>mit</strong> 2.300<br />
Hektar ein Drittel des Nationalparks Donau-Auen<br />
aus. Als Wasserwald lockt er<br />
aber nicht nur zum Naturbaden, sondern<br />
<strong>mit</strong> Erlebniswanderungen, Exkursionen<br />
<strong>und</strong> Wanderausügen ist auch etwas <strong>für</strong><br />
Stadtabenteurer dabei.<br />
INSELFLAIR AM FESTLAND<br />
Mit 21 km ist die Donauinsel das beliebteste<br />
Naherholungsgebiet der Wiener.<br />
In ein paar Minuten ist man <strong>mit</strong> der U-<br />
Bahn nach einem langen Arbeitstag <strong>mit</strong>ten<br />
im Grünen. Ob zum Auspowern <strong>und</strong><br />
um sich t zu halten, oder zum Schwimmen<br />
<strong>und</strong> Entspannen, alles ist möglich.<br />
Baden, Boot fahren, Rad fahren, skaten,<br />
Beachvolleyball spielen, oder doch lieber<br />
wandern, joggen, Rad fahren <strong>und</strong> skaten.<br />
Ein ausgedehntes Wegnetz erlaubt Sport<br />
<strong>ohne</strong> lästige Autos <strong>und</strong> giige Abgase.<br />
Für all jene, die einen Plan benötigen,<br />
um sich auf dem riesen Areal zurecht zu<br />
nden, gibt es eigens eine Inselinfo. Das<br />
multifunktionale Infocenter steht nicht<br />
nur den Besucherinnen <strong>und</strong> Besuchern<br />
<strong>für</strong> Fragen zur Verfügung, sondern ist<br />
auch <strong>mit</strong> einem mobilen Info-Service<br />
unterwegs.<br />
Wer lieber in Beach-Atmosphäre an<br />
einem Cocktail trinkt, kann auch zu<br />
einem der Hotspots am Donaukanal pilgern.<br />
Die summerstage, das Badeschi,<br />
die Strandbar Hermanns, Motto am Fluss,<br />
das Schützenhaus oder der Tel Aviv Beach.<br />
Für gute Musik, feines Essen <strong>und</strong><br />
kalte Drinks ist garantiert gesorgt.<br />
KUNSTHOTSPOT MQ<br />
Für echte Stadtmenschen, die lieber umgeben<br />
von Kunst <strong>und</strong> Kultur entspannen,<br />
bietet das MQ den ganzen Sommer ein<br />
reichhaltiges Programm. Um dennoch<br />
dem Lärm der Straßen zu entgehen, chillt<br />
man einfach im Innenhof auf den Enzos.<br />
Ein Ausblick in die Ferne wird zwar nicht<br />
geboten, aber ein einzigartiges Zusammenspiel<br />
aus historischen Gebäuden <strong>und</strong><br />
moderner Architektur, gepaart <strong>mit</strong> Musik,<br />
Kunst <strong>und</strong> <strong>Menschen</strong> aus aller Welt.<br />
„ALLES KARL“<br />
Laut <strong>und</strong> cineastisch wird es auch am<br />
Karlsplatz im Sommer. Dieser bietet<br />
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44<br />
eine ausgefallene barocke Bühne <strong>für</strong><br />
zwei Events. Das 4. Popfest Wien ndet<br />
vom 25. bis 28. Juli statt. 50 Acts der<br />
heimischen Popszene verwandeln die<br />
Seebühne vor der Kirche in eine ausgelassene<br />
Partyzone. Das Fest erönen werden<br />
die A capella-Genies „Bauchklang“,<br />
aber auch Newcomer wie die „Steaming<br />
Satellites“ <strong>und</strong> „HVOB“ versprechen einen<br />
unvergesslichen Auritt hinzulegen.<br />
Aber auch preisgekrönte Bands wie die<br />
FM4-Amadeus Gewinner „Catastrophe<br />
& Cure“ sowie „König Leopold“ lassen es<br />
sich nicht nehmen, das Fest <strong>mit</strong> ihrer Musik<br />
zu bereichern.<br />
Bevor das Popfest ansteht, wird der<br />
Resselpark am Karlsplatz vom 28. Juni bis<br />
20. Juli zum Open-Air-Kino umfunktioniert.<br />
Unter dem Motto „Alles Karl“ steht<br />
tägliches Sommerkino bei freiem Eintritt<br />
auf dem Programm. Ein besonderes<br />
Zuckerl <strong>für</strong> alle Filmjunkies: Vor jeder<br />
Auührung gibt es die Möglichkeit, die<br />
RegisseurInnen, MusikerInnen, KabarettistInnen<br />
<strong>und</strong> SchauspielerInnen kennenzulernen.<br />
Wer sich dieses Angebot entgehen<br />
lässt <strong>und</strong> zu Hause bleibt, ist eindeutig<br />
selber schuld.<br />
Alle weiteren Infos r<strong>und</strong> ums<br />
Badevergnügen in Wien gibt<br />
es unter: www.wiener.baeder.at<br />
oder unter der Bäder<br />
Hotline: 60112/8044<br />
Fit <strong>für</strong> die Donauinsel wirst<br />
du <strong>mit</strong> Infos auf: www.wien.at.<br />
Die nächsten Events <strong>und</strong><br />
Termine im MQ klickst du<br />
unter: www.mqw.at.<br />
Foto: PID/Pressefoto Votava, Lammerhuber, summerstage
AUTOTEST BY BIBERICA<br />
NORMALERWEISE SCHREIBEN MÄNNER<br />
ÜBER PS, SERVOLENKUNG UND<br />
KÜHLERGRILL – IM BIBER MACHT<br />
DELNA ANTIA, CHEFICA VOM DIENST,<br />
HÖCHSTPERSÖNLICH DEN AUTOTEST.<br />
DER LIFESTYLER<br />
OPEL ADAM JAM<br />
DAS BESTE KOMMT bekanntlich zum Schluss. Hier<br />
nicht. Beim neuen Opel-Clou ist das Beste denitiv<br />
der Anfang. Ich meine, mal im Ernst, wie o haben wir<br />
schon <strong>mit</strong> unseren Fre<strong>und</strong>innen zusammengesessen<br />
<strong>und</strong> den perfekten Traummann ausgetüelt? Muskulös,<br />
aber nicht zu kräige Waden, sensibel, aber kein Weichei,<br />
humorvoll, aber nicht albern. Blablabla – immer <strong>mit</strong><br />
dem Wissen, alles Traumspinnerei, Männer sind leider<br />
nicht aus Lego. Nun, jetzt ist ein Lebensgefährte auf dem<br />
Markt, der alles möglich macht. Er heißt ADAM <strong>und</strong> anders<br />
als im Paradies, wird er aus deiner Rippe geschaen.<br />
Du designst dir deinen Typ, wie er dir gefällt.<br />
Ladys, ich rede von einem Auto. Aber das ist auch das<br />
einzige Manko, das man Opel bei seiner neuen Kleinwagenserie<br />
vorwerfen kann. Die Idee, beim eigenen Fahrzeug<br />
mehr als die Farbe <strong>und</strong> die Innenraumpolster zu bestimmen,<br />
tri den heutigen Lifestyle-Wahn. So kannst<br />
du aus 12 Außenfarben, 3 Dachfarben, über 30 Radvarianten,<br />
fast 20 Innenraumdekoren inklusive 6 Fußraumteppich-Varianten<br />
nach Herzenslust kombinieren. Keine<br />
Angst, auch wenn du nicht in der Kreativbranche unterwegs<br />
bist, hil dir Opel, dass zum Schluss dein perfekter<br />
ADAM vom Fließband rollt. So entscheidest du dich<br />
zunächst zwischen den drei Ausstattungspaketen JAM,<br />
GLAM oder SLAM <strong>und</strong> dann erst, ob die Außenspiegel<br />
etwa in „Mojito Green“ daherkommen sollen.<br />
Leider konnte ich mir <strong>für</strong> meinen Fahrtest nicht extra<br />
meinen Typ designen. Ich erhielt einen ADAM JAM in<br />
der Lackierung „Pump up the Blue“, der Dachfarbe „I’ll<br />
<strong>biber</strong>-Redakteurin Delna hätte nur zu gern ihren eigenen ADAM entworfen.<br />
be Black“ <strong>und</strong> einem Himmel im Schachbrett-Look. Das<br />
klingt nicht nur hip, sondern sah auch so aus. Selbst unser<br />
Fotochef auf dem Beifahrersitz befand: „Männlich,<br />
sportlich“, <strong>und</strong> da hatte er die Alu-Sportpedale noch<br />
gar nicht entdeckt. Wo<strong>mit</strong> bewiesen war: Muss ja nicht<br />
immer eine Eva am Designerpult gesessen haben. Denn<br />
„Adam“ spielt zwar auf die Schöpfungsgeschichte an, ist<br />
aber auch ein Tribut an Unternehmensgründer Adam<br />
Opel. Doch wie immer zählt: Aussehen ist nicht alles.<br />
Der Opel ADAM macht Spaß zu fahren: großes Cockpit,<br />
einfach zu bedienender Bordcomputer, angenehme<br />
Sitze <strong>und</strong> Lederlenkrad. Gut, Basketballer oder langbeinige<br />
Damen sollte man nur einen pro Stück <strong>mit</strong>nehmen,<br />
denn auf die Rückbank passen platzmäßig besser<br />
Haustiere oder Babys. Doch eine Familienkutsche will<br />
der ADAM gar nicht sein. Flink, ott, <strong>mit</strong> serienmäßig<br />
8 Airbags, Berganfahrassistent <strong>und</strong> Bordcomputer ist<br />
er ein sicherer Begleiter - <strong>ohne</strong> fad zu sein. Das iPhone<br />
lässt sich super easy anstecken <strong>und</strong> schon schallt dir dein<br />
neuester Playlistschatz „Get lucky“ entgegen. Lucky you!<br />
ADAM JAM 1.4<br />
ECOFLEX<br />
Foto: Marko Mestrović<br />
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Konto eröffnen? Dieser Frage ging <strong>biber</strong> in<br />
einem Undercover Banken Stress-Test in<br />
Wien Ottakring nach.<br />
Von Amra Ducic <strong>und</strong> Amélie Chapalain (Fotos)<br />
Der Morgen beginnt in den Filialen der Raieisen Bank, Erste<br />
Bank, BAWAG/PSK <strong>und</strong> Bank Austria wie jeder andere auch.<br />
Zig K<strong>und</strong>en die Wünsche, Probleme <strong>und</strong> Anliegen haben, <strong>mit</strong>ten<br />
unter ihnen ich, eine Jugo-Studentin <strong>ohne</strong> Deutschkenntnisse,<br />
die ein neues Bankkonto braucht. Die Frage <strong>mit</strong> der ich<br />
mich in den Filialen vorstelle, ist dabei immer dieselbe: „Eine<br />
Frage, nix Deutsch, brauchen Konto?“ Die Reaktionen darauf<br />
waren nur teilweise zufriedenstellend.<br />
RAIFFEISEN BANK<br />
Ottakringer Straße 67<br />
Als erstes Ziel in meiner Testreihe wähle ich die Raiffeisen Bank auf<br />
der Ottakringer Straße. Umgeben von Jugo-Lokalen <strong>und</strong> Restaurants<br />
gehe ich in die Filiale – hier muss doch jemand Jugo sprechen, oder?<br />
Eine junge Frau an einem der Schalter begrüßt mich fre<strong>und</strong>lich<br />
<strong>und</strong> fragt, was sie denn <strong>für</strong> mich tun könne. In gebrochenem<br />
Deutsch stelle ich ihr die Frage: „Brauchen Konto, nix Deutsch.“ Sie<br />
antwortet <strong>mit</strong>: „Kein Problem, welche Sprache sprechen Sie denn?“<br />
Ich sage daraufhin Bosnien, prompt steht sie auf <strong>und</strong> geht zu einer<br />
Kollegin. Diese kommt auf mich zu, begrüßt mich auf Bosnisch <strong>und</strong><br />
entschuldigt sich erstmals da<strong>für</strong>, dass sie eine Zahnbehandlung hatte<br />
<strong>und</strong> nicht so gut sprechen kann. Danach erklärte sie mir alle weiteren<br />
Schritte, die bis zum Abschluss eines Kontos noch getätigt werden<br />
müssen <strong>und</strong> sagte, dass ich am nächsten Tag <strong>mit</strong> den Dokumenten<br />
vorbeikommen soll. Für diese Professionalität, Fre<strong>und</strong>lichkeit <strong>und</strong><br />
sprachliche Kompetenz erhält die Raiffeisen Bank in der Bewertung<br />
5 von 5 Punkten <strong>mit</strong> scharf.
