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15 JAHRE PRAXISGEMEINSCHAFT ...

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Vera Dietl-Krüger, Barbara Oestmann-Geib, Maria Edeltrud Schätzle,<br />

lrmtraud Siebeneichner, Ortrud Störkel-Lang<br />

<strong>15</strong> <strong>JAHRE</strong> <strong>PRAXISGEMEINSCHAFT</strong> -<br />

UND EIN BISSCHEN WEISER...<br />

E RFAH RU NG EN SELBSTSTAN DIG ER SU PERVISORI N N E N U NTER<br />

EINEM DACH<br />

Wir<br />

Die Pionierzeit<br />

Das sind 5 Supervisorinnen (Jg. 1952 Wir mieteten Räume an. Rechtlich gesehen<br />

/1956), die seit <strong>15</strong> Jahren in Darmstadt ge- wollten wir unsere Verbandelung so weitmeinschaftlich<br />

und erfolgreich eine Praxis maschig wie möglich halten und füreinan-<br />

für Supervision betreiben. lm Rahmen eider nicht haften. Bewusst entschieden wir<br />

ner Klausurtagung haben wir unsere Ge- uns gegen die eingetragene Rechtsform eischichte<br />

ref lektier-t: selbst organ isierl, thener GBR und f ür die der ,, Einzel-Unternehmatisch/<br />

methodisch bestens vorbereitet merin". Jede von uns unterschrieb den<br />

und durchgeführt, mit Perspektiven- und Mietvertrag. Im Binnenverhältnis regelten<br />

Rollenwechsel aufgelockert, bereichert wir Mitgliedschaft und Ausstiegsbedingun-<br />

und mit Visionen und neuen Vorhaben begen. Die Höhe der anteiligen Miete richteendet,<br />

eigentlich wie immer all die Jahre - te sich anfänglich nach dem unterschied-<br />

stopp, etwas war verändert im Vergleich lichen Ausmaß der Raumbelegung. Dann<br />

zu früheren Tagungen: die Verpflegung folgten die Jahre des gleichen Anteils bis<br />

war jeder selbst überlassen .., eine Kolle- wir vor ca. 5 Jahren wieder auf ein diffegin<br />

und ihre Familie hatten dieses Mal das renziertes Verfahren umgestiegen sind. Je-<br />

Catering nicht übernommen.<br />

de von uns rechnet auf eigenen Namen ab.<br />

Eine gemeinsame Steuerklärung gibt es<br />

Die ldee<br />

nicht. Uns ist es wichtig, die formalen Ab-<br />

Aus der Vereinzelung wollten wir heraus hängigkeiten voneinander gering zu hal-<br />

vor <strong>15</strong> Jahren, regelmäßigen Austausch haten, Selbständige zu bleiben.<br />

ben, Räume gemeinsam nutzen. Wir kann- Was uns schnell - und, wie es sich herten<br />

uns zum Teil durch das einige Jahre zuausstellte, über all die Jahre nachhaltig<br />

rückliegende gemeinsame Su pervisionsstu- und tragfähig - verband, sind Eigendium<br />

an der Universität Kassel oder über schaften wie Vedässlichkeit und Verbind-<br />

Lehraufträge an der Evangelischen Fachlichkeit, der Wille sich zu einigen, eine gehochschule<br />

Darmstadt. Als Nachfolgerinmeinsame Wertewelt im Umgang miteinnen<br />

und Vorläuferinnen von Supervisionsander, bezogen auf die Supervisand/innen<br />

prozessen begegneten uns unsere Namen und die Ausübung des Berufes überhaupt.<br />

und schließlich trafen sich einige auf dem Toleranz und Verständnis für die jeweils le-<br />

