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Sebastian Kurtenbach

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1 Stadtsoziologische Grundlagen<br />

Städte als Orte des Zusammenlebens, als Laboratorien, als Kristallisationspunkte ökonomischer<br />

Prozesse und damit als Spiegel der Gesellschaft bieten der Soziologie eine Reihe von Themen<br />

und sind bereits dadurch ein vielfältiges Forschungsfeld. Stadt als soziologischer<br />

Interessensgegenstand stellt den Forschenden zugleich vor viele Herausforderungen, Fragen<br />

und Phänomene. Schon allein die räumlich sinnvolle Abgrenzung einer Stadt ist ein schwieriges<br />

Unterfangen 1. Um sich diesem komplexen Forschungsgegenstand zu nähern, werden zu Beginn<br />

dieses Abschnitts soziologische Überlegungen zur Stadt inklusive einer zweckdienlichen<br />

Begriffsdefinition vorgestellt. Zudem wird das Konzept der postindustriellen Stadt erörtert.<br />

Darauf aufbauend werden die städtische Struktur und Entwicklungen anhand des<br />

Dreistufenmodells von Bernd Hamm beleuchtet. Da aus diesem zwei wesentliche<br />

Differenzierungen resultieren, werden beide Richtungen getrennt voneinander ausführlich in<br />

unterschiedlichen Aspekten diskutiert. Beide Stränge führen zu einer je eigenen und im<br />

nächsten Schritt zur gemeinsamen Konzeption und grundlegenden Operationalisierung der<br />

urbanen Integrationsschleuse, was zugleich den Abschluss des Abschnittes bildet.<br />

1.1 Stadt als soziologischer Interessengegenstand<br />

Schon zu Beginn der Auseinandersetzung mit dem Forschungsgegenstand „Stadt“ fällt ein<br />

grundlegendes Problem auf: Aus soziologischer Sicht ist nicht definiert oder festgelegt, was eine<br />

Stadt ist (vgl. u.a. Häußermann/Siebel 2004, S. 11; Eckhardt 2004, S. 7). Es gibt zwar eine Reihe<br />

von Versuchen zur Definition von Städten (vgl. u.a. Häußermann/Siebel 1987, S. 7; Friedrichs<br />

1995, S. 17; Weber 2006, S. 833ff.), aber keiner dieser Vorschläge hat sich durchgesetzt oder<br />

Gültigkeit erlangt. All diesen und weiteren Stadtdefinitionen sind die drei grundlegenden<br />

Eigenschaften gemein, die bereits Lois Wirth beschrieben hat: Größe, Dichte und Heterogenität<br />

(vgl. Wirth in Schäfers 2010, S. 84). Somit sind Städte im soziologischen Sinne relativ große<br />

Siedlungen, die eine relativ hohe Dichte und eine relativ heterogene Bevölkerung aufweisen.<br />

Die soziologische Auseinandersetzung mit der Stadt erschöpft sich jedoch nicht in der Definition<br />

des Forschungsgegenstandes selbst. Sie untersucht vielmehr soziale und bedingt<br />

umweltbezogene Prozesse im städtischen Raum. Solche spiegeln sich zum Teil auch in ihrer<br />

(sozialen) urbanen Struktur wider (vgl. u.a. Friedrichs 1995, S. 17f.; Löw 2010, S. 24f.).<br />

Außerdem – und das ist einem Großteil der stadtsoziologischen Fachliteratur gemeinsam – fragt<br />

1 Zur Entwicklung von Städten und zum Stadtverständnis in Abgrenzung von ruralen Räumen bis hin zur nach wie vor<br />

aktuellen Diskussion über die Metropolisierung des Stadtbegriffs siehe Häußermann/Siebel 1987.<br />

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