BANK AUSTRIA<br />
Thaliastraße/Brunnengasse<br />
Zufrieden <strong>mit</strong> dem ersten Ergebnis begebe ich mich als<br />
nächstes in die Bank Austria-Filiale, Ecke Brunnenmarkt. Da<br />
dort überlicherweise sehr viele Migranten herumschwirren,<br />
war ich mir sicher, auch dort einen Berater zu nden, der<br />
meine Sprache spricht. Verloren stand ich im Gang, an jedem<br />
Schalter <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> größeren <strong>und</strong> kleineren Anliegen –<br />
das könnte wohl länger dauern. Nach einiger Zeit fragte mich<br />
eine Beraterin im Vorbeigehen, was ich denn brauche. Ich<br />
sagte auch ihr denselben Satz. Sie schaute mich verdutzt<br />
an <strong>und</strong> zuckte <strong>mit</strong> den Schultern. Ich sagte dazu Bosnien,<br />
sie fragte nur: „Sie wollen ein Konto? Na dann brauchen<br />
Sie folgendes: ….“ In Wienerischem Dialekt ratterte sie die<br />
Bedarfsliste ab <strong>und</strong> ging um ihre Karte zu holen. Wäre ich<br />
wirklich eine Migrantin <strong>ohne</strong> Sprachkenntnisse gewesen,<br />
hätte ich wohl kein Wort verstanden. Kein Verweis auf einen<br />
Kollegen der diese Sprache spricht. Entweder heißt das, dass<br />
dort niemand <strong>mit</strong> Bosnisch-Sprachkenntnissen arbeitet, oder<br />
sie unfähig war, mich an jemanden zu ver<strong>mit</strong>teln. Nachdem<br />
sie die Karte geholt hatte, fragte sie: „Little bit of English?<br />
Phone this number for Termin.“ Ich fragte noch einmal nach,<br />
um mich zu vergewissern: „Oh, I have to call this number if I<br />
would like to open an acount?“ Sie sagte: „Yes, bye bye!“ Für<br />
diesen Sprachenfail <strong>und</strong> diese Unprofessionalität vergebe ich<br />
1 von 5 Punkten <strong>mit</strong> schaas.<br />
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ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />
49
50<br />
BANKEN-CHECK<br />
ERSTE BANK<br />
Thaliastraße 58<br />
Als nächstes checke ich die Lage in der Erste Bank-Filiale<br />
in der Thaliastraße. Bei einem eigenen Informationsschalter<br />
warte ich, bis ich an die Reihe komme. Ein junger Mann<br />
begrüßt mich <strong>und</strong> fragt, was er <strong>für</strong> mich tun könne. „Nix<br />
Deutsch, Student brauchen Konto.“ „Welche Sprache<br />
sprechen Sie denn?“ Ich antworte <strong>mit</strong> Bosnien, gleich darauf<br />
fängt er selbst an, <strong>mit</strong> mir auf Bosnisch zu sprechen. Zuerst<br />
erklärt er mir, was ich <strong>für</strong> ein Konto brauche <strong>und</strong> erinnert<br />
sich dann: „Sie haben ja gesagt sie seien eine Studentin,<br />
dann können Sie sogar ein Studentenkonto haben. Ich<br />
drucke Ihnen auf einem Zettel alles aus, was sie da<strong>für</strong><br />
brauchen.“ Da<strong>mit</strong> ich mich auf der Uni nicht <strong>mit</strong> Wörtern<br />
wie Inskriptionsbestätigung herumschlagen muss, soll ich<br />
nur auf den Zettel verweisen. Danach gibt er mir noch eine<br />
Karte von einem Betreuer der Bosnisch kann <strong>und</strong> befugt ist,<br />
ein Konto zu eröffnen, um später <strong>für</strong> den Abschluss einen<br />
Termin auszumachen. Ich bedanke mich <strong>und</strong> vergebe <strong>für</strong> so<br />
viel Rücksichtnahme, Fre<strong>und</strong>lichkeit <strong>und</strong> Professionalität<br />
ebenfalls 5 von 5 Punkten <strong>mit</strong> scharf.<br />
BAWAG/PSK<br />
Thaliastraße 68<br />
Als letzten Checkpoint besuche ich die BAWAG/PSK-Filiale auf der<br />
Thaliastraße. Am Infoschalter sagte ich zwei Damen den üblichen Satz,<br />
sie fragten mich gleich darauf, welche Sprache ich spreche, genauso wie<br />
es auch die Berater in der Raiffeisen <strong>und</strong> Erste Bank taten. Ich lächelte<br />
<strong>und</strong> wusste, die haben jemanden, der mich beraten kann. Ich sprach<br />
Bosnien aus, die beiden schauten sich fragend an: „Haben wir hier in der<br />
Filiale jemanden, der Bosnisch spricht?“, <strong>und</strong> wendeten zeitgleich ihren<br />
Blick zu einer Kollegin, die an einem Tisch saß. Sie war aus Serbien,<br />
deshalb war den anderen beiden wohl nicht klar, dass das <strong>mit</strong> kleinen<br />
Unterschieden ein <strong>und</strong> dieselbe Sprache ist. Nach diesem Missverständnis<br />
gestehe ich, war die Beraterin fre<strong>und</strong>lich, erklärte mir ebenfalls alles,<br />
was ich <strong>für</strong> ein Konto brauche, gab mir ihre Visitenkarte <strong>und</strong> machte ein<br />
Kreuzerl neben ihre Nummer, da<strong>mit</strong> ich gleich zu ihr durchkomme, wenn<br />
ich einen Termin <strong>für</strong> die Kontoeröffnung ausmachen möchte. Für dieses<br />
kleine Wissensmanko innerhalb der Kollegen, die aber darüber hinaus sehr<br />
fre<strong>und</strong>liche Beratung, vergebe ich 4 von 5 Punkten <strong>mit</strong> scharf.<br />
FAZIT:<br />
Mit 3 von 4 Banken, die mich gut beraten konnten <strong>und</strong><br />
auch auf K<strong>und</strong>en <strong>mit</strong> besonderen Bedürfnissen eingehen<br />
können, ist das Ergebnis alles in allem sehr zufriedenstellend.<br />
Wie es in anderen Bezirken oder Filialen ausgesehen<br />
hätte, kann ich nicht sagen, eine Forderung <strong>für</strong> alle Filialen<br />
sollte es auch nicht werden, aber in migrantenstarken Bezirken,<br />
wie dem 16., sollte <strong>für</strong> diese Sprachenvielfalt doch<br />
gesorgt werden.
Ich vertraue meinem<br />
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52<br />
FETT SPAREN GEGEN<br />
ZUKUNFTSÄNGSTE<br />
Wie sieht Österreichs wirtschaftliche Zukunft aus? Laut einer Umfrage sind Migranten in<br />
ihrer Meinung darüber gespalten. Während ein Drittel noch immer einen Kredit braucht,<br />
haben die anderen auf dem Sparbuch ein kleines Vermögen angehäuft.<br />
Österreich zählt zu den stabilsten Ländern in<br />
Europa, die Zukun sehen Migranten dennoch<br />
nicht besonders positiv. Während zwei Drittel<br />
aller „Alten Österreicher“ gut <strong>mit</strong> ihrem<br />
Geld auskommen, ist es nur die Häle aller<br />
Migranten. Christina Matzka vom Markt- <strong>und</strong><br />
Meinungsforschungsinstitut Ethnopinion sagt<br />
auch: „Die wirtschaliche Situation <strong>für</strong> Migranten<br />
sieht nicht besonders rosig aus, dies ist<br />
auch ausschlaggebend <strong>für</strong> die wagen Zukunsansichten.“<br />
EINE BANK, MEINE BANK<br />
Die Bankprodukte werden von Migranten hingegen<br />
sehr gut genutzt. Neben der Gr<strong>und</strong>ausstattung<br />
<strong>mit</strong> Girokonto <strong>und</strong> Bankomatkarte, ist<br />
die Kreditkarte auch immer öer ein nützliches<br />
Tool, aber auch auf Sparen <strong>und</strong> Anlegen von<br />
Wertpapieren wird heutzutage nur ungern verzichtet.<br />
Vom großen Geldregen in der Zukun<br />
geht man ja nicht aus.<br />
WELCHE BANKPRODUKTE NUTZEN SIE?<br />
Nichts davon<br />
Girokonto <strong>ohne</strong><br />
Bankomatkarte<br />
Wertpapiere<br />
Kredit/Darlehen<br />
Lebens-<br />
versicherung<br />
Kreditkarte<br />
Bausparvertrag<br />
Sparbuch,<br />
Sparkarte,<br />
Online Sparkonto<br />
Girokonto <strong>mit</strong><br />
Bankomatkarte<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%<br />
Foto: Marko Mestrovic<br />
Österreicher<br />
Migranten<br />
Die Vergleichszahlen<br />
sind aus<br />
dem Jahr 2009.