Gründungskongress der DGSv in Bensbensgeschichtliche Situation eines jeden<br />

heim. Wir waren damals bereits erfahrene Mitglieds gehören dazu.<br />

und gestandene Supervisorinnen, Einzel- So floss die Fneroie einerseits in die<br />

kämpferinnen eben. Themen wie Verein- Binnenstruktur unserer Praxis und gleichbarkeit<br />

von Beruf und Familie, Existenzsizeitig in die Erweiterung unserer Auftragscherung<br />

durch Selbständigkeit, Verbindung lage. Fort- und Weiterbildungen unter-<br />

von Teilzeit-Festanstellung und Freiberufschiedlichster Art bis hin zur Entwicklung<br />

lichkeit, Weiterentwicklung von Professio- weiterer beruflicher ldentitäten sollten uns<br />

nalität , Etablierung am Supervisionsmarkt während der nun folgenden Jahren in An-<br />

beschäftigten uns sehr. Wir gründeten zuspruch nehmen. Die regelmäßige Teilnahnächst<br />

eine Arbeitsgemeinschaft und me an Balintgruppen und Kontrollsupervi-<br />

schon bald eine Praxisgemeinschaft. sionen gehörten von Beginn an zu unseren<br />

2/2007 DGSv aktuell 9


selbsWerständlichen fachlichen Standards. vision und Mediation") erweitern unsere chem Engagement nehmen wir Einfluss<br />

Wir erprobten, evaluierten und eta- Kontakte zu Berufskolleg/innen. Ein Netz- auf die Entwicklung des Berufsverbandes<br />

blierten demokratische Besprechungswerk wird sichtbar. Wir entwickeln unse- speziell in seiner Gestalt der Regionalstrukturen<br />

nach innen und außen. Wir dere Homepage.<br />

gruppe Rhein-Main.<br />

finierten und verteilten Verantwortlichkei- lm Laufe der Jahre etablieren sich im In- Zweimal bestritten wir einen Umzug.<br />

ten untereinander und verfolgten dabei die nern ausgeprägte Rituale: Da gibt es die be- Wir sind froh, eine handwerklich begabte<br />

ldee der Rotation und des Ausgleichs von sonderen Geburtstagsfeiern und ein spe- Kollegin unter uns zu haben. Unser Ver-<br />

Geben und Nehmen. Gleichwohl entwizielles Verfahren zum Beschaffen und Überhältnis zur Technik und ihren Tücken ist<br />

ckelten sich bereits jetzt unterschiedliche reichen der Geschenke; das jährliche Weih- ambivalent. Wir danken verwandten und<br />

Vodieben, Rollen und Zuständigkeiten. Der nachtsessen wird bereits im September ver- befreundeten Männern und Frauen für ih-<br />

erste gemeinsame Flyer entstand. Wir beabredet und das Auspacken der Päckchen re hilf reiche Unterstützung.<br />

gannen uns als ,,Wir" zu fühlen. Der ist ein ,,heiliger" Vorgang. Hin und wieder Seit wir vor 5 Jahren unser 10-jähriges<br />

,,Markt" wurde auf uns aufmerksam... ein Betriebsausflug lässt die Kommunikation Jubiläum zusammen mit ausgewählten,<br />

wieder geschmeidig sein. Unsere Klausur- sehr geschätzten Kolleg/innen, Freundln-<br />

Unsere ,,Gestalt"<br />

tage und Arbeitstreffen werden mit größter nen und unseren Familien feierten, den-<br />

Der professionelle Rahmen steht jetzt, die Ernsthaftigkeit und Sorgfalt geplant und ken wir, dass dieses Fest mit all seiner uns<br />

Spielregeln sind soweit geklät1. Die Praxis- durchgeführt. Unser Humor; teils kreativer, entgegengebrachten Anerkennung und<br />

organisationstreffen finden monatlich und manchmal auch schwarzer Natur, verhilft Wertschätzung, mit unserem Spaß, uns<br />

die kollegialen Supervisionen regelmäßig uns zu köstlicher Selbstironie und viel La- selber mit eigenen Beiträgen auf den Arm<br />

alle 2-3 Wochen statt. Zusammenarbeit chen. Wir können gut miteinander feiern zu nehmen, nur schwer zu toppen ist.<br />

in Untergruppen zu inhaltlich-themati- und viel Spaß zusammen haben. Was spielt<br />

schen Anliegen, punktuelle gemeinsame es da noch für eine Rolle, dass wir der Em- Differenzierung (,,stürmische<br />

