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Organdurchblutung (allgemeines Strömungsgesetz) V ...

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PD Dr. Theodor Stemper - Vorlesung: Sportbiologische Grundlagen II (Sportphysiologie)<br />

<strong>Organdurchblutung</strong> (<strong>allgemeines</strong> <strong>Strömungsgesetz</strong>)<br />

V = Stromzeitvolumen bzw. Stromstärke (Blutvolumen ?V / Zeiteinheit ?t; ml/s)<br />

pA – pV ?p Druckdifferenz (arteriell-venös)<br />

V = ----------- = ------- -------------------------- (analog OHMsches Gesetz)<br />

R R Strömungswiderstand<br />

(durch Reibung von Flüssigkeiten aneinander)<br />

R abhängig von:<br />

• Abmessung des Gefäßes (Länge> l; Radius> r; Querschnitt> r² x p )<br />

• Viskosität („Zähigkeit“) des Blutes> ? (eta)<br />

• Art der Strömung (laminar, turbulent)<br />

8 x l x ?<br />

R = ------------ (NB: r in 4. Potenz> kleiner Querschnitt, hoher Widerstand)<br />

r 4 x p


PD Dr. Theodor Stemper - Vorlesung: Sportbiologische Grundlagen II (Sportphysiologie)<br />

R eingesetzt in <strong>allgemeines</strong> <strong>Strömungsgesetz</strong> (Multiplikation mit Kehrwert)<br />

ergibt das HAGEN-POISEUILLE-Gesetz (HPG)<br />

?p x r 4 x p<br />

V = ----------------<br />

8 x l x ?<br />

Merke:<br />

• V umso größer, je kleiner R und je größer ?p<br />

• HPG gibt nur Näherungswerte, da es<br />

für starre Röhren, homogene Flüssigkeiten, stationäre und laminare<br />

Strömung sowie benetzbare Gefäßwände gilt.<br />

Nur die letzten beiden Bedingungen treffen zu.<br />

• Einzelne Gefäßabschnitte müssen pro Zeiteinheit vom gleichen Volumen<br />

durchströmt werden, d.h. V = v (m/s) x Q (cm²) bzw.:<br />

Stromzeitvolumen = Strömungsgeschwindigkeit x Gesamt-Gefäßquerschnitt<br />

vgl.: v in Aorta 40-70 cm/s; Kapillaren 0,5-1,0 mm/s; Vene: 10 cm /s<br />

Grund: Der Gesamtquerschnitt in den Kapillaren ist bei weitem am größten, v und Q verhalten<br />

sich umgekehrt proportional


PD Dr. Theodor Stemper - Vorlesung: Sportbiologische Grundlagen II (Sportphysiologie)<br />

Beeinflussung des Pulsschlages:<br />

• Tagesperiodik (Puls morgens am niedrigsten)<br />

• Atmung (Puls beim einatmen höher)<br />

• Körperhaltung (Puls im Stehen am höchsten, im Liegen am niedrigsten)<br />

• psychische und physische Belastung<br />

• Trainingszustand<br />

Herzfrequenz:<br />

empfindlicher Indikator für Veränderungen im vegetativen Nervensystem<br />

Vorstartzustand: erhöhte psychische Beanspruchung<br />

Ab einer Belastung von 50-70% werden psychische Faktoren<br />

zurückgedrängt, Herzfrequenz wird nur noch von der körperlichen Leistung<br />

bestimmt<br />

Schlaf: Schongang, Herzfrequenz fällt ab (Parasympathicus)


PD Dr. Theodor Stemper - Vorlesung: Sportbiologische Grundlagen II (Sportphysiologie)<br />