WIE SIEHT DIE SITUATION IN ÖSTERREICH IN 2 JAHREN AUS?<br />
Sehr Gut<br />
Gut<br />
Ziemlich<br />
Problemlos<br />
Mit einigen<br />
Schwierigkeiten<br />
Mit Schwierigkeiten<br />
Mit großen<br />
Schwierigkeiten<br />
Weiß nicht<br />
Information:<br />
Umfrageinstitut: Ethnopinion<br />
Befragte: 504<br />
(per Online-Panel)<br />
Zeitraum: 03.04.<strong>2013</strong> -<br />
14.04.<strong>2013</strong><br />
Total<br />
Ex-Jugoslawien<br />
Türkei<br />
EU 04/07<br />
Andere Staaten<br />
NENNEN SIE IHRE HAUPTBANK?<br />
BAWAG<br />
Raiffeisenbank (RAIKA)<br />
Bank Austria (Bank Austria Creditanstalt<br />
Erste Bank<br />
Easybank<br />
örtliche / regionale Sparkasse<br />
Volksbank (Hagebank)<br />
PSK Bank<br />
Oberbank<br />
Hypobank<br />
Sparda<br />
Generali Bank<br />
andere Geldinstitute<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
6% 14% 27% 30% 12% 10% 1%<br />
6% 16% 33% 27% 8% 9%<br />
7% 16% 19% 18% 28% 12%<br />
5% 8% 29% 39% 13% 4% 1%<br />
6% 19% 22% 27% 8% 16%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50%<br />
2%<br />
2%<br />
1%<br />
1%<br />
1%<br />
4%<br />
4%<br />
6%<br />
8%<br />
15%<br />
18%<br />
17%<br />
20%<br />
DIE WICHTIGSTEN ERGEBNISSE IM ÜBERBLICK:<br />
WAS BRINGT DIE ZUKUNFT<br />
Generell überwiegt der Pessimismus. Türken schätzen die<br />
Situation in der Zukun am schlechtesten ein. Ausgehend von<br />
ihrer gegen-wärtigen Situation, denn bei ihnen reicht das Geld<br />
am seltensten <strong>für</strong> den ganzen Monat.<br />
WOHIN MIT MEINEM GELD<br />
22% aller Migranten vertrauen auf die BAWAG/PSK als Hausbank<br />
<strong>und</strong> stellen sie auf dem Podest auf Platz eins. Mit 18% ist<br />
die Raieisen Bank auf Platz zwei, dicht gefolgt von der Bank<br />
Austria (17%) auf dem dritten Rang <strong>und</strong> der Erste Bank (15%)<br />
auf Platz 4.<br />
AUSGEBEN, SPAREN UND ANLEGEN<br />
Die Häle aller Migranten möchte bereits nicht mehr auf ein<br />
Sparkonto <strong>und</strong> eine Bankomatkarte verzichten. Auch der Bausparer<br />
wird immer wichtiger <strong>und</strong> ist <strong>für</strong> ein Drittel aller Migranten<br />
1%<br />
2%<br />
Bawag-PSK<br />
Hauptanteil<br />
ein Teil der Sparstruktur. Eine Kreditkarte<br />
besitzen genauso viele Migranten wie Österreicher.<br />
Über den Wert von Aktien <strong>und</strong><br />
Anleihen sind sich schon 11% im Klaren.<br />
Einen Kredit nehmen <strong>mit</strong> 27% aber dennoch<br />
ziemlich viele in Anspruch.<br />
NIE OHNE MEINE KARTE<br />
Auf eine Kreditkarte möchten genauso<br />
viele Migranten wie Österreicher (31 %)<br />
nicht mehr verzichten. Über die Vorliebe<br />
<strong>für</strong> eine bestimmte Karte ist die Community<br />
gespalten. Während Visa bei Jugos<br />
<strong>und</strong> Türken die beliebteste Karte ist, stehen<br />
alle anderen Migranten mehr auf die<br />
Mastercard.<br />
53
54<br />
BANKEN-CHECK<br />
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VERSICHERUNGS-CHECK<br />
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Versicherungen versuchen<br />
seit Jahren, die Lebensversicherung<br />
an den Mann zu bringen,<br />
vor allem bei Migranten<br />
beißen sie dabei oft auf Granit.<br />
Was ist eine Lebensversicherung<br />
<strong>und</strong> welchen Nutzen<br />
hat man als K<strong>und</strong>e davon?<br />
Bei „Altösterreichern“ zählt die Lebensversicherung<br />
seit Jahren zur beliebtesten<br />
Form der Altersvorsorge. Die klassische<br />
Variante der Versicherung ist langfristig<br />
ausgerichtet <strong>und</strong> verspricht xe Garantien,<br />
wie auch einen stabilen Fixzins. Der<br />
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nicht mehr aus. Um sich einen kleinen<br />
Polster zusätzlich anzusparen, braucht<br />
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bei in der Pension oder die Familie nach<br />
dem Tod ausbezahlt. Die Verzinsung ist<br />
auch über Jahre hinweg stabil, der Ertrag<br />
sicher <strong>und</strong> das Risiko klein. Andere Formen<br />
sind die Risikoversicherung, Rentenversicherung<br />
<strong>und</strong> die fondsgeb<strong>und</strong>ene<br />
Versicherung. Die letztere hat keinen xen<br />
Zinssatz, der Gewinn fällt dabei mal<br />
höher <strong>und</strong> mal niedriger aus, so<strong>mit</strong> ist das<br />
Risiko auch viel größer.<br />
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55
56<br />
KARRIERE<br />
ALI YILMAZ: „VERSICHERN IST BEI UNS BEZIEHUNGSACHE“<br />
„ICH VERSICHERE MEIN AUTO, aber<br />
nicht meine Wohnung.“ Wenn es darum<br />
geht Migranten zu beraten, zählen skeptische<br />
Blicke <strong>und</strong> kritische Fragen <strong>für</strong> Versicherungsfachleute<br />
zum Alltag. Deshalb<br />
zücken sie nun ihre Geheimwaen: Berater<br />
<strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />
Ali Yilmaz ist seit 7 Jahren Versicherungsfachmann<br />
bei der UNIQA. Der<br />
gebürtige Türke hat 1.900 K<strong>und</strong>en, 70%<br />
davon sind Türken, 15% Jugos <strong>und</strong> 15%<br />
Österreicher. Er weiß, seine Stärke sind<br />
seine Sprachkenntnisse. Viele K<strong>und</strong>en<br />
sind Gastarbeiter der ersten Generation,<br />
diese sprechen nicht gut Deutsch <strong>und</strong><br />
fühlen sich wohler, wenn sie auf Türkisch<br />
beraten werden können. Vertrauen<br />
auauen ist bei dieser sensiblen K<strong>und</strong>engruppe<br />
besonders wichtig. Jahrelang<br />
wurde <strong>mit</strong> ihnen gespielt <strong>und</strong> sie wurden<br />
von Versicherungen um sehr große Summen<br />
geprellt. „Bei uns kau der K<strong>und</strong>e<br />
nicht das Produkt, sondern die Beziehung<br />
zum Mitarbeiter.“ Alis K<strong>und</strong>en sind Multiplikatoren.<br />
Er weiß: „Wenn ich einen<br />
türkischen Mann erfolgreich versiche-<br />
re <strong>und</strong> gut berate, dann passiert es nicht<br />
selten, dass er 4 Kinder <strong>und</strong> 15 Enkel hat,<br />
die kommen dann alle zu mir. So baue<br />
ich ständig meinen K<strong>und</strong>enstamm aus.<br />
Das bringt aber auch immer eine große<br />
Verantwortung <strong>mit</strong> sich, man darf niemanden<br />
verstimmen.“<br />
Stojan Bucan ist ebenfalls Versicherungsfachmann.<br />
Er arbeitet seit 14 Jahren<br />
bei der Wiener Städtischen. Der gebürtige<br />
Kroate weiß, dieser Job ist ein Fulltime-<br />
Job, erlaubt aber auch eine gute nanzielle<br />
Steigerung. Seine K<strong>und</strong>en sind zwar<br />
mehrheitlich Österreicher, aber in seiner<br />
Filiale der Wiener Städtischen auf der<br />
aliastraße kommen auch viele Leute<br />
aus Ex-Jugoslawien. „Wir haben jede Woche<br />
einen Tag, an dem wir uns allen K<strong>und</strong>en<br />
aus der B/K/S-Community widmen.<br />
Mein serbischer Kollege <strong>und</strong> ich beraten<br />
dann alle <strong>ohne</strong> Termin <strong>und</strong> auch Leute,<br />
die nicht unsere eigenen K<strong>und</strong>en sind.“<br />
STATUS UND PS<br />
Die beliebteste Versicherung unter Ex-Jugoslawen<br />
<strong>und</strong> Türken ist noch immer die<br />
KFZ-Versicherung. „Sie kommen immer<br />
zuerst wegen ihrer KFZ-Versicherung,<br />
weil es ein Muss ist, dass Auto zu versichern“,<br />
sagt Stojan über seine K<strong>und</strong>en.<br />
Auch Ali ist sich dessen im Klaren, sein<br />
Geschä läu zuerst immer über PS, Typen<br />
<strong>und</strong> Statussymbole. „Wenn sie sich<br />
ein schnelles Auto zulegen, muss man<br />
ihnen erklären, dass eine Lebensversicherung<br />
nicht schlecht wäre.“ Auch bei<br />
der Haushaltsversicherung gibt’s öer<br />
kritische Blicke als Zustimmung. „Für die<br />
Österreicher zählt die Haushaltsversicherung<br />
wie das Amen zum Gebet, Türken<br />
muss man den Nutzen erst erklären, da<strong>mit</strong><br />
sie nicht komplett abblocken.“ Auch<br />
Stojan ist sich bewusst: „Früher gab es<br />
diese Versicherungen nicht, Migranten<br />
kennen sie deshalb nicht <strong>und</strong> man muss<br />
o in mehreren Sitzungen erklären, wie<br />
wichtig die Haushaltsversicherung <strong>für</strong> sie<br />
ist.“ Wer jetzt das große Geld riecht, sollte<br />
vorsichtig sein. Der Job ist ein Vollzeitjob<br />
<strong>und</strong> absolut kein Zuckerschlecken, wenn<br />
man ihn ernst nimmt.<br />
Anastasia Osipova
Anastasia Osipova, Achim Biniek<br />