Akquisition, hin und wieder auch Koopepathie und dem Bedürfnis nach Harmonie Zeiten")<br />

rationen innerhalb bestimmter Institutio- so manches Mal die Aggression und Aus- lndividuelle lebensgeschichtliche Situationen<br />

entwickeln sich nach Bedarf. Unser jeeinandersetzung opfern?<br />

nen wie Kindererziehung, Hochzeiten,<br />

weils für 6 - 12 Monate gültiges Raumbe- Konkurrenz ist lange kein offizielles Scheidungen, Verlust der Eltern oder Verlegungsverfahren<br />

erinnert zunehmend an Thema. Wir versuchen, es mit Transparenz sorgung alter Eltern, eigene Erkrankungen<br />

Stundenplankoordinationen in Schulen. über Anfragen und Vorstellungstermine und Genesungen, Alterwerden nahmen<br />

Unser Übergabe-Buch enthält zahlreiche nicht virulent werden zu lassen. lndirekt und nehmen Einfluss auf unseren Prozess.<br />

kostbare, durchaus kabarettistisch ver- erscheint es, wenn eine mehr und die an- Desgleichen die unterschiedlichen<br />

wertbare Beiträge.<br />

dere mal weniger Anfragen/Aufträge hat. fachlichen Ausrichtungen, was die Erar-<br />

Zugehörigkeitswünsche und Bedürf- Oder wenn wir untereinander eine bebeitung,,zweiter beruflicher Standbeine"<br />

nisse nach Autonomie werden balanciert, stimmte Kollegin weiterempfehlen und betrifft (2. B. Organisationsentwicklung,<br />

mal mehr, mal weniger offen kommuni- nicht alle. Zufälligerweise brachten einige Atempädagogik/-therapie, Systemische<br />

ziert. Sie beziehen sich sowohl auf den von uns zu Beginn quasi als ,,Mitgift" ein (Familien-)Therapie, Paartherapie, Aufstel-<br />

professionellen Teil unserer Praxisgemein- räumliches und feldbezogenes,,Einzugslungsarbeit,<br />

Mediation, Konfliktklärung,<br />

schaft als auch auf etliche private Berühgebiet" mit, mittlerweile verwischen sich Transaktionsanalyse) oder Fori- und<br />

rungspunkte und Verbindungen. Als die ,,Grenzen". Aufträge, die als allge- Weiterbildungen in Sachen Supervision.<br />

müssten wir Nähe und Distanz immer wiemeine Anfragen in der Praxis eingehen, Ein hohes Maß an Toleranz, Wertschätder<br />

erneut auspendeln, kommen wieder- werden nach bestimmten Kriterien verzung, Vertrauen in die eigenen und die<br />

holt Zeiten, in denen wir auf mehr Abteilt: welche Anliegen und Wünsche bein- Kompetenzen der Kolleginnen sowie die<br />

stand bedacht sind. Dann reduzieren wir haltet die Anfrage, wer kann das gut be- ldentifikation mit der Praxisgemeinschaft<br />

die gemeinsamen Freizeitkontakte auf ein dienen, wer hat die entsprechende Kapa- helfen uns, den ,,Schulenstreit" konstruk-<br />

