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Zur Situation der Kinderkrippen in den neuen Bundesländern - Infans

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22<br />

e<strong>in</strong>er Krippenpädagogik, die sich weiterh<strong>in</strong> an dem "Programm für die Erziehungsarbeit <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippen" orientiert, sie jedoch nicht mehr buchstäblich zu praktizieren versucht, die unter<br />

<strong>den</strong> gegebenen Umstän<strong>den</strong> bestmögliche Lösung se<strong>in</strong>. Wie weiter oben bereits ausgeführt, stellt<br />

das "Programm" für die Arbeit <strong>der</strong> Krippenerzieher<strong>in</strong> wichtige Grundlagen bereit und enthält<br />

vielfältige Anregungen für die För<strong>der</strong>ung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> kognitiven, sprachlichen und<br />

künstlerischen Entwicklung <strong>der</strong> dort betreuten K<strong>in</strong><strong>der</strong> und hat deshalb zu recht gegen Ende <strong>der</strong><br />

80er Jahre auch <strong>in</strong>ternational Aufmerksamkeit gefun<strong>den</strong> (vgl. Melhuish/Moss 1991). E<strong>in</strong>e<br />

Arbeit nach dem "Programm" wäre <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e gegenüber e<strong>in</strong>er ratlosen "Laissez-Faire-<br />

Haltung" allemal die bessere Lösung. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> "Philosophie" <strong>der</strong><br />

Pädagogik des Programms und e<strong>in</strong>e Ergänzung <strong>der</strong> dar<strong>in</strong> vermittelten Kenntnisse äußerst<br />

wünschenswert:<br />

- Entrümpelung von uns<strong>in</strong>nigen Bestandteilen (Beispiel: Töpfen<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> ersten bei<strong>den</strong> Lebensjahren, starre Festlegung von Schlaf- und Essenszeiten<br />

sowie Nahrungsmengen, etc.)<br />

- Modifikationen im K<strong>in</strong>dbild durch Vermittlung des erreichten Kenntnisstandes <strong>der</strong><br />

westlichen Industrielän<strong>der</strong> zu <strong>den</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen Lernprozessen (gezielt: Eigenaktivität<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Organisation ihrer Lernprozesse --> Entlastung <strong>der</strong> Erzieher<strong>in</strong> von <strong>der</strong><br />

Aufgabe, das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> je<strong>der</strong> H<strong>in</strong>sicht "befähigen" zu müssen --> Umformulierung <strong>der</strong><br />

pädagogischen Aufgabe vom "Befähigen" zum "Ermöglichen, Unterstützen und<br />

Erweitern des k<strong>in</strong>dlichen Lernprozesses" (vgl. dazu u.a. Beller et al. 1983)<br />

- Modifikationen im K<strong>in</strong>dbild durch Vermittlung des erreichten Kenntnisstandes <strong>der</strong><br />

westlichen Industrielän<strong>der</strong> zu <strong>den</strong> frühk<strong>in</strong>dlichen B<strong>in</strong>dungen (gezielt: Rolle <strong>der</strong><br />

Erzieher<strong>in</strong> als gegenüber <strong>den</strong> Eltern nachrangiger B<strong>in</strong>dungsperson --> E<strong>in</strong>gewöhnung<br />

als B<strong>in</strong>dungsaufbau zur Erzieher<strong>in</strong> --> damit verbun<strong>den</strong> e<strong>in</strong>e starke Orientierung des<br />

K<strong>in</strong>des auf die Erzieher<strong>in</strong>, die rigide Lenkung überflüssig macht)<br />

- Vermittlung von Kenntnissen zu <strong>den</strong> unbeabsichtigten Folgen pädagogischen Handelns.<br />

E<strong>in</strong>e solche Modifikation würde nicht zuletzt schon aus Grün<strong>den</strong> <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten<br />

gesellschaftlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen notwendig se<strong>in</strong>: "... Verhaltensweisen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

vorherigen Entwicklung bewußt o<strong>der</strong> unbewußt erfolgreich o<strong>der</strong> wenigstens<br />

konfliktvermei<strong>den</strong>d waren, wie Anpassung, Unterordnung, Passivität, Autoritätsgläubigkeit u.<br />

ä. (können) unter <strong>den</strong> heutigen Bed<strong>in</strong>gungen die Sozialisation eher beh<strong>in</strong><strong>der</strong>n." (Wölfel 1993.<br />

S. 21).<br />

Insgesamt würde die Aufgabe dar<strong>in</strong> bestehen, das "Programm" "vom Kopf auf die Füße zu<br />

stellen", das Ziel <strong>der</strong> pädagogischen Arbeit also nicht länger dar<strong>in</strong> zu sehen, die K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu<br />

befähigen, sich programmgerecht zu verhalten, son<strong>der</strong>n umgekehrt zu fragen, welche<br />

Ressourcen das "Programm" für die För<strong>der</strong>ung und Unterstützung <strong>der</strong> Entwicklungs- und<br />

Lernprozesse <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> bereithält. E<strong>in</strong>e solche Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Perspektiven <strong>der</strong><br />

pädagogischen Arbeit <strong>in</strong> Krippen (und K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten) ist nicht leicht zu bewirken und ohne e<strong>in</strong>e<br />

grundlegende Revision sowohl des K<strong>in</strong>dbildes als auch <strong>der</strong> Rollendef<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Erzieher<strong>in</strong><br />

kaum <strong>den</strong>kbar.<br />

In e<strong>in</strong>em längerfristig angelegten Projekt des M<strong>in</strong>isteriums für Bildung, Jugend und Sport <strong>in</strong><br />

Bran<strong>den</strong>burg (Impulse aus Bran<strong>den</strong>burg - Innovative Modelle <strong>der</strong> Vorschulpädagogik und<br />

Modell-Beratung; vgl. Laewen 1993a) war e<strong>in</strong> <strong>der</strong>artiger Prozeß mit Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>der</strong><br />

Jugendämter und Leiter<strong>in</strong>nen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten <strong>in</strong> 2 Wochen <strong>in</strong>tensiver Arbeit <strong>in</strong> Klausur<br />

möglich, war jedoch von starken Emotionen und Trauerarbeit begleitet.<br />

E<strong>in</strong>e reale Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Vorschulpädagogik <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>neuen</strong> Bundeslän<strong>der</strong>n kann durch<br />

kurzfristige Maßnahmen vermutlich nicht erreicht wer<strong>den</strong>, son<strong>der</strong>n bedarf e<strong>in</strong>er zum<strong>in</strong>dest<br />

mittelfristigen Perspektive und ausreichen<strong>der</strong> Ressourcen. Es wäre zweifellos sehr<br />

i nfans

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