Brainworker Manuel Bräuhofer (links),<br />
Geschäftsführer von factor-D Manfred<br />
Wondrak <strong>und</strong> H<strong>und</strong> (Name unbekannt)<br />
FAIR IM JOB – FAIR.VERSITY<br />
Migranten werden bei<br />
der Jobsuche diskriminiert<br />
<strong>und</strong> schon während<br />
des Recruiting<br />
Prozesses ausgesiebt.<br />
Fair.versity bietet als<br />
Karrieremesse <strong>für</strong> alle<br />
die Möglichkeit, diese<br />
Hürde leichter zu nehmen<br />
<strong>und</strong> dem Big Boss<br />
gegenüberzutreten.<br />
Who is who?<br />
Manuel Bräuhofer:<br />
Brainworker – Agentur <strong>für</strong><br />
Diversity Marketing<br />
Manfred Wondrak:<br />
Geschäftsführer der Agentur<br />
factor-D<br />
Zusammen sind sie die<br />
Gründer der ARGE fair.versity<br />
<strong>und</strong> der Messe.<br />
Herr Ilić <strong>und</strong> Frau Öztürk haben es nicht leicht. Als Migranten<br />
werden sie auch als qualizierte Kräe bei der Jobsuche diskriminiert.<br />
Um diesem Problem gegenüberzutreten, entwickelten<br />
Manuel Bräuhofer von Brainworker <strong>und</strong> Manfred Wondrak von<br />
factor-D die gemeinsame Idee einer Karrieremesse <strong>für</strong> alle – fair.<br />
versity.<br />
SPEED-DATING UND FOTOSHOOT<br />
Zum ersten Mal ndet heuer die Messe <strong>für</strong> alle qualizierten Arbeitssuchenden<br />
<strong>mit</strong> Lehrabschluss, Matura <strong>und</strong> Uni-Abschluss<br />
statt. Big Player aus dem Wirtschasbereich wie REWE International,<br />
Trenkwalder, Vienna Insurance Group, aber auch aus<br />
dem Sozialbereich, wie z. B. wa oder das B<strong>und</strong>esheer, werden<br />
als Aussteller aktiv nach Talenten suchen. Organisator Manfred<br />
Wondrak sagt: „Mich hat es persönlich sehr überrascht, dass Unternehmen<br />
aus dem Sozialbereich die Hürde viel eher genommen<br />
haben <strong>und</strong> sich als Aussteller <strong>für</strong> die Messe gemeldet haben.“<br />
Dabei ist das Angebot riesig <strong>und</strong> reicht von der Chance auf<br />
ein Job-Speed-Dating bis hin zum ultimativen CV-Check. Wer<br />
unsicher ist, was seinen Lebenslauf betri, übergibt ihn auf der<br />
Messe einem Pro, der daraus den perfekten Lebenslauf macht,<br />
<strong>mit</strong> Profoto inklusive versteht sich.<br />
Der Besuch auf der Messe ist kostenlos. Organisator Manuel<br />
Bräuhofer sagt: „Es sind alle willkommen, egal ob schwarz oder<br />
weiß, <strong>mit</strong> oder <strong>ohne</strong> Kopuch, Mann oder Frau.“ Unter allen Besuchern,<br />
die sich vorab über die Homepage registrieren, werden<br />
ein I-Pad mini <strong>und</strong> andere kleinere Preise verlost.<br />
MESSE-FACTS:<br />
Wann: 27. September <strong>2013</strong><br />
Wo: WKO, Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien<br />
Von: 10 – 18 Uhr<br />
WERDE CROUPIER BEI<br />
CASINOS AUSTRIA!<br />
Hängt nicht vom Glück ab –<br />
der Job als Croupier<br />
Jährlich bietet Casinos Austria die Ausbildung<br />
zum Croupier an. Dauer: Neun<br />
Wochen. Nach dem Eignungstest musst<br />
du drei Prüfungen absolvieren. Schon<br />
während der Ausbildung arbeitest du an<br />
den Casinotischen. Danach darfst du dich<br />
Junior Croupier nennen <strong>und</strong> im Casino<br />
arbeiten. Das Einstiegsgehalt ist <strong>mit</strong><br />
1.960,-- Euro brutto angemessen, genauso<br />
wie das Trinkgeld, das einem die wohlhabenden<br />
Gäste zustecken. In Wien ndet<br />
die nächste Ausbildungsr<strong>und</strong>e 2014 statt,<br />
bewerben kannst du dich ab sofort <strong>und</strong><br />
bedenke, dass du mindestens 21 Jahre alt<br />
sein musst.<br />
Weitere Infos:<br />
www.jobs.casinos.at<br />
TEAM STRONACH<br />
SUCHT SOCIAL MEDIA<br />
PRAKTIKANTEN<br />
Du bist gut im Umgang <strong>mit</strong> Facebook,<br />
Twitter & Co.? Dann bewirb dich jetzt!<br />
Das Team Stronach sucht ab 1. Juli <strong>für</strong><br />
die Dauer von 3 Monaten Vollzeit einen<br />
Social Media Checker. Für deine tatkräftige<br />
Unterstützung winken pro Monat<br />
1.200 Euro brutto <strong>und</strong> eine Schulung im<br />
Kameradreh <strong>und</strong> Videoschnitt. Zusätzlich<br />
bekommst du die Chance, eine politische<br />
Organisation in der heißen Wahlkampfphase<br />
zu unterstützen.<br />
Wenn du politisch interessiert bist, ein<br />
abgeschlossenes Gr<strong>und</strong>studium im Bereich<br />
Kommunikation, oder Erfahrung<br />
im journalistischen Bereich gemacht hast<br />
<strong>und</strong> dich ein kreativer <strong>und</strong> authentischer<br />
Schreibstil ausmacht, dann bewirb dich<br />
bei:<br />
Laura.Schuppert@teamstronach.at<br />
57
58<br />
TIPPS MIT SCHARF<br />
FARBENSCHLACHT!<br />
HOLI FESTIVAL OF COLOURS<br />
Wer gerne ein wenig Farbe bekennen möchte,<br />
hat am HOLI Festival of colours die Chance<br />
dazu. Die Altindische Tradition hat in den letzten<br />
Jahren ihren Weg nach Europa gef<strong>und</strong>en. Zu<br />
Frühlingsbeginn bewerfen sich die <strong>Menschen</strong> in<br />
Indien <strong>mit</strong> buntem Farbpulver, genannt Gulal.<br />
Dabei wird die Lu r<strong>und</strong> um die <strong>Menschen</strong> in<br />
ein einzigartiges Farbenmeer getaucht. Egal ob<br />
klein, groß, reich, arm, dick oder dünn: An dem<br />
Tag sind alle Teilnehmer gleich – eine in Farben<br />
getauchte Hippie-Familie.<br />
Straßenkunst der anderen Art:<br />
Shepard Fairey aus L.A. bemalt das Silo im 10. Bezirk<br />
HARD FACTS:<br />
Wo: Neu Marx (U3-Station<br />
Erdberg)<br />
Wann: 13. Juli, 12-22h<br />
Kostet: 16,99€<br />
Einlass: Streng ab 18<br />
LOVE LIFE WAR<br />
PAST PRESENT<br />
IDENTITIES<br />
QUEER FILM FESTIVAL<br />
Wiens Queer Film Festival <strong>2013</strong> ndet heuer zum<br />
20. Mal statt. Der Filmmarathon r<strong>und</strong> um queeres<br />
Leben dauert 10 Tage <strong>und</strong> umfasst 90 Filme. Mit<br />
dabei auch Produktionen aus Bosnien, Serbien <strong>und</strong><br />
Montenegro, die unter dem Motto „LOVE LIFE<br />
WAR PAST PRESENT“ homosexuelle „Liebesgschichtn“<br />
vom Balkan auf die Leinwand zaubern.<br />
Neben vielen No-Names <strong>und</strong> Schulproduktionen<br />
nden sich aber auch Hollywoodgrößen wie Meryl<br />
Streep <strong>und</strong> Diane Kruger unter den Schauspielern<br />
in den Filmen.<br />
HARD FACTS:<br />
Wo: Gartenbaukino, Top Kino, Filmcasino<br />
Wann: 06.06-18.06.<strong>2013</strong><br />
Kostet Einzelkarte 8€ - Gruppenermäßigungen<br />
möglich<br />
CASH, CANS & CANDY<br />
IN FAVORITEN<br />
Der 10. Bezirk ist ja bekanntlich kein Kulturhotspot. Doch die Street Art-<br />
Ausstellung „Cash, Cans & Candy“ wird selbst Kunstbanausen beeindrucken.<br />
Auf dem Gelände <strong>und</strong> in den Hallen der einstigen Ankerbrotfabrik<br />
zeigen „Straßenkünstler“ aus allen fünf Kontinenten ihre Werke. Vom 1.<br />
Juni bis 14. September hat die Galerie Ernst Hilger 40 österreichische <strong>und</strong><br />
internationale Künstler geladen, um nicht nur auf den 800 Quadratmetern<br />
der HilgerBROTKunsthalle, sondern auch live, ihre Arbeiten vorzuführen.<br />
Denn Street-Art wäre nicht authentisch, würde sie nur indoor stattnden.<br />
So werden über den Sommer hinweg in der ganzen Stadt immer wieder<br />
live <strong>und</strong> legal Mauern bemalt. Am Naschmarkt ist bereits ein „Mural“ der<br />
bulgarischen Künstlerin Vasilena Gankovska zu bew<strong>und</strong>ern <strong>und</strong> die Wand<br />
vom Silo der Ankerbrotfabrik wurde zum Auakt vom Weltstar Shepard<br />
Fairey aus Los Angeles in schwindelerregender Höhe verschönert.<br />
HilgerBROTKunsthalle, Wien 10 / Öffnungszeiten: Mi–Sa 12–18 Uhr<br />
www.holifestival.com, www.identities.at/
FORZA BIERSTUBE!<br />
Wie komme ich<br />
als Unternehmerin<br />
an Förderungen?<br />
Richtige Antwort:<br />
Förderreferat<br />
der Wirtschaftskammer<br />
Wien<br />
01/514 50-1055<br />
wienerfoerderungen@wkw.at<br />
Unternehmer haben nichts zu verschenken. Das Förderreferat der Wirt schaftskammer<br />
Wien berät Sie kostenlos, wie Sie zu passenden Förderungen kommen.<br />
Informieren Sie sich jetzt: T 01/514 50-1055, E wienerfoerderungen@wkw.at<br />
Die Jungs des Hobbyverein<br />
Bierstube stellen selbst den<br />
famosen FC Bayern München<br />
in den Schatten. Nicht nur,<br />
dass sie in souveräner Manier<br />
das Double herausgeschossen<br />
