05.06.2013 Aufrufe

Betrifft: Betreuung 4

Betrifft: Betreuung 4

Betrifft: Betreuung 4

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ulla Karadeniz<br />

Wobei „interkulturelle Kompetenz nichts anderes (ist) als eine graduelle Steigerung<br />

sozialer Interaktionsfähigkeit” (Koray, S., 2000, S. 23). Grundhaltungen<br />

wie Empathie, Wertschätzung, Kongruenz etc. sind Grundlage jeder professionellen<br />

sozialarbeiterischen oder therapeutischen Beziehung. Aber „Individuen<br />

zu verstehen, ist nur möglich, wenn man die Kontexte versteht, in denen<br />

sie leben oder gelebt haben, die Beziehungen, die sie unterhalten, und die<br />

kulturellen Deutungsmuster, mit deren Hilfe sie der Welt Sinn abzugewinnen<br />

suchen” (Krause, I.-B., in Hegemann, T., Salman, R., 2001, S. 89 ff). Interkulturelle<br />

Kompetenz als Bestandteil sozialarbeiterischer Professionalität ist lediglich<br />

eine Form der Interaktion, bei der einige, von der deutschen Lebenswirklichkeit<br />

abweichende, Aspekte des Kontextes von Klientinnen mit bedacht<br />

werden müssen und die vorhandenen Kompetenzen der Sozialarbeiterin Weiterungen<br />

erfahren sollen.<br />

Hegemann nennt drei Grundvoraussetzungen für gelingende interkulturelle<br />

Beziehungen:<br />

1. Professionelle sollten die „eigene Kulturgebundenheit reflektieren” (Hegemann<br />

2001, S. 128). Falikov definiert Kultur als „die Summe gemeinsamer<br />

Sichtweisen einer Gruppe oder Gesellschaft zu den unterschiedlichsten Bereichen<br />

des Lebens in Abhängigkeit von den Lebenswirklichkeiten der betroffenen<br />

Menschen” (Falikov 1995, zit. n. Hegemann 2001).<br />

Gemeinsame Sichtweisen können nur durch Übereinkünfte zustande kommen.<br />

Unsere eigenen Überzeugungen bzgl. der Phänomene der Welt beruhen lediglich<br />

auf Übereinkünften bezüglich der Interpretation und Bewertung derselben.<br />

Diese Überzeugungen werden darüber hinaus determiniert von unserer individuellen<br />

Lebenswirklichkeit. Diese Einsicht impliziert, dass Mitglieder anderer<br />

Gruppen oder Gesellschaften andere Sichtweisen der Welt entwickeln, die<br />

denselben Anspruch auf Gültigkeit haben. Im psychosozialen Arbeitsfeld von<br />

rechtlicher <strong>Betreuung</strong> geht es hier insbesondere auch um Sichtweisen von<br />

„normal” und „abweichend” oder „gesund” und „krank”.<br />

2. Professionelle sollten „ihr Wissen über andere Kulturen erhöhen” (Hegemann,<br />

a.a.O.) Sie sollten sich mit den Herkunftsländern ihrer Klientinnen<br />

beschäftigen und Kenntnisse über das allgemeine gesellschaftliche Leben dort<br />

erlangen. Sie sollten lernen, was in dem betreffenden Land allgemein üblich<br />

ist. Dies ist zugegebenermaßen schwierig, denn selbstverständlich sind Gesellschaften<br />

hochkomplexe Gebilde, deren Regeln ungemein differenziert sind.<br />

Hier geht es darum, zum Beispiel zu lernen, wie in der Herkunftsgesellschaft<br />

die Rollenerwartungen an Männer und Frauen, an Söhne und Töchter sind, was<br />

im Allgemeinen von einem erwachsenen Menschen erwartet wird, wie er sein<br />

Leben gestaltet, seinen Lebensunterhalt erwirbt etc. Was sind die herrschenden<br />

Normen hinsichtlich des Verhaltens der Individuen?<br />

196 VormundschaftsGerichtsTag e.V.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!