Minimum und versammeln uns eher lustzität frei oder möchte unbedingt oder tiv zu führen, die Unterschiedlichkeiten zu<br />

los zu unseren Besprechungen. Die eine auch nicht in diesem Feld tätig sein? Wett- nutzen, zu integrieren oder eben auch<br />

oder andere sucht sich für spezielle Probewerb als energetisierender Prozess ... nebeneinander stehen zu lassen.<br />

jekte beruf liche Kooperationspartner/in- Den von der DGSv angestoßenen Pro- Als sich bei uns untereinander neue Vanen<br />

außerhalb der Praxis. Wir muten einzess des Qualitätsentwicklungs-Nachweirianten<br />

an Konfliktdynamiken einstellten<br />

ander zu, damit klar zu kommen. ses durch festgelegte Verfahren nutzen und wir den Ursachen nachgingen, fanden<br />

Selbst organisierte gemeinsame kolle- wir nach zunächst kontroversen Diskus- wir heraus, dass wir alle 5 innerhalb elner<br />

giale Fortbildungen (2. B. ,,Aufstellungen sionen dann doch für die eigene profes- sozialpädagogischen Institution superviso-<br />

in der Supervision") oder auch Fortbilsionelle Weiterentwicklung. Zu unterrisch tätig waren. Diese Arbeit mit verschiedungen<br />

mit ReferenVinnen (2. B. ,,Superschiedlichen Zeiten und mit unterschiedli- denen Teams, Personen und Hierarchieebe-<br />

10 DGSv aktuell 2/2007


nen sowie die Behandlung zum Teil hoch eskalierter<br />

Konflikte stellte sich im Vergleich<br />

zum sonst vertrauten Alltagsgeschäft als<br />

eine Herausforderung besonderer Art dar.<br />

So fuhren wir zu einem externen Supervisor<br />

nach Köln, um uns einem Prozess der<br />

Selbstthematisierung zu unterziehen. Einige<br />

euphorisch, andere mehr bedrückt,<br />

nahmen wir unsere Erkenntnisse und die<br />

an uns selbst gestellten Arbeitsaufträge mit<br />

nach Hause. ln der Folgezeit vermieden wir<br />

es eher, uns ernsthaft damit auseinander<br />

zu setzen. Personenbezogene und teambezogene<br />

Konflikte sowie die unterschiedlichen<br />

Sichtweisen derselben beutelten<br />

und lähmten uns zugleich; unser<br />

interner Entwicklungsprozess stagnierte ...<br />

bis wir uns klar machten, was auf dem<br />

Spiel stand und die Konflikte endlich aktiv<br />

*{} $v-Pnc: j*kt*<br />

und konstruktiv sowohl in 2er- als auch in Schiff zu unternehmen.<br />

5er-Gesprächen angingen.<br />

Blick nach vorn<br />

Wir polieren unser Praxisschild neu und<br />

erweitern unsere Angebotspalette um<br />

Seit der eingangs erwähnten Klausurtagung<br />

ist uns erneut bewusst: Wir sind ein<br />

,,Coaching für Praxisgemeinschaften".<br />

individuations-förderndes Team mit Zu- Wer Lust bekommen hat, sich mit uns in<br />

kunft und nützen unsere Unterschiedlich- Verbindung zu setzen, der/die möge uns<br />

keiten als Quelle der Kreativität. Ausge- schreiben, anrufen oder mailen; wir freutragene<br />

Aggressivität fördert Bindung.<br />

Lust und Neugierde auf gemeinsames Tun<br />

en uns über jede Art von Resonanz!<br />

sind wieder spürbar. Jedes Mitglied hat ei- Konfakt:<br />

nen guten Platz. Ein konkretes Ergebnis<br />

unserer Selbst-Supervision ist dieser Arti-<br />

i n fo@supervisionspraxis-darmstadl de<br />

kel, ein weiteres die ldee, mit anderen Pra- Ko//eginnen Vera Dt etl -K.rüger, Barbara<br />

xisgemeinschaften einen Tag des Austau- Oest.qan.j ae'b, l\r'",;. [deltrud SchaL/e,<br />

sches zu veranstalten und schließlich das, irmfraud Slebenetchnel Ortrud Storke/anlässlich<br />

unseres 1 5jährigen Geburtsta- / rnn !r rnen;i

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