haben - nein, die Rasenkünstler<br />
<strong>mit</strong> dem flüssigen Vereinsnamen<br />
haben das große<br />
<strong>biber</strong>-Voting „Wähle deine 11<br />
Helden“ gewonnen <strong>und</strong> da<strong>für</strong><br />
500 Euro von Casinos Austria<br />
abgesahnt. Biber gratuliert <strong>und</strong><br />
erholt sich noch immer von der<br />
Meisterfeier!<br />
Weiter kommen. 59
60<br />
TIPPS MIT SCHARF<br />
Rotkäppchen war ihr Durchbruch, jetzt folgt „Wir Kinder von Bahnhof<br />
Zoo“ <strong>mit</strong> mehr Anspruch.<br />
THEATER<br />
DELUXE<br />
WIR KINDER VOM<br />
BAHNHOF ZOO<br />
Die Story der Christiane F. zählt schon seit Jahren zu den Klassikern<br />
deutscher Literatur. Jetzt wird das Stück von Wiener Jugendlichen<br />
auf Serbisch aufgeführt.<br />
2005 entschied sich die diplomierte Schauspielerin Violeta<br />
Stevanovic eine eatergruppe in Wien zu gründen, die ihre<br />
Stücke aber auf Serbisch auührt. Anfangs waren es einige aufgeweckte<br />
12-Jährige, die lernten, wie man Bewegungen auf der<br />
Bühne ausführt oder Gedichte richtig aufsagt. Das sprach sich<br />
schnell herum <strong>und</strong> das Interesse stieg: die Schauspielschule „Papillon“<br />
war geboren.<br />
In der Schule gibt es momentan drei Gruppen: <strong>für</strong> Kinder<br />
von fünf bis sieben Jahren, <strong>für</strong> Acht- bis Zwölährige <strong>und</strong> <strong>für</strong><br />
alle über 13 Jahre. Die Schüler festigen ihre Muttersprache, lernen<br />
die Schauspielerei kennen <strong>und</strong> knüpfen langjährige Fre<strong>und</strong>schaen.<br />
Der bisher größte Erfolg der jungen SchauspielerInnen <strong>und</strong><br />
ihrer Mentorin ist das Kinderstück „Crvenkapa i zbunjeni vuk“<br />
(dt.: Rotkäppchen <strong>und</strong> der verwirrte Wolf).<br />
Ganz andere Töne schlagen „Papillon“ <strong>mit</strong> ihrem derzeitigen<br />
Stück an: Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, wo die Geschichte der<br />
jungen Christiane F., die der Heroinsucht verfällt, erzählt wird.<br />
Auf den Geschmack gekommen?<br />
Premiere ist am 19. Juni um 19h im Narrenschloss im Stadion<br />
Center!<br />
KINO UNTERSTERNEN<br />
Open Air am Karlsplatz 28. Juni–20. Juli <strong>2013</strong><br />
www.kinountersternen.at
„IN DEN USA ZÄHLT DIE LEISTUNG!“<br />
Der erfolgreichste österreichische Manager ist<br />
ein Türke. Hikmet Ersek ist Big Boss der Western<br />
Union, lebt in den USA <strong>und</strong> spricht auch mal beim<br />
G20-Gipfel vor wichtigsten Politikern der Welt.<br />
Von Teoman Ti ik<br />
Western Union CEO Hikmet Ersek<br />
vermisst die Wiener Melange.<br />
<strong>biber</strong>: Sie sind ein „Multimigrant“. Ein Türke aus Österreich, dann<br />
aber doch ein Österreicher in Amerika. Was sind sie nun? Türke, Österreicher<br />
oder vielleicht sogar Amerikaner?<br />
ERSEK: Nicht nur das, ich bin auch ein Viertel Inder nachdem<br />
meine Frau eine Indo-Österreicherin ist. Spass bei Seite, ich bin vor<br />
allem ein Mensch, der stolz auf seine Herkun , <strong>und</strong> zwar auf beide<br />
Teile, den türkischen <strong>und</strong> den österreichischen. Ich bin dankbar <strong>für</strong><br />
meine Mutter aus Wien <strong>und</strong> <strong>für</strong> meinem Vater aus Istanbul <strong>und</strong> ich<br />
bin dankbar <strong>für</strong> alles Neue, das ich auf meinem Berufs- <strong>und</strong> Lebensweg<br />
kennengelernt habe. Ich glaube and die Kra , die in der Vielfalt<br />
liegt. Ich lerne täglich von meinem Sohn, der noch globaler ist als ich,<br />
<strong>und</strong> ich lerne täglich weltweit von meinen Western Union Kollegen.<br />
Ich glaube, allein im Büro in Wien sprechen die Mitarbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter 40 Sprachen. Diese Vielfalt macht ein Unternehmen<br />
erfolgreich. Sie ist aber auch <strong>für</strong> jeden einzelnen <strong>Menschen</strong> eine Bereicherung,<br />
der über einen familiären Hintergr<strong>und</strong> verfügt, der diese<br />
Vielfalt in ihm vereint.<br />
Was ist der Unterschied zwischen Österreich <strong>und</strong> den USA?<br />
Als ich <strong>mit</strong> meinem Bruder nach Österreich kam war ich 19 <strong>und</strong> Student.<br />
Ich kannte in Wien niemanden <strong>und</strong> musste mir erst ein neues<br />
Umfeld, einen Fre<strong>und</strong>eskreis au auen. Das Basketball spielen hat<br />
mir viel geholfen, meine Kollegen aus der Basketball B<strong>und</strong>esliga von<br />
damals sind noch immer meine besten Fre<strong>und</strong>e. Wenn man als CEO<br />
in ein anderes Land geht, wird einem natürlich vieles einfacher gemacht.<br />
Aber eines bleibt immer gleich, man muss sich in einer neuen<br />
Umgebung zurecht nden, es ganz bewusst zu seiner neuen Heimat<br />
machen. Die USA sind von Immigranten aufgebaut worden. Was<br />
dort zählt, ist die Leistung, nicht woher man kommt oder wie gut<br />
man vernetzt ist. Da hat Österreich noch Nachholbedarf.<br />
Sie waren beim G20 Gipfel <strong>und</strong> haben zu den mächtigsten 20 Politikern<br />
der Welt gesprochen. Worüber spricht man dort?<br />
Man spricht über Entwicklungen in der Weltpolitik <strong>und</strong> in der Wirtscha<br />
. Als CEO eines global players wie Western Union ist man natürlich<br />
auch ein begehrter Gesprächspartner. Viele wirtscha liche<br />
Entwicklungen sieht Western Union anhand der Geldströme zwischen<br />
den einzelnen Ländern o schon früher als sie tatsächlich global<br />
zum tragen kommen.<br />
Aus welchen Ländern wird am meisten Geld geschickt <strong>und</strong> wo landet<br />
es?<br />
Laut Zahlen der Weltbank gehören die USA, Saudi-Arabien, Russland<br />
<strong>und</strong> auch Deutschland zu den wichtigsten Senderländern<br />
weltweit. Von den Western Union K<strong>und</strong>en wissen wir, dass derzeit<br />
r<strong>und</strong> 89% der <strong>Menschen</strong>, die Geldtransfers nutzen, Migranten-Hintergr<strong>und</strong><br />
haben. Mit den Rücküberweisungen werden zum großen<br />
Teil die Familien in der Heimat unterstützt. Wir wissen aus unseren<br />
K<strong>und</strong>enbefragungen, dass in den vergangenen zwölf Monaten 30%<br />
unserer K<strong>und</strong>en Geld <strong>für</strong> die Finanzierung von Ausbildung versendet<br />
haben, r<strong>und</strong> 26% <strong>für</strong> die Bezahlung von Arztkosten.<br />
Muhtar Kent, der CEO von Coca Cola ist auch Türke. Ist man unter<br />
erfolgreichen türkischen Managern befre<strong>und</strong>et <strong>und</strong> geht einen Çay<br />
trinken?<br />
Muhtar ist nicht nur ein Fre<strong>und</strong>, sondern Mentor <strong>für</strong> mich, ein ‚‘Abi“<br />
(türkisch <strong>für</strong> Bruder). Das hat <strong>mit</strong> dem Zusammenhalt zwischen Türken<br />
zu tun aber auch <strong>mit</strong> der Tatsache, dass wir die einzigen beiden<br />
türkischen CEO’s in den USA sind. Und auch Muhtar hat einige Jahre<br />
in Wien gelebt.<br />
Was vermissen sie an Wien?<br />
Die Wiener Gemütlichkeit, meine Familie <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e. Oder einfach<br />
einen guten Ka ee am Naschmarkt zu trinken.<br />
61
62<br />
WICHTIGSTE REGEL: LASS DEINE<br />
TANZMAUS NICHT AUS DEN AUGEN.<br />
DA STEPPT DER<br />
WO TÜRKEN ABHÄNGEN UND<br />
JUGOS ABFEIERN, WISSEN WIR.<br />
ABER WAS TREIBEN EIGENTLICH<br />
UNSERE POLNISCHEN<br />
FREUNDE DER STADT? ARTUR<br />
ZOLKIEWICZ HAT DEN POLEN-<br />
CHECK GEMACHT. DABEI HAT<br />
ER 81-JÄHRIGE STUDENTINNEN<br />
IM PARTYFIEBER, POLNISCHE<br />
HERZEN IM LIEBESWAHN UND<br />
TEE MIT STROM AUFGESPÜRT.<br />
OUT OF AUT<br />
POLE
Sara Meister, bereitgestellt<br />
HEISSE OSTBLOCK-MÄDELS, gestohlene<br />
Autos, Putzfrauen, Bauarbeiter <strong>und</strong> Kirche –<br />
am Stereotyp Polens scheint nichts zu rütteln<br />
zu sein. Das ändert wohl auch der Status als<br />
neues EU-Land <strong>und</strong> Veranstalter der letzten<br />
Fußball-EM nicht. Aber: Der Kommunismus<br />
ist längst vorüber, der Ostblock existiert nicht<br />
mehr <strong>und</strong> eure Autos stehen immer noch vor<br />
der Tür – vermutlich. Ich, selbst waschechter<br />
Polak, habe mich auf die Suche nach den Polen<br />
Wiens gemacht. Immerhin leben hier oziell<br />
40.000. Und: Die Polen sind beliebt. Auf jeden<br />
