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Sebastian Kurtenbach

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Geschäfte. Der Verdrängungsprozess der ehemaligen Bevölkerung geht soweit, bis es eine<br />

nahezu homogene Quartiersbevölkerung gibt (vgl. Hamm/Neumann 1996, S. 212f.).<br />

Auch in diesem Konzept ist das Element der Dominanz zu erkennen, das typisch für die<br />

Chicagoer Schule ist. Allerdings ist hier nicht ein Gebiet dominant, sondern eine<br />

Bevölkerungsgruppe. Angelehnt an die Logik des Invasions-­‐Sukzessions-­‐Zyklus wurden weitere<br />

theoretische Modelle zur Erklärung von Gebietstransformationen entwickelt, dessen<br />

geläufigstes sicher das der Gentrification ist 18. Anhand all dieser Modelle, ob sie empirisch zu<br />

belegen sind oder nicht, wird deutlich, dass funktionale Differenzierung auch von Dynamiken<br />

und Wanderungen geprägt ist.<br />

1.4.6 Kritik an der sozialökologischen Theorie<br />

Die sozialökologische Theorie wurde oftmals und auch nicht zu Unrecht kritisiert. Erste Kritik<br />

kam bereits kurz nach der Veröffentlichung von Burgess’ Stadtmodell auf und hielt bis in die<br />

Nachkriegszeit an. Heute gilt die Theorie als weitgehend überholt, hat jedoch nach wie vor einen<br />

hohen Einflussfaktor auf das Verständnis von Städten (vgl. Schnur 2008, S. 11). Insbesondere<br />

wird der Sozialökologie vorgeworfen, dass sie ideologisch sei, da sie im Konkurrenzkampf oder<br />

auch Wettbewerb zwischen den sozialen Gruppen einer Stadt um soziale Güter und<br />

Bodennutzung den primären Mechanismus sieht. Ein solches Verständnis würde die<br />

Wettbewerbsethik der damaligen Zeit widerspiegeln (vgl. Aliha in Saunders 1987, S. 82). Zudem<br />

ist das Stadtmodell von Burgess nur auf Wachstumsbedingungen ausgelegt und liefert keine<br />

Erklärungsansätze für schrumpfende Städte, wie sie heute, demografisch bedingt in Europa oder<br />

Teilen Asiens, zu beobachten sind(vgl. United Nations 2012, S. 1).<br />

Weiterhin wurde das Modell dahin gehend kritisiert, dass es keinen empirisch nachzuweisenden<br />

ringförmigen Aufbau einer Stadt gäbe. Diese Kritik ist nicht vollends haltbar, wie Hamm und<br />

Neumann schreiben: „Im überwiegenden Teil der Untersuchungen, die sich mit räumlichen<br />

Verteilungsmustern beschäftigt haben, liegen methodisch falsche, nämlich rein schematische<br />

statt theoretisch angeleitete Operationalisierungen vor. […] Es ist schlicht Unsinn, das Modell<br />

der konzentrischen Zonen untersuchen zu wollen, indem mit einem Zirkel Kreise auf eine Karte<br />

gezeichnet werden.“ (Hamm/Neumann 1996, S. 191) Vielmehr muss Distanz in diesem Modell<br />

als Kosten-­‐Nutzen-­‐Aufwand angesehen werden (vgl. Strohmeier 1983, S. 98). Ein weiterer<br />

wichtiger Kritikpunkt ist die Vernachlässigung der Möglichkeit der politischen Einflussnahme<br />

auf die Stadtentwicklung (vgl. Schnur 2008, S. 21). Tatsächlich findet eine solche Möglichkeit<br />

18 Zur ausführlichen Erläuterung der Gentrification siehe Schnur 2008, S. 17. Ein Zeugnis der Popularität dieser<br />

Theorie bietet Twickel 2010.<br />

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