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Zur Situation der Kinderkrippen in den neuen Bundesländern - Infans

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Umfang wie während <strong>der</strong> Existenz <strong>der</strong> DDR akzeptiert wird.<br />

24<br />

Dieser Schluß aus <strong>den</strong> Statistiken wird unterstützt durch e<strong>in</strong>e Untersuchung, die durch das<br />

Jugendamt Magdeburg im November 1991 und Juni 1992 durchgeführt wurde. Befragt wur<strong>den</strong><br />

1200 Eltern, <strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Kitas betreut wur<strong>den</strong>, 600 schwangere Frauen sowie 2.500<br />

Mageburger<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Jahrgänge 1972-1974. Die Ergebnisse zeigen, das <strong>der</strong> Erhalt <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten unter 8 Alternativen zu Bed<strong>in</strong>gungen, die e<strong>in</strong>e Mutterschaft begünstigen, <strong>in</strong><br />

bei<strong>den</strong> Erhebungen <strong>den</strong> jeweils ersten Platz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rangfolge e<strong>in</strong>nahmen. Von <strong>den</strong> schwangeren<br />

Frauen wollten 52% <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erhebung 1991 und 58,7% <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erhebung 1992 ihr K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Krippe betreuen lassen. In H<strong>in</strong>blick auf Verän<strong>der</strong>ungswünsche stellten die Schwangeren <strong>in</strong><br />

bei<strong>den</strong> Befragungen e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Gruppengröße und mehr Individualität <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Betreuung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> an die ersten bei<strong>den</strong> Plätze, noch vor dem Wunsch nach e<strong>in</strong>er<br />

Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Kitagebühren. E<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erziehungskonzepte wurde erst an 5.<br />

und damit letzter Stelle verlangt.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Bereitstellung von Krippenplätzen wäre dabei <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Interesse <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>, wenn die folgende Aussage von Wölfel (1993, S. 23) zutrifft, die im Zusammenhang<br />

mit dem Arbeitsplatzverlust <strong>der</strong> Eltern und <strong>der</strong> Bee<strong>in</strong>trächtigung ihres Selbstwertgefühls<br />

gesehen wird. "Oft wer<strong>den</strong> die K<strong>in</strong><strong>der</strong> als Belastung erlebt und <strong>in</strong> stärkerem Maße als vorher<br />

zum Spiel auf die Straße o<strong>der</strong> vor <strong>den</strong> Fernseher geschickt." E<strong>in</strong>e ähnliche Beobachtung wird<br />

auch von Schille (1993, S. 30) berichtet: "Freizeitangebote, an die man gewöhnt war, wer<strong>den</strong><br />

vermißt. An<strong>der</strong>erseits s<strong>in</strong>d viele Eltern nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, Freizeit mit ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n selbst aktiv<br />

zu gestalten."<br />

Die wesentliche Ursache für <strong>den</strong> Rückgang <strong>der</strong> Platzzahlen muß deshalb <strong>in</strong> <strong>den</strong> seit 1990<br />

dramatisch abs<strong>in</strong>ken<strong>den</strong> Geburtenzahlen <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> Bundeslän<strong>der</strong>n gesehen wer<strong>den</strong> (vgl.<br />

Tabelle 3), die sich zunächst im Krippenbereich bemerkbar machten, <strong>in</strong> <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong> Jahren<br />

jedoch auch dem K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten zu schaffen machen wer<strong>den</strong>. Mit eher ger<strong>in</strong>gen regionalen<br />

Unterschie<strong>den</strong> sanken die Zahlen <strong>der</strong> lebendgeborenen K<strong>in</strong><strong>der</strong> 1992 auf Werte zwischen 40,1%<br />

(Bran<strong>den</strong>burg) und 45,9% (Thür<strong>in</strong>gen, Ost-Berl<strong>in</strong>) im Vergleich mit 1989. Geht man davon<br />

aus, daß sich dieser Trend nicht fortsetzt, son<strong>der</strong>n die Geburtenzahlen sich auf dem Niveau von<br />

1992 stabilisieren, so ist bei gleichen Versorgungsgra<strong>den</strong> wie 1992 e<strong>in</strong> weiterer Rückgang <strong>der</strong><br />

Platzzahlen bis 1995 gegenüber 1992 auf Werte zwischen 66,5% (Bran<strong>den</strong>burg) und 72,9%<br />

(Thür<strong>in</strong>gen), Ost-Berl<strong>in</strong> 73.1%, zu erwarten. Gegenüber 1989 würde dies (unter dieser wohl<br />

eher optimistischen Annahme, daß die Geburtenzahlen gegenüber 1992 nicht weiter abs<strong>in</strong>ken)<br />

e<strong>in</strong>en Rückgang <strong>der</strong> Platzzahlen im Krippenbereich auf Werte zwischen 27,8% (Mecklenburg-<br />

Vorpommern) und 44,4% (Thür<strong>in</strong>gen), Ost-Berl<strong>in</strong> 57,8%, bei gleichbleibend hohem<br />

Versorgungsgrad bedeuten. Gegenüber dem Beg<strong>in</strong>n des Jahres 1993 müßte mit e<strong>in</strong>em weiteren<br />

Verlust zwischen e<strong>in</strong>em Viertel und e<strong>in</strong>em Drittel <strong>der</strong> vorhan<strong>den</strong>en Plätze bis Ende 1995<br />

gerechnet wer<strong>den</strong>.<br />

H<strong>in</strong>zuzurechnen ist e<strong>in</strong> Wan<strong>der</strong>ungsverlust vor allem junger Paare <strong>in</strong> die alten Bundeslän<strong>der</strong>,<br />

dessen Existenz während unserer Recherchen von allen M<strong>in</strong>isterien betont wurde, über <strong>den</strong><br />

aber ke<strong>in</strong>e Zahlen vorliegen.<br />

4.4 Die Folgen des Platzrückgangs<br />

Die durch die Kitagesetze <strong>der</strong> <strong>neuen</strong> Bundeslän<strong>der</strong> vorgesehenen Landeszuschüsse zur<br />

F<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten beziehen sich auf die Zahl <strong>der</strong> belegten (nicht von<br />

vorzuhalten<strong>den</strong>) Plätzen und können e<strong>in</strong>en weiteren Abbau unter <strong>den</strong> Bed<strong>in</strong>gungen niedriger<br />

Geburtenraten nicht verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Die Schwierigkeiten <strong>der</strong> öffentlichen Haushalte müssen hier<br />

nicht geson<strong>der</strong>t erwähnt wer<strong>den</strong>. Die Öffentlichen und Freien Träger versuchen, ihre<br />

f<strong>in</strong>anziellen Probleme unter diesen Bed<strong>in</strong>gungen durch die Kündigung von Betreuungspersonal<br />

unter Kontrolle zu halten. Zahlen darüber liegen nicht vor, jedoch muß davon ausgegangen<br />

i nfans

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