Fall historisch gesehen, denn 1683 hat König<br />
Jan III. Sobieski die Osmanen geschlagen <strong>und</strong><br />
da<strong>mit</strong> die Zweite Wiener Türkenbelagerung<br />
beendet. Seitdem gilt der Pole als Retter Wiens<br />
<strong>und</strong> zum Dank wurde eine Gasse im 9. Bezirk<br />
nach ihm benannt.<br />
Doch, wer sind diese Wiener Polen eigentlich?<br />
Was tun sie? Wo leben, arbeiten, essen,<br />
tanzen <strong>und</strong> beten sie? Bei meiner Tour haben<br />
mich die eigenen Landsleute überrascht. Nur<br />
eins war eh klar: Polen <strong>und</strong> Party, ein Dreamteam.<br />
FÜR IMMER JUNG<br />
Es ist Montag, 18 Uhr. Im Nebenraum der Gartenstadt-Kirche<br />
in Floridsdorf plaudert Frau<br />
Irena (81), Pensionistin <strong>und</strong> seit 30 Jahren in<br />
Österreich, <strong>mit</strong> Frau Ewa (70), ebenfalls Pensionistin<br />
<strong>und</strong> seit 30 Jahren da. Sie sind bester<br />
Laune. „Du musst noch die drei Euro bezahlen“,<br />
erinnert Frau Ewa ihre ältere Fre<strong>und</strong>in.<br />
Von diesen drei Euro werden die Kosten des<br />
Vortrags über ges<strong>und</strong>e Ernährung <strong>für</strong> ältere<br />
<strong>Menschen</strong> nanziert.<br />
Die beiden sitzen nicht etwa in einem<br />
VHS-Kurs, sondern in einer Vorlesung der<br />
„Universität des dritten Lebensalters“ (UTW),<br />
die 2012 vom polnischen <strong>Magazin</strong> „Polonika“<br />
ins Leben gerufen wurde. Student kann jeder<br />
Pole in Österreich werden, der über 50 Jahre<br />
alt ist. Unabhängig von Ausbildung <strong>und</strong> Beruf.<br />
Die Vorträge werden auf Polnisch gehalten.<br />
„Die Migranten fühlen sich einsam, vor allem<br />
Pensionisten <strong>und</strong> Rentner, ihre sozialen Kontakte<br />
sind begrenzt. Unser Ziel ist es, ihnen zu<br />
ermöglichen, sich weiterzubilden, aber auch<br />
neue Kontakte zu knüpfen. Wir wollen ihnen<br />
helfen, nicht mehr einsam zu sein“, sagt Slawomir<br />
Iwanowski, Herausgeber von „Polonika“<br />
<strong>und</strong> Gründer der Universität. Bis dato gelingt<br />
dies auch sehr gut, die Erwartungen sind übertroen<br />
worden. Die UTW zählt derzeit über<br />
220 Mitglieder, Tendenz steigend.<br />
Frau Irena erzählt ungefragt ihre Lebensgeschichte.<br />
„Ich fühle mich, als wäre ich achtzehn“,<br />
sagt die 81-Jährige. „Ich habe Skype,<br />
meine eigene E-Mail-Adresse <strong>und</strong> gehe regelmäßig<br />
<strong>mit</strong> meinen Fre<strong>und</strong>innen von der Uni<br />
tanzen“.<br />
Der Saal füllt sich langsam. „Es sind wesentlich<br />
mehr Frauen als Männer da“, sagt Frau<br />
Ewa. „Aber die Männer, die da sind, sind brav.<br />
Beim Tanzen sind sie immer ein bisschen steif<br />
am Anfang, wir laden sie aber auf ein Glas<br />
Wein oder einen Tee <strong>mit</strong> Strom ein. Danach<br />
werden sie schon lockerer“, lacht Frau Ewa.<br />
Tee <strong>mit</strong> Strom? „Die Jüngeren kennen diesen<br />
Ausdruck nicht mehr. Strom ist Vodka.“<br />
Galvanigasse 1, 1210. Trepunkt der polnischen<br />
Universität des drien Lebensalters<br />
POLEN UND PARTY,<br />
EIN DREAMTEAM.<br />
POLNISCHE HERZEN<br />
Singles in Wien aufgepasst!<br />
Ania (29) lebt in Wien <strong>und</strong> liebt Reisen, ist<br />
kreativ, optimistisch, ehrgeizig, mutig <strong>und</strong><br />
schüchtern zugleich. Romantisch, aber <strong>ohne</strong><br />
es zu übertreiben. Eine bodenständige Träumerin.<br />
Sie sucht einen humorvollen, mutigen,<br />
ehrgeizigen, kreativen Mann, der es liebt, aktiv<br />
die Zeit zu verbringen. Es soll jemand sein, <strong>mit</strong><br />
dem man über alles reden <strong>und</strong> lachen kann.<br />
eo_KBH (25) liebt neue Herausforderungen,<br />
interessante <strong>Menschen</strong>, überraschende<br />
Situationen. „Das Leben ist voll von<br />
w<strong>und</strong>erschönen <strong>und</strong> wertvollen Events, wenn<br />
man weiß, wo man nach diesen suchen soll“,<br />
schreibt er in seiner Beschreibung. Er fühlt<br />
sich hingezogen zu Frauen <strong>mit</strong> Persönlichkeit,<br />
Leidenscha <strong>und</strong>… sauberen Haaren! Er interessiert<br />
sich <strong>für</strong> schöne Frauen, die wissen, was<br />
sie wollen. Solche, die mutig sind <strong>und</strong> die keine<br />
Angst davor haben zu handeln, um ihre Ziele<br />
zu erreichen.<br />
Interessiert? Das Internetportal www.polnischeherzen.at<br />
bietet jedem einsamen (nicht<br />
nur) polnischen Herzen in Österreich die<br />
Möglichkeit, die (polnische) Liebe seines Lebens<br />
zu nden. Registrieren, anmelden <strong>und</strong><br />
los geht’s!<br />
In der Kirche fühlen sich Polen wie zu Hause.<br />
Jan Kaczmarek, Pfarrer der polnischen Kirche<br />
Wien.<br />
MESSEN FÜR DIE SEELE<br />
Es ist keine Neuigkeit, dass die Polen sehr religiös<br />
sind – auch wenn sie im Ausland w<strong>ohne</strong>n.<br />
In Wien haben sie ihre eigene Kirche, in der<br />
jeden Sonntag acht Messen auf Polnisch statt-<br />
nden. Sie werden regelmäßig von 3500 Polen<br />
besucht. „Es kommen alle Altersgruppen in die<br />
Kirche“, sagt Pfarrer Jan Kaczmarek, der seit<br />
2006 in Wien lebt. „Viele Jugendliche <strong>und</strong> Studenten,<br />
ganze Familien <strong>mit</strong> Kindern. Vor allem<br />
Polen, die nicht so lange in Österreich leben.<br />
Es ist einfacher <strong>für</strong> sie, das Religionswissen auf<br />
Polnisch zu vertiefen, ihre Identität zu nden.<br />
Die Muttersprache ist doch die Herzenssprache.<br />
Es ist o eine Art Heimatland-Ersatz. Sie<br />
fühlen sich hier wie zu Hause.“<br />
www.polonika.at<br />
OUT OF AUT<br />
63
Auf der polnischen Schule Wiens lernen die Kleinen<br />
alles, was ein großer Pole so wissen muss.<br />
FRÜH ÜBT SICH, WER EIN<br />
POLE WERDEN WILL<br />
Über die Türkenbelagerung <strong>und</strong> andere wichtige<br />
Fakten aus der polnischen Geschichte lernen<br />
Kinder ab sechs Jahren in der polnischen<br />
Schule in Wien. Den Kindern werden jeden<br />
Samstag oder unter der Woche nach<strong>mit</strong>tags<br />
in ihrer Muttersprache die Geographie Polens<br />
sowie polnische Gesellschask<strong>und</strong>e gelehrt.<br />
Parallel dazu besuchen alle Schüler österreichische<br />
Schulen, wo sie ihrer Schulpicht<br />
nachkommen. Das Unterrichtsprogramm <strong>und</strong><br />
die Lehrbücher sind die gleichen wie in Polen.<br />
Polnische Schule, Promenadeweg 3, 1230 Wien<br />
DER POLIN REIZ BLEIBT<br />
UNERREICHT!<br />
Abshaken auf Polnisch? Kein Problem! Samstags<br />
dröhnen House <strong>und</strong> R’n’B aus den Boxen, sonntags<br />
werden die So<strong>und</strong>s aus den 80ern <strong>und</strong> 90ern<br />
von einer Band live gespielt. Das Utopia, die größte<br />
polnische Disco in Wien, wird außerdem regelmäßig<br />
von bekannten polnischen Kabares <strong>und</strong><br />
Bands besucht. Wer weiß, vielleicht treen sich da<br />
manche der einsamen polnischen Herzen Österreichs,<br />
die die Online-Suche verweigern?<br />
Utopia, Ruckergasse 30-32, 1120 Wien<br />
64 OUT OF AUT<br />
PROST MAHLZEIT!<br />
„Es kommen nicht nur Polen zu uns“, sagt<br />
der Besitzer des traditionellen Restaurants<br />
„Bacówka“ im 15. Bezirk. „Österreicher, Türken,<br />
Serben, alle lieben unser Fleisch, unsere<br />
Suppen <strong>und</strong> Pierogi. Alle trinken polnisches<br />
Bier <strong>und</strong> polnischen Vodka“. Eigenhändig<br />
vertäfelt <strong>mit</strong> Holz, wie die Holzhäuser in Zakopane,<br />
<strong>und</strong> liebevoll eingerichtet, dazu die<br />
bekanntesten polnischen Spezialitäten auf<br />
der Karte: Pierogi (polnische Teigtaschen <strong>mit</strong><br />
Fleisch, Kraut <strong>und</strong> Pilzen oder Scharischkäse),<br />
Bigos (Eintopf aus Kraut <strong>und</strong> Fleisch),<br />
Barszcz (traditionelle Rote-Rüben-Suppe),<br />
Zurek (saure Weizenmehlsuppe <strong>mit</strong> Wurst,<br />
Erdäpfel <strong>und</strong> gekochtem Ei), Kartoelpuer<br />
<strong>mit</strong> Sauermilch <strong>und</strong> vieles mehr. „Am Sonntag<br />
gibt’s bei uns ein Buet, deiges Essen <strong>für</strong> alle,<br />
die am Samstagabend zu viel vom polnischen<br />
Vodka gekostet haben“, lacht der Besitzer.<br />
Bacówka, Märzstraße 86, 1150 Wien<br />
Jungs, das ist kein gestelltes Foto. Nix wie hin!<br />
Starker Vodka, deftiges Essen - Bacówka im 15.
