Sebastian Kurtenbach
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2. Soziale Segregation als sekundärer Verteilungsmechanismus<br />
Hamm berücksichtigt in seinem Dreistufenmodell, dass städtische Strukturen nicht<br />
ausschließlich funktionell sind (vgl. Hamm 1977, S. 129). Er definiert als sekundären<br />
Mechanismus die Segregation zur Differenzierung sozialräumlicher Strukturen. Mit<br />
dieser ist die Verteilung von Wohnstandorten anhand der sozialen Schichtzugehörigkeit<br />
gemeint. Sie zeigt sich nach Hamm am deutlichsten bei der Wohnstandortwahl der<br />
Unterschicht. Da das Verhältnis von Mietpreis und Einkommen die entscheidende Rolle<br />
spielt, ist der Entscheidungsspielraum bei der Wohnstandortwahl relativ gering (vgl.<br />
Hamm 1977, S. 130). Segregation nach sozialer Schichtzugehörigkeit ist somit der<br />
sekundäre Verteilungsmechanismus.<br />
3. Symbolische Segregation als tertiärer Verteilungsmechanismus<br />
Ähnlich wie der sekundäre Verteilungsmechanismus verhält es sich bei der<br />
symbolischen oder auch subjektiven, Segregation. Dieser liegt die Beobachtung<br />
zugrunde, dass Reiche sich zwar durch das Verhältnis von Einkommen zum Bodenpreis<br />
jeden Wohnstandort in der Stadt aussuchen können, jedoch konzentriert in städtischen<br />
Räumen leben. Es besteht offenbar eine symbolische Identifikation mit einem Ort (vgl.<br />
Hamm 1977, S. 130). Die symbolische Segregation ist damit der tertiäre<br />
Verteilungsmechanismus sozialräumlicher Strukturen.<br />
Das Dreistufenmodell von Hamm bildet somit den Bezugsrahmen für die sozialräumliche<br />
Differenzierung der Stadt. „Nach diesem Bezugsrahmen vollzieht sich also der Prozess der<br />
sozialräumlichen Differenzierung in drei Stufen, wobei die primäre Verteilung wichtiger ist als<br />
die sekundäre, diese wichtiger als die tertiäre. Die übergeordnete Verteilung begrenzt jeweils<br />
objektiv den Spielraum für Standortentscheide der nachfolgenden.“ (Hamm 1977, S. 130)<br />
Durch die beschriebenen Verteilungsmechanismen des Dreistufenmodells kommt es zu<br />
Differenzierungen zweier Effekte: durch den primären Verteilungsmechanismus zur<br />
funktionalen Differenzierung und durch den sekundären und tertiären Verteilungsmechanismus<br />
zur sozialen Differenzierung urbaner Strukturen. Daraus resultierend werden für die<br />
vorliegende Arbeit die Effekte der funktionalen und der sozialen Differenzierung als zentrale<br />
Punkte zur Verteilung städtischer Strukturen berücksichtigt, wobei funktionale Differenzierung<br />
der primäre und soziale Differenzierung der sekundäre Steuerungsmechanismus ist. Sie werden<br />
im Folgenden jeweils ausführlich diskutiert, da beide, und auch jede für sich genommen, für die<br />
Konzeption urbaner Integrationsschleusen von grundlegender theoretischer Bedeutung sind.<br />
Die Erkenntnisse aus der funktionalen und sozialen Differenzierung hinsichtlich der urbanen<br />
Integrationsschleuse werden anschließend miteinander in Beziehung gesetzt. Dadurch wird die<br />
theoretische Grundlage zur Konzeption und Operationalisierung der urbanen<br />
Integrationsschleuse gelegt.<br />
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