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Zur Situation der Kinderkrippen in den neuen Bundesländern - Infans

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wurde auch angenommen. Dabei ist für 1989 e<strong>in</strong> Rückgang <strong>in</strong> <strong>den</strong> Geburtenzahlen <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR<br />

von etwa 11% gegenüber 1988 zu berücksichtigen (vgl. auch Ahnert et al., 1993). Es muß<br />

deshalb auf e<strong>in</strong>e hohe Akzeptanz des Betreuungsangebots geschlossen wer<strong>den</strong>, die auch im<br />

Zusammenhang mit <strong>den</strong> hohen Anteilen von Frauen an <strong>der</strong> erwerbstätigen Bevölkerung <strong>der</strong><br />

DDR gesehen wer<strong>den</strong> muß (Tabelle 2). Darüber h<strong>in</strong>aus war die Betreuung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Krippe für die Eltern bis auf e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Beitrag für die Mahlzeiten kostenfrei.<br />

1.2 Gründe und Ziele des Ausbaus<br />

Die hohe Beteiligung von Frauen am Erwerbsleben war <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR politisch erwünscht und<br />

muß als zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Gründe für <strong>den</strong> enormen Ausbau des Krippenwesens angesehen<br />

wer<strong>den</strong>. Der stellvertretende M<strong>in</strong>ister für Gesundheitswesen Schönfel<strong>der</strong> stellte Ende 1988 fest:<br />

"(Die Krippenerziehung) dient <strong>der</strong> Entwicklung und Erziehung <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> ebenso, wie <strong>der</strong><br />

Wahrnehmung des Rechts auf Arbeit durch die Frauen und ihrer gleichberechtigten Teilnahme<br />

am gesellschaftlichen Leben, wie <strong>den</strong> Erfor<strong>der</strong>nissen unserer Volkswirtschaft." (Schönfel<strong>der</strong><br />

1989)<br />

E<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Motiv für die E<strong>in</strong>richtung von Krippen wird <strong>in</strong> <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Zitaten<br />

angesprochen: <strong>der</strong> Versuch, die alte soziale For<strong>der</strong>ung nach gleichen Lebens- und<br />

Bildungschancen für alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> auch für die frühe K<strong>in</strong>dheit zu realisieren, verbun<strong>den</strong> mit <strong>der</strong><br />

Überzeugung, daß die Familie diese Aufgabe alle<strong>in</strong> nicht lösen könne.<br />

"Die Sorge um das Wohl <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> schließt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>, jedem K<strong>in</strong>d das gleiche Recht<br />

auf soziale Geborgenheit, auf e<strong>in</strong>e glückliche K<strong>in</strong>dheit sowie auf hohe Bildung zu garantieren."<br />

(Schönfel<strong>der</strong> 1989, S. 6)<br />

"(Die Krippen) haben die Aufgabe, durch sorgfältige Pflege, durch fürsorgliche Betreuung und<br />

Erziehung die allseitige harmonische Entwicklung und die Gesun<strong>der</strong>haltung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu<br />

sichern. Damit leisten sie ihren <strong>der</strong> Altersstufe angemessenen Anteil an <strong>der</strong> Realisierung des<br />

sozialistischen Erziehungszieles, <strong>der</strong> Herausbildung allseitig entwickelter sozialistischer<br />

Persönlichkeiten. ... Bei <strong>der</strong> Erfüllung ihrer Aufgabe arbeitet die K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippe eng und<br />

vertrauensvoll mit dem Elternhaus und dem Krippenarzt zusammen." (Programm für die<br />

Erziehungsarbeit <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippen 1986. S. 6).<br />

"In e<strong>in</strong>er guten Familie f<strong>in</strong>det das K<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>nige, gefühlsmäßige Beziehung, das <strong>in</strong>dividuelle<br />

E<strong>in</strong>gehen, die stetige Bee<strong>in</strong>flussung, die zur Entwicklung se<strong>in</strong>er Gefühle, se<strong>in</strong>es Gemüts, se<strong>in</strong>es<br />

Charakters die entschei<strong>den</strong>de Grundlage bil<strong>den</strong>. Die Krippe kann und muß die Aufgaben <strong>der</strong><br />

Familie durch gezielte, planmäßige Pflege, Bildungs- und Erziehungsarbeit<br />

ergänzen."(Schmidt-Kolmer 1976. S. 16).<br />

Warum diese Ergänzung durch die Krippe für notwendig gehalten wird, wird so begründet:<br />

"Die <strong>in</strong> <strong>den</strong> Familien von Generation zu Generation weitergegebenen Erfahrungen <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>pflege, -ernährung und -erziehung können heute nicht mehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> alten Form<br />

weitergegeben und verwendet wer<strong>den</strong>, da die Industrialisierung, die Entstehung <strong>der</strong> großen<br />

Städte, die Technik usw. die alten Großfamilien und Sippenformen aufgelöst hat. Außerdem<br />

entsprechen diese alten Formen auch nicht mehr <strong>den</strong> gesteigerten Anfor<strong>der</strong>ungen an Wissen,<br />

Können und Leistung, die an die K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen <strong>in</strong> <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>enen Welt gestellt<br />

wer<strong>den</strong>. Die schnelle Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lebensbed<strong>in</strong>gungen macht e<strong>in</strong>e bewußte, planmäßige,<br />

wissenschaftlich fundierte Lebensführung und Erziehung im K<strong>in</strong>des- und Jugendalter zu e<strong>in</strong>er<br />

dr<strong>in</strong>gen<strong>den</strong> Angelegenheit <strong>der</strong> Gesellschaft, ..."(a.a.O., S.15).<br />

Folgerichtig übernehmen K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippe und Krippenarzt <strong>in</strong> Kooperation mit <strong>den</strong> seit 1950<br />

flächendeckend e<strong>in</strong>gerichteten Mütterberatungsstellen ausdrücklich Mitverantwortung für "die<br />

Gesun<strong>der</strong>haltung, die allseitige Entwicklung und die Erziehung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>." (§§ 18-20 <strong>der</strong><br />

Krippenordnung von 1988). E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Aufgaben dieser Mütterberatungsstellen war es<br />

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