Kreislaufzentrum im verlängerten Mark und im Zwischenhirn,<br />

zuständig für:<br />

• Nervenimpulse über den Nervus Sympathicus zum Sinusknoten<br />

• Temperaturregulation<br />

• hormonelle Steuerung<br />

• affektive Momente (Aggression, Lust, Unlust)<br />

Nebennierenmark:<br />

Adrenalinausschüttung, Herzaktivierung über die Blutbahn<br />

Wechselspiel von<br />

Sympathicus („überschiessen“) und Parasympathicus („zurückhalten“)<br />

• Halten sich gegenseitig im Gleichgewicht, tags mehr Sympathicus, nachts<br />

mehr Parasympathicus<br />

• Akute Reizung des N. Parasympathicus kann Kreislaufzusammenbruch<br />

hervorrufen


PD Dr. Theodor Stemper - Vorlesung: Sportbiologische Grundlagen II (Sportphysiologie)<br />

Ruhepulsänderungen durch Alter und Training<br />

Puls und Alter:<br />

Ruhe- und Leistungsfrequenzen nehmen im Alter ab (Max.-Puls: 220-Alter)<br />

Ausdauertraining:<br />

Ruheherzfrequenz nimmt ab, daher grober Indikator für Trainingszustand<br />

Puls und Trainingsbelastung:<br />

Dauerleistungsgrenze –DLG- (ca. 130 S/min):<br />

Ruhefrequenz kann bei Belastungen unterhalb der sogenannten DLG gesenkt<br />

werden, jedoch keine Veränderung des Herzvolumens – funktionelle<br />

Anpassung!<br />

Trainingsreize bei 150-180 S/min:<br />

Weiteres Senken der Ruhefrequenz, zusätzlich signifikanter Anstieg des<br />

Herzvolumens, also Adaption des Herzens (der Herzgröße)


PD Dr. Theodor Stemper - Vorlesung: Sportbiologische Grundlagen II (Sportphysiologie)<br />

Antrieb der Herzfrequenz<br />

Körperliche Belastung: Sauerstoffverbrauch des Organismus steigt, d.h.<br />

erhöhte Transportkapazität benötigt, Herzminutenvolumen (HMV) muss<br />

ansteigen:<br />

HMV = Schlagvolumen x Herzfrequenz (HMV = SV x Hf)<br />

Sportler mit grossem Herzen: bei gleicher Leistung geringere Frequenz als<br />

Untrainierte<br />

Bei körperlicher Belastung steigt die Herzfrequenz steil an (Sympathicotonus)<br />

Herzfrequenz meist proportional der Belastung und der<br />

Sauerstoffaufnahme<br />

• Bei Armarbeit ist die Herzfrequenz höher als bei Beinarbeit!<br />

• Bei sehr schwerer Arbeit erhöht sich die arterio-venöse<br />

Sauerstoffdifferenz


PD Dr. Theodor Stemper - Vorlesung: Sportbiologische Grundlagen II (Sportphysiologie)<br />

Das Herz stellt sich auf Belastungen ein und reagiert schnell, steiler<br />

Frequenzanstieg<br />

Bis zur Einstellung der optimalen Herzfrequenz dauert es ca. 30 Sekunden<br />

Im steady state nimmt die normalerweise vorhandene Pulsarrhythmie ab<br />

Maximale Herzfrequenz<br />

Maximale Frequenz im Mittel: 220 minus Lebensalter (Streuung jedoch sehr gross)<br />

Pulsfrequenz über 200 trägt nicht zur Vergrösserung des HMV bei, da aufgrund der<br />

kurzen Füllungsphase das Auswurfvolumen sinkt<br />

Geschlechtsspezifische Unterschiede<br />

Frauen haben bei gleicher Belastung einen höheren Puls (etwa 10-15 S/min mehr)<br />

Bei Kindern keine spezifischen Unterschiede, Signifikanz erst ab 12-14 Jahren


PD Dr. Theodor Stemper - Vorlesung: Sportbiologische Grundlagen II (Sportphysiologie)<br />