SOBIESKI BLEIBT IM LANDE<br />
Polnische Produkte kaufen? Nie ma problemu!<br />
Tiefgefrorene Pierogi, Süßigkeiten, Bier, Vodka<br />
oder polnisches Zurek. „Bei uns gibt es keine<br />
Produkte, die man in Österreich kaufen kann“<br />
sagt Frau Renata, die Verkäuferin bei Videopoll.<br />
„Es sind alles Sachen, die man sonst nur<br />
in Polen kaufen kann“. Die Mehrzahl der K<strong>und</strong>en<br />
machen Polen aus. Es kommt manchmal<br />
vor, dass auch die österreichischen Fans der<br />
polnischen Produkte das Geschä besuchen.<br />
Außer Lebens<strong>mit</strong>tel sind hier auch polnische<br />
DVDs <strong>und</strong> polnische Presse zu bekommen.<br />
Polski Sklep, Märzstraße 57<br />
Frau Renata verkauft polnische Wurst - garantiert<br />
nicht made in Austria.<br />
In Österreich haben alle – vom<br />
Baby bis zur Oma – Zugang zu<br />
erstklassigen Ges<strong>und</strong>heitsleistungen.<br />
Das sorgt <strong>für</strong> Gerechtigkeit <strong>und</strong> eine<br />
sichere Zukunft. Informieren Sie sich<br />
noch heute über das breite Angebot.<br />
Denn was zählt, ist Ihre Ges<strong>und</strong>heit.<br />
Mehr auf ges<strong>und</strong>heitsleistungen.at<br />
Wir schwören, Polonika hat mehr Leser als Redakteure.<br />
MAN LIEST POLNISCH<br />
Polnische Ärzte ausndig machen, polnisch<br />
sprechende Rechtsanwälte? Die<br />
Monatszeitschri „Polonika“ erscheint<br />
in polnischer Sprache in Österreich, es<br />
werden auch deutschsprachige Beiträge<br />
veröentlicht. Das <strong>Magazin</strong> hat sich zum<br />
Ziel gesetzt, die Integration der Polen in<br />
Österreich zu unterstützen. „Polonika“<br />
informiert über alle Ereignisse, die <strong>für</strong> in<br />
Österreich lebende Polen <strong>und</strong> <strong>für</strong> die beiden<br />
Länder relevant sind.<br />
Polnische Presse – www.polonika.at<br />
wird zum neuen<br />
Brustges<strong>und</strong>heits-<br />
Check eingeladen<br />
INFOBOX:<br />
Knapp 60.000 Polen leben in Österreich,<br />
40.000 davon in Wien<br />
Tausende pendeln wöchentlich/monatlich<br />
zwischen Polen <strong>und</strong> Wien<br />
Dutzende polnische Vereine <strong>mit</strong> Sport <strong>und</strong><br />
Kultur im Mittelpunkt<br />
Es gibt eine Vielzahl an polnischen<br />
Institutionen, etwa das Polnische<br />
Kulturinstitut, das Polnische<br />
Wissenschaftszentrum (PAN), die polnische<br />
Schule, eine Buchhandlung, Theatergruppen<br />
Polnische Medien (Polonika, Jupiter, Zongler)<br />
kann sich<br />
auf sichere<br />
Medikamente<br />
verlassen<br />
Aus Verantwortung:<br />
<strong>für</strong> Ihre Ges<strong>und</strong>heit.<br />
erhält als<br />
Selbstständiger<br />
jetzt Krankengeld<br />
ist dank neuem<br />
Impfprogramm<br />
bestens<br />
geschützt<br />
bekommt ab sofort<br />
eine Zahnspange<br />
zum fairen Preis<br />
im Zahnambulatorium<br />
OUT OF AUT<br />
65<br />
Entgeltliche Einschaltung
66 SPORT
FELIX<br />
SUPERSTAR<br />
WAS BRAUCHT ES, UM EIN NFL-PROFI ZU WERDEN? FELIX NTWA VOM<br />
KALIFORNISCHEN AMERICAN RIVER COLLEGE RACKERT, RENNT UND<br />
SCHWITZT TÄGLICH FÜR DEN GROSSEN TRAUM.<br />
Von Aleksandra Tulej <strong>und</strong> Marko Mestrović (Foto)<br />
WIR SCHREIBEN DAS JAHR 2005. Schauplatz<br />
Coney Island, Brooklyn, USA. Der damals<br />
16-jährige Felix sieht im Park Football<br />
spielende Männer, als der Ball zufällig in seine<br />
Richtung iegt. Er beschließt, aus Spaß <strong>mit</strong><br />
dem Ball wegzulaufen. Die Spieler, alles erwachsene<br />
Männer, können den Jungen nicht<br />
einholen. „Junge, du musst Footballer werden.<br />
So ein Talent darf man nicht verschwenden“,<br />
raten sie dem inken Naturtalent. Felix nimmt<br />
sich den Rat zu Herzen. Acht Jahre später besucht<br />
der leidenschaliche Playstation-Zocker<br />
das American River College in Kalifornien.<br />
Die letzte Stufe vor dem großen Ziel, einer<br />
Karriere in der NFL (National Football League,<br />
Superbowl <strong>und</strong> so, ihr wisst schon). American<br />
Football ist die populärste Sportart in den Staaten.<br />
Beim diesjährigen Finale zwischen den<br />
San Francisco 49ers <strong>und</strong> den Baltimore Ravens<br />
(die Ravens gewannen <strong>mit</strong> 34:31) trat Popstar<br />
Beyoncé als Halbzeit-Act auf. Ein 30-sekündiger<br />
Werbespot kostete an diesem Abend r<strong>und</strong><br />
4 Millionen Dollar, mehr als 100 Millionen<br />
Amerikaner versammelten sich vor der Glotze,<br />
um das Kräemessen der besten Football-<br />
Teams zu verfolgen. Ein Fest der Superlative<br />
<strong>und</strong> genau dort will auch Felix hin.<br />
ZU FRÜH GIBT’S NICHT<br />
„Ich stehe um fünf Uhr morgens auf. Danach<br />
gibt’s zwei St<strong>und</strong>en Training.“ Um acht Uhr<br />
sitzt der gebürtige Kongolese schon ausgepowert<br />
im Hörsaal, während die meisten Kom-<br />
militonen noch in ihren Sitzen lümmeln <strong>und</strong><br />
ihrem Schlaf nachtrauern. Einen Footballspieler<br />
stellt man sich so vor, wie man ihn aus amerikanischen<br />
Teenie-Movies kennt. Groß, breit<br />
gebaut, bepackt – Viech halt. Felix passt genau<br />
in dieses Klischee <strong>und</strong> kaum durch die Tür, als<br />
er in der Redaktion aureuzt. Als „Defensive<br />
End“ braucht er jedes Kilo auf der Waage.<br />
Nach den Vorlesungen geht’s weiter <strong>mit</strong> Essen,<br />
Lernen, Krakammer. Abends steht das Team-<br />
Meeting auf dem Programm. Da werden Taktik<br />
<strong>und</strong> Spieltechniken nochmal besprochen.<br />
Cheerleader erwähnt er in seinen Tagesplänen<br />
nicht, das sei nur das Klischee in den Köpfen<br />
der Europäer. Spätestens um 22:00 ist dann<br />
Bettruhe. Trotz des Mega-Programms bleibt<br />
Felix bescheiden. „Die Chance, es in die NFL<br />
zu schaen, liegt bei einem Prozent.“ Nicht nur<br />
der Körper, sondern vor allem der Kopf müsse<br />
<strong>mit</strong>spielen, betont er immer wieder. Er sitzt<br />
konzentriert da <strong>und</strong> schwei wieder einmal ins<br />
Englische ab: „physical capability and mind“ –<br />
also die Physis gepaart <strong>mit</strong> mentaler Stärke.<br />
Der Druck am College ist enorm, jeder möchte<br />
ein Football-Star werden, im Scheinwerferlicht<br />
posieren, <strong>mit</strong> einem Schlag berühmt <strong>und</strong><br />
begehrt sein.<br />
„Ich weiß gar nicht, ob ich berühmt werden<br />
möchte. Ich will einfach nur Football spielen<br />
<strong>und</strong> verdammt gut darin sein.“ Bis jetzt hat<br />
Felix Kollege-Mannscha, die American River<br />
Beavers, in dieser Saison gerade mal ein<br />
Spiel verloren. Ob er jemals die Gelegenheit<br />
bekommt, beim alljährlichen Dra gezogen<br />
zu werden (beim Dra werden die besten<br />
College-Spieler von NFL-Teams ausgesucht),<br />
hängt von viel Glück ab <strong>und</strong> ist nicht immer<br />
beeinussbar. Felix ist jedenfalls auf dem besten<br />
Weg. Bis dahin heißt es rackern, schuen<br />
<strong>und</strong> schwitzen. Go Felix, go!<br />
Suchbild: Wer ist der angehende NFL-Star?<br />
Wer ist er<br />
Name: Felix Ntwa<br />
Alter: 24<br />
Geburtsort: Wien<br />
Beruf: Student <strong>und</strong> angehender<br />
Football-Star<br />
Besonderes: Felix ist abergläubisch<br />
– wir dürfen seinen Erfolg<br />
nicht verschreien!<br />
SPORT<br />
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68<br />
<strong>biber</strong> KOPFSCHAU DES MONATS<br />
WIR PRÄSENTIEREN DIE STERNCHEN AM BIBER-HIMMEL.<br />
DIE BALKANAKEN<br />
KEHREN ZURÜCK<br />
REIFER, FRESHER, TÜR KISCHER: IN<br />
NEUER FORMATION WAGTEN SICH<br />
DIE BALKANAKEN-RAPPER FÜR<br />
IHREN TRACK NACH ISTANBUL.<br />
Von Sarah Al-Hashimi <strong>und</strong> Sophie Kirchner (Foto)<br />
„Ottakringer Straße, Klick-Klack-Kopfschuss“ – das war eine der Rapzeilen<br />
der Balkanaken Mevlut Khan (25) <strong>und</strong> seiner Kollegen vor fünf Jahren. Der<br />
So<strong>und</strong> von der Straße, wo die Tschuschen <strong>und</strong> Kanaken zu Hause sind. Und<br />
sie sorgten <strong>für</strong> Aufsehen: Der TV-Sender ATV berichtete von einem der<br />
größten, österreichischen YouTube-Erfolge <strong>und</strong> H.C. Strache verwendete<br />
die Drohgebärden zur eigenen Polit-Propaganda gegen Ausländer. Danach<br />
schossen die Jungrapper wie Pilze aus dem Boden.<br />
So auch der 23-jährige Rasheed Ganove aus Favoriten. Ein „Vollblutkanake“,<br />
der <strong>mit</strong> Mevlut in seinem Musikclip „Doppeltes Risiko“ auf „Blutsbrüderscha<br />
bis der Satan sie holt“, einschlägt. Das war aber nicht immer so.<br />
Ottakring <strong>und</strong> Favoriten waren nämlich verfeindet. Nun aber ist Mevlut<br />
überzeugt, „führte sie das Schicksal zueinander“. Denn sein kommendes<br />
Solo-Album nahm er im selben Studio auf, wie Rasheed seine Single. „Wir<br />
hörten unsere Musik, gaben uns gegenseitig Props <strong>und</strong> haben unseren Stolz<br />
überw<strong>und</strong>en“, erzählt Rasheed. Darauin folgte die Kooperation zum gemeinsamen<br />
Track „Balkanaken II“.<br />
Gedreht wurde in Istanbul, „wo vor uns noch kein deutschsprachiger Rapper<br />
ein Video aufnahm“, sagt Mevlut. Obwohl der Track selbst nicht von<br />
Istanbul erzählt, spiegeln die wüsten Bilder durchaus den rauen Text wider.<br />
Aber wo ist eigentlich der Balkan unter den ganzen Kanaken? „Das“, verrät<br />
Rasheed, „ist die Überraschung im dritten Teil“.<br />
