Sebastian Kurtenbach
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hinter dieser sozialräumlichen Fragmentierung stehen, ist für die Implikation<br />
integrationspolitischer Maßnahmen von grundlegender Bedeutung. Diese Mechanismen der<br />
sozialräumlichen Differenzierung werden im Dreistufenmodell von Bernd Hamm deutlich.<br />
1.3 Das Dreistufenmodell<br />
Bei der Betrachtung städtischer Strukturen sind Unterschiede der verschiedenen Sozialräume zu<br />
erkennen. Es gibt z.B. Bereiche, in denen nur Büros zu finden sind, wie beispielsweise die City of<br />
London oder der Central Business District Melbourne. Zudem ist auch eine unterschiedliche<br />
Verteilung bzw. Differenzierung der Wohnbevölkerung, abhängig vom Stadtteil, zu erkennen.<br />
Beispiele dafür sind die armutsgeprägten französischen Banlieues oder im Gegensatz dazu die<br />
reichtumsgeprägten gated communitys in Südafrika. Hamm hat diesen Differenzierungen in<br />
seinem Dreistufenmodell Rechnung getragen. Er sieht drei zentrale<br />
Differenzierungsmechanismen, die zugleich Verteilungsmechanismen darstellen.<br />
1. Spezialisierung der Funktion als primärer Verteilungsmechanismus<br />
Die Spezialisierung oder auch funktionsräumliche Differenzierung ist abhängig vom<br />
Wachstum einer Stadt (vgl. Hamm 1977, S. 128). Der wichtigste Antrieb der<br />
Spezialisierung städtischer Teilgebiete ist der Bodenpreis, der infolge des Wachstums<br />
steigt. „Mit zunehmender Bevölkerungszahl – die ja auch ein ökonomisches Potenzial<br />
darstellt – nimmt der Wettbewerb um zentrale Standorte infolge steigender<br />
Grundrentenerwartungen zu, und damit gehen die Bodenpreise in die Höhe.“ (Hamm<br />
1977, S. 128) Eine Spezialisierung bedeutet dabei die ökonomisch bedingte Festlegung<br />
der Nutzung des jeweiligen Grundstücks (vgl. Hamm 1977, S. 128). Daraus folgt, dass<br />
eine Spezialisierung ökonomisch sinnvoll sein muss. Allerdings kann nicht jede<br />
Spezialisierung in jeder Stadt auftreten. Ausschlaggebend sind die örtlichen<br />
Gegebenheiten. Zum einen wird auf vorgefundene Strukturen wie z.B. historische<br />
Stadtkerne oder die lokale Industriestruktur aufgebaut. Zum anderen gibt es physische<br />
Voraussetzungen wie Berghänge, Wasserflächen usw., die nicht jede Bodennutzung und<br />
damit funktionale Differenzierung zulassen (vgl. Hamm 1977, S. 128f.). Der Grad der<br />
Spezialisierung ist abhängig von der Distanz zum Stadtzentrum, das zugleich die stärkste<br />
Spezialisierung aufweist. Distanz wird hier nicht verstanden als räumlicher Abstand<br />
zwischen zwei Orten, sondern als Zeit-‐Kosten-‐Maß (vgl. Hamm 1977, S. 129): Der<br />
zeitliche Aufwand X, der in Kauf genommen werden muss, um zum Ort Y zu gelangen, ist<br />
entscheidend. Die Spezialisierung als funktionale Differenzierung ist in diesem Modell<br />
der primäre Verteilungsmechanismus sozialräumlicher Differenzierung.<br />
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