Herzfrequenz bei 100-120 S/min (ca. 50 über Ruhe):<br />

• Aufbau- und Abbauvorgänge halten sich die Waage, mögliche Belastung bis zu 8 Stunden<br />

• „Steady state“: Sauerstoffdauerleistungsgrenze, Puls 120-130<br />

Pulsfrequenz oberhalb der Dauerleistungsgrenze:<br />

• zunehmende Ermüdung, Pulsfrequenz steigt kontinuierlich an (oft nur minimal),<br />

• Anstieg gegen Ende jedoch flacher; je länger eine Belastung dauert, desto geringer<br />

der Anstieg der Herzfrequenz<br />

aerobe Schwelle: Lactatspiegel von ca. 2mmol/l Blut, Puls 130-140 (150)<br />

anaerobe Schwelle: Lactatspiegel bei ca. 4mmol/l Blut, Puls 160-180<br />

(Frequenz in der Sportpraxis höher)<br />

Belastung im aeroben Bereich (bis max. ca. 160 S/min) < 3h<br />

Belastung im anaeroben Bereich (mind. ca. 160 S/min) < 1h<br />

statische Belastung: bis zum steady state<br />

dynamische Belastung: bis zur Höchstleistung


PD Dr. Theodor Stemper - Vorlesung: Sportbiologische Grundlagen II (Sportphysiologie)<br />

Statische Belastung und Herzfrequenz<br />

• Bei lokaler statischer Belastung ist die Herzfrequenz von Haltedauer und<br />

Krafteinsatz abhängig<br />

• 130 S/min werden kaum überschritten; Herzfrequenz ist weitgehend<br />

unabhängig von der eingesetzten Muskelmasse<br />

Dynamische Belastung und Herzfrequenz<br />

Leistungssport:<br />

teilweise sehr hohe Herzfrequenzen (z.B. 5000m über 14min: 190S/min)<br />

Herzfrequenz in Spielsportarten meist niedriger<br />

• Profifussball (90min): 150 S/min im Durchschnitt<br />

• Handball: 160-180 S/min im Durchschnitt<br />

• Tennis: 140-150 S/min im Durchschnitt<br />

• Skiabfahrtsrennen: bis 200 S/min<br />

Schulsport:<br />

sowohl statische als auch dynamische Belastungsformen; Bei den Schülern<br />

treten zum Teil sehr hohe Unterschiede in der Herzfrequenz auf.


PD Dr. Theodor Stemper - Vorlesung: Sportbiologische Grundlagen II (Sportphysiologie)<br />

Herzminutenvolumen (HMV)<br />

• Herz = Pumpe; versorgt einzelne Organe mit ausreichendem Blutangebot<br />

• HMV = das pro Minute ausgeworfene Volumen<br />

= Schlagvolumen x Herzfrequenz (SV x Hf)<br />

• Ruhe = 80 ccm (ml) x 70 S/min = 5,6 l pro Minute<br />

• Belastung= 120 ccm (ml) x 150 S/min = 18,0 l pro Minute<br />

HMV muss unter körperlicher Belastung ansteigen<br />

• Schlagvolumen nimmt zu Beginn einer Belastung um 20-30% zu, dann relativ konstant<br />

• Herzfrequenz im Stehen höher als im Liegen (da Füllung des Herzens 20-30% geringer)<br />

• Je kleiner das Herz ist, desto geringer das Schlagvolumen (dann Herzfrequenz höher!)<br />

• Unter Höchstbelastung von über 180 S/min:<br />

Schlagvolumen kann abnehmen aufgrund von verkürzter Füllungsphase<br />

Maximales Schlagvolumen entspricht etwa 1/6 des Herzgesamtvolumens<br />

Ausdauertraining:<br />

Grösse des Herzens nimmt zu; auch das Füllungsvermögen nimmt zu<br />

Hochtrainierte Ausdauerathleten:<br />

max. HMV bis zu 40 Liter, max. Schlagvolumen bis zu 200ml

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