iTunes-Release: 8. Juni <strong>2013</strong> / Youtube-Videorelease: 9. Juni <strong>2013</strong><br />
KOPFSCHAU<br />
CARA WHO?<br />
WILDE, UNGESTRIEGELTE AUGEN-<br />
BRAUEN, AUF FOTOS STETS SCHIE-<br />
LEND, MIT RAUSGESTRECKTER<br />
ZUNGE UND BURGER IN DER HAND<br />
ZU SEHEN – KLINGT NICHT WIE DAS<br />
BESTGEBUCHTE MODEL DERZEIT.<br />
Privat ist Cara Delevingne auch mehr Chiller-Queen als Haute<br />
Couture. Meist in Sneakers, Beanie <strong>und</strong> Hoodie unterwegs, mag<br />
sie es gerne bequem.Trotzdem wird die 20-jährige Britin seit ihrem<br />
Laufstegdebüt 2011 <strong>für</strong> alle großen Designer gebucht: Burberry,<br />
Chanel, Dolce&Gabbana, Moschino – klingelt’s? Sie ist überall!<br />
2012 machte Cara ihr Debüt in der Victoria‘s Secret Fashion Show.<br />
Was sie so besonders macht? Ihre Natürlichkeit <strong>und</strong> Ausstrahlung.<br />
BURGER UND BEANIES<br />
Auf Instagram <strong>und</strong> Twitter hat man täglich einen Einblick in ihr<br />
verrücktes Leben. Cara postet Fotos ungeschminkt nach dem Aufstehen,<br />
bei einem Mitternachtssnack bei McDonald’s, wie sie gerade<br />
<strong>mit</strong> Karl Lagerfeld (Ja, <strong>mit</strong> dem alten, ernsten Mode-Guru, genau,<br />
<strong>mit</strong> dem Lagerfeld!) herumblödelt, oder Fotos, auf denen sie ihre<br />
Augenbrauen <strong>mit</strong> denen einer Eule vergleicht. Sie sieht <strong>mit</strong> Pyjamahose<br />
<strong>und</strong> Grimassen besser aus, als die geschniegelten <strong>und</strong> gestriegelten<br />
Models neben ihr. Nein, Cara ist keine klassische Schönheit,<br />
aber genau das macht sie so interessant. Auf die Frage, wie sie sich<br />
auf die Victoria‘s Secret Modenschau vorbereitet hätte (Adriana<br />
Lima isst tagelang nichts vor der Show) sagte Cara überrascht: „Ehrlich?<br />
Ich war bei McDonald’s. Ich brauche die Kra. Wenn ich nicht<br />
esse, werde ich grantig.“<br />
Sophie Kirchner, Rex Features / picturedesk.com
Danny Clifford<br />
„ÖSTERREICHER SIND OFFEN!“<br />
DER KROATISCHE ROCKSTAR ÜBER ÖSTERREICHISCHE<br />
DIPLOMATIE UND ENGLISCHE TEXTE.<br />
<strong>biber</strong>: Wieso ist dein nächstes Album in englischer Sprache?<br />
GIBONNI: Ich bedauere, dass ich nicht früher auf Englisch gesungen<br />
habe. Mein Album „20th Century Man“ ist ein klassisches Rock-Album.<br />
Dieses Genre ist sehr beliebt <strong>und</strong> gefragt. Es fühlte sich so an, als würden<br />
wir „Der Pate IV“ drehen. Wir wussten, was zu tun war.<br />
Wo nimmst du deine Ideen her?<br />
Ich nde sie in meiner Umgebung <strong>und</strong> durch die <strong>Menschen</strong>, die mich berühren.<br />
Manchmal erkennen sich die Fans in meinen Liedern wieder.<br />
Siehst du dich als Mainstream?<br />
Nein, im Gegenteil. Ich vermeide Mainstream-Songs, wenn ich ein Album<br />
zusammenstelle.<br />
Was taugt dir an Wien?<br />
Ich mag die österreichische Mentalität, weil ich mir 100%ig sicher bin, dass<br />
hier die Diplomatie erf<strong>und</strong>en wurde. Ihr habt ein Imperium durch Heirat,<br />
anstatt durch Krieg erbaut. Das zeigt eure Gefühlslage. Ihr Österreicher<br />
seid o en <strong>und</strong> man kommt <strong>mit</strong> euch leicht ins Gespräch.<br />
Wer ist er<br />
Name: Gibonni<br />
Alter: 44<br />
Herkunft: Kroatien<br />
Job: Sänger <strong>und</strong> Songschreiber<br />
I BIN A STAR. I GEH‘ ZUM CASTING!<br />
W24 – das neue Stadtfernsehen – sucht am 25.06 <strong>2013</strong> <strong>für</strong> die neue<br />
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Punkte <strong>mit</strong> „Ja“ beantworten kannst:<br />
○ Du bist zwischen 20 <strong>und</strong> 55 Jahre alt.<br />
○ Du warst zumindest einmal in deinem<br />
Leben am Brunnenmarkt.<br />
○ Du kannst Dich in die<br />
unterschiedlichsten Rollen hinein<br />
versetzen.<br />
○ Dein Herz schlägt <strong>für</strong> Wien.<br />
○ Deine Deine Ausstrahlung Ausstrahlung blendet blendet selbst selbst die die<br />
Filmkamera.<br />
Na dann: Was schaust?!! Möd‘ di an!!<br />
Schick bitte an casting@w24.at :<br />
➡ Lebenslauf<br />
➡ Motivationsschreiben<br />
➡ 2 Portraitfotos <strong>und</strong> 1 Ganzkörperfoto<br />
➡ Telefonnummer<br />
➡ Einen Satz über dein<br />
besonderes Talent<br />
➡ Und am besten noch ein<br />
Video von Dir<br />
Anmeldeschluss: 20. 06. <strong>2013</strong><br />
www.w24.at/casting<br />
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70<br />
Von Todor Ovtcharov<br />
DIE MACHT DER<br />
„DALAVERA“<br />
„BRUDER, LASS MICH DIR DIESE<br />
,DALAVERA‘ ERKLÄREN!“ Jedes Mal<br />
wenn ich diesen Satz auf den Straßen Wiens<br />
höre, weiß ich, dass Leute vom Balkan<br />
in der Nähe sind. Ich weiß nicht, wie man<br />
dieses so „balkanische“ Wort „Dalavera“<br />
am besten übersetzen könnte. Ich frage<br />
mich, ob es Goethe scha en würde. Ein<br />
passendes Äquivalent, welches den ganzen<br />
sozio-kulturellen Sinn <strong>mit</strong> sich trägt, gibt<br />
es in der deutschen Sprache nicht. Es gehört<br />
nur uns, den Balkanesen, <strong>und</strong> ganz<br />
besonders den Bulgaren. Es stammt vom<br />
griechischen νταραβέρι [daraveri] <strong>und</strong><br />
wird wörtlich übersetzt <strong>mit</strong> „Lärm, Geräusch,<br />
Unmut“. Vielleicht übersetzt man<br />
es am besten als „zweifelha es Geschä “.<br />
Aber auch das wäre nicht ganz richtig:<br />
Die „Dalavera“ ist nicht gerade ein zweifelha<br />
es Geschä , sie ist ein beinahe ehrlicher<br />
Weg, um an Geld heranzukommen.<br />
Die „Dalavera“ ist ein Geschä , das nur<br />
MIT SCHARF<br />
DIAGNOSE „DALAVERA“: FÜR DIESE<br />
KRANKHEIT GIBT ES KEINE HEILUNG.<br />
SIE HÄLT LEBENSLANG.<br />
auf den ersten Blick zweifelha erscheint, eigentlich<br />
soll sie allen Seiten, die in der „Dalavera“<br />
verwickelt sind, Dividenden bringen.<br />
Der einzige, der darunter leiden wird, ist der<br />
Staat.<br />
DER BESTE CELLIST DER WELT<br />
Bat Joro ist der König der „Dalavera“. Sein<br />
Lächeln setzt er nicht ab. Sogar <strong>ohne</strong> einen<br />
einzigen Cent in der Hosentasche ist Bat Joro<br />
immer sauber <strong>und</strong> parfümiert. Er spricht<br />
über sich in der dritten Person. „Bat Joro ist<br />
der Größte!“, wiederholt er immer wieder.<br />
O ziell ist Bat Joro ein Musiker – ein Cellist.<br />
Er hat eine Musikschule abgeschlossen.<br />
Ich kann eigentlich nur bestätigen, dass Bat<br />
Joro <strong>für</strong>chterlich spielt. Sein „Musizieren“<br />
erinnert ein bisschen an eine alte sowjetische<br />
Bandsäge, oder an das Schnarchen<br />
meines Mitbew<strong>ohne</strong>rs nach dem dritten<br />
Schnaps. Trotz des Fehlens jeglichen musikalischen<br />
Talents kann sich Bat Joro nicht<br />
über Arbeitslosigkeit beklagen. Dank seines<br />
Cellos reist er um die halbe Welt. Wenn er<br />
sich bei einem Orchester bewirbt, zeigt er<br />
zuerst seinen Lebenslauf. Laut ihm hat er<br />
Unterricht bei den besten Cellisten der Welt<br />
gehabt. Bat Joro hat tatsächlich Unterricht<br />
bei ihnen gehabt <strong>und</strong> die Daten in seinem<br />
Lebenslauf sind ganz korrekt. Natürlich hat<br />
er aber vergessen zu schreiben, dass sie ihm<br />
dazu geraten haben, das Cellospielen <strong>für</strong><br />
immer zu lassen <strong>und</strong> sich etwas zu widmen,<br />
was so weit wie möglich von der Musik entfernt<br />
ist. Die Dirigenten, denen Bat Joro seinen<br />
Lebenslauf zeigt, sind aber so von ihm,<br />
wie auch von seinem selbstsicheren <strong>und</strong><br />
strahlenden Au reten beeindruckt, dass sie<br />
ihn sofort ins Orchester aufnehmen, <strong>ohne</strong><br />
dass er Probe spielen muss. Bei der zweiten<br />
Probe erkennt der Dirigent jedoch seinen<br />
Fehler. Das Orchester ist aber schon in China<br />
oder Indonesien <strong>und</strong> die einzige Lösung<br />
ist, dass Bat Joro gebeten wird, nur so zu tun,<br />
als ob er spielen würde. Er versteht die Situation<br />
sofort. „Kein anderer spielt besser zum<br />
Schein als ich, Brüderchen!“<br />
DIE DUNKLE SEITE<br />
Die „Dalavera“ hat auch eine dunkle Seite.<br />
Sie übersprang nicht einmal Bat Joro.<br />
Er kau e sich günstig ein Violoncello von<br />
einem Armenier. Das Instrument hatte ein<br />
Zerti kat, dass es 200 Jahre alt ist <strong>und</strong> dass<br />
es von einem berühmten deutschen Geigenbauer<br />
stammt. Es stellte sich heraus, dass<br />
das Cello aus der Fabrik ist – Made in China.<br />
Der Armenier war verschw<strong>und</strong>en. Bat<br />
Joro lief kurz traurig durch die Stadt. Aber<br />
nach einigen Wochen kehrte sein Lächeln<br />
zurück. „Brüderchen, brauchst du ein Cello?<br />
Aus Deutschland, mindestens 200 Jahre alt.<br />
Diese ,Dalavera‘ darfst du dir nicht entgehen<br />
lassen!“ Als ich hörte, wie Bat Joro mir das<br />
Cello andrehen möchte, von dem ich weiß,<br />
dass es ein Fake ist, sagte ich zu ihm, dass<br />
sein Zustand krankha sei. Leider aber kann<br />
ihm auch kein Arzt helfen. Seine Diagnose<br />
ist „Dalavera“. Für diese Krankheit gibt<br />
es keine Heilung. Sie hält lebenslang. Die<br />
„Dalavera“ ist eine Existenzeinstellung. Ein<br />
Geisteszustand. Derjenige, der eine Medizin<br />
gegen die „Dalavera“ ndet, wird sehr reich!<br />
Ganze Völker werden es verwenden! Eine<br />
Medizin gegen die „Dalavera“? Das ist aber<br />
echt eine „Dalavera“!
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